Die Aborigines (von lateinisch ab origine = "vom Anfang/vom Ursprung her"), auch Aboriginees oder Aboriginals genannt, sind die Ureinwohner Australiens und Tasmaniens sowie der vorgelagerten Inseln.
Die Aborigines sind kein Volk sondern bestehen aus mehrere Völkern und Stämmen. Sie selbst nennen sich Murri (in Ostaustralien), Koori (Südosten), Nanga (Süden), Nyungar (Südwesten) und Wonghi (Westaustralien).
Alle australischen Ureinwohner sind von brauner bis tiefschwarzer Hautfarbe mit schwarzem Haar, ihre Stirn ist fliehend. Die Lippen sind meist sehr ausgeprägt.
Der Name wurde 1770 erstmals von den ersten weißen Entdeckern (James Cook) eingeführt. Eigentlich sind die Aborigines keine einzelne Kultur sondern eine ganze Ansammlung entfernt miteinander verwandter Kulturen. Sie sprechen insgesamt 150 untereinander verwandte Sprachen (bei der Entdeckung Australiens waren es noch 250).
Die meisten Stämme leben halbnomadisch und ziehen mit den Jahreszeiten innerhalb eines abgegrenzten Areals umher, dessen Größe sich nach der Fruchtbarkeit des Landes richtet.
Verbreitet ist bei fast allen Stämmen eine Religion, die sich um die Traumzeit entwickelt hat, ein durch Meditation einsehbares Totenreich, in dem viele mystische Kreaturen der Vorzeit und die alten Vorfahren leben. Zahlreiche Höhlenmalereien und Schnitzkunstwerke, die von den Ureinwohnern regelmäßig erneuert werden, zeigen die Wesen der Traumzeit und stammen laut den meisten Stämmen auch ursprünglich von diesen.
Vor der Ankunft der Weißen führten die Aboriginal People eine konsequente Geburtenkontrolle durch, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten. Diese basierte primär auf sexuellen Tabus, Abtreibungen und Kindstötungen und wurden damit begründet, dass es für die Nomadenvölker nicht möglich war, mehr als ein Kleinkind pro erwachsene Person mit sich zu tragen.
Kultur
Soziale Struktur und Politik
Die soziale Gliederung der australischen Ureinwohner geschieht nach Alter und Wissen. Die "Stammesältesten" (Elders) haben den größten Einfluss. Insgesamt ist die Kultur jedoch sehr egalitär, da die Elders durch den Gruppenkonsens bestimmt werden und jede Person die Chance hat, sich genügend Wissen anzueignen, um selbst zu einem Elder zu werden.
Die Elders haben großen Einfluss auf die Entscheidungen der Gruppen. Ihr Rat ist meistens ausschlaggebend. Obwohl der Entscheidungsprozess auf dem Gruppenkonsens beruht, haben die Elders ein Vetorecht - wenn die Ältesten nicht zustimmen, gilt der Vorschlag als abgelehnt.
Das Leben der Aboriginal People wird von ihren eigenen Gesetzen ("The Law" genannt) bestimmt. The Law bestimmt die Heiratsregeln, Tabus, territoriale Ansprüche, usw. Durch die Interpretation des Gesetzes haben die Ältesten auf diese Weise großen Einfluss auf das Alltagsleben der einzelnen Menschen.
Philosophie
Die einheimische Bevölkerung Australiens sieht sich als Teil ihrer natürlichen Umgebung. The Law kennt sehr strikte Verhaltensregeln im Umgang mit der Natur, was dazu führt, dass die Repräsentanten der Aboriginal Peoples in den australischen Gremien Neuerungen gegenüber sehr zurückhaltend sind.
Kunst
Die Aborigines spielen das Didgeridoo, ein Blasinstrument mit sehr tiefem Klang.
Sie kennen keine Schrift, weshalb die darstellende Kunst eines ihrer wichtigsten Ausdrucksmittel ist. Die Traditionen und die Geschichte werden gemalt: auf Felsen, Holz, Rinde, aber auch Höhlenwände. Bei uns am bekanntesten sind dabei die für das Nördliche Territorium typischen Punkt- und Strichzeichnungen (Pointillismus). In der Gegend des Kakadu Nationalparkes herrscht der so gennannte "Röntgenstil" vor und in der Region um Kimberley finden sich figürliche Darstellungen von Ahnengeistern (Handabdrücke).
