Jazz

Musikrichtung
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Der Jazz ist eine Musikrichtung, die in den USA im Zusammentreffen afrikanischer und europäischer Musiktraditionen entstanden ist. Seine Wurzeln liegen zum einen im Blues und in den "Worksongs", den Spirituals und Gospels der schwarzafrikanischen Sklavenarbeiter in den Südstaaten der USA, zum anderen in den verschiedenen Volksmusiken der europäischen Einwanderer, darunter dem "Irish Folk", kreolischer Tanzmusik, Wiener Walzern und Marschmusik. Aus ihrer Begegnung entstanden eine Reihe neuer musikalischer Ausdrucksformen, zuerst in New Orleans und entlang des Mississippi, später in Chicago und anderen Metropolen der USA mit einer damals hohen Zuwanderung vor allem von Farbigen aus den Südstaaten.

Frühe Jazzstile wurden auch aus dem Ragtime heraus entwickelt: einer eigenen, durchkomponierten Musik für das Klavier mit klassischen Wurzeln und streng synkopischem Rhythmus. Der erste Jazz war dagegen eine Ensemble-Musik von Bands mit Elementen der Kollektivimprovisation (New Orleans-Stil) und einem freieren Rhythmus, der swing genannt wird.

Bestimmte Bandleader des frühen Jazz wie Buddy Bolden waren auch markante Instrumentalisten mit einer sehr individuellen Tonbildung. Improvisation, swing und eigene Tonbildung beschrieb der Jazzhistoriker Joachim Ernst Berendt als Grundelemente der Jazzmusik, die seine Geschichte von Beginn an mitbestimmten.

Merkmale

Besondere Merkmale des Jazz sind:

  • individuelle Tonbildung und Phrasierung,
  • eine mit erweiterten Akkorden angereicherte Funktions- oder Stufenharmonik,
  • kollektive und individuelle Improvisation,
  • rhythmische Intensität und polyrhythmische Komplexität, u.a. die Spannung zwischen on-beat (Zusammentreffen mit dem Grundschlag) und off-beat (Akzente zwischen den Grundschlägen), dazu verschiedene Phrasierung hinter (laid back: "zurückgelehnt") oder vor dem Beat (laid forward, "vor-gelegt")
  • Spontanität, Vitalität und Expressivität sowie
  • „die Freiheit viele Formen zu haben“.

Der Selbstausdruck des Interpreten, sein Charakter und seine „Message“ stehen im Mittelpunkt einer Jazz-Darbietung: im Gegensatz zur europäischen Kunstmusik, wo der Interpret sich den präzise notierten Kompositionen unterordnet und diese meist möglichst werkgetreu ausführt.

Ein weiteres wesentliches Merkmal des Jazz ist ein besonderes, intensiviertes Zeit- und Rhythmus-Gefühl, das an latent vorhandene Beats oder Zählzeiten gebunden ist. 'swing', klein geschrieben, ist, das Spiel innerhalb jener Beats oder Zählzeiten zu phrasieren oder individuell auszudrücken, ohne diese Beats oder Zählzeiten zu verlassen. Dadurch erwächst die jazztypische rhythmische Intensität: je nach Jazzstil "binär" (mit zweigeteiltem Puls) oder "ternär" (mit dreigeteiltem - "triolischem" - Puls) oder bewusst ohne jede Festlegung im Free Jazz.

Seit den 1950er Jahren kam die kubanische Polyrhythmik hinzu, in der sich genuin afrikanische Musiktraditionen erhalten hatten. Auch danach beeinflussten hispanische oder lateinamerikanische Musikstile - Bossa Nova, Samba, Salsa, Tango, Son usw. - den Jazz immer wieder als drittes Element neben der afrikanischen und europäischen Wechselbeziehung.

