Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Januar 2013 um 18:10 Uhr durch Stoerzer(Diskussion | Beiträge)(→Definitionen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Im Gegensatz zu endlichdimensional Räumen, wo lineare Operatoren stets beschränkt sind,
tauchen bei unendlichdimensionalen Räumen auch unbeschränkte lineare Operatoren auf.
Bemerkung Auch Distributionen können als Integralkerne verwendet werden.
So gibt es zu jedem linearen Operator eine eindeutige Distribution so dass für alle gilt. Diese Distribution nennt man Schwartz-Kern.
Antilinearer Operator
Ist ein komplexer Hilbertraum und sein Dualraum, so gibt es nach dem rieszschen Darstellungssatz zu jedem genau ein , so dass für alle gilt. Die Abbildung ist antilinear. Diese liegt darin begründet, dass ein komplexes Skalarprodukt in der zweiten Variablen antilinear ist.
Bedeutung und Anwendungen
Die Bedeutung linearer Operatoren besteht darin, dass sie die lineare Struktur des unterliegenden Raumes respektieren, d.h. sie sind Homomorphismen zwischen Vektorräumen.
Anwendungen linearer Operatoren sind:
Die Beschreibung von Koordinatentransformationen im dreidimensionalen Euklidischen Raum (Spiegelung, Drehung, Streckung) und der Lorentztransformation in der vierdimensionalen Raumzeit durch Matrizen.
Die Entwicklung von Lösungstheorien für Differential- und Integralgleichungen, siehe Sobolew-Raum und Distribution.
In der Vierpoltheorie (Elektrotechnik) werden die Beziehungen zwischen den Eingangsgrößen (Stromstärke und Spannung) und den Ausgangsgrößen (Stromstärke und Spannung) als wechselseitig voneinander linear abhängig betrachtet. Die Abhängigkeiten können durch 2x2 Matrizen beschrieben werden.
Ein Operator heisst beschränkt, falls die Operatornorm endlich ist, d.h.
Andernfalls heisst der Operator unbeschränkt.
Die Menge aller beschränkten linearen Operatoren vom normierten Raum in den normierten Raum nenn man . Durch die Definition der Addition und skalaren Multiplikation wird selbst zu einem Vektorraum.
Mit der Operatornorm ist dieser selbst ein normierter Vektorraum. (sogar ein Banachraum, falls vollständig ist[1]) Falls ist, wird auch abkürzend geschrieben.
Der Raum heisst der Dualraum von . Seine Elemente sind die stetigen linearen Funktionale auf
Beweis
1.) 2.): Aufgrund der Linearität und der Beschränktheit von gilt
für ein Somit ist gleichmässig stetig.
Die Implikationen 2.) und 3.) 4.) sind offensichtlich.
4.) 1.):
OBdA ist stetig in Angenommen ist nicht beschränkt. Dann existiert eine Folge mit und Für die Folge gilt für und Das ist aber ein Widerspruch zur Stetigkeit von in Somit ist beschränkt.
Beispiele beschränkter linearer Operatoren
mit , wobei der identische Operator auf ist.
mit , wobei die Folge beschränkt ist und als Diagonaloperator auf dem Folgenraum mit interpretiert wird.
Der Shiftoperator ist beschränkt mit , wobei auf dem Folgenraum mit definiert ist.
Es sei eine kompakte Menge und der Banachraum der stetigen Funktionen auf mit der Supremumsnorm. Weiter sei und der lineare Operator ist definiert durch für . Dann ist und .
Es sei ein Maßraum und der Lp-Raum der Äquivalenzklassen der in p-ter Potenz integrierbaren, messbaren Funktionen auf mit der Lp-Norm für . Weiter sei und der lineare Operator definiert durch für . Dann ist und .
Funktionalkalkül, d.h. für eine beschränkte, reelle bzw. komplexwertige messbare Funktion f und einen beschränkten linearen Operator T kann f(T) definiert werden.
Klassen beschränkter linearer Operatoren auf Hilberträumen
Ein Operator heisst kompakt, falls er beschränkte Mengen auf relativ kompakte Mengen abbildet, d.h. für eine beschränkte Menge in ist der Abschluss von kompakt in
Beispiel
Auf ist für eine stetige Funktion der Fredholmsche Integraloperator
ein kompakter Operator.
Unbeschränkte lineare Operatoren
Die Theorie der unbeschränkten Operatoren wurde von John von Neumann 1929 begründet. Im Jahr 1932 unabhängig von von Neumann entwickelte Marshall Harvey Stone die Theorie der unbeschränkten Operatoren.[2]
Das Interesse an unbeschränkten Operatoren ist durch die Untersuchung von Differentialoperatoren und deren Eigenwertspektrum und Observablenalgebren begründet.
Definitionen
Seien und Banachräume. Ein unbeschränkter linearer Operator
ist eine lineare Abbildung von einem linearen Unterraum — die Domäne von — nach Dieser Unterraum muss im allgemeinen weder abgeschlossen noch dicht definiert sein. Der Operator wird als partielle Abbildung aufgefasst.
Ein Operator heisst dicht definiert, falls dicht in ist. Das bedeutet, dass man zum Beispiel bei Betrachtung unbeschränkter Operatoren auf Hilberträumen auch einen Prähilbertraum als Definitionsbereich zulässt.
Ein Operator heisst abschliessbar, falls der Abschluss von ein Graph eines Operators ist. In diesem Fall ist eindeutig und wird als Abschluss von bezeichnet.
ist eine Fortsetzung (oder Erweiterung) eines Operator , falls d.h. und für Man schreibt
Zwei Operatoren heissen gleich, falls und oder äquivalent: und für
Summe und Produkt zweier Operatoren sind durch und definiert.
auf dem Hilbertraum , der Äquivalenzklassen aller quadratisch integrierbaren, messbaren Funktionen auf mit der Domäne , der Menge aller stetig differenzierbaren Funktionen auf ist ein unbeschränkter Operator, da für die Funktionen auf mit gilt aber
Der Operator ist dicht definiert und nicht abgeschlossen.
