St. Paul (Heidelberg)

Kirchengebäude in Heidelberg
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Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Paul im Heidelberger Stadtteil Boxberg wurde 1970-72 erbaut. Zum Pfarrgebiet von St. Paul gehört neben dem Stadtteil Boxberg auch der Emmertsgrund; es umfasst damit die beiden südlichen Bergstadtteile Heidelbergs. Die Pfarrei St. Paul bildet mit den Pfarrgemeinden St. Johannes (Rohrbach) und St. Peter (Kirchheim) die Seelsorgeeinheit Heidelberg-Süd.

Innenansicht von St. Paul Heidelberg

Geschichte

Die Geschichte der Bergstadtteile begann 1962, die Katholiken gehörten zur Pfarrgemeinde St. Johannes/Rohrbach. Am ersten Advent 1964 fand der erste Gottesdienst im provisorischen Schulpavillon am Boxberg statt. Der Architekt Lothar Götz wurde mit dem Bau des Gemeindezentrums mit eigener Kirche im Stadtteil Boxberg beauftragt. Der Baubeginn für das Gemeindezentrum war am 10. Oktober 1965, für den Kirchbau im November 1970. Die feierliche Kirchweihe vollzog Erzbischof Hermann Schäufele am 28. Mai 1972. Im Altar befinden sich Reliquien des Hl. Urbicus und der Hl. Virginia. Am 21. Juni 1987 folgte die Weihe des Altarbildes von Valentin Peter Feuerstein.

Beschreibung

St. Paul ist ein turmloser, quaderförmiger Bau aus Sichtbeton. Die Kirche ist dabei der dominante Teil eines um einen Innenhof gelegenen Ensembles aus Pfarrhaus, Gemeindesaal, Jugendräumen und Kindergarten in der Formensprache der Bauhaus-Architektur und dem Vorbild von Le Corbusierfolgend, insbesondere das von ihm entworfene Kloster Sainte-Marie de la Tourette. Der Zugang zum eigentlichen Raum der Kirche erfolgt zunächst durch eine dämmrige Vorhalle (Weg des Aufbruchs, der Bereitung und der Umkehr); das Straßenpflaster setzt sich ins Innere des gesamten Kirchenraumes konsequent fort (das Volk GOTTES auf dem Weg). Die innere (Aus-)Gestaltung des Kirchenraumes ist die konsequente architektonische Umsetzung der Theologie und Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche und die Liturgie.

Die Kirche ist eine rechteckige Halle, vor deren südlicher Längswand der Altar frei so steht, dass sich die Bankreihen für 500 Personen halbkreisförmig um ihn als Mittelpunkt anordnen (die Gemeinde versammelt sich im "offenen Ring" um den auferstandenen HERRN). Links neben dem Altarbereich ist die durch halbhohe Wände abgesonderte sog. Werktagskirche mit Platz für ca. 40 Personen. Auf der rechten Seite der Altarzone liegen die Orte für Taufe und Beichte.

Um den Raum gegen den Außenlärm abzuschirmen, sind die Außenwände völlig geschlossen gehalten. Die Belichtung erfolgt ausschließlich von oben. Ein eingehängtes Deckenraster aus Holz wirkt als Blende und schirmt den Einblick in die Deckenkonstruktion optisch ab. Der gepflasterte Boden des Raumes senkt sich leicht amphitheatralisch zur Altarinsel hin ab. Die Verwendung von wenigen Materialien (Betin, Naturstein und Holz) und die strenge Beschränkung auf klare, eindeutige Formen unterstützen die Konzentration auf das Geschehen am Altar.

An der Nahtstelle zwischen Altarraum und Werktagskirche befindet sich der Tabernakel aus Bronze (mit Szenen zum Thema "Gott schenkt Leben"), der von zwei Seiten zugänglich ist und von Josef Henger aus Ravensburg geschaffen wurde. Vom selben Künstler stammen das Taufbecken mit Reliefs zur biblischen Bedeutung des Wassers sowie der Osterleuchter, der den Propheten Jona und Simson zeigt. Die weiteren Kunstwerke wurden erst später hinzugefügt. Das große Altarbild von Valentin Feuerstein (1987), formal nach Art eines Triptychons, stellt farbenfroh und reichbebildert mit Szenen des Alten und des Neuen Testaments das Heilshandeln GOTTES am Menschen dar. Der Kreuzweg und die Bilder mit Szenen aus dem Leben der Kirchenpatrone Paulus, Hedwig und Thomas Morus in der Vorhalle wurden 1994-96 bzw. 2002 von Teresa Wierusz und Barbara Dega-Komitowska geschaffen.

Die Kirche hat keinen Glockenturm, da der Klang von Glocken aufgrund der Hanglage nur in einem kleinen Teil des Pfarrgebietes hörbar gewesen wäre. Außerdem waren finanzielle Gründe mit ausschlaggebend.

Schwarz-Orgel

Die durch den Verzicht auf einen Glockenturm freigewordenen finanziellen Mittel wurden 1973 in eine hochwertigere zweimanualige Orgel der Firma Wilhelm Schwarz & Sohn investiert. Das Instrument besitzt 25 klingende Register mit 1826 Pfeifen. Die Disposition ist neobarock angelegt.

I. Manual (Hauptwerk)
Principal 8′
Rohrgedeckt 8′
Oktave 4′
Sesquialter 2-fach ab g
Superoctave 2′
Mixtur 4-fach 1 1/3′
Zimbel 3-fach 2/3′
Dulcian 16′
Trompete 8′
Tremulant
II. Manual (Oberwek)
Gedeckt 8′
Quintade 8′
Prinzipal 4′
Rohrflöte 4′
Nasat 2 2/3′
Hohlflöte 2′
Obertöne 2-fach
Scharff 4-fach
Cromorne 8′
Pedal
Subbass 16′
Octavbass 8′
Gemshorn 8′
Oktave 4′
Basszink 2-fach 5 1/3′
Mixtur 2-fach
Fagott 16′

Pfarrer und Seelsorger

  • vor 1966 Alwin Schneider
  • 15.01.1966 bis 30.04.2004 Pfarrer Rudolf Farrenkopf (1929-2007) erster Pfarrer
  • 01.05. bis 30.09.2004 Pfarradministrator Dr. Klaus von Zedtwitz
  • Seit 01.10.2004 Pfr. Karl Müller und Pfr. GR Kurt Faulhaber für die Pfarreien St. Johannes, St. Paul, St. Peter in der Seelsorgeeinheit Heidelberg-Süd. Mitarbeit: 2004-2010 Kooperator P. Bernhard Brinks SCJ (1946-2012), Pfr. i.R. Dr. Ludwig Weiß und seit November 2010 Pfr. i.R. Fritz Ullmer.

Literatur

  • Hans Gercke: Kirchen in Heidelberg. 1. Auflage. Schnell und Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2413-8.
Commons: St. Paul (Heidelberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 22′ 25,1″ N, 8° 42′ 11″ O