Kritik an Facebook

Überblick über die Kontroversen um das soziale Netzwerk Facebook
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Facebook ist eine Website zur Bildung und Unterhaltung sozialer Netzwerke, die der Firma Facebook Inc. mit Sitz im kalifornischen Palo Alto gehört. Größte Anteilseigner sind Mark Zuckerberg (30 %), Peter Thiel (7 Prozent), Digital Sky Technologies (6,9 Prozent)[1] und Microsoft (1,6 Prozent). Am 5. Februar 2010, zum sechsten Geburtstag der Website, hatte die Plattform nach eigenen Angaben 400 Millionen aktive Nutzer weltweit.[2]

Kritik an Facebook
Gemeinschaftsportal bzw. Online-Kontaktnetzwerk (siehe Soziale Software)
Sprachen 70 Sprachversionen (darunter Deutsch)
(Stand: 23. Oktober 2009)
Betreiber Facebook Inc.
Redaktion Mark Zuckerberg,
Dustin Moskovitz (Mitgründer),
Chris Hughes (Mitgründer)
Online Februar 2004
http://www.facebook.com
Der Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg

Verbraucherzentrale und Verbraucherschutzministerium raten aus Datenschutzgründen von einer Nutzung ab.[3]

Geschichte

Mark Zuckerberg entwickelte gemeinsam mit den Studenten Eduardo Saverin, Dustin Moskovitz und Chris Hughes Facebook im Februar 2004 an der Harvard University ursprünglich nur für die dortigen Studenten. Später wurde die Website für Studenten in den Vereinigten Staaten freigegeben. Weitere Expansionsschritte dehnten die Anmeldemöglichkeit auch auf High Schools und auf Firmenmitarbeiter aus. Im September 2006 konnten sich auch Studenten an ausländischen Hochschulen anmelden. Im Frühjahr 2008 wurde die Website in den Sprachen Deutsch, Spanisch und Französisch angeboten,[4] ab zweitem Quartal 2008 folgten weitere Sprachen, so dass heute 70 Lokalisierungen angeboten werden.

Funktionen

Jeder Benutzer verfügt über eine Profilseite, auf der er sich vorstellen und Fotos oder Videos hochladen kann. Auf der Pinnwand des Profils können Besucher öffentlich sichtbare Nachrichten hinterlassen oder Notizen/Blogs veröffentlicht werden. Alternativ zu öffentlichen Nachrichten können sich Benutzer persönliche Nachrichten schicken oder chatten. Freunde können zu Gruppen und Events eingeladen werden. Facebook verfügt zudem über einen Marktplatz, auf dem Benutzer Kleinanzeigen aufgeben und einsehen können. Durch eine Beobachtungsliste wird man über Neuigkeiten, z. B. neue Pinnwandeinträge auf den Profilseiten von Freunden informiert. Die Benutzer auf Facebook sind in Universitäts-, Schul-, Arbeitsplatz- und Regionsnetzwerke eingeteilt.

Applikationen

Das Unternehmen öffnete im Mai 2007 seine Plattform für Anwendungen von Drittanbietern. Entwicklern steht über die Facebook Platform eine Programmierschnittstelle (API) zur Verfügung, mit der sie Programme schreiben können, die sich dem Design von Facebook anpassen und nach Erlaubnis der Nutzer auf deren Daten zugreifen können.[5] Facebook-Mitglieder können die angebotenen Programme in ihre Profilseiten integrieren. Die Bandbreite umfasst Spiele und andere Kommunikationsanwendungen. Nach Unternehmensangaben waren im Oktober 2009 mehr als 350.000 Applikationen verfügbar.[6] Allerdings erreicht nur ein kleiner Teil davon mehr als 100.000 Nutzer im Monat. Mit über 75 Mio. aktiven Nutzern[7] ist das Onlinespiel FarmVille die derzeit beliebteste Facebook-Applikation.

Beobachter bewerten die Öffnung der Plattform als wichtigen Schritt, um die Attraktivität von Facebook zu erhöhen und damit die Nutzerzahl zu steigern.[8] Allerdings wuchs das Angebot derart rasant, dass Nutzer über die Unübersichtlichtlichkeit klagten. Einige Applikationen sind vor allem darauf ausgelegt, sich möglichst schnell zu verbreiten. Das Unternehmen geht mittlerweile gegen Application Spam vor, indem es im Rahmen eines sogenannten Verification Program vertrauenswürdige und sichere Anwendungen besser platziert und ihnen ein entsprechendes Logo verleiht.[9]

