Die Humboldt-Universität zu Berlin (kurz: HU Berlin) ist die älteste der vier Berliner Universitäten. Sie wurde am 16. August 1809 auf Initiative des liberalen preußischen Bildungsreformers und Sprachwissenschaftlers Wilhelm von Humboldt gegründet und nahm 1810 den Betrieb auf. Von 1828 bis 1946 führte sie den Namen Friedrich-Wilhelms-Universität, zu Ehren ihres Gründers, des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., erst 1949 entschied man sich auf Druck der SED-Führung für den bis heute gültigen Namen.

Viele der bedeutendsten Denker Deutschlands lehrten an ihr, unter anderem die Philosophen und Vertreter des deutschen Idealismus Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, der Theologe Friedrich Schleiermacher, der Philosoph Georg W. F. Hegel, der Rechtstheoretiker Friedrich Carl von Savigny, der Philosoph Arthur Schopenhauer und die Physiker Albert Einstein und Max Planck. Die Begründer der Marxistischen Theorie Karl Marx und Friedrich Engels besuchten die Universität ebenso wie der Dichter Heinrich Heine, der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck und der deutsch geborene französische Politiker Robert Schuman, der als französischer Außenminister den Weg zur Schaffung der Montanunion bereitete und später Präsident des Europäischen Parlaments war. Die Universität brachte 29 Nobelpreisträger hervor.
Das Hauptgebäude befindet sich direkt im Zentrum Berlins Unter den Linden in dem von Johann Boumann erbauten ehemaligen Palais des Prinzen Heinrich. Der Großteil der Institute befinden sich im Zentrum um das Hauptgebäude. Die Naturwissenschaften befinden sich auf dem Campus Adlershof im Süden Berlins.
Im Wintersemester 2003/04 waren 38.272 Studenten an der HU eingeschrieben, darunter 5.086 ausländische Studenten aus 135 Staaten. Der Semesterbeitrag für Studenten innerhalb der Regelstudienzeit beträgt für das Wintersemester 2005/06 232,68 €, der ein Semesterticket für den Bereich „Berlin ABC“ enthält. Inzwischen unterliegen alle Studiengänge einer Zulassungsbeschränkung. Zum Wintersemester wurden von ca. 20.000 Bewerbern rund 3.000 zum Studium zugelassen.

Zur Humboldt-Universität gehört auch das Museum für Naturkunde, das für die größte Meteoritensammlung Deutschlands und das weltweit größte Saurierskelett bekannt ist.
Studiengänge
2003 wurden 224 Studiengänge angeboten. Diese gliedern sich in 11 Fakultäten:
- Juristische Fakultät
- Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät
- Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät I (Physik, Biologie, Chemie)
- Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät II (Mathematik, Informatik, Psychologie, Geographie)
- Medizinische Fakultät Charité
- Philosophische Fakultät I (Philosophie, Geschichte, Bibliothekswissenschaft, Europäische Ethnologie)
- Philosophische Fakultät II (Institut für deutsche Literatur, Institut für deutsche Sprache und Linguistik, Nordeuropa-Institut, Anglistik/Amerikanistik, Romanistik, Slawistik, Klassische Philologie)
- Philosophische Fakultät III (Sozialwissenschaften, Asien- und Afrikawissenschaften, Kultur- und Kunstwissenschaften)
- Philosophische Fakultät IV (Erziehungswissenschaften, Rehabilitationswissenschaften, Sportwissenschaft, Qualitätsentwicklung im Bildungswesen)
- Theologische Fakultät
- Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Mit der HU verbunden
In der bald zweihundertjährigen Geschichte der Universität gab es zahlreiche bekannte Absolventen und Professoren.
