Schnecken

Klasse im Stamm der Weichtiere (Mollusca)
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Schnecken (Gastropoda) bilden die artenreichste Tierklasse aus dem Stamm der Mollusca (Weichtiere). Man kennt über 43.000 Arten, das heißt, 78% aller bekannten Weichtiere sind Schnecken. Schnecken leben an Land und im Wasser. Auch amphibische Formen kommen vor. Ihre Größe variiert von unter 1 mm bis zu über einem Meter. Fossil sind Schnecken seit dem Kambrium bekannt.

Schnecken
Weinbergschnecke (Helix pomatia)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Gewebetiere (Eumetazoa)
Vorlage:Subdivisio: Bilateria
Stammgruppe: Urmünder (Protostomia)
Vorlage:Superphylum: Lophotrochozoen
(Lophotrochozoa)
Vorlage:Phylum: Weichtiere (Mollusca)
Vorlage:Classis: Schnecken
Wissenschaftlicher Name
Gastropoda
Cuvier, 1797


Merkmale

 
Schneckengehäuse von
Arianta arbustorum

Schnecken besitzen häufig eine spiralförmig um eine Spindel (Columella) gewundene Schale (das sog. Schneckenhaus), in die sie ihren weichen Körper bei Gefahr zurückziehen können. Dadurch erhalten sie eine Asymmetrie, die sich in ihrem Körperinneren fortsetzt. Der Grund dafür liegt in der Torsion der Schneckenschale, die eine Drehung des Eingeweidesackes und des Mantels impliziert. Die ursprünglich hinten liegende Mantelhöhle mit den Kiemen und den Ausführgängen für den Darm, die Nieren und die Geschlechtsorgane drehte sich nach vorn. Später kam es zu einer leichten Rückdrehung und der Reduktion der nun hinten liegenden Kieme.

Bei den Lungenschnecken (Pulmonata) wandelte sich die erhalten gebliebene Kieme in eine Lungenfläche um. Auch gibt es einige Vertreter der Vorderkiemenschnecken (Fächerzüngler), bei denen sich die Kiemen zurückbildeten und aus ein Blutgefässnetz in der Mantelhöhle eine funktionelle Lunge entwickelt hat.

Schneckenhaus

 
Schneckengehäuse von
Arianta arbustorum

Das Schneckenhaus wird bereits während der Entwicklung im Ei gebildet. Anfangs ist die Schale noch zu weich, um die Schnecke vor Gefahren zu schützen. Durch kalkreiche Nahrung wird die Schale des Schneckenhauses zu einer fast undurchdringlichen Schutzhülle gegen Fressfeinde. Im Alter von fünf Monaten ist das Haus der Weinbergschnecke bereits so hart und dick, dass die meisten ihrer Feinde beim Versuch die Schale zu knacken scheitern. Viele Schnecken bilden am Hinterteil ihres Fußes einen hornigen Deckel oder kalkigen Verschlussstein (Operculum), die die Schale verschließen können. Dieser Verschluss ist zum Beispiel bei Strandschnecken von Nöten, wenn durch die Ebbe eine Vertrocknungsgefahr besteht. Aber auch zur Zeit des Winterschlafes wird die Schneckenhausöffnung bis zum Erwachen im Frühjahr verschlossen.
Bei vielen Schnecken zeigt sich auch die Tendenz zum Verlust der Schale, um eine größere Beweglichkeit zu erreichen.

Fortbewegung

 

Am Kopf tragen sie ein oder zwei Paar einziehbare Fühler, an den Enden der vorderen Tentakel oder an deren Basis befinden sich Augen. Mit einem breiten, muskulösen Fuß bewegen sie sich fort. Dies geschieht bei kleinen Arten auf einem Wimpernteppich, bei größeren häufig auf einer Schleimspur. Einige Schnecken vollführen auch eine Art Schreitgang, da ihr Fuss in zwei Sohlenhälften segmentiert ist
Der Fuß ist äußerst beweglich und kann zum Greifen und zum Formen von Eipaketen verwendet werden. Viele Arten schwimmen auch mit Hilfe des Fußes und einige wasserlebenden Schnecken sind in der Lage, ihre Fusssohle exakt an den des Untergrunds anzupassen und sich mit einem imensen Druck festzusaugen. Nachts lösen sie sich von diesem Platz, um auf Futtersuche zu gehen, und wandern am Tag wieder auf die exakt gleiche Stelle zurück. Dies kann aber auch soweit gehen dass sich einige Arten zu sessil lebenden Schnecken entwickelt haben, welche, ähnlich den Muscheln, ihre Nahrung durch Einstrudeln des Wassers aufnehmen und sich mit Hilfe des Wasserstromes vermehren.

Fortpflanzung

 
Kopulierende Weinbergschnecken

Anders als gern behauptet, sind die meisten Schneckenarten getrenntgeschlechtlich, nur Landlungenschnecken und manche Süßwasserschnecken sind Zwitter (Hermaphroditen). Als Larvenstadium kommt bei Schnecken häufig eine Veligerlarve vor. Junge Schnecken schlüpfen bereits mit einem fertigen Schneckenhaus.

