Levi-Civita-Symbol

Permutationssymbol
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Das Levi-Civita-Symbol , auch Permutationssymbol, (ein wenig nachlässig) total antisymmetrischer Tensor oder Epsilon-Tensor genannt, ist ein Symbol, das in der Physik bei der Vektor- und Tensorrechnung nützlich ist. Es ist nach dem italienischen Mathematiker Tullio Levi-Civita (1873−1941) benannt. Betrachtet man in der Mathematik allgemein Permutationen spricht man meist stattdessen vom Signum der entsprechenden Permutation, siehe auch Alternierende Gruppe. In der Differentialgeometrie betrachtet man koordinatenunabhängig die Antisymmetrisierungsabbildung und den Hodge-Stern.

Die Indizes bis haben Werte von 1 bis . Haben zwei Indizes denselben Wert, so ist . Sind die Werte der Indizes paarweise verschieden, so gibt das Symbol an, ob eine gerade () oder eine ungerade () Anzahl von Vertauschungen der Indizes nötig ist, um die Werte aufsteigend anzuordnen. Zum Beispiel ist , da eine Vertauschung nötig ist, um 132 in die Reihenfolge 123 zu bringen.

Definition

Das Levi-Civita-Symbol in n Dimensionen hat n Indizes, die gewöhnlich von 1 bis n (für manche Anwendungen auch von 0 bis n-1) laufen. Es wird durch folgende Eigenschaften definiert:

  •  .
  • Unter Vertauschung zweier Indizes ändert es das Vorzeichen:  .

Aus der zweiten Eigenschaft folgt sofort: Falls zwei Indizes gleich sind, ist der Wert null:  .

Gleichwertig ist die Definition

 

Eine alternative Definition verwendet eine Formel, welche auch für die Definition des Signums einer Permutation benutzt wird:

 .

Es bezeichne   die Menge der natürlichen Zahlen von 1 bis  . Man kann das Levi-Civita-Symbol als eine Abbildung   auffassen mit  , falls   nicht bijektiv ist, und   sonst (also das Signum von  , falls   eine Permutation ist).

Zusammenhang mit der Determinante

Die Determinante einer  -Matrix   kann mit dem Levi-Civita-Symbol und der Summenkonvention wie folgt geschrieben werden:

 

Allgemeiner gilt der Zusammenhang

 .

Setzt man in diese Beziehung für   die Einheitsmatrix   ein, also für   das Kronecker-Delta  , so erhält man wegen   die folgende Darstellung des Levi-Civita-Symbols:

 .

Dabei sind die Spalten der Matrix die Einheitsvektoren aus der Standardbasis   des  . Diese Matrix ist also die Transponierte derjenigen Permutationsmatrix, welche den Vektor   auf   abbildet. Daraus erhält man mit Hilfe der Produktregel für Determinanten einen Ausdruck für das folgende Tensorprodukt:

 .

Unter Verwendung des laplaceschen Entwicklungssatzes erhält man daraus die folgende Beziehung, wenn man über die jeweils ersten   Indizes beider Tensoren verjüngt:

 .

Speziell in drei Dimensionen

Das Levi-Civita-Symbol lässt sich als Spatprodukt dreier orthogonaler Einheitsvektoren darstellen:

 
 

Beim Produkt zweier Epsilon-Tensoren nutzt man aus, dass das Produkt zweier Determinanten als Determinante des Matrixprodukts geschrieben werden kann. Zudem verwendet man die Identität der Determinante einer Matrix und der Determinante der transponierten Matrix:

 

Somit lässt sich das Produkt zweier Epsilon-Tensoren als Determinante von Kronecker-Deltas schreiben:

 

Als Komponenten einer Pseudotensordichte

Definiert man eine  -fach kovariante Pseudotensordichte vom Gewicht -1, indem man für eine gegebenene geordnete Basis des   und alle   ihre Komponenten durch   festlegt, so ändern sich die Komponenten dieser Pseudotensordichte bei einem Basiswechsel nicht. In diesem Sinn stellt also das Levi-Civita-Symbol bezüglich beliebiger Basen die Komponenten einer Pseudotensordichte dar. Daraus folgt insbesondere, dass das Symbol die Komponenten eines Tensors beschreibt, wenn man nur Orthonormalbasen positiver Orientierung betrachtet.

