Geschichte Kroatiens

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Kroatien war bis zum Zusammenbruch des osteuropäischen Kommunismus Teil von Jugoslawien. Die im Juni 1991 nach einer Volksabstimmung einseitig erklärte Unabhängigkeit wurde am 8. Oktober 1991 offiziell in Kraft gesetzt und im Dezember 1991 / Januar 1992 international anerkannt.

Vorgeschichte

Slawische Besiedelung

Nach dem Untergang des römischen Reiches fielen Istrien und Teile Dalmatiens an Byzanz. Die ursprünglich aus einer Region der heutigen Ukraine stammenden Kroaten siedelten sich im 6. Jahrhundert nach Christus in den ehemals römischen Provinzen Dalmatien und Pannonien an.



"Die kroatische Ethnogenese ist eng verbunden mit der Errichtung des Awarenreiches und der slawischen Ansiedlung. Der Name der Kroaten ist erstmals in Quellen aus dem 9. Jahrhundert belegt. In älteren Quellen mit Bezug auf den Raum ist nur von Slawen die Rede, erst Quellen jüngeren Entstehungsdatums sprechen auch schon für die Zeit des 7. Jahrhunderts von Kroaten. Doch unabhängig von diesem Umstand spricht wenig für die Annahme, die Kroaten seien erst um 800 in das Gebiet an der nördlichen Adriaostküste eingewandert; vielmehr dürfte die kroatische Ethnogenese bereits in das 7. und 8. Jahrhundert einzuordnen sein. Herkunft und Bedeutung des Ethnonyms "Kroate", in der modernen Lautung der Selbstbezeichnung "Hrvat", sind bis heute ungewiss. Mit Sicherheit ist der Name nicht slawischer Wurzel; demnach ist auszuschliessen, dass sich die Ethnogenese der Kroaten unabhängig von ihrer späteren sprachlichen Slavisierung einfach als Ausdifferenzierung slawischer Stämme vollzog. Am wahrscheinlichsten ist eine iranische Herkunft des Namens; doch kann man hieraus keinesfalls die Vorstellung ableiten, es sei ein geschlossenen Volk aus dem Kaukasus an die Adriaostküste gewandert." (aus Ludwig Steindorffs Buch "Kroatien")

Die Kroaten befreiten sich im 7. Jahrhundert von der Herrschaft der Awaren und traten als aller erstes Slawisches Volk dem Christentum bei. Zu Beginn des 9. Jahrhunderts wurde Pannonien Teil des Frankenreiches, Dalmatien Teil des Byzantinischen Reiches. Um 925 erlangten beide Fürstentümer ihre Unabhängigkeit und gründeten gemeinsam das Königreich Kroatien. Im 11. Jahrhundert führten interne Machtkämpfe zum Niedergang und zur Aufteilung Kroatiens, das in den folgenden Jahrhunderten unter wechselnder Herrschaft des Byzantinischen Reiches, des Osmanischen Reiches, Ungarns und Venedigs stand und 1848 schließlich unter österreichische Herrschaft geriet.


Kroatisches Königreich

Trpimir (845-864) war der erste kroatische Fürst. Sein Nachfahre, Tomislav, sollte zum ersten kroatischen König werden.

Dazu der Auszug eines Artikels der Tageszeitung "Der Standard" vom 21 Dezember 2003:

"Im Jahr 924 setzte sich Tomislav (910-928), ein Nachfahre Trpimirs, selbst die Königskrone aufs Haupt (so nimmt man jedenfalls an, denn es gibt keine Zeugnisse dafür, dass ihm diese Würde von Byzanz oder Rom verliehen wurde, allerdings sprach ihn Papst Johann X. in einem Brief als "König der Kroaten" an). Das Slawentum hatte in Tomislavs Regierungszeit durch den Einbruch der Magyaren in Pannonien eine für die europäische Geschichte höchst bedeutsame Teilung erfahren: War vordem der gesamte Raum zwischen Ostsee und Ägäis von slawischen Stämmen bewohnt, so wurden durch die Festsetzung der Ungarn die Südslawen von den West- und Ostslawen getrennt.

