Vorlage:Infobox Serie Tatort ist der Titel einer TV-Kriminalreihe der ARD und des ORF, die im Deutschen (Das Erste sowie ARD-Landesrundfunkanstalten) und Österreichischen Fernsehen (ORF) ausgestrahlt wird. Das Schweizer SF DRS produzierte von 1990 bis 2001 Tatort-Folgen.
Die erste Folge Taxi nach Leipzig wurde am 29. November 1970 in der ARD ausgestrahlt. (Produziert vom NDR, mit Walter Richter als Kommissar Trimmel.) Konzipiert wurde die Reihe als Nachfolgerin der Stahlnetz-Krimis der ARD und als Konkurrenz zur ZDF-Krimiserie Der Kommissar mit Erik Ode.
Der Tatort ist die älteste und derzeit auch beliebteste noch laufende Krimireihe im deutschsprachigen Raum. Die Erstausstrahlung läuft in der Regel sonntags um 20.15 Uhr im Ersten, Wiederholungen gibt es in den Regionalprogrammen. Derzeit werden etwa 30 neue Folgen im Jahr gesendet, insgesamt wurden bereits 600 Folgen (Juni 2005) ausgestrahlt.
Konzept
Im Gegensatz zu anderen Fernsehkrimireihen sind die einzelnen Rundfunkanstalten der ARD jeweils für ihr Sendegebiet zuständig. Jede Rundfunkanstalt verfügt über mindestens ein Ermittlerteam (Ausnahme: Bis zur Fusion von SFB und ORB zum RBB produzierte der ORB keine Tatorte - s.u.). Dadurch, dass nicht in jeder Folge dieselben Ermittler zu sehen sind, wird für Abwechslung gesorgt. Zum Konzept der Reihe gehört der Lokalkolorit: Die jeweiligen regionalen Besonderheiten der Stadt oder Gegend, in der ermittelt wird, sollen in die Handlung mit eingearbeitet werden.
Produzierende Rundfunkanstalten
Beim Start der Reihe beteiligten sich nahezu alle Rundfunkanstalten der ARD am Tatort, einzig Radio Bremen steuerte 1973 nur eine einzige Folge bei. Der NDR war der einzige Sender, der gleichzeitig über mehrere Ermittler-Teams verfügte (Kiel, Hamburg, Hannover). Nach der Wiedervereinigung kam der MDR hinzu, der ORB produzierte hingegen keinen Tatort. Seit 1997 ist Radio Bremen wieder mit dabei. Im Jahr 1998 fusionierten SWF und SDR zum SWR, der nun als zweiter Sender über mehrere Ermittler-Teams (in Stuttgart, Ludwigshafen und ab 2002 Konstanz) verfügte. Durch die Fusion von ORB und SFB zum RBB im Jahr 2003 gibt es nun keine Rundfunkanstalt der ARD ohne Tatort mehr. NDR, WDR und SWR verfügen zurzeit (August 2005) über mehr als ein Ermittlerteam (NDR: 3, WDR: 2, SWR: 3).
Gewandelte Rolle der Kommissare
In den frühen Folgen stehen die zu lösenden Fälle mit den damit verbundenen Personen von Verdächtigen, Zeugen und Tätern im Vordergrund der Handlung. Die Kommissare spielen darin nur als Polizisten eine Rolle. Ihre Darstellung als Privatpersonen unterbleibt dabei weitgehend, von vielen frühen Tatort-Kommissaren sind nicht einmal die Vornamen bekannt. Im Lauf der Jahre wird immer mehr auch die persönliche Geschichte der Ermittler erzählt, dies wird vor allem zu Beginn der achtziger Jahre durch den Auftritt von Kommissar Schimanski (dargestellt von Götz George) eingeläutet.
Kommissarinnen
Zu Beginn der Reihe waren alle Ermittelnden männlich. Dies änderte sich 1978 durch Kommissarin Buchmüller, dargestellt von Nicole Heesters. Mit dieser Kommissarin wurden zwar nur drei Folgen produziert, doch fortan gab es stets weibliche Verstärkung für die männlichen Kollegen. Mittlerweile ermitteln Frauen in Bremen, Hannover, Frankfurt (Main), Ludwigshafen und Konstanz.
Sprache
In den neueren Folgen wird fast ausschließlich Hochdeutsch gesprochen, eine Ausnahme bilden einige Folgen des ORF und des SWR. In der Anfangszeit des Tatorts zählte zum Lokalkolorit jedoch auch der in der jeweiligen Gegend gesprochene Dialekt, was beispielweise dazu führte, dass die frühen Folgen des Bayerischen Rundfunks für norddeutsche Zuschauer kaum zu verstehen waren. Der NDR sendete 1982 die Folge Watt Recht is, mutt Recht bliewen, in der Plattdeutsch gesprochen wurde, teilweise mit hochdeutschen Untertiteln. Ein solches Experiment wurde nie wiederholt.
