Die Kohte ist ein Zelttyp der Jungenschaften, der Pfadfinder sowie der Waldjugend und diverser Wandervogelbünde.


Geschichte der Kohte
Das Zelt ist der samischen Sommer-Kåta (schwedisch für Kate oder katenförmiges Zelt) nachempfunden. Der schwedische Begriff umfasst verschiedene samische Zelttypen, deren wichtigste das Lavvu und das Goahti sind. Das Lavvu ist ein rundes, pyramidenförmiges, transportables Zelt, das mit Fellen, Wolltuch oder Segeltuch gedeckt wird und bei den Rentiernomaden Lapplands als standortunabhängige Behausung dient. Unter Goahti werden meist dauerhafte Lehm- oder Steinhütten verstanden, teilweise wird damit aber auch eine Variante des Lavvu bezeichnet.
Die heute im deutschsprachigen Raum bekannte Kohte stammt aus der Bündischen Jugend, ursprünglich aus der Jungenschaft. Sie wurde von Eberhard Koebel (tusk) auf Basis der Zeltform der finnischen Samen (in der Region des Inari-Sees) entwickelt. Nach dem Krieg wurde sie von den Pfadfindern und anderen Gruppen übernommen, allerdings ist sie bis heute im wesentlichen auf den deutschsprachigen Raum beschränkt.
Konstruktion einer Kohte
Eine Kohte besteht in der Regel aus vier Baumwolltüchern, (den Kohtenblättern, Kohtenbahnen oder Kohtenplanen, das sind zwei an der Längsseite vernähte Stoff-Dreiecke dem nachträglich die Spitze abgeschnitten wurde). Diese lassen sich in Schlaufentechnik unter Verwendung von "Regenabdeckleisten" regendicht verbinden. Die Kohtenblätter werden an ein gebundenes Kreuz gehängt, das ursprünglich von einer Schere aus zwei Stangen gestützt wurde. Inzwischen sieht man aber am meisten die Variante bei der das Kreuz an einen außenstehendes Zweibein (in A-Form) gebunden wird, je nach Situation findet auch ein Mittelmast, eine alleinstehende Stange, an der die Kohte hochgezogen wird, Verwendung. Die Schere, Mittelmast oder der Zweibein fällt nicht um, da sie/er durch Zug des Zeltes gehalten wird. Eine Kohte kann aber auch an einem Baum befestigt werden - Achtung gefährlich: Bei Wind kann der schwankende Baum oder Ast die Kohte zerreißen. Es entsteht durch zusätzliches Abspannen von vier weiteren Ecken eine insgesamt achteckige Grundform.
Durch diese Konstruktion muss eine Gruppe auf Wanderung nur vier Kohtenblätter, Rauchlochabdeckung und Seile mitnehmen und diese können auf die Gruppe verteilt werden. Kohtenbäume, Kohtenkreuz und Heringe (Aststücke) findet man im Wald. Die Kohte ist ein Übernachtungszelt für bis zu 8 Jugendliche in einem kleinen Modell (Durchmesser 4,18m) und bis zu 8 Erwachsene in einem mittleren Modell (Durchmesser 4,70m) jeweils inklusive Gepäck. Das große Modell (Durchmesser 5,22m) ist mehr für große Gruppen und auf Lagern im Einsatz.
Eine Kohte hat in ihrer ursprünglichen Form keinen Boden und oben in der Mitte ein quadratisches Rauchabzugsloch. Dadurch kann im Inneren ein offenes Feuer gemacht werden. Gerade das ist bei nassem und kaltem Wetter im Vergleich zu modernen Trekkingzelten ein entscheidender Vorteil. Das Rauchloch wird in der Regel mit einer Abdeckplane (aus dem selben Material) oder einem Poncho abgedeckt um Regen abzuhalten und die Bildung von Wirbeln zu vermeiden, die in die Kohte hineindrücken und den Rauchabzug behindern.
Seit den 1970er Jahren sind auch Bodenplanen aus schwerem Kunststoff erhältlich (Achtung gefährlich: wegen Schmelz- und Feuergefahr bei Funkenflug). Sie weisen in der Mitte eine runde Aussparung für eine Feuerstelle auf. Manche verschieben die Feuerstelle zum Eingang hin, um eine bessere Raumausnutzung zu ermöglichen, was bei Verwendung der genannten Bodenplane nicht mehr möglich ist. Wegen ihres Gewichts werden die Bodenplanen jedoch, wenn überhaupt, im Allgemeinen nicht auf Fahrt, sondern nur bei mehrtägigen Lagern genutzt.
Viele Jugendgruppen bemalen ihre schwarze Kohte mit weißen Motiven. Mittlerweile bekommt man Kohten in fast jeder erdenklichen Farbe, neben Schwarz ist Weiß und Herbstrot eine beliebte Variante geworden.
Trotz ihrer Einfachheit ist es jedoch möglich, aus den Kohtenplanen Zeltkonstruktionen in nahezu allen erdenklichen Formen und Größen zu erstellen.