Tomislav konnte jedenfalls sein Land, das Slawonien, große Teile Bosniens, Kernkroatien und Teile der dalmatinischen Küste umfasste, erfolgreich gegen magyarische Angriffe verteidigen. Seine politischen Pläne aber hatten noch weitere Ziele. Er baute eine Streitmacht auf, die nach Angaben des byzantinischen Kaisers Konstantin VII. 100.000 Mann Fußvolk, 60.000 Reiter und 180 Kriegsschiffe zählte. Den Byzantinern war Tomislav als Bundesgenosse willkommen, denn sie konnten dadurch Bulgarien in die Zange nehmen. Die Bulgaren ihrerseits hatten die noch nicht in einem Staat geeinten Serben unterworfen, was zur ersten serbischen Massenflucht (wie später vor den Türken) nach Kroatien führte. Der Bündnisvertrag mit Byzanz unterstellte Tomislav die gesamte dalmatinische Küste, also auch die bis dahin formell byzantinischen Hafenstädte Spalato/ Split, Traù/Trogir und Zara/ Zadar sowie die Adria-Inseln. Bis auf das zwischen dem Frankenreich und Venedig geteilte Istrien waren nun alle Kroaten im (später so genannten) "dreieinigen Königreich" Tomislavs vereint.

Datei:Tomislav1.JPG

Die Nachfolger des ersten Königs konnten diese Machtstellung nicht behaupten. Innere Streitigkeiten schwächten die Handlungsfähigkeit des Herrscherhauses. Die romanischen Städte an der Küste suchten Kontakte zu dem aufsteigenden Venedig. Ragusa/Dubrovnik machte sich selbstständig und konnte sich mit Geschick diese Stellung als Stadtrepublik bis in die napoleonische Zeit bewahren. Ein neuerliches Bündnis trug für König Stefan Drzislav (969-997) zunächst wieder Früchte: Byzanz übersandte ihm Krone, Szepter, Reichsapfel und Purpurmantel - die Anerkennung seiner Autorität auch über Dalmatien. Unter diesem König erschien zum ersten Mal eine Vorform des kroatischen Wappens, ein rot-weiß gemustertes Schachbrettmuster. (Es überdauerte das ungarische Königtum, fand sich im großen Habsburgerwappen, aber auch in der Fahne des Ustascha-Staates wieder und schmückt heute, mit einer Wappenkrone der Teilregionen versehen, die Flagge der Republik Kroatien).

Danach aber drohte Kroatien zwischen seinen erstarkenden Nachbarn - Venedig im Westen, Ungarn im Nordosten - zerrieben zu werden. Für Byzanz wurde die Verständigung mit Venedig wichtiger als das Bündnis mit dem durch die Streitigkeiten der Söhne Drzislavs geschwächten Kroatien. Der byzantinische Kaiser Basileos II. erinnerte sich daran, dass Dalmatien ja eigentlich ein byzantinisches "Thema" (so hießen die oströmischen Verwaltungsbezirke) war und übertrug dessen Administration an den Dogen von Venedig, Peter Orseolo. Im Mai des Jahres 1000 fuhr eine venezianische Kriegsflotte vor der dalmatinischen Küste auf, die schwachen kroatischen Kräfte waren rasch zerstreut, Zadar, Trogir und Split wurden venezianisch, mit Ragusa wurde ein Vertrag geschlossen. König Kresimir III. musste Venedig von einem einst vereinbarten Tribut (der ohnehin schon längst nicht mehr gezahlt wurde) befreien, Orseolo als "Herzog Dalmatiens" bestätigen und seinen Sohn als Geisel in die Lagunenstadt schicken.

Das Ringen um Dalmatien war mit dieser Niederlage keineswegs zu Ende. Zvonimir I. (1075-1089), der letzte einheimische König, stieß an die Küste vor und verlegte sogar seine Königsresidenz nach Biograd na moru/Zaravecchia. Zvonimir war mit einer ungarischen Königstochter verheiratet. Er wurde, noch kinderlos, ermordet. Ungarn stellte Erbansprüche, König Ladislaus I., dann Koloman, brachen den Widerstand feindlicher Adelsbünde, beschränkten sich aber in den "pacta conventa" mit dem kroatischen Hochadel auf eine Personalunion und überließen die Verwaltung Kroatiens einem königlichen Stellvertreter, dem "Ban". Fortan nannten sich die ungarischen Herrscher "Von Gottes Gnaden König von Ungarn, Kroatien und Dalmatien" (bei Letzterem, bald in der Hand der Venezianer, blieb es freilich beim Anspruch)."