Gastauftritte
In den ersten Folgen waren Gastauftritte der Kommissare üblich. In fast jeder Folge spielte in einer Nebenrolle ein Tatort-Kommissar aus einer anderen Stadt mit. Mittlerweile sind Gastauftritte selten geworden, die Idee wurde jedoch 2000 und 2002 mit den Folgen Quartett in Leipzig und Rückspiel wieder aufgenommen. Hier ermitteln die Kölner Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) gemeinsam mit ihren Leipziger Kollegen Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade).
Vorspann
Der Darsteller im Vorspann (durch einen Schlitz blickende Augen und eine flüchtende Person) ist Horst Lettenmayer. Er bekam für den Dreh damals einmalig 400 DM. Die Titelmusik wurde 1970 von Klaus Doldinger komponiert und im Lauf der Zeit nur behutsam modifiziert. Bei der Einspielung war Udo Lindenberg beteiligt.
Schwesterserie
Das DDR-Pendant zum Tatort war der Polizeiruf 110, der sich heute mit dem Tatort den Sendeplatz teilt. Den einzigen Berührungspunkt zwischen den beiden Reihen bildete 1990 die Tatort-Folge Unter Brüdern, in der die westdeutschen Kommissare Schimanski und Thanner (dargestellt von Götz George und Eberhard Feik) auf ihre ostdeutschen Kollegen Fuchs und Grawe (dargestellt von Peter Borgelt und Andreas Schmidt-Schaller) treffen.
Tatort-Produktionen, die Fernsehgeschichte geschrieben haben
- 1970 - Taxi nach Leipzig war der erste Tatort. Er wurde am Sonntag, dem 29. November 1970 ausgestrahlt.- Regie: Peter Schulze-Rohr - mit Walter Richter als Kommisar Paul Trimmel, Renate Schroeter und Hans-Peter Hallwachs
- 1973 - Stuttgarter Blüten - mit Max Strecker und Willy Reichert. Willy Reicherts letzter Fernsehauftritt - als "Bösewicht" und nicht als der allseits bekannte "gute, nette, liebe Herr Pfleiderer".
- 1977 - Reifezeugnis - mit Nastassja Kinski, Klaus Schwarzkopf, Judy Winter und Christian Quadflieg. Nacktszenen zur besten Sendezeit, eine skandalöse Handlung (Lehrer schläft mit Schülerin) und der erste Auftritt einer jungen Schauspielerin, deren Vater jahrelang die bundesrepublikanische Öffentlichkeit aufgemischt hatte.
- 1978 - ... rot-rot-tot - Regie: Theo Mezger - mit Werner Schumacher, Curd Jürgens Christian Berkel und Renate Schroeter. Curd Jürgens' letzte Fernsehhauptrolle. Die Abgründe und die Verkommenheit des Bürgertums und dessen schleichender Niedergang um 20.15 Uhr im Fernsehen - ein Tabubruch.
- 1981 - Duisburg-Ruhrort - Regie: Hajo Gies - mit Götz George und Eberhard Feik. Die erste Szene (Kommissar Schimanski wacht mit dreckiger Unterhose und völlig verkatert zwischen leeren Bierflaschen auf, isst zwei rohe Eier und geht dann ungewaschen zum Dienst) sorgte für Debatten über das Polizistenbild im Fernsehen. (Pressestimmen zum ersten George-Feik-Tatort unter Horst Schimanski.)
- 1983 - Peggy hat Angst - Regie: Wolfgang Becker - mit Karin Anselm, Hannelore Elsner, Ute Christensen, Hannelore Schroth und Anita Kupsch. Die Mordszene am Telefon. So ein Bild hatte es im deutschen Fernsehen nie zuvor gegeben.
- 1992 - Kinderspiel - mit Michael Janisch, Michael Bukowsky, Sylvia Haider, Gerhard Dorfer, Steve Barton, Jed Curtis. Erhielt im Jahr 1993 den Adolf-Grimme-Preis.
- 1995 - Frau Bu lacht wurde zum 25-jährigen Jubiläum des Tatorts von Regisseur Dominik Graf gedreht. Die Kommissare Batic und Leitmayr ermitteln im Milieu von Heiratshandel und Kindesmissbrauch von thailändischen Frauen. Die Folge wurde für mehrere Preise vorgeschlagen.
- 1998 - Manila - mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Anna Loos und Mathieu Carrière. Bedrückendes Kammerspiel um Kindesmissbrauch mit offenem Ende.
- 2000 - Quartett in Leipzig - mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Peter Sodann, Bernd Michael Lade und Vadim Glowna. Co-Produktion von WDR und MDR.
- 2003 - Das Böse - mit Andrea Sawatzki, Ulrich Tukur und Barbara Philipp. Deutscher Fernseh-Preis für Tukur als besten Hauptdarsteller 2003 für seine Rolle als erfolgreicher Banker, der zwischen Welten wandelt.
- 2004 - Herzversagen - mit Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf. Erhielt 2005 den Adolf-Grimme-Preis.
- 2005 - Scheherazade - mit Sabine Postel und Oliver Mommsen 600. Folge.
Liste der Tatort-Kommissare
(Stand: 28. November 2005)