Vlatko Marković

jugoslawischer Fußballspieler und -trainer und kroatischer Fußballfunktionär
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Vladimir „Vlatko“ Marković (* 1. Januar 1937 in Bugojno, ehemaliges Königreich Jugoslawien, heute Bosnien und Herzegowina) ist ein ehemaliger jugoslawischer Fußballspieler und Fußballtrainer. Der 1,85m große Marković spielte in seinen Vereinen hauptsächlich in der Abwehr,[1] jedoch wurde er auch als Stürmer eingesetzt.[2] Außerdem war er Präsident des kroatischen Fußballverbandes. Marković erhielt die höchste Auszeichnung des kroatischen Fußballverbandes, die Trofej podmlatka. In den Medien sorgte er mit einer Äußerung gegen homosexuelle Spieler für Aufsehen.

Vlatko Marković
Vlatko Marković (2012)
Personalia
Voller Name Vladimir Marković
Geburtstag 1. Januar 1937
Geburtsort BugojnoKönigreich Jugoslawien
Größe 185 cm
Position Abwehr, Stürmer

Karriere

Spieler

Seine aktive Spieler-Karriere dauerte etwa 15 Jahre. Seine Karriere begann im Jahr 1955 beim bugojanischen Verein NK Iskra Bugojno. Von 1955 bis 1958 spielte er bei NK Čelik Zenica, bis er sich im Jahr 1958 für eine Karriere bei Dinamo Zagreb entschied. Als Mitglied dieses Vereins gewann er 1962/63 den jugoslawischen Fußballpokal. Insgesamt bestritt er 252 Spiele im Dinamo-Dress. Gegen Ende seiner Spielerkarriere stand er in Österreich für rund vier Jahre unter Vertrag. Beim Wiener Sport-Club spielte er als Angreifer in den Jahren 1966 und 1967, wo er in 25 Spielen 19 Tore erzielte und mit seinem Verein den 5. Platz in der Österreichischen Bundesliga erreichte.[3] Beim FK Austria Wien war er von 1967 bis 1969 unter Vertrag, für den er in sechs Bundesliga-Spielen vier Tore, im ÖFB-Cup drei Tore, sowie ein Tor in den Spielen um den Europapokal der Pokalsieger erzielen konnte.[4] Zu seinen Mannschaftskollegen in dieser Zeit zählten unter anderem Josef Hickersberger und Ernst Fiala.[5] Dazwischen spielte er noch kurz in Belgien beim KAA Gent in der Abwehr.[6][7][8]

1958/59 bestritt er drei Spiele für die jugoslawische U-21-Nationalmannschaft. Sein erstes von insgesamt 16 Spielen als Abwehrspieler für die jugoslawische Fußballnationalmannschaft bestritt er am 7. Mai 1961 beim 4:2-Sieg gegen Ungarn, sein letztes am 30. September 1962 bei der 2:3-Niederlage gegen Deutschland.[9]

 
Briefmarke aus Ungarn, 1962, UDSSR - Jugoslawien, WM Chile

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1962 in Chile, bei der die jugoslawische Fußballnationalmannschaft Vierter wurde, spielte er unter Trainer Ljubomir Lovrić als Verteidiger in allen sechs Begegnungen.[6][10] In der Finalrunde siegte er mit seiner Mannschaft gegen Deutschland, verlor dann aber das Spiel im Halbfinale gegen die Tschechoslowakei und unterlag ebenfalls im Spiel um Platz 3 dem Gastgeber Chile.

Trainer

Marković entschied sich nach dem Ende seiner Spielerkarriere für ein Studium an der Sportuniversität in Zagreb, Fachrichtung Fußball. Er begann als Trainer bei NK Zagreb von 1970 bis 1973. Danach folgten Standard Lüttich (1973) und OGC Nizza. Dort war er von 1974 bis 1977 und von 1980 bis 1982 tätig, dazwischen in der Saison 1977/78 bei Hajduk Split. In den Jahren 1978 bis 1980, 1984, 1990 bis 1992 war er Trainer von Dinamo Zagreb. 1980 gewann er mit diesem Verein den jugoslawischen Fußballpokal.

