Margarethe I. (auch: Margrete I., * 1353 auf Schloss Vordingborg, † 28. Oktober 1412 in Flensburg), Königin von Dänemark, Norwegen und Schweden, Begründerin des skandinavischen Goßreichs der Kalmarer Union (1397-1527).
Margarethe I. spielt in der Geschichtsschreibung aller skandinavischen Nationen eine zentrale Rolle. Sie gilt als eine der bedeutendsten Personen, die im Mittelalter politische Macht hatten. Gleichzeitig zählt sie zu den großen Frauen der Weltgeschichte.
Ihr Lebensziel war die Vereinigung aller nordeuropäischen Länder unter einem Dach – ihrer Herrschaft. Zwar waren die gekrönten Könige im Skandinavien ihrer Zeit erst ihr minderjähriger Sohn, und nach dessem frühen Tod ihr ebenfalls minderjähriger Großneffe Erich von Pommern, welcher nach ihrem Tod ein Riesenreich erbte, aber sie war seit dem Tode ihres Vaters die wahre Herrscherin Dänemarks, nach dem Tode ihres Mannes diejenige von Norwegen (mit seinen Besitzungen im Nordatlantik) und nach einem erfolgreichen Feldzug auch die von Schweden.
Leben und Wirken
Margrete ist die jüngste Tochter des dänischen Königs Waldemar IV. Atterdag.
Im April 1363 wird sie – als Zehnjährige – mit dem norwegischen König Håkon VI. Magnusson verheiratet, der ein Sohn des schwedischen Königs Magnus II. Erikson ist. Er ist also König von Norwegen und Schweden.
1375 stirbt ihr Vater Waldemar überraschend im Alter von 55 Jahren. Sie ist zu diesem Zeitpunk 23 Jahre alt. Waldemar hat die Stellung des dänischen Königshauses während seiner Regentschaft weit nach vorne gebracht. Es gibt aber keinen männlichen Erben für den dänischen Thron.
Margrete kann durchsetzen, dass ihr damals erst fünfjähriger Sohn Olav Håkonson König von Dänemark wird. Zusammen mit dem dänischen Reichsrat übt sie für ihn die Regentschaft aus.
Personalunion mit Norwegen
Nach dem Tod ihres Mannes Håkon 1380 übernimmt Margrete auch die norwegische Regentschaft für den gemeinsamen Sohn Olav. Das Jahr 1380 markiert somit den Beginn der dänisch-norwegischen Personalunion, die bis zum Frieden von Kiel 1814 andauern soll. Diese Zeit bezeichnete der bekannte norwegische Schriftsteller Henrik Ibsen bitter zurückblickend als die 400-Jahre-Nacht für sein Volk. Ähnliche Einschätzungen finden sich in der nationalen Geschichtsschreibung Grönlands, Islands und der Färöer, für die 1380 ebenfalls ein Eckdatum der eigenen Geschichte ist. Denn: Diese Überseebesitzungen Norwegens fielen nun unter die direkte Herrschaft der dänischen Krone und sollten es lange bleiben – mit Auswirkungen bis heute.
Olav stirbt bereits 1387 im Alter von 17 Jahren. Eine Woche nach dem Tod ihres Sohnes wird Margrete in der Domkirche zu Lund vom dänischen Reichsrat als dänische Herrscherin anerkannt. In Dänemark gilt zu der Zeit das Wahlkönigtum. Man einigt sich also auf Margrete als Interims-Herrscherin (als Frue og Husbonde og hele rigets Formynder), bis eine Einigung über die (männliche) Nachfolge erzielt wird. Im Februar 1388 folgt der norwegische Reichsrat und wählt sie – trotz des in Norwegen geltenden Erbkönigtums – zu Norges mæktige Frue og rette Husbond.
Kalmarer Union
Einen Monat später, im März 1388, erwählt sie dann auch der schwedische Reichsrat zur Fullmäktiga Fru och Husbonde. Schwedischer König ist zu dieser Zeit Albrecht von Mecklenburg, mit welchem der schwedische Reichsrat große Probleme hat. Margrete beginnt mit Rückendeckung einflussreicher schwedischer Kreise einen Krieg gegen ihn, wo sie im Februar 1389 in Schonen als Siegerin hervorgeht.
Ausgestattet mit dieser Machtfülle konnte Margrete selber bestimmen, wer der künftige König sein soll. Sie entscheidet sich für Erich von Pommern (oder: Erik - ca. 1382-1459), einen Sohn ihrer Nichte, also ihr Großneffe. Dieser wird zwar 1388 vom norwegischen Reichsrat als Erbkönig anerkannt, ist aber noch minderjährig. 1396 kann Margrete auch in Dänemark und Schweden Erich als ihren Wunschkandidaten etablieren.
Es sollte ein symbolischer Akt von großer historischer Tragweite folgen: Am 17. Juni 1397 wird Erich in Kalmar als König von Dänemark, Norwegen und Schweden zugleich gekrönt. Margretes Plan zur Vereinigung der drei skandinavischen Länder zu einem Großreich geht damit auf. Sie erhält die Generalvollmacht für die Reichsverweserschaft. Die jeweiligen Reichsräte und unterschiedlichen Gesetzesnormen der drei Länder sollten aber bestehen bleiben.
Im Oktober 1412 schließlich fahren Margrete und Erich nach Flensburg, um sich dort der Gefolgschaft der Flensburger Kaufleute zu versichern. Dort erkrankt Margrete plötzlich an der Pest und verstirbt am 28. Oktober auf einem Schiff im Flensburger Hafen.
Der inzwischen 30jährige Erich ist nun alleiniger Herrscher des nordischen Großreichs, zu dem auch Schleswig-Holstein, Grönland, Island, die Färöer und die Shetland-Inseln gehören.
Heutige Spuren Margarethes
Der Sarkophag von Königin Magarethe I. kann in der Domkirche von Roskilde besichtigt werden. Im Gegensatz zu den anderen 37 Königen, die hier bestattet wurden und in Nebenräumen ruhen, befindet er sich am prominentesten Platz des Weltkulturerbes: Mitten vor dem Altar. Den Deckel des Sarkophags ziert eine lebensgroße Figur der großen Herrscherin aus Alabaster.
Als am 16. April 2004 die Prinzessin Ingrid Alexandra von Norwegen getauft wurde, war in der internationalen Öffentlichkeit zu vernehmen, dass sie die erste weibliche Regentin in Norwegen seit Jahrhunderten werden könne. Die letzte Frau an der Spitze des Landes war – Margarethe.
Herrscherliste
Vorgänger | Herrscherliste | Nachfolger |
---|---|---|
Olav Håkonson als Olav VI. | Liste der dänischen Könige | Erich von Pommern als Erik VII. |
Olav Håkonson als Oluf II. | Liste der norwegischen Könige | Erich von Pommern als Erik III. |
Albrecht von Mecklenburg | Liste der schwedischen Könige | Erich von Pommern als Erik XIII. |
Literatur
- Vivian Etting: Queen Margrete I (1353-1412) and the Founding of the Nordic Union, Brill, Leiden 2004 ISBN 90-04-13652-5 (dieses Werk erscheint im Mai 2004) [1]
- Robert Bohn: Dänische Geschichte, Beck, München 2001 ISBN 3-406-44762-7