Connect

Mit Facebook Connect bietet das Unternehmen eine Einmalanmeldung-Lösung an. Registrierte Nutzer können über diese Funktion ihre Anmeldedaten auf anderen Websites verwenden, ohne sich dort registrieren zu müssen. In bestimmten Fällen ist zudem möglich, Inhalte wie das Profil, Fotos, Kontaktlisten und Kommentare mitzunehmen. Im Gegenzug zeigt Facebook Aktivitäten in den jeweiligen Portalen in seinem eigenen Angebot an, so dass die Freunde eines Mitglieds diese sehen können.[10]

Nach einer Testphase ging der Anmeldedienst im Dezember 2008 an den Start. Mittlerweile unterstützen ihn nach Unternehmensangaben mehr als 240.000 Websites und Geräte, mehr als 60 Millionen Nutzer greifen jeden Monat darauf zu.[11] Unter den Kooperationspartnern sind namhafte Unternehmen wie Yahoo, Lufthansa, die Washington Post oder in Deutschland das Online-Portal Bild.de.[12]

Auch mehrere Spielkonsolen verwenden den Anmeldedienst. Nutzer der mobilen Konsole Nintendo DSi können beispielsweise mit der integrierten Kamera gemachte Bilder auf Facebook hochladen. Die Xbox 360 erlaubt seit einem Update den direkten Zugriff auf das Netzwerk. Mit der PlayStation 3 können Spieler Transaktionen im PlayStation-Store und neu erhaltene Trophäen auf der persönlichen Facebook-Seite anzeigen lassen.

Im Rahmen der f8-Entwicklerkonferenz 2010 hat Facebook verschiedene sogenannte „Social Plugins“ („soziale Erweiterungen“) zur Anbindung an externe Webseiten eingeführt.[13]

Mobil

Spezielle Facebook-Clients sind mittlerweile für verschiedene mobile Plattformen verfügbar (BlackBerry, Apple iPhone/iPod touch, das Nokia-Smartphone-Betriebssystem S60, Android, Palm Pre etc.). Außerdem gibt es zwei mobile Portale für mobile Browser mit und ohne Touchscreen-Unterstützung.[14]

Technik

Facebook betreibt in seinen Rechenzentren CentOS-Server – früher mit Apache, heute mit einer eigenen, etwas schnelleren HTTP-Server-Software –, sowie mit PHP und einem selbstentwickelten Datenbanksystem namens Cassandra. Zahlreiche Eigenentwicklungen aus der Installation werden als freie Software veröffentlicht: die Datenbank Cassandra, HipHop, Tornado, Thrift, Scribe …[15] Als „Gold“-Sponsor des Apache-Projektes fördert Facebook die freie Software auch finanziell mit 40.000 US-Dollar jährlich.

Statistik

Laut einer Pressemeldung von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hatte die Website zum sechsjährigen Geburtstag der Plattform am 5. Februar 2010 die 400-Millionen-User-Grenze überschritten und ist laut comScore die am häufigsten besuchte Kontaktwebsite.[16] 2008 wurde Facebook in über 75 Sprachen angeboten. Monatlich werden drei Milliarden Bilder und zehn Millionen Videos hochgeladen. Die meisten Nutzer stammen dabei aus den Vereinigten Staaten und sind jünger als 25 Jahre.[17] In Deutschland hat Facebook 8,6 Millionen Mitglieder. 59 Prozent der deutschen Nutzer sind zwischen 18 und 34 Jahren alt, die Männer sind mit 49 Prozent knapp schwächer vertreten als die Frauen mit 51 Prozent.[18] In der Schweiz hat Facebook derzeit 2,1 Millionen aktive Nutzer, die Männer sind mit 51 Prozent leicht stärker vertreten gegenüber den Frauen mit 49%. Der Anteil der 18 bis 34 jährigen Benutzer liegt bei rund 55 Prozent.[19] In Österreich liegt die Nutzerzahl bei 1,9 Millionen, der Frauenanteil beträgt 51 Prozent zu 49 Prozent Männeranteil, die Altersgruppe 18 bis 34 Jahre beträgt rund 57 Prozent.[20] Damit nutzen in Deutschland 10, in der Schweiz 28 und in Österreich 24 Prozent der Bevölkerung die Plattform.[21] Jeff Rothschild gab in einer Präsentation Anfang Oktober 2009 bekannt, dass die Infrastruktur von Facebook aus 30.000 Servern bestehe.[22]

