Vorlage:Navigationsleiste Torah Pentateuch (griechisch „fünf Rollen“ oder „Fünf-Buch“; Betonung auf „teuch“) ist der griechische Name für die schriftliche Tora, die 5 Bücher Mose. Der Pentateuch wurde schon vor Christi Geburt aus dem Hebräischen in die Sprachen Griechisch (Septuaginta) und Aramäisch (Targum) übersetzt.
Mit seinen zwei mythischen Erzählungen über die Schöpfung der Welt, den Legenden der ersten Menschen und der Erzählungen über den Stammvater des jüdischen Volkes, Abraham und seine Frau Sara und den Beginn der Geschichtsschreibung Israels, ist dieser Teil des Tanach für das Judentum wesentliche Glaubens- und Kulturgrundlage und für das Christentum von gewandeltem, umgedeuteten eher historischem Wert.
Die einzelnen Bücher werden unterschiedlich bezeichnet: Im Judentum nach dem ersten (hebräischen) Wort des jeweiligen Buches, im Griechischen nach dem zentralen Thema.
Deutsch | Hebräisch | Hebräische Ableitung | Griechisch/Lateinisch | Bedeutung |
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1. Buch Mose | Bereschit (בְּרֵאשִׁית) | Im Anfang schuf … | Genesis | Schöpfung, Ursprung |
2. Buch Mose | Schemot (שְׁמוֹת) | Dies sind die Namen … | Exodos/Exodus | Auszug |
3. Buch Mose | Wajikra (וַיִּקְרָ) | Und es rief Jahwe … | Levitikon/Leviticus | Priesterschrift |
4. Buch Mose | Bemidbar (בְּמִדְבַּר) | Und es redete Jahwe in der Wüste … | Arithmoi/Numeri | Zahlen |
5. Buch Mose | Debarim (הַדְּבָרִים) | Dies sind die Worte … | Deuteronomion/Deuteronomium | Zweites Gesetz |
Die Einteilung in 5 Bücher ist aus der begrenzten Größe der in der Synagoge gebräuchlichen Schriftrollen zu verstehen. Inhaltlich und textlich kann man das 2., 3. und 4. Buch als eine Einheit betrachten. Zusammen mit dem 1. Buch und dem 5. Buch ergibt sich daraus eine Dreiteilung dieser Schriftensammlung. Das 5. Buch stellt in großen Teilen eine Parallelerzählung der 2. bis 4. Bücher dar.
Inhalt
Der Pentateuch lässt sich grob in drei Hauptteile gliedern:
- Ur- und Vätergeschichten (1. Buch Mose),
- Auszugsgeschichte (2. bis 4. Buch Mose),
- Reden des Mose (5. Buch Mose).
Er umfasst sieben große Themenkreise, die als eigenständige Komplexe ursprünglich mündlich überliefert wurden. Sie wurden schon in sehr frühen Glaubensbekenntnissen Gesamtisraels als Stationen einer Heilsgeschichte aneinandergereiht (Dtn 26,5-9):
- Ein umherirrender Aramäer war mein Vater [1]; er zog hinab nach Ägypten und weilte dort als Fremdling [2] und wurde dort ein großes, starkes und zahlreiches Volk. Aber die Ägypter misshandelten uns und unterdrückten uns und legten uns harte Arbeit auf. Da schrien wir zu JHWH, dem Gott unserer Väter; und JHWH erhörte uns und sah unser Elend, unsere Mühsal und Unterdrückung; und JHWH führte uns heraus aus Ägypten mit starker Hand und ausgerecktem Arm, unter großen Schrecken, unter Zeichen und Wundern [3], und brachte uns an diesen Ort [4] und gab uns dieses Land, ein Land, das von Milch und Honig fließt [5].
Diese Reihung umgreift eine Geschichtsperiode von gut 500 Jahren von den nomadischen Anfängen Israels bis zur Besiedelung des fruchtbaren Landes Kanaan. Ihr entspricht die Verknüpfung der Erzvätergeschichten [1] mit der Josephserzählung [2], dem Exodus der Israeliten aus Ägypten [3], dem Zug durch die Wüste [4] und der Eroberung zunächst des Ostjordanlandes, dann ganz Kanaans [5]. Die Themenkomplexe des Sinaibundes [6] und der Urgeschichte [7] fehlen in den alten Credoformeln Israels, so dass ihr Einbau in den Pentateuch relativ spät erfolgt sein wird. Kristallisationskern und ordnende "Mitte" der Überlieferung ist das Thema der Befreiung aus der Sklaverei, mit der JHWH sich erstmals unter seinem Namen offenbart und Israel zu seinem Bundesvolk "erwählt" (Ex 3).
