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Orgeln des St.-Paulus-Doms

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Orgeln des St.-Paulus-Doms
Allgemeines
Ort St.-Paulus-Dom
Orgelerbauer Hans Klais
Baujahr 1956
Letzte(r) Umbau/Restaurierung 1987, 2002
Epoche 20. Jahrhundert
Technische Daten
Anzahl der Register 74
Anzahl der Manuale 4
Tontraktur mechanisch
Registertraktur elektrisch
Anzahl der 32′-Register 2

Der St.-Paulus-Dom zu Münster in Westfalen verfügt über drei Orgeln: Die Hauptorgel im Johanneschor, ein Auxiliarwerk im Westwerk des Domes, und im Westchor ein Orgelpositiv aus dem 17. Jahrhundert, das der Begleitung der gesungenen Vesper dient.[1]

Geschichte der Orgeln

Die Geschichte der Orgeln reicht zurück in das 12. Jahrhunderts. Zunächst standen im Dom kleinere, tragbare Instrumente. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab es wohl zwei Orgeln – eine stand im Stephanuschor, die andere im Johanneschor.

Im Jahre 1588 wurde von den Gebrüdern Lampeler eine Orgel mit 28 Registern erbaut und als Schalbennest gegenüber der Kanzel aufgehängt (sog. Katharinenorgel, da sie über der Statue der heiligen Katharina aufgehängt war). Dieses Instrument wurde später auf die im Alten Chor neu errichtete Orgelempore versetzt.

Außerdem stand auf dem ehemaligen Lettner ein kleines Orgelpositiv, das als Generalbassinstrument für die Begleitung der Chöre bzw. Domkapelle diente, die von der Lettnerbühne aus musizierte. Dieses Instrument steht heute im Westchor.

In den Jahren 1752-1755 wurde die Katharinenorgel durch eine neue, größere Orgel ersetzt, die von Johann Patroclus Möller erbaut wurde.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieses Instrument in eine Orgelkammer über dem Kapitelsaal, d.h. oberhalb des Stephanschores (nördliches Querschiff) versetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Möller-Orgel zerstört [2].

Hauptorgel

Im Jahre 1956 erbaute Hans Klais (Bonn) in der o.g. Orgelnische über dem Kapitelshaus ein neues Schleifladen-Instrument mit elektrischen Trakturen. Im Zuge der Renovierung des Domes (1987) wurde der Standort der Orgel verlegt. Während der Pfeifenbestand weitgehend unverändert in die neue Orgel übernommen wurde, wurden das Gehäuse sowie die gesamte (mechanisch/elektrische) Spieltechnik von der Firma Johannes Klais Orgelbau (Bonn) neu angefertigt. Aufstellung fand die Orgel vor dem Südfenster des östlichen Querschiffs, im Johanneschor. Die eigentlich kupfernen Prospektpfeifen wurden für die Übernahme in die neue Orgel in einem speziellen Verfahren mit Zinn plattiert.[3]

2002 wurde die Orgel erneut renoviert, wobei einige ihrer Register ausgetauscht wurden.

I Positiv C–a3
1. Praestant[Anm. 1] 8′ S
2. Koppelflöte 8′
3. Lieblich Gedackt 8′
4. Quintadena 8′
5. Principal 4′
6. Blockflöte 4′
7. Nasard 22/3
8. Principal 2′
9. Rohrflöte 2′
10. Terz 13/5
11. Sifflöte 11/3
12. Septime 11/7
13. Octävchen 1′
14. Mixtur IV–VI
15. Cromorne 8′ E
16. Trompete 8′ E
Tremulant
Glockenspiel[Anm. 2]
II Hauptwerk C–a3
17. Principal[Anm. 1] 16′
18. Metalloctave 8′ S
19. Holzoctave 8′
20. Grobgedackt 8′
21. Große Quinte 51/3
22. Octave 4′
23. Spillflöte 4′
24. Große Terz 31/5
25. Quinte 22/3
26. Superoctave 2′
27. Mixtur VI–VIII S
28. Acuta IV S
29. Cornet V
30. Trompete 16′
31. Trompete 8′ S
32. Trompete 4′ S
III Récit (schwellbar) C–a3
33. Principal 8′
34. Gedacktflöte 8′
35. Spitzgedackt 8′
36. Principal 4′
37. Querflöte 4′
38. Schwegel 2′
39. Rauschpfeife II–III
40. Mixtur V–VI
41. Fagott 16′
42. Trompette harm. 8′
43. Hautbois 8′
44. Clairon 4′ E
Tremulant
IV Schwellwerk C–a3
45. Gedacktpommer 16′
46. Holzprincipal 8′
47. Rohrflöte 8′
48. Gamba 8′ E
49. Vox coelestis 8′ S
50. Octave 4′
51. Quintadena 4′
52. Hohlflöte 2′
53. Sesquialter II
54. Mixtur IV
55. Terzcymbel III–IV
56. Regal 16′
57. Rohrschalmey 8′
58. Vox humana 8′
Tremulant
Pedal C–g1
59. Untersatz 32′
60. Offenflöte[Anm. 1] 16′
61. Principalbass 16′
62. Subbass 16′
63. Octavbass 8′
64. Rohrgedackt 8′
65. Tenoroctave 4′
66. Spitzflöte 4′
67. Octave 2′
68. Mixtur VI
69. Hintersatz IV
70. Contraposaune 32′
71. Posaune 16′ S
72. Bombarde 16′
73. Trompete 8′
74. Clarine 4′
  • Koppeln: I/II, III/II, IV/II, III/I, IV/I, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P.
  • Spielhilfen: Elektronische Setzerkombinationen (1987).
  • Kuckucksruf
  • Anmerkungen
S = Veränderung der Disposition durch Klais im Jahre 1987 im Zuge der Verlegung des Standortes
E = Veränderung durch Klais im Jahre 2002
  1. a b c Prospekt.
  2. 10 Glocken der astronomischen Uhr; des1–f2.