Ungarische Herrschaft

Seit 1102 waren die ungarischen Könige auch die Herrscher in Kroatien. Der kroatische Adel konnte sich aber eine gewisse Autonomie im Rahmen des ungarischen Reiches erhalten. Gemeinsam mit den nicht von den Osmanen besetzten Teilen Ungarns kam Kroatien 1526 unter das Szepter der Habsburger. Nach wie vor blieb das Land aber Teil des ungarischen Königreiches.

Habsburgermonarchie und Venedig

Jugoslawien

Erstes Jugoslawien

Bereits 1917 vereinbarten das von aus Österreich-Ungarn emigrierten südlawischen Politikern gegründete Südslawische Komitee und die Exilregierung des Königreiches Serbien in der Erklärung von Korfu die Errichtung eines gemeinsamen Staates der Serben, Kroaten und Slowenen.

Nach der Niederlage der Mittelmächte erklärte der neugebildete Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben Österreich-Ungarns, dem auch der letzte kroatische Sabor seine Befugnisse übertragen hatte, am 29. Oktober 1918 in Zagreb die Loslösung der südslawischen Länder der Monarchie. Diese bildeten zunächst vorübergehend den Staat der Slowenen, Kroaten und Serben. Dem Nationalrat gelang es jedoch nicht, seine Autorität durchzusetzen, vielmehr herrschte auf großen Teilen seines theoretischen Territoriums praktisch Anarchie. Im Vorgriff auf die Italien in Geheimverträgen von den Alliierten zugesagte Annexion Dalmatiens begannen zudem italienische Truppen mit der Besetzung von Gebieten längs der Ostküste der Adria. Angesichst dessen beschloss der Nationalrat Ende November 1918 die sofortige Vereinigung mit dem Königreich Serbien.

Aleksandar I. Karađorđević, Thronfolger und Prinzregent von Serbien, proklamierte daraufhin am 1. Dezember 1918 das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca, abgekürzt auch SHS-Staat).

In den Friedenverhandlungen gelang es dem ersten Außenminister des neuen Staates, dem aus Dalmatien stammenden vormaligen Vorsitzenden des Südslawischen Komitees, Ante Trumbić, einen Anschluss Dalmatiens an Italien zu verhindern. Lediglich die Stadt Zadar und das ehemaligen österreichischen Küstenland (das auch Istrien umfasste) kamen zu Italien. Rijeka wurde zunächst zur Freistadt erklärt, dann jedoch von irregulären italienischen Truppen besetzt. Der Streit um die Zugehörigkeit der Stadt wurde erst 1924 durch einen Vertrag beigelegt, der Rijeka bei Italien beließ, die unmittelbar östlich angrenzende Stadt Sušak hingegen dem SHS-Königreich zusprach.

In den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen, bei denen erstmals in Kroatien das allgemeine Wahlrecht für Männer galt, gewann in Kroatien-Slawonien die 1904 gegründete Kroatische Bauernpartei unter Stjepan Radić, die vor dem Krieg nur eine geringe Rolle gespielt hatte, die absolute Mehrheit der Stimmen. In Dalmatien hingegen behielten zunächst bürgerliche Gruppierungen aus dem Umfeld des vormaligen Südslawischen Komitees die Mehrheit.

Die Kroatische Bauernpartei lehnte die Gründung des Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen in der From, wie sie stattgefunden hatte, ab. Unter Berufung auf das vom amerikaniechen Präsidenten Woodrow Wilson proklamierte "Selbstbestimmunsgrecht der Völker" verlangte sie die Anerkennung eines separaten Selbstbestimmungssrechtes für Kroatien und ebenso die anderen südslawischen Vöker. Zudem lehnte sie die monarchische Staatsform ab und verlangte für Kroatien die Gründung einer Republik.

