Heinrich von Prittwitz und Gaffron

deutscher Generalleutnant
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Heinrich Constantin von Prittwitz und Gaffron (* 4. September 1889 auf Gut Sitzmannsdorf, Kr. Ohlau, Niederschlesien; † (gefallen) 10. April 1941 bei Tobruk, Libyen) war deutscher Generalleutnant und zuletzt Kommandeur der 14. Panzer-Division; Rechtsritter des Johanniter-Ordens.

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Heinrich von Prittwitz und Gaffron, deutscher Generalleutnant
Das Wappen der Familie von Prittwitz und Gaffron

Familie

Prittwitz entstammte einem alten schlesischen Adelsgeschlecht und war der Sohn des kaiserlich deutschen Admirals à la suite Curt von Prittwitz und Gaffron, Mitglied des preußischen Herrenhauses, und dessen erster Ehefrau Luise von Schönberg.

Er heiratete am 2. Dezember 1915 in Berlin Renata von Zastrow (* 14. Januar 1894 auf Gut Schadewalde, Kr. Lauban, Niederschlesien; † 31. Dezember 1974 in Düsseldorf-Benrath), die Tochter des Landesältesten und Gutsbesitzers Erwin von Zastrow (1863-1915), Herr auf den Gütern Schadewalde und Hartmannsdorf, und der Gourly von Haartmann (1816-1901). Nach dem Tod ihres Ehemannes heiratete sie in zweiter Ehe am 3. Oktober 1943 in Berlin-Wilmersdorf den aus erster Ehe geschiedenen Gutsbesitzer Joachim von Burgsdorff (*1892), bis 1945 Herr auf den Gütern Hohenjesar, Treplin und Alt Zeschdorf, alle im Landkreis Lebus bei Frankfurt (Oder).

Militärischer Werdegang

Als Prittwitz am 4. September 1889 auf Gut Sitzmannsdorf geboren wurde, befand sich sein Vater als damaliger Kommandant der S.M.S. "Alexandrine" gerade in der Südsee. Nach dessen Rückkehr zog die Familie 1890 nach Wilhelmshaven. Nach erneuter Versetzung des Vaters 1894 nach Berlin kam er dort in eine Privatschule. 1896 ging es wieder zurück nach Wilhelmshaven, 1898 nach Danzig, wo er das Gymnasium besuchte, 1901 nach Kiel und 1902 wieder nach Wilhelmshaven. Schon 1903 kehrte die Familie wieder nach Kiel zurück, wohin der Vater erneut versetzt worden war. Hier starb die Mutter, als Prittwitz gerade 14 Jahre alt war und der Vater auf hoher See war, weshalb beide Geschwister zu einem jüngeren Seeoffiziers-Ehepaar als Pflegeeltern kamen. Erst 1905 kam der Vater aus China zurück. 1907 machte Prittwitz sein Abitur.

Er hatte immer Offizier werden wollen, doch riet ihm der Vater vom Seeoffizier ab, weshalb Heinrich von Prittwitz sich für die Kavallerie entschied, und trat am 19. August 1908 in das Ulanen-Regiment „Kaiser Alexander II. von Russland“ (1. Brandenburgisches) Nr.3 in Fürstenwalde an der Spree ein. Am 19. November 1908 wurde er Fähnrich und am 19. August 1909 Leutnant. Um Sprachstudien betreiben zu können, ließ er sich nach England beurlauben und machte dort sein Dolmetscher-Examen.

Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 rückte Prittwitz mit seinem Ulanen-Regiment auf den östlichen Kriegsschauplatz. Er wurde am 27. Januar 1915 Oberleutnant und war Regimentsadjutant. Wegen seiner guten Sprachkenntnisse folgte am 30. November 1915 seine Versetzung zum Stab des Generalfeldmarschalls Colmar Freiherr von der Goltz in den Orient. Noch in Berlin heiratete Prittwitz am 2. Dezember 1915, reiste allerdings nach der Hochzeit nach Konstantinopel ab. Von dort ging er in den Irak und nach Persien und nahm am Vorgehen von Bagdad bis nach Kermanschah teil. Am 18. Dezember 1916 wurde er Rittmeister.

Nach Rückkehr aus dem Orient im März 1917 folgte in Galizien sein Einsatz als Kompaniechef beim Leibregiment. Von Herbst 1917 bis Herbst 1918 war er in Generalstabsstellen an der Westfront, zuletzt beim Generalkommando des VII. Reservekorps.