Harmonik

Der Jazz hat seinen Ursprung im Blues (der wiederum aus den "Worksongs" der schwarzen Sklaven im Süden der USA entstand), folglich hat auch die Jazz-Harmonik ihren Ursprung in der Blues-Harmonik. Der Blues ist gekennzeichnet durch seine feste Form. Ursprünglich bestand ein Blues aus improvisierten Liedtexten mit musikalischer Begleitung: Man sang die erste Zeile und wiederholte diese, um Zeit für die zweite Zeile zu gewinnen. Dann wurde die zweite Zeile gesungen. In den beiden jeweils letzten Takten jeder Zeile folgte ein instrumentales Fill oder eine Antwort. So entstand das 12-Taktige Bluesschema:

1. Textzeile
|Takt1|  2  |  3  |  4  |

Wiederholung 1. Textzeile
|  5  |  6  |  7  |  8  |

2.Textzeile
|  9  |  10  |  11  |  12  |D.C.

Das Stück begann in der Tonika. In der zweiten Zeile (während die 1.Textzeile wiederholt wurde) wurden der Abwechslung wegen andere Akkorde verwendet (Subdominante) und in der 3. Zeile folgte schließlich eine Kadenz, die wieder in die Tonika leitete. Jedoch war es keine dominantische Kadenz, wie im Volkslied oder in der Klassik, sondern eine plagale (Dominante-Subdominante-Tonika). Ein F-Dur Blues würde so aussehen:

Tonika
|  F  |  F  |  F  |  F  |

Subdom.     Tonika
| Bb  | Bb  |  F  |  F  |

Dom.  Subdom.Tonika
|  C  | Bb  |  F  |  F  |D.C.

Oft wurden sämtliche Akkorde als Septim-Akkorde gespielt. Im moderneren Jazz wurden jedoch zunehmend Akkorde mit anderen Spannungstönen (Tensions, Optionen) benutzt. Typische Akkorde sind (Internationale Schreibweise, B=H):

6 (Akkord mit großer Sexte)
F6 wäre f-a-c-d
Funktion: Harmonisch stabil, oft Tonika-Klang

sus bzw. sus4, sus2 (sus = suspended, Akkord ohne Terz; sus4 = dafür mit Quarte, sus2=mit großer Sekunde)
Fsus4 wäre f-Bb-c, Fsus2 f-g-c

maj 7 (Akkord mit großer statt kleiner Septime)
Fmaj7 wäre f-a-c-e
Andere Schreibweisen:FM7, FΔ
Funktion: Harmonisch stabil, oft Tonika-Klang

79 (Akkord mit kleiner Septime und großer None)
F79 wäre f-a-c-eb-g

7b9 (Akkord mit kleiner Septime und kleiner None)
F7b9 wäre f-a-c-eb-gb
Funktion: Stark dominant wegen Tritonus Quinte-None

7#9 (Akkord mit kleiner Septime und übermäßiger None)
F7#9 wäre f-a-c-eb-g#


711 (Akkord mit kleiner Septime, None und Undezime)
F711 wäre f-a-c-eb-g-Bb

7#11 (Akkord mit kleiner Septime, None und übermäßiger Undezime)
F7#11 wäre f-a-c-es-g-b

713 (Akkord mit kleiner Septime, None, ohne(!) Undezime und 13. Die Quinte kann ohne Klangveränderung weggelassen werden)
F713 wäre f-a-c-eb-g-Bb-d

mi7 (Moll-Akkord mit kleiner Septime)
Fmi7 wäre f-ab-c-eb
Andere Schreibweisen: F-7

mi6 (Moll-Akkord mit großer Sexte)
Fmi6 wäre f-ab-c-d
Andere Schreibweisen:F-6

0 (Verminderter Akkord)
F0 wäre f-ab-cb-d
Funktion: Dominant-Funktion (verk. Dominantseptakkord)
Andere Schreibweise:07

Andere Akkorde sind möglich, aber ungebräuchlich. Zu den neuen Spannungstönen kommen im modernen Blues neue Akkord-Progressionen. Dazu gehören Sequenz-Dominanten, bzw. II-V-I-Kadenzen. Eine II-V-I-Kadenz besteht ausschließlich aus diatonischen Akkorden, das heißt z.B., dass alle Akkordtöne einer solchen Kadenz innerhalb von F-Dur auf der F-Dur-Tonleiter wiederzufinden sind. Eine F-Dur II-V-I-Kadenz sähe folgendermaßen aus:

Gmi7 (II. Stufe) - C7 (V. Stufe)- Fmaj7 (I. Stufe, Tonika)

Ein moderner Blues sähe so aus:

|  F6  |   Bb7   |  F6  |  F6  |

| Bb7#9  | B7  |E7 A7|D7 G7|

|  C7  | Bb7  |  F6  |G7 C7|D.C.