Sprachen
Alle Sprachen der Aborigines werden heute einer einzigen Sprachfamilie zugerechnet. Keine andere Sprache oder Sprachgruppe zeigt Gemeinsamkeiten mit diesen Sprachen; lediglich im Nordosten Australiens lebende Aborigines haben in ihre Sprachen einige wenige Ausdrücke aus Neuguinea aufgenommen. Diese Beobachtungen gelten (neben anderen) als deutlicher Hinweis auf eine lange Isolation der Aborigines von Menschengruppen außerhalb Australiens. Gleichzeitig ist die Einheitlichkeit sowie Vielfalt der Sprachen ein weiterer Hinweis auf das hohe Alter ihrer Kultur; allen Sprachen liegt eine Ursprache zugrunde, und es muss schon viel Zeit vergangen sein, um die beobachtete Differenzierung zu erreichen.
Sprachwissenschaftler kennen heute etwa 200-300 Sprachen, sowie eine Vielzahl von Dialekten. Eine Grenzziehung zwischen Sprache und Dialekt ist immer subjektiv, so dass die genannten Zahlen schwanken.
Heute werden höchstens noch 25 (bis 50) dieser Sprachen gesprochen, die auch als Muttersprache noch erlernt werden. Erst in jüngster Zeit wird deren Gebrauch von der australischen Regierung gefördert, während noch im 20. Jahrhundert alle eigenständigen kulturellen Äußerungen der Ureinwohner sanktioniert wurden.
Seit der Arbeit von Pater Wilhelm Schmidt (siehe hier) im Jahre 1919 werden die australischen Sprachen in die nordaustralischen und südaustralischen Sprachgruppen eingeteilt, später durch Arthur Capell in Sprachen mit Suffixen und Sprachen mit Suffixen und Präfixen.
Die Einteilung der letzten Jahre in Sprachfamilien zeigte, dass von den ca 26 Familien diejenige der Pama-Myungan-Sprachen ca. 90% der Landmasse Australiens abdeckt, während die restlichen hauptsächlich im Nordwesten des Kontinents gesprochen werden. (Quelle: Fritz Schweiger: "Australische Sprachen und Papua-Sprachen"; in "Der Turmbau zu Babel", Kulturhistorisches Museum Wien)
Sozialgeographie
Die indigenen Völker Australiens lebten vor der Ankunft der Weißen in Australien vor allem an der Ostküste des Kontinents. Jedoch auch die Wüsten im australischen Outback waren besiedelt.
Die Aboriginal People lebten in Gemeinschaften von ungefähr 500 Menschen, denen sie sich zugehörig fühlten. Diese Gruppen unterteilen sich in kleinere Verbände von ca. 20-50 Personen, von denen einige sesshaft sind, die meisten jedoch als Nomaden leben. Zwischen den Gruppen gab es häufig kriegerische Auseinandersetzungen wegen territorialer Ansprüche.
Die Aboriginal People bewirtschaften das Land nicht im herkömmlichen Sinne. Sie verbrennen das Land kontrolliert ("fire-stick farming"), um es vor den verheerenden Buschbränden zu schützen und landwirtschaftlich nutzen zu können.
Geschichte
Vor der Ankunft der Weißen
Man geht heute davon aus, dass die Aborigines Australien von Indonesien aus erreicht haben, als vor 30.000-50.000 Jahren die Meeresspiegel tiefer lagen, so dass die zu überquerenden Meeresarme schmaler waren als sie heute sind. Die seitdem angestiegenen Meeresspiegel haben die ersten in Küstennähe vermuteten Ansiedlungen und Spuren überschwemmt; man vermutet, dass die in Aboriginesmythen oft auftauchenden Flutgeschichten diese Ereignisse bewahrt haben.
Die Ausbreitung der Aborigines über den australischen Kontinent sowie bis zum damals noch durch eine Landbrücke verbundenen Tasmanien kann heute nicht mehr klar nachvollzogen werden. Manche Theorien sehen eine Ausbreitung ausschließlich entlang der Küsten, in Anlehnung an die Beobachtung, dass die Ankunft in Australien per Einbaum oder Floß geschah, und die Ankömmlinge somit auch vorher schon an Küsten lebten. Andere Theorien sehen die Aborigines als vielseitiger an, und weisen auf die etwas später dokumentierten Handelsverbindungen durch das Innere des Kontinents.
Das Bild der rein nomadisch lebenden Aborigines sollte durch die Tatsache ergänzt werden, dass zur Zeit der Ankunft der Europäer eine Vorratshaltung bekannt war; daneben sind Kanalbauten bekannt, durch die Fische umgeleitet oder gehalten wurden.
Die Aborigines kannten bis zum Kontakt mit Europäern keine Werkzeuge aus Metallen und werden daher zur Steinzeitkultur gerechnet. Sie nutzten die Brandrodung, um Wälder vom Unterholz freizuhalten. Hierdurch wurde den Kängurus ein bevorzugter Lebensraum geschaffen sowie die Jagd vereinfacht.
