Carillon

(oft mittels Seilzügen oder mechanisch bedientes) Glockenspiel
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Allgemeines

Ein Carillon ist ein großes Turm-Glockenspiel, d.h. es besteht aus chromatisch gestimmten Glocken, die mittels einer Klaviatur oder/und mechanisch gespielt werden können. Die Klöppel der Glocken sind mittels Zugdrähten und Kipphebel mit den Tasten des Spieltisches verbunden und werden mechanisch von dem Carilloneur gespielt. Der Spieltisch eines Carillons ist dem einer Orgel ähnlich. Er besteht aus einem Rahmenwerk, in dem die Stöcke für das Manual und die Tasten des Pedals eingebaut sind. Die Stöcke des Manuals sind wie Klaviertasten angeordnet, die Abstände zwischen den einzelnen Stöcken sind jedoch wesentlich Größer als bei einem Klavier. Da für das Anschlagen der Glocken eine große Kraft erforderlich ist, wird das Manual eines Carillons mit der Faust gespielt, die größeren Glocken können zudem nicht nur per Manual, sondern zusätzlich mit den Füßen per Pedal gespielt werden. Manchmal gibt es jedoch auch größere Glocken, die nur über das Pedal, nicht über das Manual erreicht werden können.

Der Name Carillon ist von "quatrillionem" abgeleitet, dem rhythmischen Anschlag von vier Glocken, wie er im 14. Jahrhundert vom Turmwächter angewand wurde. In den Niederlanden gibt es den größten Bestand an Glockenspielen weltweit (insgesamt 806 Glockenspiele, davon 158 mit mindestens 23 Glocken und einem Stockspieltisch), in Deutschland sind es insgesamt 38.

Zusammenfassung: Ein Carillon ist, grob gesagt, ein Musikinstrument, das mindestens 23 gegossene Bronzeglocken besitzt, die mit Hilfe eines genormten Spieltisches über ein mechanisches (!) Traktursystem angeschlagen werden. Solche Festlegungen werden durch die World Carillon Federation (kurz: WCF) getroffen. Das Carillon wird im Deutschen häufig auch Glockenspiel genannt. Jedoch ist dieser Begriff unscharf, bezeichnet er doch jedes Musikinstrument, das mit Hilfe von irgendwelchen Glocken Klänge erzeugt. Ein Carillon hingegen muss oben genannte Bedingungen erfüllen!

Differenzierung der Spielweise

Aufgrund der Spielweise können pro Hand nur ein bis maximal 2 Töne mit geringem Intervall gespielt werden. Um zwei Töne gleichzeitig mit einer Hand zu spielen unterscheidet sich die Spielweise von der oben genannten, indem die Hand geöffnet wird und die Stöcke mit Daumen und Zeigefinger herunter gedrückt werden.

Die Glocken beim Carillon sind nicht mit einer Dämpfung versehen, so dass vor allem die tiefen Glocken sehr lange nachklingen. Somit ist es auch nicht mehr möglich, den Klang einer einmal angeschlagenen Glocke noch zu beeinflussen bis diese ausgeklungen ist. Des weiteren Klingen die großen Glocken wesentlich lauter und länger als die kleineren Glocken und die moll-Terz klingt sehr stark mit, was bei lang nachschwingenden Tönen schnell zu Dissonanzen führen kann. Somit erfordert das Carillonspiel eine sehr stark wechselnde Dynamik, die durch die Anschlagstärke der Stöcke reguliert wird, um Dissonanzen zu minimieren.

Bekannte Carillon-Komponisten

Ausgewählte Carillons

Literatur

  • Buchner, Alexander: Vom Glockenspiel zum Pianola. Prag 1959.
  • Ellerhorst, Winfred: Das Glockenspiel. Kassel o.J.
  • Price, Frank Percival: The Carillon. London 1933.
  • Schilling, Margarete: Glocken und Glockenspiele. Rudolstadt 1985.
  • Schilling, Margarete: Das Magdeburger Glockenspiel. Magdeburg 1979.