Die II-V-I-Kadenz wurde zur hauptsächlich verwendeten Kadenz und viele Jazz-Standards sind ausschließlich auf Sequenz-Dominanten aufgebaut (gutes Beispiel: All Of Me). Viele andere basieren auf der Blues-Form.

Funktionstheorie

In der Funktionstheorie werden die Beziehungen der einzelnen Akkorde zueinander innerhalb einer Tonart erklärt.

Tonika sind alle Akkorde, die einen (auch zeitweiligen) Ruhepunkt im Verlauf der Musik definieren. Das gehörsmässige Empfinden einer Tonika-Funktion entsteht dabei, neben einem grundsätzlichen Voraussetzen (abendländischer) Hörerfahrung, vor allem durch die Platzierung des Akkordes innerhalb einer harmonischen Entwicklung (Schwerpunkt, Ruhepunkt, Ziel einer harmonischen Entwicklung, etc.), sowie einen tendenziell stabilen, ruhigen Klangcharakter relativ zur Umgebung.

Dominante ist der Gegenpol zur Tonika. Im Sinne eines Wechselspiels von Spannung und Entspannung in der Musik ist die Dominante der Akkord, der einer Tonika diametral gegenübersteht. Dominant-Akkorde 'möchten' sich in ihre Tonika-Akkorde auflösen (die geschieht nicht immer direkt!).

Subdominante sind demnach alle Akkorde und Klänge, die weder Tonika- noch Dominant-Charakter haben. Subdominanten können 'auf dem Weg' zwischen Tonika und Dominante (und wieder zurück) eingesetzt werden.

Doppeldominante (V von V oder II. Stufe): Sie leitet zur Dominante der Grundtonart d.h. ihrer eigenen Tonika (deshalb V von V). Mehrere Doppeldominanten hintereinander werden als Dominant-Sequenz bezeichnet.

Es lassen sich nun aus einem System der diatonischen Vierklänge einer Tonart (zunäst in Dur) bestimmte Akkordfunktionen ableiten. Diese beruhen selbstverständlich vor allem auch auf unsrer Hörerfahrung. Dabei hat die grundsätzlich (mindestens) vierstimmige Struktur der Akkorde im Jazz die Eigenschaft, auch bei ihren Tonika-Akkorden immer eine gewisse Grundspannung zu behalten, also nicht die Auflösung in einen Dreiklang oder gar den Grundton alleine zu suchen.

In diesem System sind folgende grundlegende Beobachtungen zu machen: Tonika-Akkorde haben grundsätzlich grosse Septimen, da die dazugehörigen Tonleitern einen Leitton haben sollen, der die Tonika-Wirkung unterstützt. Dominant-Akkorde enthalten zwischen ihrer (grossen) Terz und der (kleinen) Septim ein Tritonus-Intervall, das für den charakteristischen Dominant-Klang verantwortlich ist. Die Funktion der Akkorde kann durch die drei Akkordtöne 1, 3 und 7 meist vollständig ausgedrückt werden. Zumindest sind Akkorde mit reiner Quint ohne diese vollständig definiert. (Die Terz und die Sept heissen daher auch die Funktionstöne.)

Die Anwendung dieser Zusammenhänge auf eine Moll-Tonalität folgt nun nicht ganz der in der klassischen Harmonik gebräuchlichen Beziehung einer Moll-Tonleiter zu ihrer Dur-Parallele (z. B. C-Dur/a-moll). Vielmehr wird das Dur-System nach Moll alteriert (b3, auch b6) und so analog beibehalten.

Dominant-Substitution:
Der dominantische Klang eines Septim Akkords wird durch den Tritonus zwischen Terz und Septime erzeugt. Wenn man diesen Tritonus umkehrt (wenn es z.B. vorher der zu C7 gehörende Tritonus E(Terz)-Bb(kl. Septime) war wird einach das E jetzt zur Septime und das Bb zur Terz), entsteht ein neuer Akkord mit dem gleichen Tritonus, der dann natürlich auch in den gleichen Akkord aufgelöst werden kann. Dieser neue Akkord ist die Substitution des Ausgangsakkords. Wenn der Ausgangsakkord wie im Beispiel C7 war, ist der Substitutionsakkord Gb7. Beide leiten nach F.