In ähnlicher Weise kann im   oder allgemeiner auf einer  -dimensionalen orientierbaren semi-riemannschen Mannigfaltigkeit das Levi-Civita-Symbol zur Definition der Komponenten eines kovarianten total schiefsymmetrischen Tensorfeldes  -ter Stufe, einer sogenannten Differentialform, benutzt werden. Eine solche Differentialform ist nur bis auf einen skalaren Faktor bestimmt. Die Wahl des Vorfaktors fixiert die Volumeneinheit und definiert die Differentialform als Volumenform. Im euklidischen Raum steht das Levi-Civita-Symbol für die Komponenten des Standardvolumens in der Standardbasis  . Bezüglich einer anderen Basis   hat derselbe Tensor offenbar die Komponenten  , wobei   und   die dazu inverse Matrix ist. Ist die Basis nicht orthonormal bezüglich des Standardskalarprodukts, dann unterscheiden sich entsprechend ko- und kontravariante Komponenten des Tensors. Der Vorfaktor hängt von den Koordinaten ab, wenn krummlinige Koordinaten verwendet werden oder der zugrunde liegende Basisraum eine (orientierbare) Mannigfaltigkeit ist. Für eine semi-riemannsche Mannigfaltigkeit mit metrischem Tensor   und der zugehörigen riemannschen Volumenform (siehe Hodge-Stern-Operator) ist der Vorfaktor gegeben durch  . Das Vorzeichen hängt von der gewählten Orientierung ab. Der Zusammenhang zwischen Levi-Civita-Symbol und Kronecker-Delta verallgemeinert sich zu

 .

Anwendungen

Vektorrechnung

Für den dreidimensionalen Fall ergibt sich

 

wobei  .

 
Werte des Levi-Civita-Symbols für ein rechtshändiges Koordinatensystem
 
Matrixdarstellung des Levi-Civita-Symbols und ...
 
korrespondierende Darstellung des Levi-Civita-Symbols für ein linkshändiges Koordinatensystem

Wie der nebenstehenden Abbildung zu entnehmen, sind dabei lediglich 6 der insgesamt 27 Komponenten von   ungleich null:

 
 

In diesem Beispiel erkennt man ferner eine Invarianz unter zyklischer Permutation der Indizes, die allerdings nur dann gilt, wenn n ungerade ist - ist das nicht der Fall, geht eine zyklische Permutation der Indizes mit einem Vorzeichenwechsel einher.

Das folgende Zahlenbeispiel demonstriert die Darstellung als Determinante, welche im dreidimensionalen Fall auch durch das Spatprodukt ausgedrückt werden kann:

 

Das Levi-Civita-Symbol mit drei Indizes erweist sich in der Vektorrechnung als nützlich, um die Komponenten des Kreuzproduktes zweier Vektoren zu schreiben. Es gilt

 

Bei solchen Rechnungen wird häufig die einsteinsche Summenkonvention angewandt, das heißt, man lässt die Summenzeichen weg und vereinbart, dass über in Produkten doppelt auftretende Indizes stets automatisch summiert wird:

 

Ist   der  -te Einheitsvektor, so kann diese Gleichung auch notiert werden als:

 

Für das Spatprodukt gilt

 .

In dieser Beziehung wird die Eigenschaft des Levi-Civita-Symbols als Komponenten einer Volumenform deutlich, denn das Spatprodukt ist gleich dem Volumen des von den drei Vektoren aufgespannten Spates.

Für den Zusammenhang zwischen Levi-Civita-Symbol bzw. Epsilon-Tensor und Kronecker-Delta erhält man die Beziehung

 .

