Der Gebuckelte Milchling oder Weinbraune Moor-Milchling (Lactarius pilatii)[1] ist eine Pilzart aus der Familie der Täublingsverwandten (Russulaceae). Es ist ein eher kleiner bis mittelgroßer Milchling mit einem dunkelbraunen, schmierigen und oft gebuckelten Hut. Die Milch trocknet olivgrau ein. Der Milchling ist ein Mykorrhizapilz der Birke und wächst meist inmitten von Torfmoospolstern. Die Fruchtkörper des ungenießbaren Milchlings erscheinen von Juli bis September.
Gebuckelter Milchling | ||||||||||||
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![]() Der Gebuckelte Milchling (Lactarius pilatii) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lactarius pilatii | ||||||||||||
Z. Schaef.; 1966 |
Merkmale
Makroskopische Merkmale
Der Hut ist 1,2–5,5 cm breit, jung kegelig bis gewölbt mit eingebogenem Rand und meist mit einem kleinen Buckel. Im Alter ist er manchmal leicht niedergedrückt. Die Oberfläche ist klebrig schmierig und schwarzbraun bis dunkel ziegelfarben, violettbraun oder graubraun. Manchmal ist der Hut auch leicht gezont und blasst vom Rand her beige, grauocker oder blass mausgrau aus. Der äußerste Rand ist manchmal blass cremefarben.
Die Lamellen sind breit angewachsen oder laufen leicht am Stiel herab. Sie sind manchmal gegabelt, blass creme- bis dunkel cremefarben gefärbt und stehen ziemlich entfernt. Auf Druck hin verfärben sie sich olivbraun. Das Sporenpulver ist blass cremefarben.
Der zylindrische und an der Basis leicht erweiterte Stiel ist 2,5–7 cm lang und 0,4–2 cm breit. Der Stiel ist leicht klebrig und blass creme bis fleischocker, rauchgrau oder graurosa gefärbt, im Alter ist er dunkel grauocker bis gräulichtbraun und an der Spitze lachsfarben.
Das ziemlich zerbrechliche Fleisch, ist im Stiel hohl oder ausgestopft, weißlich bis blass rosaocker oder gräulichocker, zur Oberfläche hin auch rauchgrau. Es schmeckt nach einer Weile mäßig scharf, der Geruch ist schwach. Die weiße Milch trocknet olivgrau ein und schmeckt sofort scharf und zugleich aromatisch.[2]
Mikroskopische Merkmale
Die rundlichen bis elliptischen Sporen sind durchschnittlich 7,3–7,8 µm lang und 6,1–6,5 µm breit. Der Q-Wert (Quotient aus Sporenlänge und -breite) ist 1,1–1,4. Das Sporenornament wird bis zu 0,8 (1) µm hoch und besteht aus Warzen und Rippen, die häufig miteinander verbunden sind und zahlreiche, geschlossene Maschen bilden. Der Hilarfleck ist inamyloid oder im Randbereich schwach amyloid.
Die keuligen, 4-sporigen Basidien sind 35–50 (55) µm lang und 8–10 µm breit. Pleuromakrozystiden kommen zerstreut bis zahlreich vor. Sie sind 50–75 µm lang und 6–9 (10) µm breit und schmal flaschen- bis lanzettförmig. Am oberen Ende haben sie oft ein aufgesetztes Spitzchen. Die Lamellenschneiden sind meist steril und tragen Cheilomakrozystiden. Diese sind ebenfalls schmal flaschen- bis lanzettförmig und messen 25–55 × 4–8 µm.
Die 70–100 µm dicke Huthaut (Pileipellis) ist laut Heilmann-Clausen eine Ixocutis mit wenigen aufsteigenden Hyphen und nach Basso ein Ixotricoderm mit aufrecht stehenden Hyphen, welches über einer Subcutis liegt.[2][3]
Artabgrenzung
Der Gebuckelte Milchling ist nahe mit dem Graufleckenden Milchling (L. vietus) verwandt. Er unterscheidet sich aber durch seine dunkleren Farben, den mehr oder weniger gebuckelten Hut und die leicht schmaleren Sporen. Normalerweise sind auch die Makrozystiden etwas schmaler als die des Graufleckenden Milchlings. Eine weitere ähnliche Art ist Lactarius syringinus. Diese ist kräftiger und der Hut ist deutlicher niedergedrückt, lebhafter gefärbt und häufig gezont.[2]
Ökologie und Verbreitung
Legende:
grün = Länder mit Fundmeldungen
weiß = Länder ohne Nachweise
hellgrau = keine Daten
dunkelgrau = außereuropäische Länder.