Erst in der Begegnung mit den orientalischen Großmächten und ihrer kosmogonischen Mythologie stellte Israel sein Werden in den größeren Rahmen der Erschaffung der Welt. Die Urgeschichte am Anfang der Bibel ist also der letzte Themenkomplex, der dem Pentateuch zugewachsen ist. Diesen durchzieht ein Spannungsbogen von der Verheißung zur Erfüllung, bezogen besonders auf das Stichwort des "Landes", das Gott durch Unterscheidung von Himmel und Urflut schuf (Gen 1,1-12), um es Moses kurz vor seinem Tod als Erbe Israels zum Segen für alle Völker (Gen 12,3) zu zeigen.
Das 1. Buch Mose ("Genesis") enthält die
- Urgeschichte von der Schöpfung bis zur Völkertafel (Gen 1-11),
- Abrahamserzählungen (Gen 12-25),
- Geschichten von Jakob und Esau (Gen 25-36),
- Josephsgeschichte (Gen 37-50).
Das 2. Buch Mose ("Exodus") enthält
- die Rettung aus Ägypten (Ex 1-15),
- Bewahrung in der Wüste (Ex 16-18),
- Gesetzesoffenbarung und Bundesschluss am Sinai (Ex 19-24),
- Gesetze zum Bau des Heiligtums (Ex 25-31),
- Krise und Erneuerung des Bundes (Ex 32-34),
- den Bau des Heiligtums (Ex 35-40; Ausführung von Ex 25-31).
Das 3. Buch Mose ("Leviticus") enthält
- Opfergesetze (Lev 1-7),
- Anordnungen zur Priesterweihe (Lev 8-10),
- Reinigungsgesetze (Lev 11-15),
- Anweisung zum großen Versöhnungstag (Lev 16),
- das Heiligkeitsgesetz (Lev 17-27).
Das 4. Buch Mose enthält
- Zählung und Lagerordnung der Stämme (Num 1-2),
- verschiedene Priestergesetze (Num 3-10),
- Zug des Volkes durch die Wüste (Num 10-20),
- Eroberung des Ostjordanlandes (Num 20-36).
In ihm sind weitere heterogene Kult- und Sozialgesetze verstreut, die man zum Priestergesetz zählt, das die Bücher 2-4 durchzieht: darunter die Kapitel Num 15, 19, 27-31, 33 + 34, 35 + 36.
Das 5. Buch Mose ("Deuteronomium") enthält
- die Einleitungsreden des Mose (Dtn 1-11),
- das deuteronomische Gesetz (Dtn 12-26),
- Schlussreden des Mose (Dtn 27-30),
- Fluch und Segen, Tod des Mose als Abschluss des Pentateuch (Dtn 31-34).
Zu den in der "Weisung" (Tora) enthaltenen in sich geschlossenenen Gesetzeskorpora zählt man
- den Dekalog (Ex 20),
- das Bundesbuch (Ex 21-23),
- das Priestergesetz (Ex 25 - Num 10 + in Numeri verstreute Nachträge),
- darin integriert das Heiligkeitsgesetz (Lev 17-26),
- das deuteronomische Gesetz (Dtn 12-26).
Autorenschaft und Entstehungszeit
Der jüdische Talmud und das christliche Neue Testament schreiben diese fünf Bücher dem Mose zu und betrachten die Ereignisse von der Schöpfung bis zur Landverteilung in Kanaan (Dtn 33) als direkte Offenbarung Gottes an ihn. Das 5. Buch Mose endet mit dem Kapitel über seinen Tod (Dtn 34), das der Talmud demgemäß seinem Nachfolger Josua zuschreibt. Mose habe diese Offenbarung zuvor schriftlich festgehalten. Sie sei dann bis auf unwesentliche Kopierfehler wortgetreu überliefert worden: Diese Ansicht vertreten heute noch das Orthodoxe Judentum und verschiedene Gruppen im fundamentalistischen Christentum.
Die Autorschaft des Mose wurde schon im Mittelalter angezweifelt. Der jüdische Gelehrte Ibn Esra bemerkte, dass die Schriften die Ereignisse ohne Ich-Erzähler darstellen und zwischen der Zeit des Mose und der Zeit des Erzählers oder der Erzähler unterscheiden. Er sah Widersprüche, die Moses als Schriftautor ausschließen: So blickt z.B. Gen 12,6 auf die Zeit zurück, als Kanaanäer das Land noch bewohnten, weist also auf eine Aufzeichnung nach der Ansiedelung Israels in Kanaan hin. Ferner hielt Mose die Reden des 5. Buchs nach Dtn 1,1 bis zu seinem Tod mündlich, so dass sie bereits ein anderer aufgezeichnet haben müsse.
