Richard Heymons

deutscher Ökologe, Entomologe und Zoologe (1867-1943)
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Richard Heymons (* 29. Mai 1867 in Berlin[1]; † 1. Dezember 1943) war ein deutscher Ökologe, Entomologe und Zoologe und eine wichtige historische Figur in der Studie von Pentastomiden (Zungenwürmer).

Prof.Dr.phil.Richard Heymons

Leben

 
Die Humboldt Universität in Berlin,die Landwirtschaftliche Hochschule wurde 1934 eingegliedert, an der Richard Heymons lehrte.
 
Seine Dissertationsschrift verfasste Heymons über die deutsche Schabe (Blatella germanica)
 
Berlin, Mitte, Invalidenstrasse 43, Museum für Naturkunde wo Heymons Lehrer und Kurator war.

Richard Heymons wurde am 29. Mai 1867 in Berlin geboren. Heymons Vater war der Verlagsbuchhändler Carl Heymons in Berlin.

Richard Heymons besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium und studierte (1886-1891) in Berlin[1], habilitierte 1895 und arbeitete zunächst als Dozent für Zoologie. 1903 verheiratete er sich mit Helene Tschuprow, die ihm zur wissenschaftlichen Mitarbeiterin wurde. Ihr Vater war selbst ein berühmter Gelehrter und Lehrer an der Moskauer Universität (Nationalökonom). Sie schenkte ihm zwei Kinder, eine früh verschiedene Tochter und einen Sohn Albrecht, der als Chemiker nach kurzer, erfolgreicher akademischer Laufbahn in die Industrie ging. Seine Dissertationsschrift erschien 1891 über „Die Entstehung der Geschlechtsdrüsen von "Phyllodromica (Blatta) germanica"“ (aus dem zoolog. Institut zu Berlin), Inaugural-Dissertation.

Von 1904 -1906 lehrte er in der Königlich Preußische Forstakademie Hannoversch Münden als ordentlicher Professor für Zoologie. Im Jahre 1906 erhielt er seine Professur in Berlin. Zur gleichen Zeit arbeitete er als Kurator der Entomologie an der Universität Zoologisches Museum (Museum für Naturkunde). 1915 erhielt er einen Lehrstuhl an der Landwirtschaftlichen Veterinärmedizinischen Fakultät. Von 1915 bis 1935 war Richard Heymons Leiter des zoologischen Institutes der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin.

Heymons veröffentlichte zahlreiche Publikationen und Bücher, wobei seine Frau Helene Heymons wissenschaftliche Hilfe leistete. Sein Bruder, Hauptmann Max Heymons, lieferte ihm aus den besetzten Ländern (Deutsche Kolonien und Schutzgebiete) Insekten und Würmer zu wissenschaftlichen Zwecken. Er war Adjutant von Herrmann von Wissmann.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges kooperierte die Scheideanstalt, Frankfurt am Main, mit dem Entomologen Heymons in der Bekämpfung der Mehlmotte. Heymons hatte schon 1908 auf das seit 1898 praktizierte Blausäureverfahren in den U.S.A. hingewiesen. Er leitete am 18. November 1916 den ersten Großversuch in der staatlichen Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung ein. In einem großangelegten Versuch gelangten sie zu einem durchschlagenden Erfolg in der Mehlmottenbekämpfung. Im Februar 1918 erhielt Heymons durch die Direktion der städtischen Rieselgüter in Berlin-Malchow ein Gelände zu günstiger Pacht und verfügte selbst über eine private Spende von 30.000 DM für die Einrichtung einer Station zur Erforschung der Schädlingsbekämpfung. Er erhielt durch Erich Harnack große Unterstützung in dem Bestreben der Einrichtung einer Forschungsstation in Verbindung mit der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin. Hierzu sollte Bruno Tesch, Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung Berlin, unter Vorsitz von Fritz Haber (Nobelpreis für Chemie),[2] die Koordination zwischen Industrie, Forschung und Wissenschaft übernehmen, die bisher gescheitert war. Heymons sprach sich offen für eine Weiterführung der Forschung aus, für die Beibehaltung auch im Frieden, gegen nur rein militärische Interessen. Der Senat der KWG (Kreditwesengesetz) lehnte die erforderliche Finanzierung und eine solche Station ab.

Unter Mitarbeit seiner Frau Helene Heymons bearbeitete Heymons Brehms Tierleben 1915 Ausgabe Bd. II „Die Vielfüßler, Insekten und Spinnenkerfe“ neu.[3]

 
Brehms-Tierleben - Ansicht des durch Heymons überarbeiteten Bd.2

Richard Heymons war Ehrenmitglied der deutschen Entomologischen Gesellschaft und Mitglied der Leopoldina in Halle und mehrerer ausländischer wissenschaftlichen Gesellschaften.