Eine große Klasse unbeschränkter linearer Operatoren bilden die abgeschlossenen Operatoren. Das sind Operatoren ,die folgende äquivalenten Eigenschaften erfüllen:
Der Graph ist in abgeschlossen.
ist ein Banachraum bezüglich der Graphennorm für .
Jeder stetige Operator ist abgeschlossen. Sind und Banachräume, so gilt nach dem Satz vom abgeschlossenen Graphen (s.u.) auch die Umkehrung. Doch i.Allg. gilt die Umkehrung nicht wie das folgende Beispiel zeigt:
auf dem Banachraum der stetigen Funktionen auf dem Intervall mit der Supremumsnorm. Wählt man als Definitionsbereich die einmal stetig differenzierbaren Funktionen dann ist ein abgeschlossener Operator, der nicht beschränkt ist. Denn für die Folge ist für alle aber für gilt für
Der Abschluss des Graphen von ist der Graph eines Operators.
Für jede Folge in mit und gilt
Der Kern (oder Gen) eines abschliessbaren Operators ist ein Unterraum von , falls gilt.
Beispiel
Auf sei der Operator definiert durch und Für die Folge in mit gilt
für
aber Deshalb ist nicht abschliessbar.
Anwendungen
Die Darstellung von Observablen der Quantenmechanik erfordert unbeschränkte lineare Operatoren, da die den Observablen zugeordneten Operatoren i. Allg. unbeschränkt sind.
Klassen unbeschränkter linearer Operatoren auf Hilberträumen
Seien und Hilberträume.
Adjungierter Operator
Die Operatoren und heißen zueinander formal adjungiert, falls
für alle und gilt. Unter diesen Voraussetzungen ist im Allgemeinen nicht eindeutig durch gegeben. Ist dicht definiert, so existiert ein zu eindeutig bestimmter maximaler, formal adjungierter Operator . Diesen nennt man den adjungierten Operator von .
Symmetrischer Operator
Ein linearer Operator heisst symmetrisch, falls für alle
Sei ein linearer i.Allg. unbeschränkter dicht definierter Operator auf einem Banachraum . Dann ist in der Resolventenmenge von falls der Operator bijektiv und beschränkt ist. Aus dem Satz des abgeschlossen Graphen folgt, dass die Resolvente für alle beschränkt ist, wenn abgeschlossen ist.
Für ist die Resolvente von definiert durch
Die Menge heisst Spektrum von
Das Spektrum eines linearen i.Allg. unbeschränkten Operator kann folgendermaßen unterteilt werden:
Das Punktspektrum ist nicht injektiv ist die Menge der Eigenwerte.
Das kontinuierliche Spektrum ist injektiv und hat dichtes Bild, aber ist nicht surjektiv
Das Residualpektrum ist die Menge ist injektiv, aber das Bild ist nicht dicht
Das Spektrum eines linearen Operator kann jede abgeschlossen Menge sein, sogar und Eine wichtige Rolle spielt dabei die Domäne des Operators wie folgendes Beispiel zeigt:
Beispiel
Betrachte den Banachraum und die Operatoren mit und
Für gilt Dann ist Für die lineare Differentialgleichung existiert eine eindeutige Lösung Diese definiert eine Inverse für Somit gilt
Sei ein Vektroraum über , ein Untervektorraum. Sei eine sublineare Abbildung und
ein lineares Funktional mit für alle
Dann existiert ein lineares Funktional mit
Ist der zugrundeliegende Vektorraum endlichdimensional mit Dimension , so ist ein Vektorraum der Dimension . In diesem Fall sind alle Normen äquivalent. d.h. sie liefern den gleichen Konvergenzbegriff und die gleiche Topologie.
Im Unendlichdimensionalen gibt es dagegen verschiedene nicht-äquivalente Topologien. Seien nun und Banachräume und eine Folge (oder auch ein Netz) in .
Normtopologie
konvergiert in der Normtopologie gegen genau dann wenn:
Die Normtopologie ist die Topologie, die durch die offenen Kugeln erzeugt wird.
Starke Operatortopologie
konvergiert in der starken Operatortopologie (kurz stop) gegen genau dann wenn es punktweise konvergiert:
oder anders ausgedrückt:
Die zugehörige Topologie ist die Initialtopologie, die durch die Menge von linearen Abbildungen
erzeugt wird. Dies ist die kleinste Topologie, in der all diese Abbildungen stetig sind. mit der starken Operatortopologie ist also ein lokalkonvexer Raum.
Alternativ ausgedrückt: Die starke Operatortopologie ist die Produkttopologie aller Funktionen von nach eingeschränkt auf die (evtl. beschränkten) linearen Operatoren.
Schwache Operatortopologie
konvergiert in der schwachen Operatortopologie gegen genau dann wenn:
Die zugehörige Topologie ist die Initialtopologie, die durch die Menge von linearen Funktionalen
erzeugt wird. Dies ist die kleinste Topologie, in der all diese Funktionale stetig sind. mit der schwachen Operatortopologie ist also ebenfalls ein lokalkonvexer Raum.
Literatur
Hans Wilhelm Alt: Lineare Funktionalanalysis : eine anwendungsorientierte Einführung. 5. Auflage. Springer-Verlag, 2006, ISBN 3-540-34186-2
Joachim Weidmann: Lineare Operatoren in Hilberträumen Teil I Grundlagen. 1.Auflage. B.G. Teubner Verlag, 2000, ISBN 3-519-02236-2