Da im Prozedere der Verfassungsgebenden Versammlung ein Vetorecht der einzelnen Völker nicht anerkannt wurde und zudem die monarchische Staatsform nicht in Frage gestellt werden durfte, boykottierten die Abgeordneten der Kroatischen Bauernpartei diese und erarbeiteten stattdessen eine Verfassung für eine Bauernrepublik Kroatien, die Teil einer zukünftigen Konföderation südslawischer Bauernrepubliken werden sollte. Diese blieb jedoch augfrund der realen Machtverhältnisse bloßes Papier.

Die durch den Boykott der Kroatischen Bauernpartei und das Fehlen der Abgeordneten der Kommunistischen Partei Jugoslawiens, die kurz nach den Wahlen als "staatsfeindlich" verboten worden war, zahlenmäßig geschrumpfte Verfassungsgebenden Versammlung verabschiedete 1921 mit knapper Mehrheit eine Verfassung, die eine zentralistische Staatsorganisation und die Auflösung der historischen Provinzen vorsah, was denen Serben als zahlenmäßig größtem Volk de facto die Vorherrschaft sicherte.

Die Kroatische Bauernpartei verzeichnetet in der Folge weiteren Zulauf und wurde auch in Dalmatien und unter den Kroaten Bosnien-Herzegowinas zur stärksten Partei. Nachdem sie mit reiner Boykottpolitik keinen Erfolg gehabt hatte, gab sie den Boykott des Zentralparlamentes und die Ablehnung der Monarchie auf und beteiligte sich zeitweise auch an der Zentralregierung. Zu einer dauerhaften Übereinkunft der unterschiedlichen politischen Kräfte über die künftige Staatsordnung des süslawischen Königreiches kam es jedoch nicht.

Am 20. Juni 1928 erschoss ein monenegrinischer Abgeordneter in der laufenden Parlamentssitzung vier Abgeordnete der kroatischen Bauernpartei, darunter deren Führer Stjepan Radić.


Banovina Kroatien

Zweiter Weltkrieg

Nach dem Überfall Deutschlands auf Jugoslawien am 6. April 1941 wurde am 10. April 1941 der Unabhängige Staat Kroatien proklamiert. Dies geschah durch die faschistische Ustaša-Bewegung unter Führung von Ante Pavelić. Dieser formal unabhängige Staat wurde aber sowohl politisch als auch militärisch von Deutschland gestützt, insbesondere bei den ab 1942/43 aufkommenden Kämpfen gegen die Jugoslawischen Partisanen unter Führung des Kroaten Josip Broz Tito. Das am 29. November 1943 im bosnischen Jajce als provisorische Regierung gegründete Nationalkomitee des Antifaschistischen Rates des Volksbefreiung Jugoslawiens (AVNOJ) erhob folglich auch den Anspruch, für das vom Faschismus befreite Kroatien zu sprechen. Die Partisanen schafften es, durch breite Unterstützung in der Bevölkerung, aber auch durch geschicktes Taktieren mit den Alliierten, große Teile Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas ohne direkte ausländische Unterstützung in ihre Hand zu bringen. Die Einnahme Belgrads durch die Rote Armee am 20. Oktober 1944 war ein weiterer Ansporn für die Partisanen, was schließlich im Frühjahr 1945 zum Ende des Krieges auch in Kroatien führte.

Zweites Jugoslawien

Der Kroatische Frühling 1971

Die Krise der 1980er

In der tiefen Krise, in welcher sich Jugoslawien in den späten 1980er Jahren befand, wuchs ein immer stärkerer Gegensatz zwischen zentralistischen und großserbischen Tendenzen einerseits und einem wiedererwachenden kroatischen Nationalismus andererseits. Nach dem Tod Titos 1980 war ein wichtiger Stabilisierungsfaktor weggefallen. In dieser Situation suchten Kroatien und Slowenien größere Autonomie, später auch Unabhängigkeit. Dabei spielte neben der nationalen Frage vor allem die Wirtschaft eine große Rolle: Die durch die günstige Lage zum Westen hin und durch den Tourismus an der Küste verhältnismäßig wohlhabenden Republiken wollten nicht mehr ärmere und weniger entwickelte Regionen subventionieren.

