Spagyrik oder Spagirik (Griechisch spao = "trennen" und ageiro = "vereinigen, zusammenführen") ist ursprünglich ein mittelalterlicher Begriff, der mittlerweile meist eine Variante der Naturheilkunde bezeichnet, nämlich die Erweiterung der Phytotherapie um nichtpflanzliche Substanzen.
Mittelalterliche Spagyrik
Die Spagyrik geht auf die Alchemie und auf die Arzneimittellehre von Paracelsus zurück. Bei der Arzneimittelherstellung sollen durch Verfahren wie Mazeration, Digestion, Calcination, Reverberation, Zirkulation (Rotation), Extraktion, Destillation bzw. Sublimation oder Konjugation die therapeutisch wertvollen Substanzen aus dem Rohmaterial gewonnen und Begleitstoffe abgesondert werden; das Ergebnis hat die Form eines Extraktes, einer Essenz oder einer Tinktur.
Naturheilkundliche Spagyrik
Die moderne Spagyrik erweitert die Konzepte der rein pflanzenbasierten Phytotherapie durch mineralische oder metallische Anwendungen und Kombinationen. Dabei werden die drei "philosophischen Prinzipien" beachtet:
- "Sal" = die spezifische stoffliche Basis: der Wirkstoff oder das Wirkstoffgemisch
- "Merkur" = der Wirksamkeitsgrad von "Sal"
- "Sulfur" = die Wirkrichtung von "Sal"
Spagyrika
Spagyrische Mittel gibt es als Mono- oder Kombinationspräparate (sogenannte "spagyrische Kombinationen"). Beim Monopräparat ist die Grundlage eine Pflanze, ein Mineral oder ein Metall. Bei den Kombinationspräparaten werden mehrere Ausgangssubstanzen kombiniert – besonders wichtig sind die Pflanzen-Metall-Kombinationen ("Konjugationen"). Die Darreichungsformen sind Tropfen, Tabletten, Kapseln, Linimente, Salben, Sprays und Injektabilia.
Anwendungsbeispiele
- Kombination von Silybum marianum (Mariendistel) und Zink zur Behandlung von Leberleiden
- Kombination von Crataegus (Weißdorn) und Magnesium zur Behandlung von bestimmten Formen von koronarer Herzkrankheit
Verhältnis zur Homöopathie
Die Spagyrik wird zur Naturheilkunde gezählt und die Homöopathie zur Alternativmedizin. Obwohl einige spagyrische Verfahren in standardisierter Form in das amtliche Homöopathische Arzneibuch (HAB) übernommen wurden, bestehen keine Gemeinsamkeiten, die beiden Lehren befinden sich sogar in direktem Widerspruch. Während die Homöopathie versucht mittels extrem abgeschwächter Wirkstoffe den Körper zu einer heilenden Gegenreaktion zu animieren, setzt die Spagyrik auf allopathische Mechanismen.
Verhältnis zur Schulmedizin
In der universitären Medizin ist die Spagyrik nicht bekannt.Aus medizinischer Sicht fehlt der Spagyrik – wie auch der Homöopathie – die naturwissenschaftliche Basis.