Tonika-Sustitution:
Auch die Tonika kann aufgrund von Akkordähnlichkeiten 'vertreten' werden: die III. Stufe (in Dur - also etwa Gm7 in Eb-Dur) wird daher oft als Tonika-Subszitut verwendet und hat vor allem den Effekt der Tonika-Vermeidung (längere harmonische Entwicklung!).

Melodik

Wie auch bei der Harmonik stammt die Jazzmelodik teilweise aus dem Blues. Sie baut auf der Pentatonik, der Tonleiter ohne die Halbtonschritte, auf. Dazu kamen im Blues die sogenannten "Blue Notes", b3 und b7. Das sind Mollterz und kleine Septime. Später folgte #4 (übermäßige Quarte). Das sind allerdings nur Annäherungen an die wirklichen Blue Notes, die eigentlich zwischen den Tönen liegen. Beispiel F-Dur: Die b3 liegt zwischen A und Ab, allerdings etwas näher am Ab. So verhält es sich auch mit b7 und #4. Diese Töne lassen sich mit Blas- oder Saiteninstrumenten sehr gut erzeugen, mit Tasteninstrumenten allerdings nicht.
Werden diese Töne der Moll-Pentatonik hinzugefügt, entsteht eine Tonleiter, die "Blues-Skala" genannt wird. Es gibt zwar verschiedene Bluesskalen aber diese ist die gebräuchlichste.

F-Dur Bluesskala:
f-ab-Bb-b-c-eb

Welche Skala verwendet wird, ist eine Frage des Geschmacks des Musikers. Es ist ebenfalls möglich, die Skala der parallelen Molltonart zu spielen.

Die Überlagerung von Moll-Melodik und Dur-Harmonik erzeugt den typischen Blues/Jazz-Klang.

Zusätzlich werden eine Reihe verschiedener Tonleitern eingesetzt, die im Wesentlichen die jeweilige Akkordfunktion ausdrücken und mit Tensions und Durchgangs-Stufen angereichert sind. Neben Skalen, die aus den jeweils 7 Modi der Dur-Tonleiter und der melodischen Moll-Tonleiter gebildet werden, sind auch die beiden symmetrischen Skalen 'Dominat-Diminished' (=Halbton/Ganzton) und 'Wholetone' (=Ganztonleiter) sehr gebräuchlich.

Die Herkunft des Ausdrucks Jazz ist ungeklärt.

1909 tauchte der Begriff in dem Song "Uncle Josh in Society" auf: "One lady asked me if I danced the jazz ...", wahrscheinlich eine Art von Ragtime-Tanz meinend. 1913 ist der Begriff belegt als Bezeichnung einer Art von Musik, möglicherweise als Bezeichnung für die Musik zu jenem Ragtime-Tanz. Möglicherweise ist er abgeleitet aus einem Wort "jass" aus dem kreolischen Patois, "jass", für "tatkräftige Aktivität", im speziellen Sexualverkehr. Dazu eine Quelle: "If the truth were known about the origin of the word 'Jazz' it would never be mentioned in polite society." ["Étude," Sept. 1924]

Ab spätestens 1915 gibt es Bands aus New Orleans, die das Wort Jass oder Jazz im Band-Namen tragen und/oder damit ihre Musik bezeichnen.

Möglich ist auch eine Ableitung des Wortes Jass oder Jazz aus der Verwendung des Begriffes jasm (frz. dictionnaire von 1860 ) für Energie, Dynamik und Vitalität, als passender Ersatzbegriff für afrikanische Tanznamen (i.e. Mandingo jasi, Temne yas), jedenfalls gilt ein anderes Slangwort (jism) auch daher abgeleitet. Jasi ist nicht nur der Name eines Tanzes, sondern steht auch für "in Erregung versetzen".