In der zunehmend vergifteten Atmosphäre waren Angstpropaganda und gegenseitige Verleumdungen an der Tagesordnung.

Das unabhängige Kroatien seit 1990

Während die Kriegshandlungen in Slowenien binnen kurzer Zeit zugunsten Sloweniens eingestellt wurden, entbrannte in Kroatien und auch Bosnien-Herzegowina ein viele Jahre dauernder Bürgerkrieg.

1990 - 1994

Als nach den ersten freien Wahlen 1990 die HDZ unter Franjo Tuđman in Kroatien mit Abstand gewann, und der Trend zur Unabhängigkeit, aber auch steigender Nationalismus offensichtlich wurden, war es leicht, den Krajina-Serben einzureden, sie seien in einem solchen Staat in ihrer Existenz gefährdet. Dabei spielten vor allem die von der Belgrader Regierung kontrollierten serbischen Medien eine große Rolle.

Die Belgrader Regierung versorgte sie mit Waffen, damit sie sich gegen die Kroaten „verteidigen“ konnten, von denen man sie glauben machte, sie wollten das Ustascha-Regime wiederauferstehen lassen. Straßensperren wurden errichtet, um Nicht-Serben davon abzuhalten, in das als serbisch proklamierte Gebiet der Krajina zu gelangen. Als die kroatische Regierung Polizisten sandte kam es zu ersten Kämpfen. Der Krieg in Kroatien war ausgebrochen.

Zu schwereren Kämpfen kam es im Herbst 1991 in Vukovar im Osten Slawoniens. Dabei kam es zu den ersten großen Massakern an Zivilisten im Laufe des Balkankriegs. Näheres unter Vukovar#Geschichte.

Bald griff die Bundesarmee, die nach der de-facto Auflösung des Bundesparlaments keiner zivilen Kontrolle mehr unterstand, auf Seiten der Aufständischen Serben in den Konflikt ein, während aus Polizei und Territorialverteidigung die kroatische Armee improvisiert wurde.

Serben errichteten in der Krajina die sogenannte Republik Serbische Krajina, welche etwa 30% der Staatsfläche Kroatiens umfasste. Während die westlichen Regionen tatsächlich mit großer Mehrheit serbisch bevölkert waren, hatten Westslawonien um Okučani und Pakrac sowi Ostslawonien sehr gemischte Bevölkerungen. Hier kam es zu Massenvertreibungen. Allerdings kam es auch im kroatischen Kernland, vor allem in Slawonien und Dalmatien, zur Inhaftierung und Ausweisung von Tausenden serbischer Zivilisten.

Der HDZ-Regierung gelang es, mit Hilfe von Kriegsgesetzen bei Wahrung einer äußerlichen Demokratie autoritäre Maßnahmen gegen Minderheiten und Regimekritiker durchzuführen. Die katholische Kirche bekam großen Einfluss auf das politische Geschehen.

1993 waren Teile der kroatischen Armee im Krieg in Bosnien-Herzegowina involviert.

Oluja und Blijesak

Oluja (Aktion Sturm) bezeichnet die kroatische Rückeroberung der Krajina, Blijesak (Aktion Blitz) ist das Äquivalent in Westslawonien.

1995 eroberten die kroatische Armee und Spezialeinheiten der Polizei die sogenannte Republik Serbische Krajina von den Serben zurück. Es ist bekannt, dass die Aktion von langer Hand und teilweise mit deutscher und amerikanischer Unterstützung geplant war.

Ausgenommen waren die ebenfalls serbisch kontrollierten Gebiete an der Grenze zur Vojvodina, Ostslawonien um Vukovar und die Baranja. Diese kamen unter eine provisorische UN-Verwaltung (UNTAES - United Nations Transitional Administriation of Eastern Slavonia, Baranja and Western Syrmia) und wurden erst 1998 auf friedliche Weise in Kroatien wiedereingegliedert.

