JungdemokratInnen/Junge Linke

politischer Jugendverband in Deutschland
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Basisdaten
Gründungsdatum: April 1919
Bundesvorsitzende: Dana Lüddemann
Schatzmeister: Oliver Scholz
Politische
Geschäftsführerin:
Daniela Butter
Beisitzer:
Mitglieder: knapp 8.000
Parteigliederung: 16 Landesverbände
Anschrift: Greifswalder Straße 4
10405 Berlin
Website: www.jd-jl.org
E-Mail-Adresse: [info@jdjl.org]

Die JungdemokratInnen/Junge Linke sind ein radikaldemokratischer, emanzipatorischer, parteiunabhängier Jugendverband. Abkürzung ist JD/JL. Sie sind Mitglied von ENDYL.

Mitgliedschaft

Die JungdemokratInnen/ Junge Linke haben nach eigenen Angaben knapp 8.000 Mitglieder. Mitglied kann werden, wer über 14 und unter 30 Jahren ist. Die Mitgliedschaft endet mit Erreichen des 36. Lebensjahres.

Aufbau

Die JungdemokratInnen/Junge Linke bestehen aus dem Bundesverband mit Sitz in Berlin und 16 Landesverbänden. Unterhalb der Landesverbände bestehen Kreisverbände oder Basisgruppen. Höchstes Gremium ist die einmal im Jahr stattfindende Bundesdelegiertenkonferenz.

siehe auch: Radikaldemokratische Jugend

Heutiges Symbol der JungdemokratInnen/Junge Linke ist eine kleine mit Fahne und Mistgabel ausgestattete Gruppe protestierender Menschen, die so genannte "Horde". Dieses Emblem wurde 1978 vom liberalen finnischen Jugendverband übernommen und kam in den Folgejahren immer stärker in Gebrauch.

Geschichte

Siehe auch den ausführlichen Artikel: Geschichte der Jungdemokraten

Die Jungdemokraten wurden im April 1919 als Jugendverband der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) gegründet. 1930 wirkte eine Vielzahl von Jungdemokraten an der Gründung der ebenfalls links der Mitte stehenden Radikaldemokratischen Partei mit.

Nach dem Krieg gründeten sich die Jungdemokraten als der FDP nahestehender Jugendverband neu. Waren die Jungdemokraten in den ersten Jahren rechtsliberal positioniert, wurden sie unter Einfluss der Studentenbewegung wieder ein linker Jugendverband.

Einen Einschnitt in der Geschichte des Verbandes bildet der Koalitionswechsel der FDP am 1. Oktober 1982 (Wende der FDP zur CDU/CSU). Die linksliberalen Jungdemokraten beschlossen daraufhin die Trennung von der FDP.

Die Jungdemokraten arbeiteten in den folgenden Jahren relativ eng mit den Grünen zusammen. Viele Jungdemokraten machten später bei den Grünen Karriere.

Nach der Wende in der DDR fusionierten die Jungdemokraten 1992 mit der ostdeutschen MJV "Junge Linke". Seitdem treten sie unter dem Namen Jungdemokraten/Junge Linke bzw. JungdemokratInnen/Junge Linke auf.

Die in den 90er Jahren prägende Debatte zwischen einerseits linksliberalem und radikaldemokratischem sowie andererseits antinationalem Flügel endete 1999 damit, dass Letztgenannte die Aktivität im Verband einstellten.

Heute sind JungdemokratInnen/Junge Linke deutlich im linken Spektrum positioniert. Sie verstehen sich als linker Teil der Bürgerrechtsbewegung, sind aktiv in der Anti-Globalisierungsbewegung und der Studenten- und Schülerpolitik.

In der ersten Hälfte der 90er Jahren beschlossen sie eine Äquidistanz zu Bündnis 90/Die Grünen sowie zur PDS. Die Kritik an der rot-grünen Regierungspolitik, insbesondere an der Zustimmung von Bündnis 90/Die Grünen zum Kosovo-Krieg führte dazu, dass die JungdemokratInnen/Junge Linke sich stärker auf die PDS konzentrierten.

Die Diskussion über ein Linksbündnis von PDS und der 2004 gegründeten Wahlalternative für Arbeit und soziale Gerechtigkeit WASG zur Bundestagswahl 2005 wurde von einigen JD/JL-Mitgliedern begrüßt. Offiziell betonen die JungdemokratInnen/Junge Linke parteipolitisch nicht gebunden zu sein.

