Straßburger Münster

Kirchengebäude in Straßburg, Frankreich
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. November 2005 um 22:55 Uhr durch Thierry Pool (Diskussion | Beiträge) (RS). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Liebfrauenmünster (frz. Cathédrale Notre-Dame) in Straßburg gehört zu den großen Kathedralen der europäischen Architekturgeschichte. Wie auch die Stadt Straßburg im Allgemeinen verbindet das Münster deutsche und französische Kultureinflüsse.

Hochgotischer Eingang des Straßburger Münsters mit den klugen und törichten Jungfrauen
Nordturm
Südliches Seitenschiff
Chorapsis
Schematisierte Darstellung des gotischen Maßwerks der Rosette der Westfassade

Während die östlichen Bauteile, vor allem Chor und Südportal, noch der ausgehenden Romanik angehören, sind Langhaus und vor allem die berühmte, mit tausenden Figuren geschmückte Westfassade Meisterwerke der Gotik.

Als Wahrzeichen und Bischofskirche der wohlhabenden Freien Reichsstadt Straßburg ist das Münster der deutschen Baugeschichte zuzurechnen. Ähnlich wie beim Kölner Dom orientierten sich die Baumeister, darunter Ulrich von Ensingen (der zuvor am Ulmer Münster tätig war) und Erwin von Steinbach, allerdings an Einflüssen der französischen Kathedralgotik. Dazu zählen etwa die Doppelung der Westtürme und die sich dadurch ergebende breite Westfassade sowie der basilikale Aufriss des Langhauses im Unterschied zu den in Deutschland beliebteren Hallenkirchen.

Der 1439 fertig gestellte Nordturm war mit einer Höhe von 143 m von 1625 bis 1874 das höchste Gebäude der Welt. Das Straßburger Münster ist mit seiner charakteristischen asymmetrischen Form (der Südturm wurde nie gebaut) bis heute das Wahrzeichen des Elsass und auch vom drei Kilometer entfernten deutschen Rheinufer, von den Vogesen und dem Schwarzwald aus weithin sichtbar. Zur asymmetrischen Form des Münsters: In der ganzen Kirche findet man unterschiedliche Baustile; das liegt nicht nur an der langen Bauzeit, sondern auch daran, dass manche Baumeister zwar den neuen gotischen Einflüssen gegenüber aufgeschlossen waren, ohne jedoch die Tradition hinter sich lassen zu wollen. Auf die Abfolge von unterschiedlichen Architekten ist auch die asymmetrische Fassade zurückzuführen. Die Westfassade wurde zunächst ohne Turm geplant, der nächste Baumeister errichtete dann den Nordturm 1399, der vom folgenden Architekten schließlich 1439 ein Stockwerk mit einem durchbrochnen Helm erhielt. Der Südturm ist so nie gebaut worden.

Das Münster in der Abendsonne

Der Münsterplatz gehört zu den schönsten europäischen Stadtplätzen. Dominiert von der Westfassade des Münsters, stehen hier zahlreiche, teilweise vier- bis fünfgeschossige Fachwerkhäuser im Stile alemannisch-süddeutscher Architektur. Charakteristisch sind die steilen Dächer mit bis zu vier Dachgeschossen. An der Nordseite des Münsterplatzes steht das bekannte, reich verzierte Haus Kammerzell.

Bemerkenswert ist die astronomische Uhr. Ihre Vorläuferin, die Dreikönigsuhr, wurde 1354 erbaut. Ab 1533 wurde sie durch eine Uhr ersetzt, die bereits astronomische Funktionen hatte und bis 1870 lief. Dann wurde Jean-Baptiste Schwilgue mit der Renovierung beauftragt. Er konstruierte ein völlig neues Uhrwerk, dessen Funktionen einmalig in der Welt sind. Die Uhr zeigt die Erdbahn, die Mondbahn und die Bahnen der damals bekannten Planeten (Merkur bis Saturn) an. Am erstaunlichsten ist das Räderwerk, das in der Silvesternacht abläuft und das Basisdatum für die beweglichen Feiertage errechnet. Den Rekord für langsame drehende Zahnräder stellt wohl der Teil der Uhr auf, der die Präzession der Erdachse nachbildet - eine Umdrehung in gut 25.000 Jahren!