Chioggia [venezian. Cióxa) ist eine Stadt in der italienischen Region Venetien und Seehafen im Süden der Lagune von Venedig. Sie hat 47.581 Einwohner (Stand 31. Dezember 2023) und eine Fläche von 185 km².
] (Chioggia | ||
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Staat | Italien | |
Region | Venetien | |
Metropolitanstadt | Venedig (VE) | |
Lokale Bezeichnung | Cióxa | |
Koordinaten | 45° 13′ N, 12° 17′ O | |
Höhe | 0 m s.l.m. | |
Fläche | 185 km² | |
Einwohner | 47.581 (31. Dez. 2023)[1] | |
Postleitzahl | 30015 (Chioggia) , 30019 (Sottomarina), 30010 (S.Anna) | |
Vorwahl | 041 | |
ISTAT-Nummer | 027008 | |
Bezeichnung der Bewohner | Chioggiotti oder Clodiensi | |
Schutzpatron | San Felice und San Fortunato | |
Website | http://www.chioggia.org/ |





Geografie
Die auf Holzpfählen errichtete Stadt liegt in der Provinz Venedig. Sie trägt wegen ihrer Ähnlichkeit den Beinamen „Klein-Venedig“. Chioggia ist über eine Steinbrücke mit dem Festland verbunden. Der Vena-Kanal teilt die Stadt und wird von neun Brücken gekreuzt.
Geschichte
Der Ursprung von Chioggia liegt in der Legende. Es wird berichtet, dass Antenor, Aquil und Clodio, flüchtig aus dem Trojanischen Krieg, sich an der oberen Adriaküste niederließen. Aquil gründete Aquileia, Antenor Padua und Clodio Clodia. Schon Plinius beschrieb die Hafenstadt Edron, die später Fossa Clodia genannt wurde. Der Name Clodia änderte sich im Laufe der Zeit zu Cluza und Clugia, um sich schließlich zu Chioggia zu wandeln. Erste Nennungen der Stadt sind in byzantinischen Schriften aus dem fünften Jahrhundert zu finden.
Im Mittelalter genoss Chioggia Stadtrecht und 1110 wurde es zum Bischofssitz erhoben. Während des sogenannten Chioggia-Krieges, dem entscheidenden Zusammenstoß zwischen Venedig und Genua, eroberten die Genuesen 1379 nach einer Invasion von Seeseite die Stadt, wurden aber 1380 von Venedig zurückgeschlagen.
1797 besetzte Napoléon Bonaparte Venedig und somit war auch Chioggia der französischen Verwaltung unterstellt. Im Vertrag von Campoformio 1798 wurde die Stadt Österreich übergeben. Bis 1814 wechselte die Verwaltung zwischen den beiden Besatzungsmächten (bzw. der napoleonischen "Republik Italien"). Von 1814 bis 1866 war Chioggia mit Venetien Teil des Kaisertums Österreich, anschließend kam es zu Italien.
Sehenswürdigkeiten
Die wichtigsten Kirchen sind die Kathedrale Santa Maria Assunta aus dem 11. Jahrhundert, San Domenico aus dem 13. und San Martino aus dem 14. Jahrhundert. Daneben besteht noch eines der Stadttore, die Porta di Santa Maria Assunta.
Von der Vigo-Brücke am Ende der Hauptstraße aus hat man einen Blick über die Lagune zu den Inseln Pellestrina und dem Lido di Venezia und bis nach Venedig selbst. Den Corso del Popolo, die Hauptachse der Stadt, nannte der italienische Schriftsteller Curzio Malaparte ein einziges großes Café im Freien. Abends ist die Straße für den Verkehr gesperrt, und donnerstags findet hier der sehr umfangreiche Markt statt, ebenso wie der werktägliche Fischmarkt.
Wirtschaft
Chioggias ökonomische Entwicklung lässt sich bis in die Spätantike zurückverfolgen (vgl. Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig). Der Fischfang und der Gemüseanbau (Radicchio rosso, auch „la rosa di Chioggia“ genannt, und Karotten) sind die wichtigsten Wirtschaftszweige der Stadt; Chioggia besitzt den größten Fischmarkt Italiens. Es werden Stahl, Backsteine und Textilien produziert.
Einen weiteren Wirtschaftszweig stellt der Sommertourismus dar. Einen 11 km langen Sandstrand auf dem Lido bietet der Ortsteil Sottomarina di Chioggia auf der Insel Borgo San Giovanni. Mit seiner eleganten Strandpromenade, den Hotels, Bars, Diskotheken, Restaurants und Strandeinrichtungen ist der Badeort der traditionelle Hausstrand der Bewohner der ganzen Region um Padua.
Chioggia ist (Stand 2010) als Standort für ein neuzubauendes Kernkraftwerk im Gespräch.[2] Dieser ist 30 km Luftlinie von Venedig entfernt. Zahlreiche Seiten, darunter österreichische Regierungsstellen, kritisieren das Vorhaben; auch wegen der dortigen Erdbebengefahr.[3] Die Pläne dafür sind nach einem Referendum gegen den Ministerpräsidenten Berlusconi nach dem Atomunfall in Fukushima um voraussichtlich 10 Jahre zurückgestellt worden. (Stand September 2011)
Sonstiges
Die Einwohner nennen sich Chioggiotti, in der älteren römischen Form auch Clodiensi. Mehrmals täglich pendelt eine Fähre zwischen Chioggia und der Lidoinsel Pellestrina, von wo aus man mit Autobussen bis zum Lido di Venezia fahren kann, um von dort aus mit dem Vaporetto nach Venedig überzusetzen.
Stadt und Leute dienten dem venezianischen Schriftsteller Carlo Goldoni als Vorlage für sein Theaterstück Le baruffe chiozzote, zu deutsch Viel Lärm in Chiozza. Das im lokalen Dialekt verfasste Bühnenstück gibt das laute und tragisch-komische Treiben in der Lagunenstadt des 18. Jahrhunderts wieder. In der Inszenierung von Giorgio Strehler findet dieses Bühnenstück bis heute Anklang beim Kennerpublikum.
Söhne und Töchter der Stadt
- Aristide Kardinal Cavallari, Erzbischof und Patriarch von Venedig
- Giovanni Croce, Komponist, Kapellmeister und Priester der venezianischen Renaissance
- Sara Penzo, italienische Fussballspielerin
- Flavio Poli, Glasbläser
- Paolo Quagliati, italienischer Komponist und Organist in Rom
- Giuseppe Veronese, italienischer Mathematiker
- Gioseffo Zarlino, italienischer Musiktheoretiker und Komponist
Siehe auch
Literatur
- Sergio Perini: Chioggia nel Seicento, Il Leggio, 1996 (eine mit fast 1000 Seiten umfangreiche Darstellung der Geschichte Chioggias im 17. Jahrhundert).
Weblinks
- Offizielle Homepage (italienisch)
Einzelnachweise
- ↑ Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2023. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2023).
- ↑ gruene.at
- ↑ www.wirtschaftsblatt.at 17. März 2011