Von sozialistischen Positionen grenzt die JungdemokratInnen/ Junge Linke das Bekenntnis zu Radikaldemokratie ab.

Konflikte

Während bereits seit Ende der 80er Jahre der Kontakt zu den Grünen sich immer problematischer gestaltete, brach er mit der Gründung der Grünen Jugend nahezu völlig ab. Nach dem Beschluss der Grünen 1998 den Kosovo-Einsatz zu unterstützen, kam es zu einem Konflikt zwischen JD/JL und den Grünen. Die JungdemokratInnen/ Junge Linke warfen den Grünen vor, antimilitaristische und pazifistische Positionen aufgegeben zu haben.

Teile der JungdemokratInnen/Junge Linke begreifen sich auch als Teil der radikalen Linken. So blieb auch JD/JL nicht von links-internen Konflikten verschont. So gab und gibt es (ähnlich wie in der Antifa-Bewegung) sowohl einzelne Verbände, Orts- und Basisgruppen, die sich als Antideutsche sehen und jene, die sich dem Antiimperialismus verschrieben haben. Diese von vielen JD/JL-Aktivisten als unkonstruktiv und letztlich unnütz kritisierte Auseinandersetzung hat heute jedoch kaum Relevanz mehr. Eine antideutsch orientierte Gruppe in Hamburg sowie dogmatisch-marxistische Gruppen in Hannover und Bremen haben ihre Politik bei JD/JL eingestellt. Eine weitere libertär-antiautoritäre Fraktion in Berlin hat 2003 ihre Arbeit bei JD/JL eingestellt und sich der Naturfreundejugend Berlin angeschlossen.

Aktivitäten

Die JungdemokratInnen/Junge Linke führen schon seit vielen Jahren das bundesweite Linke Sommercamp durch. Ebenso wird das Reiseprogramm radikal reisen, welches Bildungsfahrten ins Ausland anbietet, von den JungdemokratInnen veranstaltet.

Der Verband unterhält thematisch arbeitende Bundesarbeitskreise zu den Themen Demokratie und Grundrechte, Antirassismus, Frieden und Antimilitarismus, Wirtschaft und Soziales sowie Antifaschismus.

Seit mehreren Jahren arbeiten JD/JL innerhalb der globalisierungskritischen Bewegung. JD/JL sind zum Beispiel im Rat von Attac vertreten. Die JungdemokratInnen haben in jüngster Zeit zu den Europäischen Sozialforen aufgerufen.

JD/JL geben die Zeitschrift tendenz [1] heraus. Darüber hinaus geben die autonom arbeitenden Landesverbände eigene Zeitschriften heraus.

Über das Netzwerk europäischer linker Jugendverbände ENDYL konnten die JD/JL Kontakte zu anderen linken Jugendverbänden in Europa aufbauen.

Die den JungdemokratInnen/ Junge Linke nahestehenden Hochschulgruppen arbeiten im Bündnis linker und radikaldemokratischer Hochschulgruppen (LiRa) mit. Der frühere eigener Hochschulverband Radikaldemokratische Hochschulgruppen (RSG)ist aufgelöst worden. JD/JL-nahe Hochschulgruppen sind im Bündnis linker und radikaldemokratischer Hochschulgruppen (LiRa) aktiv.

Themen

Schwerpunkte in der politischen Arbeit sind Demokratie und Grundrechte, Antirassismus,Antimilitarismus, Bildung und Sozialpolitik. Die JungdemokratInnen/Junge Linke sehen sich als Teil der Menschenrechts- und Bürgerrechtsbewegung. Sie arbeiten jedoch auch als gesellschaftskritische Kraft in der Ökologiebewegung und als antimilitaristische und antinationalistische Kraft in der Friedensbewegung. Sie vertreten im Wirtschafts- und Sozialpolitik sozialistisch orientierte Positionen und treten für eine Überwindung des kapitalistischen Wirtschaftens ein.

• außerparlamentarisch

JungdemokratInnen / Junge Linke sehen - im Gegensatz zur herrschenden Ideologie - keine Möglichkeit, allein über Parlamente und Parteien tief greifend demokratische Veränderungen zu bewirken. Parlamente sind ihrer Ansicht nach zwar demokratische Errungenschaften, doch ist ihr Einfluss begrenzt. Für JD/JL sind Parteien von großer Bedeutung für kleine Reformen. Vertrauen verdienen sie nicht.