Der seltene Gebuckelte Milchling ist überwiegend in Fennoskandinavien verbreitet, kommt aber auch im Alpengebiet und in Tschechien vor.
Wie alle Milchlinge ist er ein Mykorrhizapilz, der mit Birken eine symbiotische Beziehung eingeht. Man findet den Pilz an feuchten, moorigen Standorten. Die Fruchtkörper wachsen von Juli bis September oft inmitten von Torfmoospolstern.[2]
Systematik
1968 wurde die Art erstmals von Z. Schaefer beschrieben. 1978 liefert M. Moser eine hervorragende und vollständige Beschreibung unter dem Namen Lactarius mammosus. Lactarius mammosus, der Dunkle Kokosflocken-Milchling, ist aber eine ganz andere Art. Daher beschrieb Harmaja, der nicht wusste, dass dieses Taxon zuvor schon von Z. Schaefer gültig beschrieben worden war, 1985 diese als eine neue Art und nannte sie zu Ehren Mosers Lactarius moseri.
Infragenerische Systematik
M.Basso und Heilmann-Clausen stellen den Milchling in die Untersektion Pyrogalini, die innerhalb der Sektion Glutinosi steht. Ihre Vertreter haben mehr oder weniger gezonte, grünlich, braun oder grau gefärbte, trocken oder schmierige Hüte. Die Milch trocknet mehr oder weniger grünlich oder gräulich ein und die Sporen haben oft ein zebrastreifenartiges oder mehr oder weniger netziges Ornament[3][10]
Bedeutung
Der Milchling ist ungenießbar.
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ Synonyme von Lactarius pilatii. Z. Schaef., Česká Mykol. 22: 18 (1966). In: SpeciesFungorum / speciesfungorum.org. Abgerufen am 2. November 2012.
- ↑ a b c d Jacob Heilmann-Clausen u. a.: The genus Lactarius. Fungi of Northern Europe. Hrsg.: The Danish Mycological Society,. Vol. 2, 1998, ISBN 87-983581-4-6, S. 62–63.
- ↑ a b Maria Teresa Basso: Lactarius Persoon. Fungi Europaei. Vol. 7, 1999, ISBN 88-87740-00-3, S. 48–63, 78, 111–16.
- ↑ Datenbank der Pilze Österreichs. In: austria.mykodata.net. Österreichischen Mykologischen Gesellschaft, abgerufen am 5. November 2012.
- ↑ Basidiomycota Checklist-Online - Lactarius pilatii. In: basidiochecklist.info. Abgerufen am 5. November 2012.
- ↑ Jan Holec & Miroslav Beran: Red list of fungi (macromycetes) of the Czech Republic. In: wsl.ch. 2007, abgerufen am 5. November 2012.
- ↑ Torbjørn Borgen, Steen A. Elborne und Henning Knudsen: Arctic and Alpine Mycology. Hrsg.: David Boertmann und Henning Knudsen. Band 6, 2006, ISBN 978-87-635-1277-0, A checklist of the Greenland basidiomycetes, S. 37–59.
- ↑ Weltweite Verbreitung von Lactarius pilatii. In: GBIF Portal / data.gbif.org. Abgerufen am 2. November 2012.
- ↑ Jacob Heilmann-Clausen u. a: The genus Lactarius. Fungi of Northern Europe. Vol. 2, 1998.
- ↑ Jacob Heilmann-Clausen u. a.: The genus Lactarius. Fungi of Northern Europe. Vol. 2, 1998, S. 23–28.
Weblinks
- Lactarius pilatii. In: Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 2. November 2012 (englisch, Fotos und lateinische Originalbeschreibung).