Wirtschaftliche Lage

Facebook hat nach der Gründung im Jahr 2004 in mehreren Runden rund 740 Millionen Dollar Kapital zur Finanzierung erhalten. Mittlerweile erzielt das Unternehmen zwar einen geschätzten Umsatz zwischen 150 und 300 Millionen Dollar pro Jahr, arbeitet aber angesichts hoher Kosten für die Expansion nicht profitabel. Ein tragfähiges Geschäftsmodell hat das Unternehmen trotz seiner großen Nutzerbasis noch nicht entwickelt, es experimentiert mit verschiedenen Formen von Werbung. Der geschätzte Marktwert wird sehr unterschiedlich zwischen 2 und 15 Milliarden Dollar bewertet.[23][24] 2009 wurde in Hamburg die erste Deutschland-Filiale eröffnet, um die Zusammenarbeit von Marken und Unternehmen mit Kunden oder Fans auf Facebook zu verbessern.

Geschäftsmodell

Facebook hat noch kein kostendeckendes Geschäftsmodell entwickelt und legt nach eigenen Angaben derzeit Priorität auf Wachstum. Die Nutzung ist für Mitglieder kostenlos, Einnahmen soll vor allem das Werbegeschäft bringen. Derzeit experimentiere man mit verschiedenen Modellen, beispielsweise personalisierter Werbung (Targeting) und Empfehlungsmarketing, sagte Firmenchef Mark Zuckerberg im Oktober 2008. Erst in drei Jahren müsse man das „optimale Modell“ gefunden haben.[25]

Kennzahlen

Da die Firma nicht börsennotiert ist und nur eingeschränkten Publikationspflichten unterliegt, sind keine genauen Geschäftszahlen bekannt. 2008 lag der Umsatz laut dem amerikanischen Fachblog TechCrunch bei 280 Millionen Dollar, 2009 erwartet das Unternehmen bis zu 550 Millionen Dollar.[26] Dem stehen hohe Ausgaben gegenüber, nicht zuletzt durch den enormen Zustrom an neuen Benutzern, der einen massiven Ausbau der Infrastruktur erfordert. TechCrunch schätzt die Ausgaben auf „mehrere hundert Millionen Dollar“ pro Jahr, um allein den Betrieb aufrechtzuerhalten.[27] Nach Aussage von Facebook-Chef Zuckerberg ist das Nettoergebnis ohne außergewöhnliche Kosten, Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in den vergangenen fünf Quartalen trotzdem positiv ausgefallen. Er erwartet zudem, dass das Unternehmen im Jahr 2010 einen positiven Geldfluss erzielen wird.[24]

Finanzierung

Facebook hat in mehreren Runden rund 740 Millionen Dollar Kapital eingesammelt. Der erste Investor war der Internet-Unternehmer Peter Thiel. Auch der Softwarekonzern Microsoft hat sich an dem Unternehmen beteiligt, die russische Investment-Firma Digital Sky Technologies schoss rund 400 Millionen Dollar hinzu. Mehrere Konzerne, darunter Yahoo! und Viacom, versuchten, Facebook vollständig zu übernehmen, die Gründer lehnten jedoch alle Angebote ab.[28]

Finanzierungsrunden
Datum Investor Summe
Juni 2004 Peter Thiel 100.000 Dollar
Mai 2005 Accel Partners (Investmentfirma) 12,7 Mio. Dollar
April 2006 Konsortium geführt von Greylock Partners (Investmentfirma) 27,5 Mio. Dollar[29]
Oktober 2007 Microsoft 240 Mio. Dollar
November 2007 Li-ka Shing (Geschäftsmann aus Hongkong) 60 Mio. Dollar
Mai bis Dezember 2009 Digital Sky Technologies 400 Mio. Dollar[30][31]

Mit der Einführung einer neuen Aktienstruktur – die den bisherigen Anteilseignern mehr Kontrolle sichert – hat das Unternehmen einen möglichen Börsengang vorbereitet.[32] Investoren schlossen den Gang an die Börse aber für das Jahr 2010 aus.[33]

Im April 2009 hatte Facebook-Vorstand Sheryl Sandberg angegeben, dass Facebook keinerlei Nutzungsgebühren für die Standarddienste plane. Die Internetseite snopes.com gab an, die im Dezember 2009 aufgekommene gegenteilige Behauptung, Facebook wolle ab Juni 2010 eine monatliche Gebühr in Höhe von 4,99 US-Dollar von jedem Nutzer verlangen, sei ein Hoax und von Cyber-Kriminellen zur Verbreitung von Schadprogrammen durch eine angebliche Protestseite erfunden worden.[34]

