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Élise Rivet

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Élise Rivet (* 19. Januar 1890 in Draria, Algerien; † 30. März 1945 im KZ Ravensbrück) war eine französische, katholische Nonne und Heldin der Résistance.

Die Tochter eines französischen Marineoffiziers zog nach dem Tode ihres Vaters gemeinsam mit ihrer Mutter 1910 nach Lyon, trat dort dem Konvent der Krankenschwestern „Notre Dame de Compassion“ bei und legte 1913 ihr Gelübde ab. In ihrem Kloster beschäftigte man sich mit der Erziehung und Berufsausbildung von Mädchen aus benachteiligten Elternhäusern und Halbvagabundinnen. 1933 wurde sie unter ihrem Ordensnamen „Mère Marie Élisabeth de l’Eucharistie“ Mutter Oberin ihres Ordens. Sie engagierte sich für die Erweiterung ihrer Erziehungseinrichtung, wofür sie 1937 die amtliche Genehmigung erhielt. Nach der Niederlage Frankreichs zu Beginn des Zweiten Weltkriegs entschied sie sich, dass Übel zu bekämpfen und begann, Flüchtlinge vor der Gestapo zu verstecken. In Zusammenarbeit mit Kardinal Gerlier versteckte der Orden in seinen verschiedenen Klöstern jüdische Kinder. 1941 kam sie mit Oberst Chambonnet von der Résistance-Gruppe Combat in Kontakt, der sie bat, ihr Kloster zur Lagerung von Waffen und Munition nutzen zu dürfen, was sie ihm gestattete.

Am 24. März 1944 wurden sie und ihre Assistentin aufgrund einer Denunziation durch die Gestapo verhaftet und in das Gefängnis Fort Montluc bei Lyon geschafft. Das Waffenversteck wurde von der Gestapo schnell entdeckt, das Archiv der Résistance, das sie in ihrem Kloster versteckte jedoch nicht. Von Fort Montluc wurde sie nach Romainville in die Nähe von Paris geschafft, bevor sie am 28. Juli 1944 ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verschleppt wurde. Ihrer Ordenstracht entkleidet, wurde sie zu harter Arbeit gezwungen. Als das Kriegsende in Sicht kam, begannen die Nazis den Massenmord in den Vergasungseinrichtungen zu erhöhen. Sie wurde mit 1.500 anderen Frauen in der Uckermark bei der Selektion zum Tode "ausgewählt". Am Karfreitag, den 30. März 1945 opferte sich die geschwächte und verhungerte Élise Rivet für eine Mutter und betrat an ihrer Stelle die Gaskammer, wenige Wochen vor der Befreiung bei Kriegsende am 8. Mai 1945.

Am 10. November 1945 verlieh ihr die französische Regierung postum das Croix de Guerre avec étoile. 1961 ehrte die französische Regierung sie mit einem Portrait auf einer Briefmarke und am 2. Dezember 1979 wurde eine Straße in Brignais (Lyon) nach ihr benannt. 1997 wurde sie postum mit der Médaille des Justes geehrt. 1999 wurde im Institut des Sciences de l’Homme in Lyon der „Salle Élise Rivet“ nach ihr benannt.