Bauer Lutz
Gauangelloch Stadt Leimen
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Koordinaten: | 49° 21′ N, 8° 45′ O |
Höhe: | 201 (175–312) m |
Einwohner: | 2500 |
Eingemeindung: | 1973 |
Postleitzahlen: | 69181, 6906 (alt) |
Vorwahl: | 06226 |
![]() Lage der Stadt Leimen im Rhein-Neckar-Kreis.
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Gauangelloch ist ein Dorf südlich von Heidelberg im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg. Die etwa 2.500 Einwohner große Gemeinde vereinigte sich am 1. Oktober 1973 zusammen mit dem ihr angeschlossenen Dorf Ochsenbach mit der Stadt Leimen.
Geographie
Geographische Lage
Gauangelloch liegt am Südhang des Königstuhlmassives, dem Hausberg Heidelbergs, an dem auch das Heidelberger Schloss liegt, sowie im Naturpark Neckartal-Odenwald und gehört zur Metropolregion Rhein-Neckar. Die Gemarkung des Ortes liegt größtenteils im Kraichgau, der nördliche Gemarkungsteil zählt aufgrund des charakteristischen Buntsandsteins noch zum Kleinen Odenwald. Der zwischen 175 und 312 Meter über NN liegende Naturraum wird durch drei von Norden nach Süden ziehende Täler gegliedert. Eines der Täler ist das des Oberlaufs des Gauangelbachs, westlich davon liegen die Täler des Ochsenbachs und des Daisbächleins, Letzteres bildet auch die westliche Naturraumgrenze.
Nachbargemeinden
Die folgenden Orte grenzen an Gauangelloch - sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt: Gaiberg, Bammental, Schatthausen (Wiesloch), Ochsenbach (Leimen), Lingental (Leimen).
Geschichte
Entstehungsgeschichte
Im Gebiet des heutigen Gauangelloch wurden Tonscherben und Mauerreste gefunden, die auf eine Besiedelung bereits in der Römerzeit schließen lassen; die Anlage des Ortes ist etwa in das 8. oder 9. Jahrhundert zu datieren.
Die erste Erwähnung des Dorfes als „Angelach“ in einer vermutlich gefälschten Urkunde auf 1016 gehört ins 12. Jahrhundert. „Angel(b)ach“ bezeichnete ursprünglich sowohl den Ort als auch das dort fließende Gewässer. Zur Unterscheidung gegenüber Waldangelloch am anderen Quellarm des Angelbachs ist um 1300 von „Angelach uf dem Geiberge“ (Angelach auf dem Gaiberg) die Rede, woraus sich in der Neuzeit der heutige Ortsname „Gauangelloch“ gebildet hat.
Die erste sichere Beurkundung der Gauangellocher katholischen Pfarrei mit Peterspatrozinium und den Filialen Gaiberg und Schatthausen stammt aus dem Jahr 1270; die Lehenshoheit der Pfalzgrafen über Gauangelloch wird erstmals 1391 bezeugt.
Während der Ritterzeit siedelten sich die Ritter von Angelach bzw. Angelloch hier an und erbauten sich die auch als Bettendorfsches Schloss bekannte Wasserburg Gauangelloch als Herrschaftssitz; um 1450 ging die Lehnsherrschaft derer von Angelloch an die Freiherrn von Bettendorff über. Um 1522 wurde die Reformation durchgeführt, indem die Familie von Bettendorff die Lutherische Lehre annahm, und mit ihr der überwiegende Teil der Bevölkerung.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gauangelloch vollständig zerstört, die Einwohner flohen oder wurden getötet. Erst 1665 bauten Johann Philipp und Helena von Bettendorff die Burg wieder auf. Im Laufe des 18. Jahrhunderts verwahrloste die Burg jedoch und begann zu zerfallen. Franz Ludwig von Bettendorff stellte den zuwandernden Katholiken den Keller der Burg zur Verfügung, um darauf eine Kapelle zu errichten, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als Gotteshaus diente.
Die Familie Göler von Ravensburg stellt die Patronatsfamilie der Evangelischen Kirchengemeinde Gauangelloch dar.
Im Jahre 1937 wurde das benachbarte Ochsenbach nach Gauangelloch eingemeindet. Ochsenbach wurde erstmals im Verzeichnis der speyerischen Leibeigenen um 1300 erwähnt. Die Ortschaft wurde 1771 mit dem angrenzenden Hof Maisbach unter einem eigenen Stabhalter vereinigt, und dieser neuen Gemeinde wurde 1797 noch der Weiler Lingental zugewiesen. Die drei Gemeinden bestanden bis 1935; nachdem sie von 1935 bis 1937 zwangsweise eine einheitliche Gemeinde gebildet hatten, wurde am 1. April 1937 Lingental an Leimen, Maisbach an Nußloch und Ochsenbach an Gauangelloch angeschlossen.