Eine andere Möglichkeit ist, dass "Jazz" von kreolisch "jizz" kommt, was ebenso mit dem Ki-Kongo-Wort "dinza" verwandt ist, und Ejakulation bedeutet.

Manche Quellen wollen in "Jazz" eine Verballhornung des französisch-kreolischen chasse für Jagd erkennen: eine Anspielung auf die Kollektivimprovisation der Instrumente im New-Orleans-Stil. Andere leiten das Wort eher von chasse-beau ab, einer Tanzfigur beim Cakewalk, oder auf einen berühmten Tänzer einer Minstrelshow, der sich Jasbo nannte, und dem das Publikum zurief "We want more Jasbo". Wieder andere verweisen auf eine sexuelle Konnotation oder die verballhornte Version des Namens „Jézabel“, der zu Jazz-Belle ("Jazz"-Schöne) umgedeutet wurde: So nannte man eine populäre Prostituierte im alten New Orleans. Möglich ist auch die Bedeutung „blödes Zeug“ wie in der verächtlichen Redewendung „... and all that jazz“. So sollen die weißen Amerikaner die ersten musikalischen Gehversuche ihrer Sklaven genannt haben, aus denen sich der Jazz später entwickelte. Jass ist ein Kartenspiel, das durch Einwanderer in New Orleans bekannt gewesen sein dürfte. Jas ist ein Jargon-Wort mit evtl. sexueller Bedeutung aus dem Senegalesischen.

In einer weiteren Theorie wird die Herkunft des Wortes Jazz aus dem Begriff „Jass“ beschrieben. Dabei gibt es für den Ursprung von „Jass“ verschiedene Erklärungsansätze. Der wohl bekannteste ist die Verkürzung des Begriffes „Jackass“ („Esel“), da die damals etablierte Musikszene meinte, dass sich die neue improvisierte Spielweise „wie eine Horde Esel“ anhörte. Der Begriff „Jass“ fand allerdings bei den Musikern keinen Gefallen - schließlich konnte man durch einfaches Weglassen des ersten Buchstaben das Wort „ass“ daraus machen. So wandelten sich die letzten beiden Buchstaben von „ss“ zu „zz“.

Das Verb "to jazz" für "to speed or liven up", schneller werden oder beleben, in Schwung bringen, ist ab 1917 belegt.

Noch mehr unter [1]

Geschichte

Entstehung

In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts gab es im Süden der USA eine Straßenmusiktradition. Die Brass Bands, schwarze aber auch weiße Marschkapellen, spielten zu vielfältigen Anlässen auf. Die schwarzen Blaskapellen waren vor allem vom Blues und kreolischer Musik beeinflusst und mischten diese Einflüsse mit europäischer Musiktradition. Die Musik dieser sogenannten "Marching Bands" nennt man auch „New-Orleans“-Stil oder Archaischen Jazz. Ihm fehlten die individuelle Improvisation und der Swing, obwohl auch dort schon die "leichten" Taktzeiten (2+4) betont wurden. Im heutigen „Dixieland“- oder „Oldtime“-Jazz hat er eine Fortsetzung gefunden, die aber fast nur von weißen Musikern gepflegt wird.

Datei:Jazzing orchestra 1921.jpg
Jazzformation von 1921

Um 1890 entstand der Ragtime (englisch: ragged time, „zerrissene Zeit“): Dies war ein in ausnotierten Stücken festgelegter Klavierstil, bei dem die linke Hand die Rhythmusgruppe einer Band ersetzt (Bass und Schlaggitarre). Auch dort wurde noch nicht improvisiert; aber aus der Spannung zwischen durchgehendem Viertelbeat und synkopisch „zerrissener“ Melodik entstand bereits eine Art Swing. Hauptkomponist dieses Stils war Scott Joplin, dessen bekanntester Ragtime - der "Entertainer" - durch den Film „Der Clou“ (1973) erneut populär wurde.