Auswirkungen der Besiedelung durch die Weißen auf die Urbevölkerung
1836 wurden von der britischen Kolonialverwaltung sämtliche Landrechte abgesprochen. Australien wurde als Niemandsland angesehen und die Weißen waren sich nicht darüber im Klaren, dass die Ureinwohner das Land organisiert und gezielt nutzten.
Durch die Vertreibung von ihren Territorien verloren die Aborigines nicht nur ihre Lebensgrundlagen, sondern auch ihren sozialen Zusammenhalt. Sie wurden von den weißen Siedlern teilweise sogar gejagt, vergiftet und erschossen. Die Ureinwohner Tasmaniens rebellierten dagegen und wurden fast vollständig vernichtet. Noch in den 1920er Jahren fanden (illegale) Treibjagden auf "Abos" statt. Krankheiten und Seuchen (z.B. Pocken und Masern) dezimierten die einheimische Bevölkerung Australiens weiter.
Viele Aborigines sind noch heute geistig entwurzelt, was zu einer Art "kollektiver Depressionen" führt. Alkohol und Drogen sind die logische Konsequenz - wodurch ganze Familien, und damit die wichtigste soziale Grundlage, weiter zerstört werden.
Dem sozialen Zerfall der Ureinwohner versuchte die Kolonialverwaltung durch die Einrichtung von Reservationen und Missionen entgegenzuwirken. Dahinter steckte natürlich ein rein politisches Kalkül: Aus den "Wilden" sollten billige und willige Arbeitskräfte werden, um sie auf den Farmen der Siedler und in den Minen einzusetzen.
Bürgerrechtsbewegung
Eines der traurigsten Kapitel in der australischen Geschichte ist die so genannte Stolen Generation: Noch bis in die 1970er Jahre hinein wurden Tausende von Kindern von ihren Eltern und Familien getrennt, um sie in weißen Pflegefamilien und Missionen unterzubringen. Dieser Versuch der "Assimilierung" wird in Australien erst seit Beginn der 1990er Jahre überhaupt kritisch thematisiert. Die Kirchen, der Generalgouverneur und Königin Elisabeth II. haben sich unterdessen offiziell für die "Stolen Generation" bei den Aborigines entschuldigt.
Die Aboriginal People erhielten erst 1961 das Wahlrecht in Australien. 1967 wurde das so genannte "Referat für Aboriginal-Angelegenheiten" gegründet. Der Australische Staat stellte Milliarden von Dollars zur Verfügung, um beispielsweise die medizinische Versorgung der Aborigines zu verbessern und gegen die hohe Säuglingssterblichkeit zu kämpfen. Das Geld "versickerte" jedoch nur allzu oft, ohne bestimmungsgemäss eingesetzt zu werden.
Erst in den 1980er Jahren wurde die Rassentrennung in den Schulen aufgehoben. 1993 erkämpften sich die Organisationen der Native People of Australia mit dem Mabo-Gesetz eine wichtige rechtliche Errungenschaft: Sie haben nun das Recht, ihr ureigenes Land zurückzufordern, wenn sie eine jahrhundertelange, andauernde Beziehung zum entsprechenden Land nachweisen können. Bis heute meldeten Stämme und Organisationen der Ureinwohner ihre Ansprüche auf fast 40% der Fläche Australiens an. Zwar müssen die weißen Siedler die Ländereien nicht zurückgeben, die Ureinwohner erhalten jedoch freie Wegrechte, Jagdrechte und das Recht auf die Durchführung religiöser Handlungen.
1998 jedoch wurden die Forderungen der australischen Ureinwohner durch das Wik-Gesetz erneut eingeschränkt: Auf Land, das dem Staat gehört und das an Farmer oder Bergbaugesellschaften verpachtet ist, dürfen sie fortan keine Ansprüche mehr erheben. Es steht ihnen jedoch einen finanzielle Entschädigung zu, die aus Steuermitteln bezahlt wird. Es stehen Forderungen in der Höhe mehrerer Milliarden Dollar an.
Langsam aber sicher steigt das Selbstbewusstsein der australischen Urbevölkerung und auch bei den Weißen hat ein Umdenkprozess begonnen. Die Selbstverwaltungsorganisation der Aborigines, Atsic, spielt dabei eine wichtige Rolle.