In den folgenden Jahren wandelte sich die Gemeinde Gauangelloch mit ihrem Ortsteil Ochsenbach vom Bauerndorf zur Pendlergemeinde. Seit dem Zusammenschluss mit Leimen im Zuge der Kreisreform zum 1. Januar 1973 haben sich Gauangelloch und Ochsenbach zu attraktiven Wohngemeinden entwickelt. Beide Gemeinden haben jedoch ihren dörflichen Charakter beibehalten und sind deshalb beliebte Wohnorte, die zum Wandern durch Kraichgau und Odenwald einladen.
Einwohnerentwicklung
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Wappen und Flagge
Die Blasonierung des Wappens lautet: „In Blau ein silberner Angelhaken.“ Es geht zurück auf ein Gerichtssiegel aus dem Jahr 1762. Dieses wiederum nahm Bezug auf das Familienwappen der Herren von Angelloch. Die Weiß-Blaue Flagge wurde 1961 vom Innenministerium verliehen.
Politik
Bedingt durch die Vereinigung im Jahr 1973 untersteht Gauangelloch seither dem Oberbürgermeister der Stadt Leimen.
Gemeinde-/Ortsvorsteher und Bürgermeister
Historischer Überblick der Gemeinde-/Ortsvorsteher und Bürgermeister in Gauangelloch
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Ortsbeirat
Gauangelloch besitzt seit seiner Eingemeindung gemäß der baden-württembergischen Gemeindeordnung einen eigenen Ortsbeirat. Dieser umfasst insgesamt 15 Mitglieder und setzt sich seit der Kommunalwahl vom 7. Juni 2009 nach Parteien wie folgt zusammen:[2]
Städtepartnerschaften
Gauangelloch unterhält seit 1981 eine Städtepartnerschaft mit Cernay-lès-Reims (Frankreich).
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Straßenverkehr
Wichtigste Straße des Ortes ist die Kreisstraße von Heidelberg nach Schatthausen (K4160/4161). In Richtung Westen zweigt eine Straße nach Nußloch über Ochsenbach ab, in Richtung Osten führt eine weitere Straße ins Elsenztal nach Bammental. Außerdem besteht eine durch Lingental führende Verbindung nach Leimen (L600).
Öffentlicher Nahverkehr
Gauangelloch liegt im Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.
Die Buslinie 757 des BRN verkehrt nach Heidelberg und Schatthausen. BRN-Linie 737 (von Gaiberg nach Wiesenbach) verbindet Gauangelloch mit dem S-Bahnhof Bammental-Reilsheim. Zudem gibt es eine Ruftaxiverbindung nach Leimen.
Über die Bahnhöfe im Nachbarort Bammental besteht Anschluss an die zwischen Heidelberg und Heilbronn verkehrende Elsenztalbahn sowie die S-Bahn Rhein-Neckar, die mit ihren Zügen der neuen Linien S 5 auf dieser Strecke von Heidelberg nach Eppingen (Linie S 5) verkehrt. Seit Juni 2010 wird die ebenfalls neue Linie S51 von Heidelberg aus über die Schwarzbachtalbahn nach Aglasterhausen geführt. Anfängliche Pläne zur Führung der S51 von Mainz über Ludwigshafen (Rhein), Heidelberg, Neckargemünd nach Aglasterhausen [3] wurden vorerst von Seiten der DB Regio RheinNeckar zurückgestellt und sollen ggf. nach Ende des Vorlaufbetriebs realisiert werden.
Im Leimener Stadtteil St. Ilgen befindet sich der an der Bahnstrecke Heidelberg–Karlsruhe beziehungsweise Heidelberg–Stuttgart liegende Bahnhof St. Ilgen/Sandhausen. Hier verkehrt neben vereinzelten Regionalbahn- und Regional-Express-Zügen die S-Bahn Rhein-Neckar mit der Linie S 3 (von Germersheim nach Karlsruhe) sowie der Linie S4 (von Bruchsal nach Germersheim. Zudem hält hier auch die Rheintalbahn auf der Strecke Mannheim-Basel.
Behörden
Gauangelloch verfügt über eine Amtsverwaltung, die im ehemaligen Schul- und Rathaus untergebracht ist.
Bildung
Gauangelloch verfügt über eine Grundschule sowie einen Kindergarten. Beide Einrichtungen wurden im Jahr 2008 durch das Kultusministerium Baden-Württemberg in das Modellprojekt "Bildungshaus für Drei- bis Zehnjährige" aufgenommen, das den Schülern durch die enge Verzahnung von Kindergarten und Grundschule neue Möglichkeiten im Bereich einer frühkindlichen Bildung und Förderung bieten soll.[4] Im Kindergarten wird eine Ganztags- sowie U3-Betreuung angeboten.
Weitere Einrichtungen
- Mit dem "Haus Vergissmeinnicht" wird ein betreutes Wohnen, vornehmlich für Demenzkranke angeboten.