Nobelpreisträger
- Nobelpreis in Chemie
- Jacobus Henricus van 't Hoff (Nobelpreis in Chemie 1901, 1896-1911 Honorarprofessor)
- Emil Fischer (Nobelpreis in Chemie 1902, 1892-1919 Professor für Chemie und Direktor des I. Chemischen Instituts)
- Adolf von Baeyer (Nobelpreis in Chemie 1905, 1866-1872 außerordentlicher Professor)
- Eduard Buchner (Nobelpreis in Chemie 1907, 1898-1909 Professor für Chemie an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin (1934 als Fakultät in die Universität eingegliedert)).
- Richard Willstätter (Nobelpreis in Chemie 1915, 1912-1916 Honorarprofessor für Chemie)
- Fritz Haber (Nobelpreis in Chemie 1918, 1912-1933 Professor)
- Walther Nernst (Nobelpreis in Chemie 1921, 1905-1932 Professor für Physikalische Chemie und für Physik)
- Peter Debye (Nobelpreis in Chemie 1936, 1935-1939 Professor für Physik)
- Adolf Butenandt (Nobelpreis in Chemie 1939, 1938-1944 Honorarprofessor für Biochemie)
- Otto Hahn (Nobelpreis in Chemie 1944, 1907-1910 Privatdozent, 1910-1934 außerordentlicher Professor für Physikalische Chemie)
- Otto Diels (Nobelpreis in Chemie 1950, 1904-1914 Privatdozent, 1914-1916 außerordentlicher Professor für organische Chemie)
- Nobelpreis in Physik
- Wilhelm Wien (Nobelpreis in Physik 1911, 1892-1896 Privatdozent für Physik)
- Max von Laue (Nobelpreis in Physik 1914, 1902-1903 Student, 1906-1909 Privatdozent, 1919-1943 Professor für Theoretische Physik)
- Max Planck (Nobelpreis in Physik 1918, 1889-1892 außerordentlicher Professor für Physik, 1892-1926 Professor für Theoretische Physik, 1913/14 Rektor der Universität)
- Albert Einstein (Nobelpreis in Physik 1921, hielt verschiedene Vorlesungen zwischen 1915 und 1928)
- Gustav Hertz (Nobelpreis in Physik 1925, 1917-1925 Privatdozent für Physik)
- James Franck (Nobelpreis in Physik 1925, 1903-1906 Student, 1911-1916 Privatdozent für Physik, 1916-1920 Professor für Physik)
- Werner Heisenberg (Nobelpreis in Physik 1932, 1943-1945 Professor für theoretische Physik)
- Erwin Schrödinger (Nobelpreis in Physik 1933, 1910-1913 Privatdozent, 1916-1920 Professor für Mathematik, 1927-1933 Professor für theoretische Physik)
- Walther Bothe (Nobelpreis in Physik 1954, 1925-1929 Privatdozent, 1929/30 außerordentlicher Professor für Physik)
- Max Born (Nobelpreis in Physik 1954, 1915-1919 außerordentlicher Professor für Physik)
- Nobelpreis in Physiologie oder Medizin
- Emil von Behring (Nobelpreis in Physiologie oder Medizin 1901, 1889-1894 Mitarbeiter von Robert Koch am Berliner Institut für Infektionskrankheiten)
- Robert Koch (Nobelpreis in Physiologie oder Medizin 1905, 1885-1910 Professor für Innere Medizin und Hygiene)
- Paul Ehrlich (Nobelpreis in Physiologie oder Medizin 1908, 1887-1890 Privatdozent, 1890-1899 außerordentlicher Professor für Serologie)
- Albrecht Kossel (Nobelpreis in Physiologie oder Medizin 1910, 1883-1887 Privatdozent, 1887-1895 außerordentlicher Professor für Physiologie und Anatomie)
- Otto Warburg (Nobelpreis in Physiologie oder Medizin 1931, 1914-1921 Privatdozent, 1921-1923 außerordentlicher Professor für Physiologie)
- Hans Spemann (Nobelpreis in Physiologie oder Medizin 1935, 1914-1929 Honorarprofessor für Zoologie)
