Elektronikschrott

Abfalltyp
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E-Schrott, oder auch Elektronikschrott bzw. englisch E-waste, bezeichnet defekte oder ausgemusterte elektrische und elektronische Geräte.


Definition

Da keine international anerkannte Definition existiert, wird heute häufig auf die WEEE Direktive (Waste Electrical and Electronic Equipment) der EU Referenz genommen.

Die WEEE Direktive der EU unterscheidet die folgenden Produktegruppen:

  • Große Haushaltgeräte (Backofen, Kühlschrank etc.)
  • Kleine Haushaltgeräte (Toaster, Staubsauger etc.)
  • Büro & Kommunikation (PC, Drucker, Telefon, FAX etc.)
  • Unterhaltunsgelektronik (TV, HiFi, portabler CD-Player etc.)
  • Leuchtmittel (vor allem Fluoreszenz-Röhren)
  • E-Werkzeug (Bohrmaschine, Rasenmäher etc.)
  • Spiel- & Freizeitgeräte (Modelleisenbahn, Fitnessmaschine etc.)
  • Medizinische Geräte und Instrumente
  • Überwachungsgeräte
  • Automatische Ausgabesysteme (Fahrkartenautomat etc.)

Gefahr & Chance

Einerseits besteht E-Schrott aus wertvollen Materialien, die als sekundäre Rohstoffe zurück gewonnen werden können. Andererseits enthält E-Schrott eine Vielzahl Schwermetalle wie Blei, Arsen, Kadmium und Quecksilber, Halogenverbindungen wie polybromierte Biphenyle, PVC und weitere umweltgefährdende Stoffe. Der Einsatz und das Inverkehrbringen von PCB-haltigen Komponenten ist in der EU aufgrund der PCB-Verbotsverordnung schon seit den achtziger Jahren verboten, d.h. PCB sind im heutigen E-Schrott nicht mehr nennenswert vorhanden

Hinzu kommt, dass die Geräte einen immer geringeren Lebenszyklus haben und in immer größerer Zahl eingesetzt werden: Deutschlands 38 Millionen Haushalte produzieren in jedem Jahr 1,1 Millionen Tonnen E-Schrott (Geschätzt für 2005, Quelle ZVEI). Die Schweiz ist das erste Land weltweit, welches ein E-Schrott-Recycling-System eingeführt und seit 1991 in Betrieb hat. Daher sind einzig aus der Schweiz über einen längeren Zeitraum verlässliche Daten über den Anfall von E-Schrott verfügbar - Angaben aus anderen Ländern sind geschätzt oder beinhalten nur Daten seit 2003. Seit 2001 wird E-Schrott-Recycling in Belgien bei der RECYDEL S.A.(Group Vangansewinkel [1] ), jährlich 20000 Tonnen E-Schrott verarbeitet.

Gewisse industrialisierte Länder, allen voran die USA und Australien, exportieren ihren E-Schrott bevorzugt in Schwellen- und Entwicklungsländer. Dort wird der E-Schrott mit einfachsten Mitteln (Feuer, Hammer und Zange, Säurebad etc.) und großer Gefährdung von Mensch und Umwelt rezykliert. Gleichzeitig ist in diesen Ländern das Rezyklieren von E-Schrott wirtschaftlich interessant. Zur Unterbindung des grenzüberschreitenden Verkehr von gefährlichem Abfall unterzeichneten viele Länder das Abkommen der Basel Konvention. Die Unterzeichnerländer verpflichten sich darin unter anderem auch E-Schrott im Entstehungsland zu rezyklieren.

Die EU-Mitgliedsländer müssen bis 13. August 2005 ein funktionierendes E-Schrott Recycling-System in Betrieb nehmen und im Dezember 2006 mindestens 4 kg / pro Person und Jahr rezyklieren. Vor allem die skandinavischen Mitgliedsländer sowie Belgien und die Niederlande haben ihr System schon eingeführt (Stand Januar 2005). Die neuen EU-Mitgliedsländer erhalten einen Aufschub von 2 Jahren, Slowenien 1 Jahr. Einige "alte" EU-Länder werden wahrscheinlich einen Aufschub verlangen (Kandidaten sind Italien und England, aber auch Deutschland; inoffizielle Angabe der EU, Stand April 2005) oder haben bereits einen Aufschub erhalten (Griechenland, Irland; beide bedingt durch die geografische Besonderheit).

Ein E-Schrott Recycling-System beinhaltet die Pflicht der Hersteller, ihren E-Schrott wieder zurück zu nehmen und fachgerecht zu entsorgen. Je nach Land sind verschiedene Modelle vorgesehen oder bereits implementiert. Grundsätzlich geht es um die Sammlung, Wiederverwendung und Wiederverwertung der Geräte, wobei die Hersteller - und damit schlussendlich der Endverbraucher - das System finanzieren müssen.

Für Geräte, die vor dem 13. August 2005 hergestellt wurden, gelten je nach Land entweder die bisherigen Abfallregelungen (Deutschland: Private entsorgen über die Gebietskörperschaften, Gewerbliche haben selbst zu entsorgen). Andere Konzepte und Länder verfahren kulanter mit dem historischen E-Schrott und nehmen diesen wie in der Schweiz im Sinne des Umweltschutzes ebenfalls kostenfrei zurück.

RoHS (Restrictions of Hazardous Substances), ein Zusatz der WEEE Direktive, verlangt zudem, dass bestimmte gefährlicher Stoffe in der Produktion nicht mehr eingesetzt, andere wie Quecksilber, Cadmium, Chrom und Blei vermieden werden.