Varianten
Heute gibt es die Kohtenbahnen in einer Vielzahl von Varianten zu kaufen, die sich aber in der Regel in der Größe und nur im so genannten Erdstreifen, bzw. der angenähten Seitenwand unterscheiden und ansonsten miteinander, auch bezüglich der Hersteller Tortuga, TROLL-Versand und Scandia-Tents kompatibel sind. Unter anderem wären zu nennen, wobei verschiedene Benennungen für die Varianten gebräuchlich sind:
- Die Erdkohte oder Standardkohte: Sie ist die klassischste aller Formen. Sie kann einen ca. 20 cm breiten Erdstreifen haben, der gegen Zugluft schützt.
- Die S-Kohte, SL-Kohte oder Hochkohte: Die S-Kohte hat einen 45 cm (vereinzelt 70 cm) hohen Erdstreifen, der für zusätzlichen Stauraum sorgt. Die Unterkante der Kohte wird auf Seitenstangen gestellt, was den Aufbau sehr viel komplizierter und langwieriger macht.
- Die SX-Kohte: Die SX-Kohte hat eine angenähte 100cm hohe Seitenwand (bei dem kleinen Modell 80cm), so dass man bis zum Rand sitzen kann. Die SX-Kohte ist im Prinzip eine tiefergestellte Vierer-Jurte. Die SX-Kohtenplanen werden gerne auch als 5er-Konstruktionen verwendet, was den Übergang zur Jurte darstellt.
- Die Wander-Kohte (nur von Tortuga/Stromeyer): Eine speziell für größere Gruppen entwickelte Kohte, die eine insgesamt größere Grundfläche bei unwesentlich geringerer Höhe aufweist. Diese Modell ist nicht mit den anderen Planen kompatibel, insbesondere was das Verbindungssystem betrifft. An diese Kohtenplanen können zudem keine Viereckplanen angeschlauft werden, so dass die Modularität zum Bau von Jurten hier nicht mehr gegeben ist.
- Die Firma Tortuga bietet nur die kleine Modellreihe (Viereckplane mit 160cm) an. Die Firma TROLL-Versand bietet die eigene Weiterverbesserung in den drei Modellreihen an: KLASSIK (Viereckplane mit 160cm), TROLL (Viereckplane mit 180cm) entspricht in der Größe der Wander-Kohte, FJELL (Viereckplane mit 200cm). Scandia-Tents bietet nur die mittlere Größe (Viereckplane mit 180cm) an.
- Tortuga/Stromeyer verwendet zum Verschlaufen der Kohtenplanen ein Schlaufen/Ösen-System und für die Viereckplanen eine Doppelknopfreihe
- TROLL-Versand und Scandia-Tents verwenden beide zum Verschlaufen der Kohtenplanen ein Schlaufen/Laschen-System, welches auch für die Viereckplanen verwendet wird.
- Durch den Einsatz von 20cm-Schlaufen durch alle Hersteller können alle Kohtenplanen miteinander verschlauft werden (ausgenommen die Wanderkohte) wobei die jeweils längeren Kohtenplanen unten eingerollt werden.
Konstruktionen
Zeltformen, die ebenfalls aus Kohtenblättern aufgebaut werden können, sind Kröte bzw. Hundehütte bzw. Halb-Boot, Lok bzw. Lokomotive bzw. Boot, Unterstand, Hochkohte und Jurte aus 6 Kohtenplanen und 5er-Jurte aus 5 Kohtenplanen.
- Kröte oder Hundehütte oder Halb-Boot: Eine Kohtenplane wird mit einer Stange an der Grundseite ihrer Trapezform aufgebaut. Sie dient als Materialunterstand oder Ein-Mann-Biwak.
- Lokomotive oder Lok oder Boot: Es handelt sich um zwei Kröten, die gegeneinander stehen und miteinander verbunden sind. So entsteht ein 2-Mann-Zelt.
- Unterstand: Zwei Kohtenbahnen werden normal verknüpft. Knüpfleisten und Feuerloch werden auf der Erde ausgespannt, Erdleiste wird mittels Stangen nach oben ausgespannt. Der Unterstand dient als 2-Mann-Biwak mit Hauptsichtrichtung und offenem Feuer davor.
- Hochkohte oder Vierer-Jurte: Sie wird fälschlicherweise meist mit innenliegendem 3-Bein aufgestellt was statische Nachteile hat. Sie sollte wie die Kohte mit Innen-Schere oder Einbaum aufgebaut werden, was die notwendige Elastizität bei Windböen erhält. Es handelt sich um eine 4-Planen-Kohte auf Seitenstangen, die um eine Reihe Vierecksplanen nach unten erweitert wurde. Sie dient häufig als Kochzelt.
Weblinks
- Traditionelle Zelttypen - Lavvu, Goahti und Tipi im Vergleich (auf Englisch)
- Das Schwarzzeltarchiv - Umfassende Materialsammlung zu Kohten und Jurten
- Aufbauanleitung (pdf) - übliches Verfahren für alle Kohten ohne Maßangaben für die verschiedenen Modelle
- Aufbauanleitung - von Pfadfindern entwickelte Alternative für alle Kohten, Aufbaumaße für die eigene Kohte beim Hersteller erfragen