Der (ehemalige) Schlesische Bahnhof in Berlin heißt heute wieder Ostbahnhof. Er hat seinen Namen so oft wie kein anderer Berliner Bahnhof in der Geschichte gewechselt und ist nicht zu verwechseln mit dem ursprünglichen Ostbahnhof.


Im Jahre 1842 wurde er mit dem Namen Frankfurter Bahnhof als westlicher Endpunkt der Frankfurter Eisenbahn (nach Frankfurt (Oder)) eröffnet. Diesen Namen behielt er bis 1881, als er im Zuge der Fusion der Frankfurter Bahn mit der Märkisch-Niederschlesischen Eisenbahn in Schlesischer Bahnhof umbenannt wurde.
Durch den Bau der Berliner Stadtbahn 1882 wurde aus dem ursprünglichen Kopfbahnhof der heute noch bestehende Durchgangsbahnhof. Während der Bauarbeiten wurde der Personenverkehr der Frankfurter Bahn und der Märkisch-Niederschlesischen Eisenbahn in den Ostbahnhof einige hundert Meter nördlich am Cüstriner Platz (heute: Franz-Mehring-Platz) umgeleitet, der dann nach Wiedereröffnung des Schlesischen Bahnhofs geschlossen wurde. 1950 erfolgte die Umbenennung des Schlesischen Bahnhofs in Ostbahnhof, um den Bezug zu den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach der Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze seitens der DDR 1952 aufzugeben. Ein anderes Beispiel einer solchen Umbenennung ist die vom Stettiner Bahnhof in Nordbahnhof.
Der Name Ostbahnhof hielt dann bis zum Jahre 1987 als die DDR den Bahnhof (im krassen Widerspruch zu seinem Verkehrsaufkommen) in Hauptbahnhof umbenannte. 1998 erfolgten die bis heute letzte Umbenennung zurück in Ostbahnhof und ein nach nur 10 Jahren erneuter Umbau des Bahnhofs. Die heutige verschlimmbesserte Fassadengestaltung mit unsichtbarer Bahnhofsbezeichnung und die Übernahme des an DDR-Standards orientierten Verkehrsanbindungskonzeptes erschleißen dem einsigen Hauptstadt-Bahnhof keine guten Zukunftsaussichten.
Der Bahnhof hat neun Bahnsteiggleise, davon vier für die S-Bahn, und zwei weitere Durchgangsgleise ohne Bahnsteig. Im Zeitraum der Sanierung des Stadtbahnviaduktes wurden die Bahnsteige der Fernbahn verlängert und das östliche Gleisvorfeld völlig umgestaltet.
Ferner gab es seit 1903 direkt nördlich an den Schlesischen Bahnhof anschließend den sogenannten Wriezener Bahnsteig, seit 1924 Wriezener Bahnhof, für die Personenzüge Richtung Wriezen. Der Bahnhof wurde zum 31. Dezember 1949 für den Personenverkehr geschlossen und fortan nur noch für den Postverkehr genutzt.
Der südöstlich des Ostbahnhofs liegende Ostgüterbahnhof wurde 2003 abgerissen. Südlich des Ostbahnhofs befindet sich außerdem der ehemalige Postbahnhof, dessen Halle erhalten ist und heute für Ausstellungen, als Club, sowie für Konzerte genutzt wird.
Die zwischenzeitliche Bedeutung des Bahnhofes ist auch heute noch im Kürzel erkennbar: Im bahnamtlichen Betriebsstellenverzeichnis wird Berlin-Ostbahnhof als BHF (Berlin-Hauptbahnhof) geführt [1].
Literatur
- Joachim Seyppel: Schlesischer Bahnhof, Erinnerungen, Herbig Verlagsbuchhandlung, München 1998 (ISBN 3776620536)