Situation heute
Heute leben die Aboriginal People einen Kompromiss zwischen ihrem traditionellen und dem westlichen Lebensstil. Etwa die Hälfte der Urbevölkerung lebt in der Nähe von Städten und muss sich deshalb bis zu einem gewissen Grad anpassen. Nach wie vor kämpfen sie gegen Alkohol- und Drogenmissbrauch, schlechte medizinische Versorgung und eine sehr hohe Arbeitslosigkeit (38% auf Arbeitssuche).
Zu den Bestrebungen der Bürgerrechtsbewegung, der Atsic und anderer Organisationen der indigenen Bevölkerung gibt es eine Gegenbewegung, an deren Spitze die politisch weit rechts stehende Partei "One Nation" steht. "One Nation" versucht, aus dem nach wie vor existierenden latenten Rassismus in Teilen der Bevölkerung Profit zu ziehen.
Referat (gerne auch zum Kopieren zum eigenen Gebrauch...)
Hand Out:
1. Einleitung
Aborigines : aus Lateinischem Aborigines: Ureinwohner (Abkürzung : Abos) Kultur vom Aussterben bedroht Glaube an die mythische Vorvergangenheit, genannt Traumzeit
2. Geschichte
Wurzeln der Abos liegen 40 000 bis 60 000 Jahre zurück Ursprünglich ca. 500 Gruppen mit 250 bis 500 verschiedenen Sprachen, heute 50
> Vor ca. 2000 Jahren : Starker Handel mit Dingen aus weiterer Entfernung
> Ende des 18. Jahrhunderts. : Europäische Siedler gründen Kolonien & wollen Ureinwohner gewaltsam ausrotten
> 1918 : Beginn des Höhepunktes der Diskriminierung von Abos
> 1967 : Zum ersten Mal Gleichstellung aller Australier
> 1985 : Uluru-Nationalpark wir Ureinwohnern zurückgegeben
> 1992 : Anerkennung von Landansprüchen der Abos
> 1993 : Ausgleichszahlungen vorgesehen
> 1996 : Mittel für Interessenvertretung der Abos werden stark gekürzt
> 1998 : Abos wird wieder das Recht genommen, Pachtland zur Jagd, Wassersuche und Besuch der hl. Stätten zu durchwandern
> 2000 : Entschädigung für Leid durch Familientrennung zweier Abos wird abgewiesen
> 2000 : geplanter Versöhnungsvertrag (Regierung – Abos) kommt nicht zustande
> Heute : Inhaftierungsrate 27-mal höher, Arbeitslosenquote 6-mal höher als bei Rest der australischen Bevölkerung. Anteil der Abos in Australien : 1,5%
3. Verschiedenes
Materieller Besitz nur auf das Notwendigste reduziert Wanderungen nicht nur zur Nahrungssuche, auch Besuche hl. Orte der Ahnen => Lebensinhalt der Abos
Bei Begegnungen zweier Clans : Theateraufführungen o.Ä., Informations- und Warenaustausch, Arrangieren von Hochzeiten, Beenden von Streitigkeiten Keine Schrift =>Tänze, Gesänge und Geschichten wichtig zum vermitteln von Lebensregeln, Schöpfungsmythen + wichtigen Ereignissen von Generation zu Generation
4. Die Werte der Aborigines
a) Vom Wandern und den Songlines Songlines (Traumpfade) : unsichtbare, für Fremde nicht nachvollziehbare, an Mythen anknüpfende Wanderwege
b) Die zehn ‚Du-sollst-Regeln’
1. Du sollst deiner eigenen Kreativität Ausdruck verleihen
2. Erkenne, dass du Verantwortung trägst
3. Vor deiner Geburt hast du eingewilligt Anderen zu helfen
4. Du sollst emotionale Reife erlangen
5. Du sollst unterhaltsam sein
6. Du sollst ein guter Verwalter deiner Energie sein
7. Du sollst die Musik genießen
8. Du sollst nach Weisheit streben
9. Du sollst Selbstdisziplin lernen
10. Du sollst beobachten, ohne zu beurteilen
c) Namensgebungen Pro Abschnitt des Lebens ein neuer Name, der in einer Zeremonie gegeben wird und den wiederspiegelt, der man in dem Stadium seines Lebens ist
d) Musik und Kunst Kulturgegenstände Körperschmuck Bodenbilder Wandmalereien Tänze Musik mit Gesang und australischen Instrumenten wie Didjeridus, Klanghölzern, Schwirrhölzern oder Regenmachern
Ausformulierter Referatstext
1. Einleitung
Das Wort Aborigines ist Englisch und stammt aus dem Lateinischen Begriff Aborigines, was Ureinwohner bedeutet. Es ist eine zusammenfassende Bezeichnung für die Einwohner Australiens, die auf dem Kontinent bei Ankunft der Europäer lebten. Sie werden aber auch Abos genannt, was nichts mit den Abonnements von Zeitungen zu tun hat, sondern lediglich eine Abkürzung ist.