Wie einige festsitzende Arten der Wurmschnecken sich mit Hilfe des Wasserstromes vermehren, so haben andere sessile Arten wie die Pantoffelschnecke haben einen besonderen Zwittertum entwickelt: Abhängig vom Alter des Tieres reifen die Geschlechtsorgane, so dass sie in jungen Jahren männliche und in älteren weibliche Funktionen erfüllen. Da sie festsitzen und sich demnach nicht fortbewegen, setzt sich die Nachkommenschaft mit Vorliebe im beweglichen Veligerlavenstadium rechts auf ein älteres Tier. Nach Reifung der Larve zur erwachsenen männlichen Schnecke können sich beide Arten durch den Altersunterschied vermehren und das Spiel kann mit der Nachkommenschaft von vorn beginnen.

Systematik

 
Große Wegschnecke
 
Auffälliges Muster der Tigerschnecke

Die Systematik der Schnecken ist in wesentlichen Zügen bisher ungeklärt, es existieren mehrere verschiedene Systeme nebeneinander, die diskutiert werden. Ein vollständiges phylogenetisches System besteht bislang nicht. Eine moderne Hypothese stellt folgendes System dar:

  • Unterklasse Eogastropoda
      • Ordnung Patellogastropoda
  • Unterklasse Orthogastropoda
    • Überordnung Cocculiniformia
    • Überordnung Hot-Vent-Taxa
      • Ordnung Neomphalida
    • Überordnung Neritopsina
    • Überordnung Vetigastropoda
    • Überordnung Caenogastropoda
      • Ordnung Architaenioglossa
      • Ordnung Sorbeoconcha
        • Infraordnung Littorinimorpha
        • Infraordnung Ptenoglossa
        • Infraordnung Neogastropoda
    • Überordnung Heterogastropoda
      • Ordnung Allogastropoda
      • Ordnung Opisthobranchia
      • Ordnung Pulmonata

Das traditionelle System teilt die Schnecken in drei Hauptgruppen mit diversen Untergruppen (Unterordnungen) ein. Das folgende System stellt eine modifizierte Version des klassischen System dar (Quelle Götting 1996) - mit einigen Beispielarten:


Prosobranchia - Vorderkiemerschnecken

 
 

Pulmonata – Lungenschnecken

 
Planorbarius corneus

Opisthobranchia – Hinterkiemerschnecken

  • Acochlidiacea
      • Microhedyle lactaea
  • Pleurobranchmorpha – Seitenkiemer
      • Pleurobranchus californicus

Die Schnecke als Schädling

In der Landwirtschaft und im Gartenbau ist die Schnecke ein gefürchteter Schädling. Besonders bei kühler und nasser Witterung können Schnecken zu einem Problem werden. Es sind vorwiegend die Nacktschnecken, die unsere Pflanzen bis zum Kahlfraß schädigen können.

Schadbild

Am Tage bekommt man die Tiere in der Regel kaum zu Gesicht, sie machen sich vor allem in den Abend- und Nachtstunden bevorzugt über junge Pflänzchen und weiche Pflanzenteile her. Die Blätter werden vom Rand durch einen typischen Schabefraß geschädigt. Die hinterlassenen Kothäufchen und die Schleimspuren auf den Blättern oder auch Blüten sind ein sicherer Hinweis auf Schneckenbefall.

Bekämpfung

Für die Bekämpfung von Schnecken gibt es ein breites Angebot von verschiedenen Möglichkeiten:

  • Absammeln ist am billigsten und zudem sehr wirkungsvoll, allerdings etwas mühsam.
  • Legt man alte Bretter auf dem Boden aus, so sammeln sich tagsüber unter diesen die Schnecken und können dann leicht beseitigt werden.
  • Schneckenzäune besitzen am oberen Ende einen nach aussen und unten gerichteten scharfen Knick, den die Schnecken nicht überwinden können.
  • Als Bierfallen bezeichnet man Becher oder Gläser, die ebenerdig eingegraben und zur Hälfte mit Bier gefüllt werden. Die Schnecken werden vom Bier angelockt und ertrinken in den Gefäßen. Statt Bier kann man auch Anti-Schnecken-Lösungen auf Alkoholbasis im Fachhandel erwerben.
  • Wichtig ist auch die Förderung natürlicher Feinde wie Igel, Frösche, Kröten, Vögel, Eidechsen und anderen, auf deren Speiseplan Schnecken stehen.
  • Schneckenkorn wird von vielen Gärtnern immer noch gerne ausgestreut. Die Verwendung ist jedoch keineswegs unbedenklich, da die Dosierung schwierig ist und das Mittel den Boden belastet.
    Gärtner, die auf Schneckenkorn nicht verzichten wollen, sollten das Mittel in ebenerdig eingerabenen Bechern ausbringen, um eine Bodenbelastung zu vermeiden. Zwei bis drei Körner pro Becher genügen vollauf. Die Schnecken werden regelmäßig entfernt und das Schneckenkorn erneuert.

Weinbergschnecken sollten soweit wie möglich geschont werden, da sie nützlich sind und auch Eigelege von Nacktschnecken fressen.

Siehe auch

Literatur

  • Rosina Fechter und Gerhard Falkner: Steinbachs Naturführer – Weichtiere, 1990, Mosaik-Verlag, München
  • M. P. Kerney, R. A. D. Cameron und J. H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas, 1983, Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin, ISBN 3490179188
  • Ludger Buse und Dora Godan: Nacktschnecken - Auf leisen Sohlen durch die Welt, 1999, Georgsmarienhütte, ISBN 3923792441