Im 16. Jahrhundert bestritten Reformatoren wie Andreas Karlstadt die Autorschaft des Mose und sahen Esra (etwa 440 v. Chr.) als Redaktor, der die fünf Büche aus älteren Teilen der Tora zusammengestellt habe. Er erscheint auch im Talmud als Bearbeiter der Tora.
Doch erst im 17. Jahrhundert veröffentlichte Baruch Spinoza die Beobachtungen Ibn Esras und leitete damit die historische Pentateuchkritik ein. Im Zuge der Aufklärung wurden dann verschiedene Theorien zur Entstehung des Pentateuch aufgestellt, auf denen die heutige Forschung aufbaut. Auf der Basis einer immer differenzierteren Textanalyse und neuerer archäologischer und altorientalistischer Forschungsergebnisse nehmen heute die meisten Forscher an, dass der Pentateuch seine redaktionelle Endgestalt erst nach dem Babylonischen Exil im 5. Jahrhundert v. Chr. gewann. Sie wird auf Priester in Israel, vor allem am Jerusalemer Tempel, zurückgeführt. Seine ältesten, lange Zeit mündlich überlieferten Stoffe reichen jedoch bis 1500 v. Chr. zurück.
Um 440 v. Chr. wurde der Pentateuch als Tora kanonisiert und bildet seitdem den Hauptteil des Tanach mit normativem Charakter für die jüdische Religion. Eine Motivation dafür sieht die Forschung darin, einen Zusammenhalt der Volksstämme in Israel durch eine „definitive“ Religion sicherzustellen und Widersprüche in älteren heterogenen Überlieferungen auszugleichen.
Geschichte der Pentateuchforschung
Seit der Aufklärung versucht die Wissenschaft mittels der immer mehr verfeinerten historisch-kritischen Methoden die Entstehungsgeschichte der Bibel, beginnend mit dem Pentateuch, aufzuhellen.
Ausgangspunkt für die Annahme mehrerer verschiedener Autoren und Redaktionen waren u.a. früh beobachtete Dubletten, zum Beispiel:
- zwei einander widersprechende Berichte von der Erschaffung des Menschen: als Spezies durch das reine Schöpferwort in Gen 1, als Mann durch ein Töpferwerk Gottes, als Frau aus der Rippe des Mannes in Gen 2;
- zwei Versionen von der Dauer der Sintflut, vom Bau der Arche und Rettung der Tiere in Gen 6-8;
- dreifache Rettung der Stammmutter Sara bzw. Rebecca in Gen 12, 20 und 26;
- mehrfache Erklärung für das Heiligtum Bethel in Gen 12, 28 und 35.
Hinzu kam der auffällige Wechsel der Gottesbezeichnung ("Elohim" oder "JHWH", mit "Adonaj" vokalisiert).
Bereits 1711 schloss der Pfarrer Bernhard Witter daraus auf zwei verschiedene Autoren der Schöpfungsberichte in Gen 1,1 - 2,4 und Gen 2,5 - 3,24; der franzöische Arzt Jean Astruc führte dies 1753 weiter aus. 1781 begründete Johann Gottfried Eichhorn Astrucs These von zwei Quellschriften exegetisch anhand der ersten Kapitel des Exodusbuches. Seit 1806 sah Martin Leberecht de Wette die Doppelung vieler Gesetze in Ex 20-23 und Dtn 12-26 als Hinweis auf verschiedene Autoren der ersten vier Bücher ("Tetrateuch") und des "Deuteronomium" (5. Buch Mose).
Aufgrund solcher Hinweise ging die ältere "Urkundenhypothese" von mehreren später verbundenen Quellschriften aus, die den Pentateuch bis in die folgenden Geschichtsbücher (Josua, Richter, Samuel, Könige) hinein durchziehen. Ausformuliert wurde sie seit 1878 als sogenannte Vierquellentheorie besonders von Julius Wellhausen. Seine Auffassung dominierte die AT-Wissenschaft bis etwa 1970. In seinen Prolegomena zur Geschichte Israels (1886) stellte er die These auf, die Tora und das Buch Josua seien aus mehreren fortlaufenden literarischen Quellen zusammengesetzt, die sich anhand verschiedener Merkmale verfolgen ließen. Deren Autoren nannte er
Außerdem werden editierte Stellen einem Redaktor (eventuell dem oben schon erwähnten Esra) zugeschrieben.