Von den 28000 Aborigines leben nur noch wenige in traditionellen Gruppen und so ist die überlieferte Kultur der Aborigines vom Aussterben bedroht. Diese Kultur wird vom Glauben an mythische Vorvergangenheit, genannt Traumzeit, geprägt. Diese Traumzeit bestimmt das Alltagsleben der Aborigines durch Sitten und Bräuche.
Die Kultgegenstände der Abos, die so genannten Tjuringas, verkörpern die Schaffenskraft der mythischen Vorfahren und verschiedenen Verwandtschaftsbeziehungen und Strukturen, zu denen wir später noch einmal zurückkommen werden, regeln das tägliche Miteinander.
Clans leiten ihre Herkunft von einem Totem ab.
Oberste Entscheidungsinstanz ist ein Rat, der aus den Ältesten des jeweiligen Verbandes besteht.
2. Geschichte
Nach neueren archäologischen Erkenntnissen reichen die Wurzeln der Aborigines-Kultur in Australien mehr als 40.000 Jahre zurück, manche Forscher gehen sogar von 60.000 Jahren aus. In einer oder mehreren Einwanderungswellen erreichten die Aborigines das australische Festland von Indonesien bzw. China aus.
Der Bumerang und der Wurfspeer wurden vermutlich vor etwa 10.000 Jahren erfunden. Die Weiterentwicklung der Holzwerkzeuge und anderer inzwischen „untergegangener” Kulturgegenstände (z. B. Kopfschmuck) lässt sich anhand von Felsbildern rekonstruieren. Die Aborigines nutzten Stein und Holz, aber keine Metalle.
In verschiedenen Regionen Australiens haben sich Felszeichnungen erhalten: Angefangen von symbolischen Einritzungen bis hin zu farbigen Figurendarstellungen im so genannten Röntgenstil, also mit sichtbarem Skelett im Norden bzw. lebendigen Jagdszenen im Osten und Westen. Andere Funde belegen einen Wandel in den Begräbnisritualen bzw. im Ernährungsverhalten.
Ursprünglich gehörten die Bewohner des Kontinents ungefähr 500 ethnischen Gruppen mit 250 bis 500 verschiedenen Sprachen an, von denen heute nur noch rund 50 existieren. Die Traditionen von Liedern, Geschichten, Tänzen, Zeremonien, Bildern und Träumen der eigenen Vorgeschichte erfolgte nach vielen verschiedenen Regeln.
Mit den Bewohnern einzelner Inselgruppen haben die Aborigines nur wenig Handel getrieben. Archäologen haben herausgefunden, dass die Bevölkerung der Aborigines vor ungefähr 2.000 Jahren stark angewachsen ist. Es kam zum Austausch von Gütern über immer weitere Entfernungen. Vom Nordosten hatten melanesische Gruppen Australien erreicht, die mit ihren Kanus beiderseits der Kap-York-Halbinsel beträchtliche Entfernungen zurücklegen konnten. Die Melanesier führten unterschiedliche Waren, darunter verbesserte Fischereigeräte und Trommeln, aber auch Lieder und Traumgeschichten mit sich. Aus dem Nordwesten kamen die ersten seetüchtigen Segelschiffe, deren Besatzung aus indonesischen Fischern bestand. Diese tauschten Tabak, Eisen und Glas gegen das Recht, in den Territorien der Aborigines zu fischen. Die Kontakte mit Fischern haben die Kunst der Abos stark beeinflusst.
Ende des 18. Jahrhunderts begannen europäische Siedler, Kolonien auf dem Land zu gründen. Die weißen Leute konfrontierten die Aborigines mit dem Eigentum von Grund und Boden, das diesen vorher völlig unbekannt war. Siedler, Goldsucher und Viehzüchter vermehrten ihr Land und ihr Geld, doch die Streifgebiete der Aborigines wurden dadurch eingeschränkt. Man drängte sie mit Gewalt immer mehr in unfruchtbare Gebiete, so dass sich ihre Lebensbedingungen enorm verschlechterten.
Als die Aborigines begannen, sich gegen diese Landnahme zu wehren, verübten die Weißen einen Völkermord an den Erstbewohnern des Landes. Auf Aborigines wurden regelrechte Jagden veranstaltet, sie wurden vergiftet und dem Verhungern preisgegeben. Die Überlebenden wurden unterworfen oder mussten am Rand europäischer Siedlungen und Missionsstationen leben, wo sie „zivilisiert” und missioniert wurden. Andere wurden zur Arbeit auf den Farmen gezwungen.