Marktwert

Da Facebook nicht börsennotiert ist, kann der Marktwert nur grob anhand mehrerer Faktoren wie Investitionen in die Firma und Umsatz ermittelt werden. Die Bewertung schwankt zwischen 10 und 15 Milliarden Dollar. Am 24. Oktober 2007 erwarb Microsoft für 240 Millionen US-Dollar einen Anteil von 1,6 Prozent. Den daraus resultierenden Wert von 15 Milliarden Dollar hält die New York Times allerdings für zu hoch gegriffen, da Microsoft darüber hinaus Sonderrechte erworben und zudem den Rivalen Google von einer Beteiligung bei Facebook abgehalten habe.[35][36] Bei einer Finanzierungsrunde im Mai 2009 kaufte die russische Firma Digital Sky Technologies für 200 Millionen Dollar 1,96 Prozent der Firma. Daraus resultiert eine Bewertung von 10 Milliarden Dollar.[37]

Kontroversen

Anonyme Registrierung

Auf Facebook ist es möglich, sich mit einer fiktiven Identität anzumelden. Der Nutzer wird jedoch ausdrücklich dazu aufgefordert, sich mit seinem echten Vor- und Nachnamen sowie seinem Geburtsdatum anzumelden. Die Eingabe von zwei Namen (also Vor- und Nachname) ist erforderlich. Zwar findet keine Überprüfung der realen Identität eines Benutzers statt, jedoch löschte Facebook schon mehrmals in automatisierter Form ohne Vorwarnung Profile mit ungewöhnlichen Namen, hinter denen ohne Einzelrecherche unechte Identitäten vermutet wurden.[38] Dadurch wurden auch Profile real existierender Personen gelöscht. Die Veröffentlichung von persönlichen Daten ist den Nutzern freigestellt.

Personalisierte Werbung

Am 7. Oktober 2007 kündigte Facebook an, in allen vorhandenen Nutzerprofilen von mehr als 50 Millionen registrierten Nutzern personalisierte Werbung zuzulassen. Dabei sollen den bislang interessierten 60 Konzernen und Unternehmen persönliche Daten der Nutzer zur Verfügung gestellt werden. Neben Alter, Geschlecht, Hobbys, Wohnort, politischer Überzeugung, Lieblingsbüchern und Lieblingsfilmen umfassen die bereitgestellten Informationen auch den Bildungsstand und Hinweise auf persönliche Beziehungen.

Dagegen wendet sich in den Vereinigten Staaten erste Kritik, wie von Facebook-Nutzer Nate Weiner im Gespräch mit AP: „Was wäre, wenn du ein Buch bei Amazon kaufst, das ‚Der Umgang mit Aids‘ heißt, und jeder einzelne deiner Freunde erfährt davon?“ Denn das Problem ist, dass nun ein Unternehmen immer mehr persönliche, schlecht zu kontrollierende Angaben seiner Kunden (mit deren formeller Erlaubnis) speichert, das aber im Alltag nicht bewusst macht.[39]

Ein Artikel im Guardian vom 14. Januar 2008 kritisierte die Gründer und Besitzer des Unternehmens in zahlreichen Punkten. Unter anderem zeigte er auf, wie die libertäre Gesinnung des Investors Peter Thiel, eines aus Deutschland stammenden Hedgefonds-Managers, einen Einfluss auf die Funktionsweise und Ausrichtung des Unternehmens haben könnte.[40]

Verwertung von Nutzerdaten

Facebook änderte im Februar 2009 die Nutzungsbedingungen (Terms of Service) dahingehend, dass das Unternehmen die Daten von Mitgliedern zeitlich unbegrenzt verwenden durfte – auch nach Löschung bzw. Deaktivierung eines Nutzerkontos. Die Regelung betraf beispielsweise Kommentare, Fotos und Videos.[41] Nach massiven Protesten von Nutzern, Daten- und Verbraucherschützern wurden die Regeln zunächst wieder auf den Stand vor den Änderungen zurückgesetzt.[42] Zudem kündigte das Unternehmen an, in bestimmten Fällen seine Nutzer künftig über Regeländerungen abstimmen zu lassen.[43] Im April 2009 stellte Facebook modifizierte Nutzungsbedingungen zur Abstimmung, in denen Nutzern der Besitz ihrer Informationen zugesichert wird. Eine Mehrheit der Teilnehmer befürwortete die neuen Regeln.[44] Obwohl die Inhalte (z. B. Fotos) im Besitz der Nutzer bleiben, erhält Facebook das Recht, alle Inhalte kommerziell zu nutzen und die Nutzungsrechte an Dritte weiterzugeben.[45] Auch nach der Änderung der Nutzungsbedingungen kommt Facebook immer wieder wegen seiner lockeren Datenverwertung in die Schlagzeilen. So speichert das Unternehmen nach einem Update auf dem Handy Kontaktdaten. Aber auch über eine Suchfunktion, über die Mitglieder die noch nicht gefundenen Freunde auf Facebook mit den Daten aus der E-Mail-Kontaktliste des Mailproviders abgleichen und finden können, werden Daten von Nicht-Mitgliedern dauerhaft und ungefragt gespeichert.[46]