- Werner Forssmann (Nobelpreis in Physiologie oder Medizin 1956, 1929/30 Volontärassistent in der Klinik von Professor Sauerbruch an der Charité, in der er den Herzkatheterselbstversuch unternahm, Ehrendoktor der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität 1977)
- Nobelpreis Literatur
- Theodor Mommsen (Nobelpreis Literatur 1902, 1861-1903 Professor für alte Geschichte)
Bekannte derzeitige Professoren
- Ulrich Battis (Öffentliches Recht)
- Charles B. Blankart (Volkswirtschaft)
- Michael Borgolte (Mittelalterliche Geschichte)
- Horst Bredekamp (Mittlere und Neue Kunstgeschichte)
- Michael C. Burda (Volkswirtschaft)
- Hans-Dieter Burkhard (Informatik)
- Wolfgang Coy (Informatik)
- Volker Gerhardt (Philosoph u. Mitglied des Nationalen Ethikrats)
- Dieter Grimm (Öffentliches Recht)
- Michael Kloepfer (Öffentliches Recht)
- Thomas Macho (Kulturgeschichte)
- Christoph Markschies (Theologie)
- Herfried Münkler, (Politikwissenschaft)
- Wilfried Nippel (Alte Geschichte)
- Claus Offe (Politikwissenschaft)
- Christof Rapp (Philosoph)
- Theodor Siegel (Betriebswirtschaftslehre)
- Bernhard Schlink (Öffenliches Recht)
- Richard Schröder (Theologie)
- Oswald Schwemmer (Kulturphilosoph)
- Christian Tomuschat (Völkerrecht)
- Harald Uhlig (Volkswirtschaft)
- Walther Umstätter (Bibliothekswissenschaftler)
- Heinrich August Winkler (Neueste Geschichte)
weitere ehemalige Professoren und Studenten
- Politiker
- Künstler
- Wolf Biermann, Liedermacher
- Frank Castorf, Schauspieler
- Adelbert von Chamisso, Naturforscher und Dichter
- Konstantin Gamsachurdia, Dichter
- Heinrich Heine, Dichter
- Heinrich Eduard Jacob, Schriftsteller
- Jürgen Kuttner, Radiomoderator
- Christiane Paul, Schauspielerin
- Kurt Tucholsky, Schriftsteller
- Dieter Hallervorden, Komiker
- Philosophen
- Naturwissenschaftler
- Max Bodenstein, Physikochemiker
- Adelbert von Chamisso, Naturforscher und Dichter
- Hermann von Helmholtz, Physiker
- August Wilhelm von Hofmann, Chemiker
- Alexander von Humboldt
- Hans Kniep, Botaniker
- Leopold Kronecker, Mathematiker
- Ernst Eduard Kummer, Mathematiker
- Wilhelm Pfeffer, Botaniker
- Rudolf Virchow, Arzt
- Otto Heinrich Warburg, Biochemiker
- Karl Weierstraß, Mathematiker
- Sonstige
- Iwane Dschawachischwili, Historiker
- Adolf Erman, Ägyptologe
- Jacob Grimm, Sprach- und Literaturwissenschaftler
- Wilhelm Grimm, Sprach- und Literaturwissenschaftler
- Grigol Zereteli, Altphilologe
- Adolf von Harnack, Theologe
- Max Herrmann, Theaterwissenschaftler
- Jürgen Kuczynski, Historiker
- Karl Richard Lepsius, Ägyptologe
- Herbert Marcuse, Soziologe
- Leopold von Ranke, Historiker
- Friedrich Schleiermacher, Theologe
- Johannes Schmidt, Sprachwissenschaftler
- Georg Simmel, Soziologe
- Werner Sombart, Soziologe
- Eduard Kohlrausch, Jurist, Rektor 1932/33
- Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Altphilologe
Siehe auch
Weblinks
- hu-studenten.de - Portal speziell für HU Studenten.
- hu-berlin.de - Offizielle Website der Humboldt-Universität zu Berlin.
- refrat.de - ReferentInnenrat der HUB (studentische Selbstverwaltung).
- sambamarco.piranho.de - Historische Bilder von 1973.