Viele Aborigines starben durch eingeschleppte Krankheiten oder wurden Alkoholiker. Die Zahl der für das Jahr 1788, den Beginn der europäischen Kolonisation, geschätzten 500 000 bis 750 000 Aborigines ging total zurück; 1830 waren es nur noch 80 000.
Der Grund für diese grausamen Taten war hauptsächlich der Rassismus der Weißen, die sich für besser, klüger und mächtiger hielten.
Zudem zerstörten nach Australien importierte Tiere wie Kaninchen, Schafe oder Rinder die ursprüngliche Vegetation und damit die natürliche Umgebung der Aborigines.
1918 wurde es den Regierungsbeamten erlaubt, Kinder von ihren Müttern zu trennen, wenn sie Aborigines waren. Damit sollten die „Zukunftsaussichten der Kinder verbessert” werden. Mischlinge waren von diesem Gesetz besonders betroffen. Kamen die Aborigines in europäische Siedlungen, so waren sie der dort herrschenden Siedlungspolitik ausgeliefert; so leben auch heute noch viele Aborigines als Viehtreiber, Hilfs- oder Farmarbeiter.
Die Aborigines durften ihre Sprache nicht mehr sprechen, ihre Zeremonien und Bräuche wurden verboten. Auch war ihnen der Kontakt zu anderen Aborigines untersagt. Familien wurden auseinander gerissen, Kinder in Schlafsälen zusammengelegt oder zur Adoption freigegeben. In manchen Regionen allerdings war das Feiern großer zeremonieller Zusammenkünfte weiterhin erlaubt. In den meisten Gebieten wurden aber sogar die Wanderungen der Aborigines kontrolliert. Die einzelnen Gruppen waren isoliert wie noch nie.
Zur körperlichen Vernichtung kam so die Zerstörung der kulturellen Identität, denn ohne Zugang zu den sakralen Orten der Traumzeit-Mythologie stirbt das traditionell auf ständige Erneuerung im Ritus angelegte Weltbild der Aborigines, ohne dass es durch ein vergleichbares ersetzt werden kann.
Katastrophale Folgen hatte auch der Abbau von Bodenschätzen wie zum Beispiel Gold und Uranerz, durch den viele Kultstätten entweiht wurden. Insgesamt zeigen sich viele Parallelen zum Umgang mit Indianern.
Durch die Veränderung der Aborigines-Kultur kam es zu starken Unterschieden, etwa im Bereich der Musik. So wurde Gospel-, Country- oder Bluesmusik mit traditionellen musikalischen Elementen vermischt. In der bildenden Kunst kamen neue Materialien, z.B. Acryl und Verfahren selbst bei der Darstellung traditioneller Motive zum Einsatz.
In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte sich eine Protestbewegung, die sich seither auf die kulturelle Identität der Aborigines beruft und versucht, die Diskriminierung der Aborigines zu bekämpfen. Die große Mehrheit der weißen Bevölkerung Australiens verdrängte oder rechtfertigte allerdings die Ausrottung der Ureinwohner.
1967 wurde zum ersten Mal die Gleichstellung aller Australier beschlossen und den Aborigines die vollen Bürgerrechte zuerkannt. 1985 wurde der Uluru-Nationalpark zurückgegeben. 1992 wurde anerkannt, dass die Aborigines begründete Landansprüche genehmigt bekommen konnten. Damit wurden ihre Ansprüche als Erstbewohner des Kontinents offiziell anerkannt. Zuvor galt ein Großteil des Landes als Niemandsland. Durch den ‚Title Act’ aus dem Jahr 1993 sind Ausgleichszahlungen für Gruppen vorgesehen, die keine Landansprüche geltend machen konnten. Auch sollte ein neues Sozialgesetz die Benachteiligung der Aborigines durch Wohnungs- und Erziehungsprogramme beseitigen.
Im Sommer 1996 beschloss die neue Regierung Australiens, die Mittel für den Interessenvertretung der Aborigines, , drastisch zu kürzen. Prominente Bürgerrechtler schätzen, dass 2 000 Einrichtungen für Aborigines ihre Arbeit einstellen müssen und sprechen in diesem Zusammenhang von Mord an den Einrichtungen der Aborigines. 1998 erließ die australische Regierung auf Drängen von Landpächtern ein Gesetz, das den Aborigines das Recht nahm, Pachtland zur Jagd, zur Wassersuche und zum Besuch ihrer heiligen Stätten zu durchqueren (rund 45 Prozent des australischen Staatsgebiets werden vom Staat verpachtet).
