Vorbemerkung: Die in diesem Artikel behandelte 2-Aminoethansulfonsäure ist nicht zu verwechseln mit C15H20O3 (CAS-Nr. 23522-05-6), die ebenfalls als Taurin bezeichnet wird.
Taurin oder 2-Aminoethansulfonsäure (C2H7NO3S, CAS–Nr. 107-35-7) ist eine organische Säure mit einer Aminogruppe und wird deshalb oft als Aminosäure bezeichnet – es handelt sich jedoch um eine Aminosulfonsäure, da es statt der für Aminosäuren typischen Carboxylgruppe eine Sulfonylgruppe enthält, die keine Peptide bilden kann. Taurin ist ein Abbauprodukt der Aminosäuren Cystein und Methionin.
Die Substanz Taurin wurde im Jahre 1827 von den Chemikern Gmelin und Tiedemann aus Stiergalle isoliert und wurde zunächst Gallen-Asparagin genannt. Der Begriff „Taurin“ stammt von der lateinischen Bezeichnung für Stiergalle, Fel tauri ab, und wird 1838 erstmals in der Literatur erwähnt. Diesem eher zufällig entstandenen Trivialnamen hat Taurin vermutlich die Entstehung der zahlreichen Legenden um seine Herkunft und Wirkung zu verdanken.
Chemische und physikalische Eigenschaften
Taurin, 2-Aminoethansulfonsäure, ist eine weiße, kristalline Substanz. Die technische Qualität schmilzt bei etwa 300°C (wobei sie sich auch schon zersetzt) und ist bis zu ca. 100g/l in Wasser löslich. Taurin bildet als Aminosulfonsäure auch Salze wie z.B. das Natriumtaurinat (CAS-Nr. 7347-25-3; Kenn-Nr. 2781).
Taurin wird industriell aus Ethen, Ammoniak und Natriumsulfit synthetisiert.
Biologische Eigenschaften
Taurin ist eine biologisch wichtige chemische Verbindung. Heute fällt der Stoff als Zwischenprodukt bei der Herstellung von Waschmitteln an. Der erwachsene menschliche Körper kann Taurin aus den Stoffen Cystein und Vitamin B6 (Pyridoxin) selbst herstellen. Eine Zufuhr durch Nahrungsmittel ist daher bei Erwachsenen nicht nötig. Auch Hunde können Taurin selbst herstellen, Katzen jedoch nicht.
Bekannt ist Taurin als Zusatz in Energy Drinks. Da Taurin vielen Stoffen den Übergang in die Blutbahn erleichtert, soll so auch mehr Koffein in den Körper gelangen und den Konsumenten beleben. Eine tatsächliche Wirkung ist allerdings nicht nachgewiesen, aber auch gesundheitlich unbedenklich. Beispielsweise enthält Muttermilch pro Liter eine Konzentration zwischen 25 bis 50 Milligramm an Taurin. Eine Dose (250 mL) eines bekannten Energy Drinks enthält 100 Milligramm (0,1g) Taurin, ein Erwachsener mit 70 kg Gewicht hat ungefähr 70 Gramm Taurin im Körper. Dies findet sich vor allem in Muskeln, Gehirn, Herz und Blut.
Mythos
Bullensperma-Mythos: Durch die Assoziation von Stier mit Kraft und Ausdauer wird wohl zumindest eine verkaufsfördernde Wirkung erzielt, während die physiologische Wirkung auf den Körper, welcher Art auch immer, dagegen nicht eindeutig bestimmt werden kann.
Bullenblut-Mythos: Auch hier soll wohl auf den Verkauf abgezielt werden; wahr ist, dass Taurin - sofern es nicht, wie normalerweise üblich synthetisch hergestellt wird - aus Bullenleber gewonnen werden kann.
Bullenurin-Mythos: Auch dieser hält sich hartnäckig und hat mit der Farbe der Energy Drinks zu tun, die Ähnlichkeiten mit den Ausscheidungen der Tiere aufweist.