Während und nach diesen Aktionen flohen die weitaus meisten der dortigen serbischen Bevölkerung, großteils in die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina und nach Serbien und Montenegro, aber auch in die UNTAES-Zone. In Kroatien ist dabei bis heute umstritten, ob es sich um geplante Vertreibungen von Seiten der kroatischen Streitkräfte gehandelt hat. Es wird oft behauptet, die politische Führung der Krajina-Serben habe die Evakuierung angeordnet. Tatsache ist jedoch, das etwa 80 - 90 % der verlassenen serbischen Häuser vernichtet oder von Kroaten aus Bosnien in Beschlag genommen wurden, was die Rückkehr der serbischen Bevölkerung bis heute sehr schwierig macht. Doch auch hier ist umstritten, welche Rolle die Streitkräfte hatten und inwiefern es sich um Zerstörungen von rückkehrenden kroatischen Zivilisten handelt.

Von den ursprünglich mehr als 220.000 geflohenen Serben sind mindestens ca. 140.000 bis heute nicht zurückgekehrt. Dazu tragen auch weiterhin hohe ethnische Spannungen in diesen Regionen bei. In der Krajina gibt es seitdem keine größeren geschlossenen serbischen Siedlungsgebiete mehr.

Wegen Verbrechen an der Menschlichkeit, die sie im Zuge von Oluja und Blijesak angeordnet oder zumindest bewusst zugelassen haben sollen, sind mehrere hohe kroatische Offiziere vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag angeklagt, so unter anderem der seit 2001 flüchtige General Ante Gotovina, damals Kommandant der in Zadar stationierten Einsatztruppe West.

Kroatien hat mit der Vertreibung der Krajina-Serben die gleichen Probleme wie Serbien und Montenegro mit den Ethnischen säuberungen im Kosovo: Man ist anscheinend nicht bereit die eigene Verantwortung abzuarbeiten.

Ich hoffe, ich hab's halbwegs neutral getroffen, bitte um Daten, Namen etc. erweitern

1996 - heute

Am 6 November 1996 wird Kroatien in den Europarat aufgenommen.

Nach dem Tod Tuđmans am 11. Dezember 1999 und den Parlamentswahlen am 3. Januar 2000 kam es zum ersten Regierungswechsel in 10 Jahren. Eine breite Koalition aus sechs bisherigen Oppositionsparteien unter Führung der SDP übernahm die Regierung. Präsident wurde nun Stipe Mesić und Premier Ivica Račan.

Die anfängliche Euphorie bei vielen Gegnern der HDZ legte sich schnell, als offensichtlich wurde, dass die erhofften Veränderungen nicht über Nacht stattfinden konnten. 2001 kam es zu ersten internen Konflikten um die Zusammenarbeit mit dem internationalen Gerichtshof in Den Haag, und die HSLS unter Dražen Budiša verließ die Regierung. Der Koalitionsregierung wird oft vorgeworfen, sie sei zu zögerlich mit der Aufarbeitung von 10 Jahren HDZ-Regierung vorgegangen und habe vor wichtigen Reformen zurückgeschreckt.

Am 21 Februar 2003 stellte Kroatien den Beitrittsantrag zur Europäischen Union. Die Chancen für eine Aufnahme in die EU in der zweiten Erweiterungsrunde (neben Bulgarien und Rumänien) werden als gut eingeschätzt. Größte Stolpersteine sind dabei nicht sosehr die Wirtschaft wie gesellschaftliche Themen - unter anderem die Aufarbeitung des Krieges. Besonders die Niederlande und Großbritannien haben angekündigt, vor der Verhaftung Ante Gotovinas auf keinen Fall grünes Licht geben zu wollen. Bei einem Beitritt währe Kroatien der zweite Nachfolgestaat des ehemaligen Jugoslawien welcher Mitglied der Union wird.

Bei den Wahlen im November 2003 wurde die HDZ wieder stimmenstärkste Partei und bildet seither eine Minderheitsregierung mit Unterstützung durch die Pensionistenpartei HSU und weiterer Kleinparteien sowie die meisten Vertreter der ethnischen Minderheiten.

Siehe auch: Liste der Bane von Kroatien, Liste der Präsidenten und Ministerpräsidenten von Kroatien, Geschichte Jugoslawiens, Balkankonflikt

Weblinks:

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