John Marco Allegro (* 17. Februar 1923; † 17. Februar 1988) war ein britischer Linguist.
Leben
Das Lebenswerk Allegros waren die Schriftrollen von Qumran und die sich daraus ergebenden Schlußfolgerungen. Sein Ruf als Wissenschaftler und als Mensch wurde durch die ablehnende und verächtlich machende Reaktion auf seine These bestimmt, das Christentum basiere auf einem psychedelischen Kult, der sich halluzinogener Pilze (Fliegenpilz) bediente. Mit dieser These hatte er in den 60-er Jahren des 20. Jh. großen Einfluß auf die Jugend- und Kulturszene. So gestaltete das Duo Witthüser & Westrupp sein 3. Programm ganz unter dem Einfluß von Allegros Thesen.
Allegro starb an seinem Geburtstag im Alter von 65 Jahren. Die Todesursache wurde nicht bekannt.
Leistungen
Der Name John Marco Allegro ist untrennbar mit der Auswertung der Schriften aus Qumran verbunden. Als junger Wissenschaftler, der an der Manchester Universität semitische Sprachen und in Oxford hebräische Dialekte studiert hatte, wurde er 1953 als eines von 9 Mit- gliedern in das internationale Wissenschaftler-Team zur Auswertung des Schriftenfundes vom Toten Meer berufen. Allegro gehörte diesem Team auf Grund einer Empfehlung seines Lehrers Godfrey R. Driver an. Ihn zeichneten sein profundes Wissen aber auch seine geistige Haltung als protestantisch beeinflußter Agnostiker für das Projekt aus. Dem Team gehörten außer ihm Frank Moore Cross, Patrick Skehan (beide USA), John Strugnell, Dominique Barthélemy (beide Großbritannien), Claus-Hunno Hunziger (Deutschland) und Josef T. Milik (Polen)an. Somit war Allegro der einzige Nicht-Katholik bei der Auswertung der Schriftrollen und er sah darin eine besondere Verantwortung, die ihn dazu veranlaßte, entgegen den Bestrebungen des Projektleiters Roland De Vaux eine breite Öffentlichkeit an den gewonnenen Erkenntnissen teilhaben zu lassen. 1956 veröffentlichte er sein erstes Buch "The Dead Sea Scrolls" (Die Schriftrollen vom Toten Meer - ein Bestseller. In diesem Buch vertritt er die These, die von ihm geöffneten Kupferrollen des Schriftenfundes enthielten ein Inventar des Schatzes der religiösen Gemeinschaft von Qumran. Er unternahm schließlich im Jahr 1959 aus eigener Initiative den erfolglosen Versuch diese These durch Forschungen vor Ort zu beweisen. Ein Jahr später veröffentlichte er zu diesem Thema das Buch "The Treasure of the Copper Scroll" (Der Schatz der Kupferrolle). Er verwendete hierfür nicht autorisiertes Bildmaterial. In einer Buchbesprechung wurden Allegro 1961 von seinem Teamleiter de Vaux Ungenauigkeit und Falschdar- stellungen vorgeworfen. Die weitere Arbeit war von dieser Auseinandersetzung und weiteren Kontroversen bestimmt. Die quer zu seinen Kollegen liegenden Auffassungen Allegros wurden durch die in der Öffentlichkeit wachsende Kritik an der mangelhaften Information über die Funde vom Toten Meer genährt.
John Marco Allegros Ruf in der Öffentlichkeit war durch seine öffentlich ausgetrage- nen Kontroversen mit seinen Fachkollegen bestimmt. Doch unabhängig hiervon hat er entscheidenden Anteil an der Entzifferung der zum Teil kodierten Schriftrollen, insbesondere jener aus Höhle vier. In den Jahren 1955 bis 1962 fertigte er über 1.500 Fotos von Fragmenten der Schriftrollen an, die für zukünftige Generationen äußerst wichtige Quellen darstellen.
Werke
- Der Geheimkult des heiligen Pilzes, Wien, Molden, 1971
- Die Botschaft vom Toten Meer, Frankfurt, Fischer, 1957