Richard Heymons studierte die Zungenwürmer (Pentastomida) und seine Sammlung von diesen Tieren ist im Museum für Naturkunde in Berlin. Er hat den Namen "Chelicerata" für Spinnentiere und ihre Verwandtschaft geprägt.[4] Besondere Aufmerksamkeit galt aber den Käfern. Manche Einzelerscheinungen seien hier benannt, den Borkenkäfer, den Rapsglanzkäfer, das Baschkirenpferd u.v.a., die in den zwei Jahrzehnten der Landwirtschaftlichen Schulen nicht wegzudenken sind.[5]

1935 wurde Heymons pensioniert. Sein Nachfolger in der Leitung des Instituts für landwirtschaftliche Zoologie der Universität war Prof. Dr. Hans von Lengerke.

Werke

  • Die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsorgane von Phyllodromica (Blatta) germanica L. 1891
  • Über die Entstehung der Geschlechtszellen bei den Insekten. 1893
  • Grundzüge der Entwicklung und des Körperbaues von Odonaten (Odonata) und Ephemeriden (Eintagsfliegen) 1896
  • Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Insecta apterygota (Fluginsekten). 1896
  • Über die Organisation und Entwicklung von Bacillus rossii (Bacillus rossius) Fabr 1897
  • Beiträge zur Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Rhynchoten 1899
  • Biologische Beobachtungen ein Asiatischen Solifugen(Walzenspinnen) nebst Beiträgen zur Systematik derselben 1901
  • Die Entwicklungsgeschichte der Scolopender (Skolopender) 1901 ISBN-10: 1176068016
  • Die Hinterleibsanhänge der Libellen und ihrer Larven 1904
  • Eine Plazenta bei einem Insekt (Hemimerus). 1909

Publikationen

  • Über das Dorsalorgan der Pentastomiden. Sitzungsberichte der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin 1926: 22–24.
  • Pentastomida. In Kükenthal, W. & Krumbach, T. (eds). Handbuch der Zoologie; eine Naturgeschichte des Tierreichs, 3 (1). Walter de Gruyter, Berlin 1926: S. 69–128.
  • Ordnung: Zungenwürmer, Pentastomida (Linguatulida). In: Brohmer, P. Ehrmann, P. & Ulmer, G. (eds). Die Tierwelt Mitteleuropas, 3 (1). Quelle & Meyer, Leipzig 1928.: S. xx.
  • Pentastomida der Deutschen Limnologischen Sunda-Expedition. Archiv für Hydrobiologie, 1930. Supplement Band 3: 193–198.
  • Ein Beitrag zur Kenntnis der Pentastomiden Australiens und benachbarter Gebiete. Zeitschrift für Parasitenkunde 4, 1932. S. 409–430.
  • Pentastomida. In Dr. H. G. Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs. Fünfter Band. IV Abteilung, 1. Buch. Akademische Verlagsgesellschaft m.b.H., Leipzig 1935. S. 1–268.
  • Die vom Dr. Edm. Dartevelle im Belgischen Kongo-Staat gesammelten Pentastomida. Revue de Zoologie et de Botanique Africaines 33, 1940. S. 122–123.
  • Heymons R. & Vitzthum, H. Graf 1935. Neue und wenig bekannte Pentastomiden aus Amerika. Zoologischer Anzeiger 109: 150–158.
  • Heymons, R. 1942. Der Nasenwurm des Hundes (Linguatula serrata Froelich), seine Wirte und Beziehungen zur europäischen Tierwelt, seine Herkunft und praktische Bedeutung auf Grund unserer bisherigen Kenntnisse. Zeitschrift für Parasitenkunde 12: 607–638.
  • Heymons, R. 1943. Pentastomida. – Institut des Parcs Nationaux du Congo Belge. Exploration du Parc National Albert. Mission G. F. de Witte 43: 3–4.

Einzelnachweise

  1. a b Sitzungsberichte der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin. Neue Folge, Band1, ::::Heft 1 bis 3 (1. XI. 1961), Verlag_ Walter de Gruyter, Berlin
  2. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Fritz_Haber&oldid=103684602
  3. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Brehms_Thierleben&oldid=102869319
  4. http://species.wikimedia.org/wiki/Chelicerata
  5. Die Lehrsammlung des Zoologischen Instituts der Berliner Universität - ihre Geschichte und ihre Bedeutung