In der Saison 1985/86 trainierte Vlatko Marković als Nachfolger des seit 1982 amtierenden Trainers Otto Barić, der zum VfB Stuttgart wechselte, die erste Mannschaft von Rapid Wien. Sein Co-Trainer in dieser Zeit war Walter Gebhardt. Der Verein schloss die Saison unter der Leitung von Marković als Vizemeister ab. Das Engagement von Barić in der deutschen Bundesliga war jedoch erfolglos und so wurde er bereits kurz nach Beginn der Rückrunde dieser Spielzeit entlassen. Er wechselte zurück zu Rapid Wien und übernahm erneut das Training der Mannschaft. Marković war in der Saison 1988/89 nochmals Trainer bei Rapid Wien.[11][12] Im Oktober 1988 wurde aber bereits berichtet, dass der ehemalige Fußballspieler Hans Krankl, der zu dem Zeitpunkt noch in die Trainerschule ging, nach Absolvierung des A-Trainerscheins, der Nachfolger von Marković werden sollte. Marković selbst reagierte auf die Berichte reserviert.[13] Im Juni 1989 wurde dann bekannt gegeben, dass Krankl neuer Cheftrainer von Rapid Wien wird. Anfänglich war geplant, dass Vlatko Marković sich künftig um den Nachwuchs kümmert und eine Rapid-Fußballschule gründen soll.[14] Der als energischer, aber glückloser Trainer beschriebene Marković[15] war Anfang 1987 ein Kandidat für den vakanten Trainerposten beim LASK Linz und kurzzeitig Favorit des Lask-Präsidiums.[16]

Kurze Zeit nach der Aufnahme des kroatischen Fußballverbandes in die FIFA betreute er in den Jahren 1992 und 1993 die kroatische Nationalmannschaft in zwei Partien als Trainer, die Freundschaftsspiele gegen Mexiko (3:0) und die Ukraine (3:1) endeten jeweils siegreich.[17] Er wurde dann von Miroslav Blažević als Trainer abgelöst.

Präsident des kroatischen Fußballverbandes

Am 18. Dezember 1998 wurde Marković zum Präsidenten des kroatischen Fußballverbandes (HNS) gewählt und 2002 sowie 2006 im Amt bestätigt. Nach Bruno Knežević war er der zweite Präsident des kroatischen Fußballverbandes, der zuvor professioneller Fußballspieler war. Am 15. Mai 2012 kündigte er seinen Rücktritt an und legte das Amt am Ende der Fußball-Europameisterschaft 2012 nach fast 14 Jahren nieder.[18] Sein Nachfolger wurde der ehemalige jugoslawische und kroatische Fußballspieler Davor Šuker.[19] Als Grund für den Rücktritt nannte der 75-Jährige die fehlende Rückendeckung von Dinamo-Präsident Zdravko Mamić. Dieser gab bei einer Pressekonferenz hingegen an, dass er sich nicht von Marković abgewendet habe. Vielmehr hätte Marković einen ehrenvollen Abgang verdient, aber aus einem ihm unbekannten Grund weigert sich dieser gegen solch ein Szenario.[20]

In seiner Funktion als Präsident kritisierte Marković des Öfteren die kroatischen Fans, da es unter ihnen einige Hooligans gab, die regelmäßig für Unruhen bei Spielen der kroatischen Fußballnationalmannschaft sorgten. Deshalb musste der kroatische Fußballverband mehrfach hohe Geldstrafen bezahlen, die von der UEFA verhängt wurden.[21] Ein weiteres Anliegen war Marković die Bekämpfung von Korruption und Spielmanipulationen. Dies betonte er beispielsweise bei einem Zusammentreffen mit UEFA-Präsident Michel Platini in der Schweiz im August 2010.[22]

Marković übte auch an der englischen Liga Kritik, indem er ihr indirekt unterstellte, dass kroatischen Spielern in der Premier League bewusst Verletzungen zugefügt werden. 2008 verletzte sich Eduardo Alves da Silva, der damals beim FC Arsenal als Stürmer gespielt hat, bei einem Spiel gegen Birmingham City und fiel so für das kroatische Nationalteam bei der EM 2008 aus. 2009 verletzte sich der zu dieser Zeit bei Tottenham Hotspur spielende Mittelfeldspieler Luka Modrić wieder in einem Spiel gegen Birmingham City. In diesem Zusammenhang äußerte sich Marković öffentlich: „Vielleicht hat jemand etwas gegen uns oder unser Nationalteam. Im letzten Jahr haben englische Spieler Eduardo und nun auch Modrić verletzt.“ Der Eigentümer von Birmingham City David Gold antwortete, dass es „absolut lächerlich ist zu behaupten, dass dahinter ein Komplott steht“. Er sagte auch weiter, dass es sich möglicherweise um ein Missverständnis handelt und Markovićs Aussage falsch übersetzt wurde.[23]