Auswertung/Nutzung durch Nachrichtendienste und Polizei

Die zweite Runde der Anschubfinanzierung (12,7 Millionen US-Dollar) für Facebook kam von der Risikokapitalfirma Accel Partners, in deren Vorstand auch Gilman Louie sitzt, der zugleich CEO von In-Q-Tel ist. Diese Venture Capital Firma wurde 1999 von der CIA gegründet mit dem ausdrücklichen Geschäftszweck die CIA und die anderen US-Geheimdienste mit der neuesten Technologie zu versorgen. Da man zum Ansehen der Stellenangebote auf Facebook eingeloggt sein muss, ist davon auszugehen, dass die vom Nutzer eingestellten Daten vom amerikanischen Geheimdienst ausgewertet werden.[47] Die Nutzungsbedingungen und Privacy Policy sind so formuliert, dass eine derartige Nutzung der Daten gestattet ist.

Der US-Geheimdienst CIA nutzt – als „National Clandestine Service“ – eine Facebook-Gruppe, um Personal anzuwerben.

Mitte 2009 wurde bekannt, dass die iranische Polizei Facebook-Profile benutzt, um bei Verhören den Freundeskreis von Regimegegnern und Demonstranten auszumachen und namentlich zu identifizieren.[48]

Zwangsweise Veröffentlichung von zuvor privaten Nutzerdaten

Im November 2009 veränderte Facebook die Standardeinstellungen zur Privatsphäre. Die Voreinstellungen sind nun so, dass möglichst viele Informationen öffentlich sichtbar sind. Darüber hinaus sind bestimmte Informationen, darunter Name, Profilfoto, Freunde und Gruppenzugehörigkeiten seitdem immer öffentlich sichtbar, auch wenn Nutzer zuvor andere Einstellungen vorgenommen hatten - die früheren Schutzmöglichkeiten sind bei diesen Punkten entfallen.

Rechtsextreme Einträge

Im April 2009 hatte eine Benutzerin über 200 Nazi-Seiten entdeckt, mit beispielsweise Namen wie Großdeutschland, Erwin Rommel Fan Club“ oder Holocaust Party“, mit meist NS-Propaganda. Es kam zu einem offenen Brief an Facebook mit der Aufforderung, die Profile der Neonazis zu löschen, oder es komme zu einer Anzeige wegen Volksverhetzung. Am 17. April 2009 stoppte die Deutsche Telekom ihre Werbung auf Facebook mit Hinweis auf „rechtsextreme“ Webseiten auf dem Portal.[49] Auch die Bundeszentrale für politische Bildung beobachtete Facebook.[50][51][52] Eine zur Löschung der Facebook-Seite der NPD aufrufende Gruppe in Facebook[53] erreichte innerhalb von 5 Tagen mehr als 100 mal so viele Nutzer wie die kritisierte Seite.

Rechtsstreitigkeiten

studiVZ

Das Konzept von Facebook hat zahlreiche Nachahmer wie studiVZ und wer-kennt-wen gefunden. So wurde der im deutschsprachigen Raum verbreitete Konkurrent studiVZ dafür kritisiert, ein bis in die Details von Funktion, Aufbau und Aussehen gehender Nachbau von Facebook zu sein. Am 19. Juli 2008 reichte Facebook beim US-Bezirksgericht in San José (Kalifornien) Klage gegen die Betreiber des studiVZ ein, der Vorwurf lautet Diebstahl geistigen Eigentums.[54] Jedoch ist Facebook mit dieser Klage gescheitert.[55] Im September 2009 teilten beide Unternehmen mit, man habe sich geeinigt, und StudiVZ werde einen Geldbetrag an Facebook zahlen.[56]

ConnectU

2004 wurde Facebook von Klassenkameraden Mark Zuckerbergs und ihrem Unternehmen ConnectU verklagt. Er wurde beschuldigt, einen mündlichen Vertrag gebrochen zu haben. In dieser Vereinbarung soll es sich um die Nutzung des Quellcodes von Facebook gehandelt haben, der angeblich durch die Kläger erstellt worden war.[57] Das Unternehmen Facebook teilte der Öffentlichkeit mit, Einigungen mit ConnectU durch eine Zahlung von 65 Mio USD erbracht zu haben.[58][59] ConnectU bestreitet eine solche Einigung bis heute.