Im Herbst 2000 wies das australische Bundesgericht in einem Schlüsselurteil die Vorderungen zweier Aborigines der „verlorenen Generation” zurück. Sie hatten eine Entschädigung für das ihnen zugefügte Leid durch die Trennung von ihrer Familie gefordert. Ein seit langem geplanter Versöhnungsvertrag zwischen der Regierung und den Ureinwohnern kam bis Ende 2000 nicht zustande. Das ist ein Rückschlag für die Aborigines, die im Olympiajahr 2000 einen deutlichen Fortschritt für ihre kulturelle Anerkennung erwarteten.
Die Inhaftierungsrate ist bei Aborigines 27-mal, die Arbeitslosenquote sechsmal höher als bei anderen australischen Bürgern. Die Lebenserwartung ist deutlich geringer als im Landesdurchschnitt. Aborigines machen heute nur noch 1,5 Prozent der australischen Bevölkerung aus.
3. Verschiedenes
Die üppige Vegetation der Nord- und Ostküste Australiens ermöglichte eine relativ hohe Bevölkerungsdichte, während in den Wüstengebieten Zentralaustraliens die Streifgebiete der jeweiligen Gruppen sehr groß sein mussten, um durch Sammeln und Jagen die Ernährung sicherstellen zu können. Diese Gruppen benutzten häufig nur Windschirme als Unterschlupf.
Wie bei nomadisierenden Gruppen üblich, war der materielle Besitz auf das Allernotwendigste reduziert. Geräte waren so konstruiert, dass sie für unterschiedliche Aufgaben benutzt werden konnten.
Die Wanderungen der Aborigines dienten aber nicht ausschließlich dem Nahrungserwerb. Auf ihren Traumpfaden besuchen sie die Orte, die ihre mythischen Vorfahren schufen, um die ordnungslose Welt zu strukturieren und zu gestalten. Bis heute sind diese Orte für die Aborigines heilige Stätten, Beweise der Existenz der Vorfahren und damit für die Ordnung der Welt. Im Weltbild der Aborigines markieren einzelne geographische Punkte historisch-mythische Ereignisse. Durch den Besuch und das damit verbundene Ritual, häufig wurde lediglich ein totemistisches Bild in den Sand gezeichnet, vergegenwärtigen sie sich ihre Geschichte und bewahren so ihre Kultur. Das ganze Land ist mit den Traumpfaden, den Wanderwegen aus der Traumzeit, ihrer mythischen Vorzeit, überzogen.
Auf diesen Wanderungen trafen unterschiedliche, oft weit voneinander entfernt lebende Gruppen aufeinander und vergegenwärtigten gemeinsam ganze Mythenzyklen durch dramatische Aufführungen. So stand das mythische, aber auch das in diese Mythologie eingewebte praktische Wissen der Aborigines in einem direkten Zusammenhang mit den heiligen Wegen und Orten. Eine einzelne Gruppe konnte nicht allein an die reichhaltige Mythologie erinnern und sie erhalten, der geographische Zusammenhang war identisch mit dem kulturellen. Die zeremoniellen Zusammenkünfte, die überall auf dem australischen Kontinent stattfanden, dienten aber auch dem Informations- und Warenaustausch. Dabei wurden auch Hochzeiten arrangiert und Streitigkeiten beigelegt.
Da die Aborigines keine Schrift entwickelten, war die mündliche Überlieferung z. B. durch Tänze von großer Bedeutung. Diese Rituale vermittelten Lebensregeln, Schöpfungsmythen und wichtige Ereignisse von einer Generation zur nächsten.
4. Die Werte der Aborigines
a) Vom Wandern und den Songlines
Die Aborigines benutzen zur Orientierung beim Wandern die so genannten ‚Songlines’, auch Traumpfade genannt. Das sind unsichtbare, für den Weißen nicht nachvollziehbare, an Schöpfungsmythen geknüpfte Wanderwege quer durch Australien; jeder Clan hat seine eigene Songline, die von den Ahnen kommen und immer wieder begangen werden müssen. Trotz der verschiedenen Wege und den vielen Meilen, die sie trennen, sind die einzelnen Clans in der Lage per Schwinghölzern mit anderen Aborigines-Gruppen Kontakt aufzunehmen. Außerdem sagt man, sie könnten telepatieren und hätten vor allem früher die laute Sprache damit ersetzt. Dies ist allerdings noch nicht erwiesen.