Die umweltverträglichste Form des Recyclings von Elektronikschrott ist die Wiederverwendung der Geräte oder einzelner Komponenten unter Umständen nach einer Reparatur (z.B. Second Hand Geräte). Wenn das nicht sinnvoll oder möglich ist, bietet sich die stoffliche Verwertung der enthaltenen Metalle oder Kunststoffe an. Dabei muss - je nach Komplexität und Schadstoffgehalt (elektronische Bauteile) - das Gerät oder die Baugruppe manuell demontiert werden, bevor eine maschinelle Verarbeitung (z.B. Shredder) vorgenommen werden kann. Neben sekundärer Rohstoffe wie Metalle aller Art fallen vor allem Kunststoffe an, die heute meist in Ergänzung zu den sonst benötigten Brennstoffen in Abfallverbrennungsanlagen verbrannt werden. Die drittgrößte Fraktion ist das bleihaltige Glas aus Bildröhren, welches wieder zu Bildröhrenglas verarbeitet wird. Allerdings wird die Bildröhre in vielen Märkten durch Flachbildschirme verdrängt, weshalb das Recycling von Bildröhrenglas neue Wege beschreiten wird. Die gefährlichen Stoffe machen, einen technisch optimalen Recyclingprozess vorausgesetzt, weniger als 1% des Gesamtgewichtes aus. Je nach Schadstoff bleibt die Sondermüllverbrennung oder die Einlagerung in sicheren Deponien.

Sonderthema: Entsorgung von EDV-Anlagen

Neben der Neubeschaffung und Verwaltung der EDV-Anlage stellt die Entsorgung zunehmend ein Problemfeld dar. Es kommen unterschiedliche Konzepte zum Einsatz:

  • Traditionell: Die Computer werden so lange genutzt wie möglich und dann verschrottet bzw. einem Recycling-Betrieb übergeben, der die Geräte entsorgt. Je nach Land ist dies kostenpflichtig oder kostenfrei, bzw. wird über eine Entsorgungsgebühr, erhoben auf Neugeräte, abgegolten.
  • Leasing: Neugeräte werden geleast (gehören also nicht dem Unternehmen, sondern dem Lieferanten) und nach Ablauf einer bestimmten Frist ausgetauscht oder zurück gegeben. Dies hat den Vorteil, dass keine hohen Summen bei der Anschaffung investiert werden müssen - das ist je nach Land auch ein steuerlicher Vorteil. Die Altrechner werden häufig über ein wachsendes Vertriebsnetz für Gebrauchtcomputer weiter verkauft. Dennoch ist der Verbleib vieler Computer aus Leasing und ähnlichen Verträgen heute nicht zweifelsfrei geklärt. Oft werden diese Geräte firmenintern in Filialen anderer Länder verschoben, wo sich ihre Spur verliert.
  • Neue Ansätze einer nachhaltigen Nutzung von Computerhardware suchen nach Möglichkeiten, den Lebenszyklus eines PCs zu erhöhen, um Kosten und Müllaufkommen zu reduzieren.

Das enorme jährliche Aufkommen von gewerblichen Gebraucht-EDV-Geräten hat europaweit zum Entstehen von weitverzweigten und arbeitsteiligen Unternehmen geführt, welche die anfallenden Geräte, zum Teil nach einer Aufbereitung, entweder im Ursprungsland oder anderen europäischen Ländern wiedervermarktet. Gewisse Mengen werden von Deutschland aus nach Osteuropa und nach Afrika exportiert, um dort weiterverwendet zu werden.

Beispiele und Informationen

  • Die Initiative "StEP - Solving the E-Waste Problem" ist eine Aktivität der United Nations University. Sie hat zum Ziel, mit einer einigermaßen neutralen Interessensgruppe das Thema E-Schrott anzugehen und durch unterschiedlichen Maßnahmen global anzugehen.
  • In einem Projekt werden die E-Schrott-Recycling-Systeme in Indien, China, Südafrika und der Schweiz vorgestellt und Maßnahmen eingeführt. Das Projekt ist in einem eWaste Guide dokumentiert.
  • Der PC-Hersteller Fujitsu Siemens betreibt ein Recycling-Zentrum in Paderborn, das die Geräte in bis zu 60 unterschiedliche Schadstofffraktionen aufteilt. Der nicht verwertbare Anteil, der bei der Gründung 1988 noch bei 65 Prozent gelegen hatte, ist 2002 schon auf unter 10 Prozent gesunken.
  • Die Firma Electrocycling schreddert in Goslar 30.000 Tonnen E-Schrott pro Jahr und gewinnt durch maschinelle Sortierverfahren mehrere Fraktionen an wiederverwertbaren Rohstoffen wie Eisenschrott, versch. Qualitäten Kupferschrott bzw. edelmetallhaltigen Kupferschrott sowie neben Kunststoffgranulaten, die i. d. R. thermisch verwertet, werden noch erhebliche Mengen nicht weiter verwertbarer Reststoffe, die deponiert werden müssen.
  • Die Firma Detronik & Recycling GmbH in Kamp-Lintfort demontiert mit 10 Mitarbeitern ca. 3.000 Tonnen E-Schrott durch händische Demontagearbeit.
  • Die Firma Immark in Regensdorf/ZH ist der größte Aufbereiter von Elektronikschrott in der Schweiz. Es wird ein trocken-mechanisches Verfahren eingesetzt. Die Firma bezeichnet sich selbst als Technologieführer.
  • [2] Kritik der Detronik & Recycling GmbH am ElektroG - Elektro- und Elektronikgerätegesetz

Siehe auch: Elektrogesetz