Als Verbandspräsident bemühte sich Marković über mehrere Jahre hinweg die EM 2012 in Kroatien auszutragen. Bei der gemeinsamen Bewerbung mit Ungarn als Partner bei der UEFA sah Marković sein Land in der Favoritenrolle. Letztendlich wurden die Spiele in Polen/Ukraine ausgetragen. Vlatko Marković zeigte sich vom ablehnenden Bescheid der UEFA überrascht und forderte von dieser die Bewerbungskosten seines Verbandes in Höhe von zwei bis drei Millionen Euro zurück.[24][25]

Medienpräsenz

Aufsehen erregte Marković im November 2010, als er sich als Präsident des kroatischen Fußballverbandes gegen Homosexualität im Fußball aussprach. Konkret sagte er in einem Interview mit der Tageszeitung Večernji List: „Solange ich Präsident des Fußballbundes bin, wird kein Homosexueller in der Nationalmannschaft spielen“. Er führte weiter aus: „Zum Glück spielen nur normale Leute Fußball“.[26][27] Allerdings schwächte er nach diesem Interview seine Aussage ab und meinte „er hätte nichts gegen Minderheiten“.[28] Die UEFA verhängte hierfür gegen ihn eine Strafe in Höhe von 10.000 Euro, da er mit seinen Aussagen gegen die Statuten des Verbandes verstoßen habe, die Diskriminierung untersagen. Einen Einspruch von Marković gegen das Urteil wurde von der UEFA zurückgewiesen.[29]

Am 5. November 2012 beschloss der Oberste Gerichtshof in Kroatien, dass sich der ehemalige Trainer und Funktionär zusätzlich zu der bereits von der UEFA verhängten Geldstrafe, für seine homophoben Aussagen zu entschuldigen habe.[30] Im Zusammenhang mit der Entscheidung des Gerichtes im Falle Marković sorgte die Äußerung von Zdravko Mamić, „Schwule sehe ich auch in meinem Nationalteam nicht, da ich sie als Schriftsteller oder Journalisten sehe“ für Aufsehen. Diese wurde im Gegensatz zu jener von Marković von einem Gericht in Zagreb als nicht-diskriminierend Homosexuellen gegenüber eingestuft. Eine neue Entscheidung im Fall Mamić wurde vom Zentrum für LGBT (Lesben, Schwule, Bi- und Homosexuelle) im November 2012 gefordert.[31]

Marković war kein Freund von öffentlichen Medien und Journalisten und mied diese so gut es ging.[32] So gab er seinen Rücktritt als Präsident des HNS vorerst auch nicht persönlich bekannt, sondern lies es von Generalsekretär Zorislav Srebrić verkünden. [33]

Auszeichnungen

2005 wurde Marković in den Kreis der 100 einflussreichsten Kroaten gewählt.[34] Dies geschah vor allem, weil er als erster Kroate eine bedeutende Position in der technischen Kommission der UEFA besetzte.[35]

2005 erhielt Marković die höchste Auszeichnung des kroatischen Fußballverbandes, die Trofej podmlatka. Der Verband ehrt mit der Auszeichnung, die seit 1979 vergeben wird, Personen für ihre besonderen Verdienste im Sport und für dessen Weiterentwicklung in Kroatien.

Marković war von 1974 bis 1986 FIFA-Beauftragter für den französisch-sprachigen Raum.[6] 2006 verlieh ihm der heutige UEFA-Präsident Michel Platini im Namen des damaligen französischen Präsidenten Jacques Chirac die höchste Ehrung des französischen Fußballverbandes für seine Verdienste bei der Entwicklung des Fußballs in Frankreich und der Welt.

Am 5. Juli 2012 erhielt Marković die erstmalig vom kroatischen Fußballverband verliehene Ehrenpräsidentschaft.[36][37]