Bereits weniger festgelegt und damit „jazzmäßiger" spielte Jelly Roll Morton in New Orleans, der von sich selbst behauptete, „im Jahre 1902 den Jazz erfunden“ zu haben. Er war ein großartiger Komponist von Blues, Blues-Songs, Ragtimes, Stomps, und ein herausragender und extravaganter Pianist, aber seine nachgewiesene Bedeutung für den Jazz hatte er mit seinen Bands in den 1920er Jahren, nicht als Erfinder. Ebenso behauptete Nick LaRocca den Jazz erfunden zu haben. Aber auch seine Behauptung gilt als unwahrscheinlich. Hauptrepräsentant des frühen, wahrscheinlich noch ragtimeverwandten Jazz von New Orleans war Buddy Bolden. Von seinem Vorbild ausgehend dürfte zwischen 1900 und 1915 der Jazz entwickelt worden sein von einer Vielzahl von Bands und Musiker-Persönlichkeiten, auch außerhalb von New Orleans, z.B. auch in Memphis. Als um 1915 erste namhafte Bands New Orleans verliessen, dürften diese dazu beigetragen haben, den Jazz auch abseits des Mississippi in den USA zu popularisieren. Evtl. haben bereits Bands, die um 1910 in andere Metropolen aufbrachen, jazzmäßig gespielt, aber erst ab 1914 nannten sich die Bands auch Jass bzw. Jazz Bands, traten also mit dem Selbstbewußtsein auf, eine neue Musikrichtung zu vertreten. Z.B. Pedro Stacholy's Cuban Jazzband (evtl. bereits 1914) in Havanna, Tom Brown's Band From Dixieland 1915 in Chicago, der folgte 1916 Johnny Stein's Jass Band, und 1915 ging das Black And Tan Orchestra mit dem Trompetenvirtuosen Buddy Petit nach Kalifornien.

Epochen

Traditioneller Jazz und Swing (ca. 1900-40)

Modern Jazz (ca. 1940-60)

Free Jazz, Rock Jazz und New Bop (ca. 1960-90)

Seit etwa 1990

Die Jazzstile ab 1990 sind entsprechend der relativen Kürze der vergangenen Zeit ungenau

Seit etwa 2000

Entwicklungszentren

Im Entstehen befindliche, noch instabile globale Zentren:

Instrumente (Auswahl)

Melodie-Instrumente:

Rhythmusgruppen-Instrumente:

Bedeutende Persönlichkeiten

Komponisten

Jazzstandards

Siehe dazu den eigenen Artikel Jazzstandard sowie die Liste von Jazzstandards und -kompositionen.

Bedeutende Veranstaltungen

Siehe auch

Kategorie:Jazz, Jazzmuseum, Jazz-Piano, Blues, Jugend jazzt, Stilrichtungen der Musik, Portal:Musik

Literatur

  • Ken Burns, Geoffrey C. Ward: Jazz - eine Musik und ihre Geschichte. Dt. Franca Fritz, Heinrich Koop. Econ, München. 2001. ISBN 3430116090. Nach einer Dokumentarfilm-Reihe. Original: Jazz - A History of America´s Music. Alfred A. Knopf, NY USA. 2000 bzw: The Jazz Film Project, Inc.
  • Klaus Wolbert (Herausgeber): That's Jazz - Der Sound des 20. Jahrhunderts (Darmstadt 1988 und 1997)
  • Joachim-Ernst Berendt, Günther Huesmann: Das Jazzbuch (Frankfurt am Main 2001)
  • Geoff Dyer : but beautiful (Argon)
  • John Fordham : Das Grosse Buch vom Jazz
  • Studs Terkel: Giganten des Jazz. Zweitausendeins, Frankfurt 2005 ISBN 3-86150-723-4


Lexika

  • Martin Kunzler: Jazz Lexikon (Reinbek bei Hamburg 1988 und 2002)
  • Barry Kernfeld (Herausgeber): The New Grove Dictionary of Jazz (London 1988 und 1994)
  • Carr/Fairweather/Priestley: JAZZ - Rough guide (Metzler Musik 1999)


Kataloge

Bielefelder Katalog Jazz, hrsg. Manfred Scheffner: Schallplatten CDs , MCs, jährlich neu, vollständiger Überblick über in Deutschland erhältliche Jazzaufnahmen, sehr übersichtlich sortiert nach Musiktiteln auf den Tonträgern, Interpreten und Labels (Etiketten). ISBN 3-89113-137-2 (bzw. neuste Ausgabe)