b) Die zehn ‘Du-sollst-Regeln’
Die Aborigines haben eigene Regeln, die sie allerdings nicht laut aussprechen, sondern nach denen sie einfach leben. Sie sind etwa mit den christlichen 10 Geboten zu vergleichen oder mit einigen Regeln aus dem Koran, wobei sich die ‚Du-sollst-Regeln’ in zwei Dingen von ihnen unterscheiden : a) beziehen sie sich nur auf die geistliche Ebene und nicht auf die Ernährung oder Ähnliches und b) beginnen sie mit ‚Du sollst’ statt mit ‚Du sollst nicht’. Hier sind die zehn wichtigsten kurz für euch zusammengefasst:
1. Du sollst deiner eigenen Kreativität Ausdruck verleihen
2. Erkenne , dass du Verantwortung trägst
3. Vor deiner Geburt hast du eingewilligt Anderen zu helfen
4. Du sollst emotionale Reife erlangen
5. Du sollst unterhaltsam sein
6. Du sollst ein guter Verwalter deiner Energie sein
7. Du sollst die Musik genießen
8. Du sollst nach Weisheit streben
9. Du sollst Selbstdiziplin lernen
10. Du sollst beobachten, ohne zu beurteilen
c) Namensgebungen
Wenn ein Aborigini geboren wurde, so wurde er nach dem benannt was die Sterne über ihn voraus sagten. Später, wenn sie einen neuen Abschnitt ihres Lebens begannen, nannten sie sich um. Dies geschah mehrmals im Leben eines Aborigini und die Bedeutung könnte ungefähr mit einer Geburtstagsfeier verglichen werden. Den Geburtstag feierten die Aborigines nicht, da es ihnen nicht wichtig erschien. Den Namen überlegte sich der Betroffene selbst. Es musste ein Wort sein, das dem Ohr angenehm ist, an das man sich schnell gewöhnen kann, um darauf zu reagieren und es musste denjenigen wiederspiegeln, der man in diesem Stadium seines Lebens war.
d) Musik und Kunst
Tanz, Musik und Malerei sind feste Bestandteile der Kultur. Für die Verzierung ihrer Gebrauchsgegenstände wie Taschen, Speere oder so verwenden die Aborigines nur Erdfarben, vor allem Ockertöne. Für Kulthandlungen wird neben den Tjuringas, Kultgegenständen, auch Körperschmuck gefertigt und es werden Bodenbilder aus Sand und Federn hergestellt. Felsenbilder illustrieren die Vorstellung der Aborigines von ihrer mythischen Herkunft.Bei ihren Zeremonien und Stammesfeiern begleiten die australischen Aborigines ihre Gesänge und Tänze mit verschiedenen Instrumenten. Einige wollen wir euch kurz vorstellen:
1. Das Didjeridu ist eine zwischen einem und zweieinhalb Meter lange Längstrompete aus Holz oder Bambusrohr.
2. Klanghölzer kennt ihr sicher alle. Das sind zwei etwa 15cm. lange Holzstäbe, die man in rhythmischen Bewegungen aneinander schlägt.
3. Wir haben euch zwei Regenmacher mitgebracht, weil es schwierig ist, sie mit Worten zu beschreiben. Ihr seht, wenn ich die umdrehe, macht es ein Geräusch als würde es in Strömen gießen. Und wenn ich das nur so ein Bisschen schräg halte, hört es sich an wie leises Plätschern. Das kommt daher, dass innen in dem Regenmacher Nägel reingehauen sind und roher Reis dazugekippt wurde.
4. Mit Schwirrhölzern haben sich, wie bereits erwähnt, die Clans trotz weiter Entfernungen kontaktieren können. Deshalb werden sie auch Botenstäbe genannt.
Buchtipps
Marlo Morgan hat zwei Romane über Aborigines geschrieben. Das eine heißt Traumfänger (original in Englisch: dreamcatcher) und berichtet in einer spannenden Geschichte über das Leben der 'Ur-Aborigines'. Das andere heißt Traumreisende und erzählt die mitreißende und ebenfalls sehr spannende Story einer Frau und ihrem Zwillingsbruder (beide aus einem Aboriginestamm), die direkt nach ihrer Geburt mitten in der Zeit der Aborigine-Verfolgung grausam auseinandergerissen werden bis zu ihrem späteren Zusammentreffen. Es beschreibt, wie auch das erste Buch, einige Werte und Talente der Aborigines, bietet aber auch einen Einblick in die schreckliche Diskriminierung der Abos.
Bruce Chatwin schrieb Traumpfade, auch ein Buch über die Begegnung eines Weißen mit den Aborigines.
Zu allen Büchern finden sie auch noch genauere Beschreibungen und Kritiken unter www.amazon.de
Weblinks
- http://www.australien-info.de/aborigines.html - Geschichte und Kultur der Aborigines