Aus dieser folgt (wiederum mit Summenkonvention)

 

Diese Beziehungen sind hilfreich bei der Herleitung von Identitäten für das Kreuzprodukt.

Weiterhin ordnet der Epsilon-Tensor einem Vektor   eine schiefsymmetrische Matrix   mit   zu. Damit kann das Kreuzprodukt als Matrixprodukt   ausgedrückt werden. In der Mathematik wird diese Zuordnung als Hodge-Stern-Operator bezeichnet. Ein Beispiel ist die Zuordnung des magnetischen Feldvektors zu den entsprechenden Komponenten im elektromagnetischen Feldstärketensor. Solch eine Zuordnung ist auch für andere axiale Vektoren, etwa für den Drehimpulsvektor, üblich.

Relativitätstheorie

In der Relativitätstheorie muss zwischen ko- und kontravarianten Komponenten des Epsilon-Tensors unterschieden werden. Im Folgenden sei im vierdimensionalen Minkowski-Raum die Signatur des metrischen Tensors   als (1,-1,-1,-1) festgelegt. Die Indizes sollen Werte von 0 bis 3 annehmen. Weiterhin sei für die vierfach kontravariante Komponente   festgelegt.[1] Unterschiedliche Autoren verwenden verschiedene Konventionen für die Vorzeichen in Metrik und Epsilon-Tensor. Wie üblich werden Indizes mit dem metrischen Tensor bewegt. Dann erhält man zum Beispiel für die vierfach kovariante Komponente  .

Der Epsilon-Tensor bleibt unter einer eigentlichen Lorentztransformation   invariant:

 

Dies folgt direkt aus der Tatsache, dass die Determinante von   gleich 1 ist. Der Epsilon-Tensor kann verwendet werden, um den dualen elektromagnetischen Feldstärketensor   zu definieren, mit dessen Hilfe sich wiederum die homogenen Maxwell-Gleichungen   kompakt notieren lassen.

Eine Anwendung des zweistufigen Epsilon-Tensors in der Relativitätstheorie ergibt sich, wenn man den Minkowski-Raum auf den Vektorraum der hermiteschen  -Matrizen abbildet:  . Dabei sind   für   die Pauli-Matrizen und   die negative Einheitsmatrix. Entsprechend erfolgt dann die Zuordnung von Tensoren. Der metrische Tensor wird dabei auf das Produkt zweier Epsilon-Tensoren abgebildet:  . In diesem Formalismus sind Objekte mit einem Index Spinoren  , und der Epsilon-Tensor spielt bei der Umrechnung von ko- in kontravariante Komponenten die gleiche Rolle wie der metrische Tensor   im gewöhnlichen Minkowski-Raum:  . Dieser Formalismus ist unter dem Namen Van-der-Waerden-Notation bekannt. Für die Metrik wird üblicherweise die Signatur (-1,1,1,1) gewählt. Für den Epsilon-Tensor gilt hierbei die Festlegung  .[2]

Quantenmechanik

In der Quantenmechanik wird das Levi-Civita-Symbol bei der Formulierung der Drehimpulsalgebra verwendet. In mathematischen Begriffen ausgedrückt stimmt das Symbol mit den Strukturkonstanten der Lie-Algebren   überein. Das folgende Beispiel illustriert die Anwendung des Levi-Civita-Symbols in diesem Zusammenhang. Die Lie-Algebra   kann als die Unteralgebra der schiefsymmetrischen Matrizen in  , das heißt der reellen  -Matrizen, dargestellt werden. Die Generatoren (eine Basis) von   ist gegeben durch die Matrizen  ,  , mit den Komponenten  . Die Kommutatoren der Generatoren lauten dann  .

Einzelnachweise

  1. John David Jackson: Classical Electrodynamics. 3. Auflage. John Wiley & Sons, Inc., 1999, ISBN 0-471-30932-X.
  2. Julius Wess, Jonathan Bagger: Supersymmetry and Supergravity. Princeton University Press, 1983.