Grant Raphael

Am 24. Juli 2008 verurteilte ein Gericht in London Grant Raphael zu einer Zahlung von 22.000 GBP für Persönlichkeitsverletzungen und falscher Beschuldigungen. Raphael hatte eine falsche Facebookseite über einen ehemaligen Klassenkameraden und Geschäftspartner erstellt. Auf ihr behauptete Raphael unter dem Namen von diesem, dass er homosexuell und nicht vertrauenswürdig sei. Dieser Fall wird als erster Fall von Persönlichkeitsverletzungen und Diffamierung über ein Soziales Netzwerk gesehen.[60]

Jugendschutz

Im Dezember 2009 gründete Facebook einen Sicherheitsbeirat, um regelmäßig die Sicherheitsvorkehrungen für die Nutzer prüfen zu können. Dieser Beirat besteht aus Vertretern der folgenden fünf Organisationen: Common Sense Media, ConnectSafely, WiredSafety, Childnet International und The Family Online Safety Institute (FOSI). Damit setzt Facebook eine weitere Maßnahme um eine sichere Umgebung für Jugendliche im Internet zu schaffen, nachdem Facebook sich bereits an der Internet Safety Technical Task Force (ISTTF) beteiligt und 2008 mit 49 Generalstaatsanwälten der Vereinigten Staaten und dem Generalstaatsanwalt des District of Columbia Vereinbarungen zum besseren Jugendschutz unterzeichnete. In diesen Vereinbarungen verpflichtet sich Facebook dazu:

  • Minderjährige vor dem Austausch persönlicher Daten speziell zu warnen;
  • es Erwachsenen nicht zu ermöglichen, in Suchmaschinen Profile von minderjährigen Personen zu finden;
  • Änderungen des Alters im Profil zu erschweren und zu protokollieren;
  • Inhalte besser zu filtern und eine Liste pornographischer Angebote zu führen sowie Links auf diese zu löschen.

Außerdem kooperiert Facebook noch mit MTV und dem BBC gegen digitalen Missbrauch und Cyber-Mobbing.[61][62]

Ebenso überarbeitete Facebook im Dezember 2009 die Kontrolle über die Privatsphäre. Nun kann jeder Nutzer bei der Veröffentlichung von Statusmeldungen, Medien oder Links differenziert festlegen, wer diese sehen darf und wer nicht. Des Weiteren wurden die Einstellungen zum Datenschutz modifiziert und es wurde jeder Facebook-Nutzer dazu aufgefordert, diese zu prüfen. Es kann jetzt zwischen eigenen Kontakten, Freunden der Freunde sowie dem gesamten Facebook-Netzwerk unterschieden werden. Hier wurde wiederum am Jugendschutz gearbeitet: Die Inhalte von minderjährigen Nutzern sollen nur für Freunde, Kontakte und Klassenkameraden sichtbar sein.[63]

Sonstiges

Der Name Facebook bezieht sich auf die sogenannten Facebooks, die die Studenten an manchen amerikanischen Colleges zur Orientierung auf dem Campus erhalten. In diesen Facebooks sind andere Kommilitonen abgebildet (Face, englisch für Gesicht; book englisch für Buch).

Wie andere soziale Netzwerke steht auch Facebook im Verdacht, von Arbeitgebern verwendet zu werden, um Angestellte zu überwachen. Bestätigt werden diese Eindrücke durch einen Fall im November 2008 aus der Schweiz, wo eine krankgeschriebene Versicherungsangestellte ihre Stelle verlor, weil der Arbeitgeber ihre Aktivität auf Facebook verfolgen konnte, während der Frau offiziell Bettruhe verordnet war.[64] Fälle, in denen Arbeitnehmer die Stelle verloren, weil sie sich auf Facebook abschätzig über ihre Arbeitgeber geäußert haben, sind aus Australien bekannt.[65] Im März 2010 wurde ein Fall aus der Region Manchester publik, in dem einer 16-jährigen Aushilfskellnerin eines Cafés gekündigt wurde, indem der Arbeitgeber die Kündigung unter Angabe des Kündigungsgrundes auf der Pinnwand der 16-Jährigen veröffentlichte.[66]