- Die Abteilung Gauangelloch der Freiwilligen Feuerwehr Leimen besitzt ein eigenes Feuerwehrhaus.
Elektronische Kommunikation
Seit Ende 2009 ist Gauangelloch mit bis zu 16MBit/s an das Breitbandnetz (DSL) angeschlossen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Am Europäischen Fernwanderweg, der dem Verlauf einer alten Römerstraße folgt, finden sich auf dem Gickelsberg eine Bildsäule, die das Wappen des ortsansässigen Geschlechts derer von Bettendorff trägt, sowie ein Grabkreuz, das als „Römergrab“ bekannt ist. Kurz vor dem Gickelsberg, direkt gegenüber dem Römerhof, befindet sich ein aus Sandstein gefertigtes Kreuz, das auf das 17./18. Jahrhundert datiert wird.[5]
Bauwerke
Im Stammschloss Bettendorffsches Schloss der Familie von Bettendorff und im umgebenden Schlossgarten kann heute im Rahmen von wechselnden Ausstellungen afrikanischer Künstler ganzjährig eine Galerie für zeitgenössische afrikanische Kunst besichtigt werden.
Das ehemalige Schul- und heutige Rathaus datiert von 1899.
Im Ort gibt es zwei Kirchen, die beide im neugotischen Stil erbaut wurden: eine evangelische Kirche (vermutlich Petrus geweiht) mit viereckigem Glockenturm und zusätzlichem runden Treppenturm, erbaut in den Jahren 1901-1902, sowie eine katholische Kirche (St. Peter), erbaut zwischen 1902 und 1904. Darüber hinaus sind in Gauangelloch noch mehrere historische Fachwerkhäuser erhalten geblieben.
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Schul- und Rathaus
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Evang. Kirche
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Kath. Kirche St. Peter
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Hist. Fachwerk
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Kunstgalerie am Bettendorffschen Schloss
Regelmäßige Veranstaltungen
Alljährlich werden in Gauangelloch die Kerwe (am letzten Augustwochenende) gefeiert. Parallel zur Kerwe findet eine über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Kunstausstellung statt, bei der Künstler aus Gauangelloch und Ochsenbach ihre Malereien, Plastiken und Fotografien ausstellen.
Des Weiteren wird jedes Jahr das „Ortsturnier“, ein Amateur-Fußballturnier, ein Frühlingsfest sowie ein Weihnachtsmarkt ausgerichtet. Neuerdings wird in der Weihnachtszeit auch ein Adventssingen auf dem Rathausplatz veranstaltet. Jede der beiden Kirchengemeinden organisiert zudem jeden Sommer ein eigenes Gemeindefest.
Darüber hinaus führt durch Gauangelloch regelmäßig die "ADAC-Rallye Heidelberg Historic", eine Rallye mit Automobil-Klassikern aus den 1920er bis 1970er Jahren.
Dialekt
Die lokale Mundart ist „Kurpellsisch’“ oder auf Hochdeutsch: der Pfälzer Dialekt in Kurpfälzer Ausprägung. Dieser wird von Kaiserslautern bis Mosbach als ein fränkischer bzw. rheinfränkischer Dialekt in unzähligen kleinräumigen Varianten „gebabbelt“. Das Hochdeutsche und der Anteil Zugezogener hat den Dialekt im Ort jedoch etwas zurückgedrängt.
Vereine und Gruppen
Der TSV Nordstern Gauangelloch wurde 1905 gegründet. Er betreibt seit den 1960er Jahren eine in Eigenleistung gebaute kleine Sporthalle, hat rund 850 Mitglieder, zwei aktive Fußballmannschaften sowie weitere Abteilungen für Wandern sowie Turnen/Leichtathletik.[6] Im Jahre 1929 wurde der Musikverein Gauangelloch gegründet, der noch bis heute besteht.[7]
Persönlichkeiten
Berühmte Söhne und Töchter
- Rainer Zietsch, Fußballprofi (* 21. November 1964)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bruno Sauerzapf: Wahlen und Wählerverhalten in Leimen 1874-2011. Stadt Leimen, Leimen 2011, S.95–97
- ↑ Mitglieder des Ortsbeisrats Gauangelloch, Stadt Leimen, abgerufen 11. Juli 2012
- ↑ Verkehrsverbund Rhein-Neckar: Realisierungsprogramm Liniennetz S-Bahn Rhein-Neckar
- ↑ Kultusministerium Baden-Württemberg: Modellprojekt "Bildungshaus für Drei- bis Zehnjährige"
- ↑ Bernhard Losch: Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg. Kommissions-Verlag Konrad Theiß, Stuttgart 1981, ISBN 3-8062-0754-2, S.182
- ↑ TSV Nordstern Gauangelloch, abgerufen 13. Dezember 2010
- ↑ Musikverein 1929 Gauangelloch e.V., abgerufen 23. März 2011