Einzelnachweise

  1. weltfussball.at: Spielerprofil von Vlatko Marković, abgerufen am 17. Januar 2013.
  2. playerhistory.com: Spielerprofil von Vlatko Marković, abgerufen am 17. Januar 2013.
  3. bundesliga.at: Spielerprofil von Vlatko Marković, abgerufen am 21. Januar 2013.
  4. Austria Wien Archiv: Spielerprofil von Vlatko Marković, abgerufen am 19. Januar 2013.
  5. Austria Wien Archiv: Saison 1967/68, abgerufen am 19. Januar 2013.
  6. a b c hajduk.hr: Trainerprofil von Vlatko Marković, abgerufen am 13. November 2012.
  7. national-football-teams.com: Spielerprofil von Vlatko Marković, abgerufen am 19. Januar 2013.
  8. transfermarkt.de: Spielerprofil von Vlatko Marković, abgerufen am 19. Januar 2013.
  9. fussballdaten.de: Bilanz Deutschland gegen Serbien, abgerufen am 19. Januar 2013.
  10. transfermarkt.ch: Spielbericht Jugoslawien gegen Chile, abgerufen am 20. Januar 2013.
  11. rapidarchiv.at: Trainerprofil von Vlatko Marković, abgerufen am 19. Januar 2013.
  12. rapidarchiv.at: Saison 1988/89, abgerufen am 19. Januar 2013.
  13. OÖN Textarchiv, LINZ. Hans Krankl ist Eigentum des Sportclubs", sagte Ra ..., 24.10.1988.
  14. OÖN Textarchiv, LINZ. "Ich gratuliere, daß es Hans Krankl geschafft hat", sagte Herbert Prohaska, 5.6.1989.
  15. OÖN Textarchiv, LINZ. Hintergrund Zwei Tage vor dem Meisterschaftsstart geben heute L ..., 12.03.1987.
  16. OÖN Textarchiv, LINZ. Ein neuer Name ist im Trainer-Nachfolgespiel des Lask aufgetaucht, 17.01.1987.
  17. The Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation: Croatia - International Matches 1990-1995, abgerufen am 20. Januar 2013.
  18. HR: Nun ist es offiziell, Vlatko Markovic tritt nach der EURO als HNS-Verbandspräsident zurück!, 15. Mai 2012, abgerufen am 20. Jänner 2013.
  19. index.hr: Dobro došo predsjedniče, 7. Juli 2012, abgerufen am 2. November 2012.
  20. hrsports.at: Zdravko Mamić äußert sich zu den aktuellen Geschehnissen beim HNS, 24. April 2012, abgerufen am 19. Januar 2013.
  21. dalje.com: Marković: Dio navijača svjesno čini štetu ugledu Hrvatske, 15. Juni 2012, abgerufen am 9. Dezember 2012.
  22. de.uefa.com: Enge Kooperation zwischen UEFA und HNS, 25. August 2010, abgerufen am 19. Januar 2013.
  23. news.bbc.co.uk: Gold rejects Croatia conspiracy, 1. September 2009, abgerufen am 20. Januar 2013.
  24. fussball24.de: UEFA will EM-Bewerbern für 2012 mehr Zeit gewähren, 5.10.2006, abgerufen am 21.1.2013.
  25. news.at: Wäre nur fair: Enttäuschte Kroaten wollen von UEFA EM-2012-Bewerbungsgeld zurück, 24.4.2007, abgerufen am 21.1.2013.
  26. queer.de: Kroatien: Schwulenverbot im Nationalteam, 9. November 2010, abgerufen am 19. Januar 2013.
  27. Christian Brügel: Homophobie am Spielfeldrand: Spieler im Abseits, 2012, S. 2.
  28. derstandard.at: Vlatko Marković wegen schwulenfeindlichen Sagers verurteilt, 6. November 2012, abgerufen am 17. November 2012.
  29. queer.de: UEFA bestraft homophoben kroatischen Verbandchef, 5. Juli 2011, abgerufen am 17. November 2012.
  30. sport.orf.at: Marković wegen schwulenfeindlichen Sagers verurteilt, 6. November 2012, abgerufen am 9. Dezember 2012.
  31. jutarnji.hr: Vrhovni sud nije osudio Mamića zbog izjave „Gej čovjeka ne vidim kako ide glavom na kopačku“, 9. November 2012, abgerufen am 17. November 2012.
  32. sportski.net.hr: Biseri za pamćenje, 4. Juli 2012, abgerufen am 21. Januar 2013.
  33. index.hr: Četrnaest godina previše, 15. Mai 2012, abgerufen am 28. Oktober 2012.
  34. nacional.hr: 100 najutjecajnijih Hrvata, 15. Mai 2005, abgerufen am 2. November 2012.
  35. de.uefa.com: Composition of the UEFA Organs and Bodies, abgerufen am 17. November 2012.
  36. jutarnji.hr: Dan za povijest, 15. Mai 2012, abgerufen am 21. Januar 2013.
  37. sportcom.hr: Davor Šuker jednoglasno izabran za predsjednika, 15. Juli 2013, abgerufen am 21. Januar 2013.

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