Nach dem 1. Weltkrieg schloß er sich dem Grenzschutz an der Grenze zur Provinz Posen und nach Oberschlesien an. Im Januar 1920 kam er als Eskadron-Chef zum 9. (preußischen) Reiter-Regiment der Reichswehr in Fürstenwalde, das die Tradition seines alten 3. Ulanen-Regiments fortführte. 1928 wurde er Adjutant der Reiter-Brigade in Insterburg (Ostpreußen) und erhielt am 1. Februar 1930 seine Beförderung zum Major. Am 1. Februar 1932 kam er zum Stab des Reiter-Regiments Nr.7, wo er am 1. März 1934 Oberstleutnant wurde.

1935 mussten die Reiter „absitzen“ und wurden auf Panzer „umgeschult“: Prittwitz erhielt am 1. Oktober 1935 das Kommando über das Panzer-Regiment Nr.2 in Eisenach, wo er am 1. Januar 1936 zu Oberst befördert wurde. Damit gehörte Prittwitz als einer der ersten Panzerkommandeure beim Wiederaufbau der Wehrmacht zu den Lehrern dieser Truppe. Als Kommandeur war Prittwitz in Eisenach sehr beliebt und verehrt, weshalb die Panzerkaserne bis Kriegsende 1945 seinen Namen trug.

Am 10. November 1938 erhielt er das Kommando über die 2. Panzerbrigade in Wien. Hierzu gehörten das 3. und 4. Panzerregiment. Der Feldzug gegen Polen begann. Am 21. August 1939 war Prittwitz mit seiner Brigade in die Bereitstellung gerückt und griff über den Jablunka-Pass in Richtung Krakau und Lemberg an. Die Panzer legten bis zu 2.000 km zurück, teilweise im Gebirge, die letzten Kämpfe waren am 24. September 1939 in Lemberg und Tomascow. Für seine Tapferkeit wurde er mit den Spangen zum EK II und EK I ausgezeichnet, am 1. Oktober 1939 zum Generalmajor befördert und erhielt das Panzerkampfabzeichen.

Für sieben Woche wurde seine Panzertruppe zur Instandsetzung nach Deutschland versetzt und am 1. Dezember 1939 an die Westfront verlegt. In Frankreich durchbrach er mit seiner Brigade im Rahmen der Panzergruppe von Kleist zunächst die belgischen Grenzbefestigungen und erzwang mit anderen Truppen den Maas-Übergang bei Sedan. Später nahm seine Truppe die Stadt Boulogne ein, nahm an der Einschließung der englisch-französischen Armee bei Dünkirchen teil und beteiligte sich – mit Marschleistungen von mehr als 100 km pro Tag - im Juni 1940 an mehreren Schlachten in Frankreich. Anfang Juli wurde die Brigade zur Instandsetzung nach Wien verlegt.

Am 1. Oktober 1940 wurde Prittwitz zum Kommandeur der 14. Panzerdivision in Dresden ernannt, die Ende Januar 1941 zum Truppenübungsplatz Milowitz bei Prag und schließlich nach Idar-Oberstein verlegt wurde. Nach Zuteilung zum deutschen Afrika-Korps unter General Rommel setzte die Division nach Nordafrika über.

Am 9. April führte Prittwitz einen siegreichen Vorstoß gegen Tobruk. Zur weiteren Gelände- und Feinderkundung fuhr er am 10. April 1941 mit seinem Pkw über die vordersten eigenen Stellungen hinaus auf Tobruk zu. Hier wurde sein Fahrzeug von einem englischen Pak-Geschoss getroffen und Prittwitz und sein Fahrer tödlich verletzt.

Prittwitz wurde auf dem Soldatenfriedhof Derna beigesetzt. General Italo Gariboldi, Generalgouverneur Libyens (März-Juli 1941) und Befehlshaber der italienischen Streitkräfte, überbrachte bei der Trauerfeier die Silberne Tapferkeitsmedaille im Namen des italienischen Königs. Von seiner Beförderung zum Generalleutnant mit Wirkung vom 1. April 1941 hatte Prittwitz nicht mehr erfahren.

Orden und Ehrenzeichen

  • Eisernes Kreuz 2. Klasse und 1. Klasse (1. Weltkrieg)
  • Spangen zum Eisernen Kreuz 2. Klasse und 1. Klasse (1939)
  • Panzerkampfabzeichen (1939)
  • Silberne Tapferkeitsmedaille des Königreichs Italien (1941 posthum)

Literatur

  • Kurt v. Prittwitz und Gaffron, unveröffentlichtes Manuskript im Familienarchiv, hierin das Kapitel "Heinrich Constantin", Bericht nach Aufzeichnungen seiner Frau, seiner Schwester und nach Familienpapieren, um 1965.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band VI, Seite 363, Band 29 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1962, ISSN 0435-2408

Siehe auch