Der Regisseur David Fincher arbeitet zurzeit an einer Verfilmung der Entstehungsgeschichte von Facebook. Das Drehbuch basiert auf einem Buch von Ben Mezrich mit dem Titel The Accidental Billionaires: The Founding of Facebook, a Tale of Sex, Money, Genius and Betrayal. Der Film wird voraussichtlich 2011 in die Kinos kommen.[67]

Literatur

The Economist (2010): A world of connections. A special report on social networking. Erschienen am 30. Januar 2010. URL (kostenpflichtig): http://www.economist.com/specialreports/displayStory.cfm?story_id=9032088

  • Wolfgang Hünnekens: Die Ich-Sender: Das Social Media-Prinzip – TWITTER, FACEBOOK & COMMUNITYS ERFOLGREICH EINSETZEN, BusinessVillage, Göttingen 2010, ISBN 978-3869800-05-9
  • Felix Holzapfel, Klaus Holzapfel: facebook - marketing unter freunden Dialog statt plumpe Werbung, BusinessVillage, Göttingen 2010, ISBN 978-3869800-53-0
  • Ben Mezrich: The Accidental Billionaires - The Founding of Facebook - A Tale of Sex, Money, Genius and Betrayal, Doubleday, New York 2009 ISBN 9780385529372

Einzelnachweise

  1. Russische Firma erhöht Anteil an Facebook. wallstreet online, 17. Dezember 2009, abgerufen am 18. Dezember 2009.
  2. 6 Jahre Facebook, 400 Mio User. facebookmarketing.de, abgerufen am 24. März 2010.
  3. http://www.heise.de/meldung/Verbraucherzentrale-raet-zu-Verzicht-auf-Facebook-972308.html
  4. Facebook around the world. Facebook, abgerufen am 13. Februar 2008.
  5. Facebook Platform Launches. facebook developers, 27. Mai 2007, abgerufen am 20. Juni 2009.
  6. New Ways to Find and Engage With Your Favorite Applications. facebook, abgerufen am 10. Februar 2010.
  7. Facebook's FarmVille Seite. Facebook, 25. Januar 2010, abgerufen am 25. Januar 2010.
  8. Die Ära der Facebook-Applikationen ist vorbei. Netzwertig.com, 14. Dezember 2008, abgerufen am 20. Juni 2009.
  9. Facebook cracks down on developer spam. Washington Post, 29. August 2007, abgerufen am 20. Juni 2009.
    Brad Stone: New Tool From Facebook Extends Its Web Presence. New York Times, 24. Juli 2008, abgerufen am 20. Juni 2009.
  10. Facebook Across The Web. Abgerufen am 7. Februar 2010.
  11. 60 Million People A Month Use Facebook Connect. TechCrunch, 9. Dezember 2009, abgerufen am 6. Februar 2010.
  12. Bild.de vernetzt sich mit Facebook. Abgerufen am 7. Februar 2010.
  13. Social Plugins. Abgerufen am 30. April 2010.
  14. More Facebook Mobile Products. Abgerufen am 24. Oktober 2009.
  15. developers.facebook.com/opensource.php
  16. Facebook, at 400 million users, marks its 6th year. San Francisco Chronicle, abgerufen am 6. Februar 2010.
  17. Statistics. Facebook, abgerufen im März 2010.
  18. Facebook Marketing Nutzerzahlen in [[Deutschland]] (März 2010). thomashutter.com, abgerufen am 31. März 2010.
  19. Facebook Marketing Nutzerzahlen in der [[Schweiz]] (März 2010). thomashutter.com, abgerufen am 31. März 2010.
  20. Facebook Marketing Nutzerzahlen in [[Österreich]] (März 2010). thomashutter.com, abgerufen am 31. März 2010.
  21. Facebook Marketing weltweite Nutzerzahlen (März 2010). thomashutter.com, abgerufen am 31. März 2010.
  22. Rich Miller: Facebook Now Has 30,000 Servers. Data Center Knowledge, 13. Oktober 2009, abgerufen am 15. Oktober 2009 (englisch).
  23. Katrina Chan: How Much Is Facebook Really Worth? Motley Fool, 14. Februar 2008, abgerufen am 8. Juni 2009.
  24. a b Erick Schonfeld: Facebook Takes That $200 Million Investment From The Russians At A $10 Billion Valuation. TechCrunch, 26. Mai 2009, abgerufen am 8. Juni 2009.
  25. FAZ.net: [1] „Facebook CEO Mark Zuckerberg: Our focus is growth, not revenue“ (Artikel vom 8. Oktober 2008)