Die einzelnen Quellfäden unterscheiden sich in Wortwahl (zum Beispiel die Bezeichnung Gottes), Stil (Grammatik), politischem Hintergrund und Absichten. Die durchlaufenden Überlieferungsstränge wurden aufgrund ihrer Inhalte verschiedenen Epochen des antiken Israel zugeordnet:
- der "Jahwist" der Zeit Salomos, des Tempelerbauers (um 950 v. Chr.),
- der "Elohist" der Zeit nach der Reichsteilung bis zum Untergang des Nordreichs (ca. 800 bis 722 v. Chr.),
- die sogenannte "Priesterschrift", der man den ersten Schöpfungsbericht und viele auf den Tempelkult bezogene Gebotssammlungen zuwies, wird in die Zeit des babylonischen Exils (586-539 v. Chr.) datiert;
- im "Deuteronomium", im Kern 5. Mose 12-26, sah man außerdem eine eigenständige Gesetzessammlung, die mit dem unter König Josia aufgefundenen Gesetzbuch (1. Kön 22) identifiziert wird, Basis seiner Kultreform von 621 v. Chr. gewesen sein kann und Teil der exilischen deuteronomischen Geschichtsschreibung ist, aus der auch die Königs- und Chronikbücher stammen.
Im oder nach dem Exil sollen diese Quellen ineinander gewoben worden sein. Der Alttestamentler Gerhard von Rad nahm an:
- Die Verbindung der drei Geschichtswerke ist in der Weise erfolgt, dass man zunächst große Teile des elohistischen Werkes in das des Jahwisten eingearbeitet und später - nachdem die Priesterschrift vorlag - den Stoff des kombinierten jahwistisch-elohistischen Werkes in den Rahmen der Priesterschrift hineingestellt hat. Dieser mehrfach gestufte Redkationsprozess hat schließlich zu jenem umfangreichen Erzählwerk am Anfang der Bibel geführt, das von der Erschaffung der Welt bis hin zu der Sesshaftwerdung Israels in Palästina reicht.
(aus: Altes Testament, Piper, S. 23)
Diese Vierquellentheorie zur Entstehung des "Hexateuch" (Sechsbuch, Pentateuch + Josua) galt lange als wissenschaftlich gesichert. Sie wird erst seit Beginn der 1970er Jahre von verschiedenen Seiten aus zunehmend in Frage gestellt. Besonders die Figur des Mose wurde als weithin redaktionelles Konstrukt "destruiert", das sekundär ganz verschiedene, ursprünglich selbstständig überlieferte Traditionskomplexe miteinander verbinden sollte: den Exodus Israels aus Ägypten, den Zug durch die Wüste, die Sinaioffenbarung und den Beginn der Landnahme.
Obwohl viele Schlussfolgerungen Wellhausens heute daher nicht mehr vertreten werden, bleibt seine These ein bedeutender Meilenstein der Bibelforschung. Grundsätzlich geht man auch heute noch von redaktionell verwobenen Quellschriften im Pentateuch aus. Allerdings sind seit ca. 10 Jahren die gesamten Datierungs- und Quellenmodelle ins Rutschen gekommen. Die alttestamentliche Einleitungswissenschaft durchläuft gerade einen Paradigmenwechsel, was zu einer relativ unübersichtlichen Forschungslage geführt hat (siehe Literatur bei La Sor/Egelkraut).
Literatur
- Hanns-Martin Lutz, Hermann Timm, Eike Christian Hirsch (Hrsg.): Altes Testament. Einführungen, Texte, Kommentare. R. Piper & Co. Verlag: München, 4. Auflage 1984, ISBN 3492023177
- Volker Neuhaus: Schnellkurs Bibel. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln, September 2005, ISBN 3832176357
- Martin Noth: Geschichte Israels. Vandenhoeck&Ruprecht Göttingen, 8. Auflage 1976, ISBN 3525521200
- Gerhard von Rad: Theologie des Alten Testaments. Band 1–2, München, 8. Auflage 1982/1984, ISBN
- Konrad Schmid: Erzväter und Exodus. Untersuchungen zur doppelten Begründung der Ursprünge Israels innerhalb der Geschichtsbücher des Alten Testaments. Neukirchen-Vluyn 1999
- W. S. La Sor et al., H. Egelkraut (Hrsg.): Das Alte Testament, Entstehung, Geschichte, Botschaft. 2000
- Jeffrey H. Tigay: An Empirical Basis for the Documentary Hypothesis. In: Journal of Biblical Literature. 3/94/1975. S. 329–342, ISSN 0021-9231
- Jeffrey Tigay (Hrsg.): Empirical Models for Biblical Criticism. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1986
- Claus Westermann: Abriss der Bibelkunde. Calwer Verlag, Stuttgart 1979, ISBN 3766806203