• für radikale Demokratie

JungdemokratInnen / Junge Linke sehen in der Demokratisierung aller gesellschaftlichen Verhältnisse, d.h. in der Überwindung autoritärer und hierarchischer Strukturen, die Voraussetzug für eine selbst bestimmte Gestaltung aller Lebensverhältnisse eines jeden Einzelnen. Weil entscheidende Bereiche demokratischer Kontrolle entzogen (wie z.B. in der Wirtschaft) oder autoritär organisiert sind (wie z.B. in der Schule), kritisieren JD/JL den undemokratischen Charakter dieser Gesellschaft und treten für ihre Veränderung ein.

• für Emanzipation

JungdemokratInnen / Junge Linke setzen sich für die Emanzipation des Einzelnen und für gesellschaftliche Verhältnisse ein, die Selbstbestimmung umfassend ermöglichen. Befreiung des Einzelnen von Herrschaft und Unterdrückung und die Schaffung einer emanzipatorischen Gesellschaft sind für JD/JL untrennbar miteinander verbunden.


Projekte

  • www.agenda2010.net
  • Mit Sicherheit rassistisch. Gegen Ausgrenzung und rassistische Sicherheitspolitik! [2]
  • Kein Vergeben - Kein Vergessen [3]
  • Gegen Oskar Lafontaines rassistischen Populismus [4]



Literatur

  • Albrecht, Ulrich: Militärpolitik und Demokratiekonzeption von Jungdemokraten und Jungsozialisten. in: Jungsozialisten und Jungdemokraten zur Friedens- und Sicherheitspolitik. Frankfurt a.M. 1977, S. 212-241
  • Alt, Dietmar W.: Informationen zur Geschichte der Jungdemokraten. in: DJD-Aktuell 5/78
  • Appel, Roland: 60 Jahre Jungdemokraten. Ziele und Grenzen liberaler Jugendarbeit - 35 Jahre Deutsche Jungdemokraten. in: Arbeitsmateralien zum Seminar der Theodor-Heuss-Akademie am 22.-24. Oktober 1982)
  • Bilstein, Helmut/Hohlbein, Hartmut/Klose, Hans-Ulrich: Jungsozialisten-Junge Union-Jungdemokraten. Die Nachwuchsorganisationen der Parteien in der Bundesrepublik. 2. verb. Auflage, Opladen 1972
  • Gutsch, Gernot/Kallenbach, Volkmar/Meyer, Berthold: Radikal für Freiheit, Demokratie und Frieden. In: Jungsozialisten und Jungdemokraten zur Friedens- und Sicherheitspolitik. Frankfurt a.M. 1977, S. 105-130
  • Hirschfeld, Michael/Korte, Elisabeth (Hrsg.): Antiimperialistische Solidarität. Deutsche Jungdemokraten und ihr Verhältnis zu kommunistischen Organisationen in der Bundesrepublik und der DDR. Berlin 1981
  • Hohlbein, Hartmut: Die Deutschen Jungdemokraten. Verband zwischen FDP und APO. in: Jungsozialisten - Junge Union - Jungdemokraten. Opladen 1971, S. 55-66
  • Kleff, Michael: 30 Jahre Jungdemokraten - ein historischer Rückblick. in: liberal 19 (IV/1977), S. 295-299
  • Kleff, Michael: Die Geschichte der Deutschen Jungdemokraten von 1945-1975. Die Entwicklung eines politischen Jugendverbandes. unveröffentlichte Diplomarbeit, Köln 1976
  • Krabbe, Wolfgang R.: Parteijugend in Deutschland. Junge Union, Jungsozialisten und Jungdemokraten 1945-1980, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2002, ISBN 3531138421
  • Kunze, Jürgen: Die Jungdemokraten zwischen Liberalismus und Sozialismus. in: Parteiensystem in der Legitimationskrise. Opladen 1973, S. 307-326
  • Kunze, Jürgen: Jungdemokraten zwischen Sozialismus und Liberalismus. in: Dittberner, Jürgen/Ebbighausen, Rolf: Parteiensystem in der Legitimationskrise. Studien und Materialien zur Soziologie der Parteien in der BRD. Opladen 1973
  • Neunhöffer, Friedrich: Jungdemokraten, FDP und Arbeiterbewegung. In: Blätter für deutsche und internationale Politik 18 (1973), S. 498-506
  • Rommel, Hans-Otto: Die Deutschen Jungdemokraten nach 1945. in: liberal 22 (IV/1980), S. 563-573


Aus dem Verband ausgetretene Strömungen:


Siehe auch: Liste von Jugendorganisationen in Deutschland