  26. TechCrunch: „Facebook Turns Down $8 billion Valuation Term Sheet, Claims 2009 Revenues Will Be $550 million“ (Artikel vom 19. Mai 2009)
  27. Techcrunch: „Facebook May Be Growing Too Fast“ (Artikel vom 31. Oktober 2008)
  28. Crunchbase
  29. Facebook-Fakten. Abgerufen im Januar 2010.
  30. Facebook Receives Investment From Digital Sky Technologies. Abgerufen am 9. Februar 2010.
  31. Zeitung: DST erhöht erneut Anteil an Facebook. Abgerufen am 9. Februar 2010.
  32. Neue Aktienstruktur: Facebook fädelt Börsengang ein. Abgerufen am 9. Februar 2010.
  33. Die Nicht-Nachrichten vom DLD. Abgerufen am 9. Februar 2010.
  34. snopes.com: Facebook Charge. 31. Dezember 2009
  35. „Microsoft kauft sich bei Social-Networking-Site Facebook ein“ auf heise online
  36. New York Times: „What is Facebook Worth? (Part 37)“ (Artikel vom 3. Juli 2008)
  37. New York Times: Russians Spend Big for a Piece of Facebook (Artikel vom 26. Mai 2009)
  38. The Sydney Morning Herald: Banned for keeps on Facebook for odd name
  39. Spähwerbung empört Facebook-Nutzer, in spiegel online vom 23. November 2007
  40. Tom Hodgkinson: With friends like these ... Guardian, 14. Januar 2008, abgerufen am 3. Mai 2010 (englisch).
  41. Änderung der TOS
  42. Update on terms: http://blog.facebook.com/blog.php?post=54746167130. 17. Februar 2009. Abgerufen am 18. Februar 2007.
  43. Heise.de: Facebook will basisdemokratisch werden (Artikel vom 27. Februar 2009)
  44. Der Standard: Facebook gibt sich trotz missglückter Abstimmung neue Regeln (Artikel vom 25. April 2009)
  45. http://www.facebook.com/terms.php?ref=pf
  46. Heute.de: Facebook sammelt Kontaktdaten von Nicht-Mitgliedern (Artikel vom 20. Februar 2010)
  47. Facebook – the CIA conspiracy, New Zealand Herald, 8. August 2008
  48. tagesschau.de: Bericht eines iranischen Bloggers - "Markiere die Gesichter deiner Freunde!"
  49. N. N.: Wegen rechtsextremer Einträge - Telekom stoppt Facebook. Abgerufen am 10. Januar 2010.
  50. http://www.tagesanzeiger.ch/digital/internet/Facebook-droht-Anzeige-wegen-NaziProfilen/story/19565267
  51. http://www.heise.de/newsticker/Telekom-stoppt-wegen-Neonazi-Profilen-Werbung-auf-Facebook--/meldung/136346
  52. http://www.n-tv.de/technik/internet/Neonazis-nutzen-Facebook-article80847.html
  53. http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,694558,00.html
  54. Facebook verklagt StudiVZSpiegel Online
  55. Facebook scheitert mit Klage gegen StudiVZ - tagesschau.de
  56. Zeit Online, 10. September 2009: Facebook und StudiVZ legen Rechtsstreit bei Abgerufen am 16. September 2009.
  57. Timothy J. McGinn: Lawsuit Threatens To Close Facebook. Harvard Crimson, abgerufen am 8. März 2008.
  58. Brad Stone: Judge Ends Facebook’s Feud With ConnectU. New York Times, 28. Juni 2008, abgerufen am 23. März 2008. Fehler beim Aufruf der Vorlage:Cite web: Archiv im Parameter URL erkannt. Archive müssen im Parameter Archiv-URL angegeben werden.
  59. Zusha Elinson: Quinn Spills Value of Facebook Deal. The Recorder, 10. Februar 2009, abgerufen am 10. Februar 2009.
  60. Amy Fallon: Libel: Ex-friend's Facebook revenge costs £22,000 in damages at high court. The Guardian, 25. Juli 2008, abgerufen am 3. August 2009.
  61. „Facebook gründet Sicherheitsbeirat“ auf heise online
  62. „Facebook verschreibt sich besserem Jugendschutz“ auf heise online
  63. „Facebook verändert Kontrolle über Privatsphäre“ auf heise online
  64. http://www.20min.ch/news/schweiz/story/20139035
  65. http://www.20min.ch/digital/webpage/story/10992690
  66. telegraph.co.uk, 22. März 2010: Schoolgirl sacked from cafe job on Facebook abgerufen am 25. März 2010
  67. moviepilot.de: Facebook-Film von David Fincher bekommt grünes Licht

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