Auxiliarwerk

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BW

Der Standort der Hauptorgel im südlichen Querschiff erwies sich als unbefriedigend, da der hintere Bereich des Domes kaum beschallt wurde. Manchmal heißt es spöttisch, die Orgel sei das größte Harmonium der Welt. Eine Veränderung des Standortes, d.h. eine Verlegung der Orgel in das Westwerk des Domes kam wohl maßgeblich aus statischen Gründen nicht in Betracht. Gegen eine Verlegung dorthin sprach wohl auch, dass sich im Westwerk die Bischofsgruften befinden.

Zur Verbesserung der Beschallung des hinteren Bereichs des Doms wurde 2002 von der Orgelbaufirma Klais in einer Kammer (Nische) im Nordturm des Domes, oberhalb der Turmkapelle ein Hilfswerk (Auxiliarwerk) mit 14 Registern eingerichtet. Die äußere Gestaltung ist schlicht gehalten. Im Prospekt befindet sich der Prinzipal 8' (Register Nr. 1).

Das Instrument besteht technisch gesehen aus zwei Werken: Dem "eigentlichen" Auxiliarwerk, das ähnlich einem Hauptwerk disponiert ist (mit Pedalregistern), und ein Hochdruckwerk (Tuba episcopalis) in 8'-Lage, mit Extensionen in 16'- und 4'-Lage. Das Instrument verfügt über keine eigene Spielanlage, sondern wird (nach Werken trennbar) vom Spieltisch der Domorgel im Johannischor aus angesteuert.

Manualwerk C–a3
1. Principal 8′
2. Gamba 8′
3. Gedacktflöte 8′
4. Octave 4′
5. Rohrflöte 4′
6. Superoctave 2′
7. Cornet V
8. Mixtur V
9. Trompete 8′
Hochdruckwerk C–a3
10. Tuba episcopalis (aus Nr. 11) 16′
11. Tuba episcopalis 8′
12. Tuba episcopalis (aus Nr. 11) 4′
Pedalwerk C–g1
13. Subbass 16′
14. Posaune 16′
  • Koppeln an die Hauptorgel:
    • Auxiliarwerk: Aux/I, Aux/II, Aux/III, Aux/P, (jeweils als Normal-, Sub- und Superoktavkoppeln)
    • Tubenwerk: Tuba/I, Tuba/II, Tuba/III, Tuba/P.

(Lettner-) Positiv

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BW

Im Westchor steht ein Orgelpositiv, das um 1650 erbaut wurde. Der Erbauer ist unbekannt. Es ist ringsherum mit (Gitter-)Füllungen verschlossen und besitzt keinen Pfeifenprospekt. Das Instrument stand lange auf dem Lettner des Domes. Nach dessen Abbau erhielt es neue Standorte. Heute wird es zur Begleitung der gesungenen Vesper eingesetzt, die täglich im Westchor stattfindet.

Das Instrument wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und teilweise gravierend verändert. Im Jahr 2009 wurde es durch den Orgelbaumeister Johannes Rohlf restauriert bzw. erneuert: Die historische Substanz (Orgelgehäuse, Manualklaviatur) sowie die beiden historischen Holzregister wurden restauriert, die Windversorgung und die Traktur wurden erneuert.[4]

Manual CD–c3
Gedackt 8′[Anm.3 1]
Holzprinzipal 4′[Anm.3 1]
Salicional D 8′
Rohrflöte 4′
Nasard 22/3
Octave 2′
Trompetenregal 8′
  1. a b historischer Bestand, Eichenholz.

Literatur

  • Bernd Haunfelder, Edda Baußmann, Axel Schollmeier: „Ein wunderherrliches Werk“. Die Feierlichkeiten zum Wiederaufbau des Domes in Münster 1956. Aschendorff, Münster 2006 (ISBN 978-3-402-00428-9)
  • Domkapitel der Kathedralkirche zu Münster: Den Dom zu Münster virtuell erleben, 1200 Jahre Glaubensgeschichte in Bauwerken, in Kunstschätzen, in Gottesdiensten - DVD mit 8-seitigem Beiheft, Dialogverlag Münster 2005 (ISBN 3-937961-07-0)
  • Simone Epking, Christoph Hellbrügge, Uwe Lobbedey, Juliane Moser, Kristin Püttmann-Engel, Ulrike Rülander, Ulrich Schäfer und Peter Schmitt: Der Dom zu Münster 793-1945-1993. Die Ausstattung (Denkmalpflege und Forschung in Westfalen Bd. 26, 2), Mainz 2004 (ISBN 3-8053-3416-8)
  • Uwe Lobbedey: Der Dom zu Münster 793-1945-1993. Der Bau (Denkmalpflege und Forschung in Westfalen Bd. 26, 1), Bonn 1993 (ISBN 3-7749-2571-2)
  • Max Geisberg: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Band 41: Die Stadt Münster Teil 5: Der Dom. Münster 1977 (ISBN 3-402-05094-3)

Einzelnachweise

  1. Informationen zur den Domorgeln auf der Website des Domes
  2. Informationen zur Geschichte der Orgeln
  3. Informationen zum Umbau der Orgel 1987 auf der Website des Orgelbauers
  4. Informationen zur Restaurierung des Positivs auf der Website der Orgelbaufirma
Commons: Organs of St. Paul's Cathedral (Münster) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 57′ 47″ N, 7° 37′ 32″ O