Hays Code

ethische Richtlinien für die Produktion von Filmen in USA
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Der Hays Code (oder Production Code) war eine Zusammenstellung von Richtlinien zur Herstellung von Spielfilmen im Hinblick auf die moralisch akzeptable Darstellung von Kriminalität und Geschlechtsverkehr.

Die Motion Picture Producers and Distributors of America, Inc. (MPPDA), der Dachverband der US-amerikanischen Filmproduktionsfirmen, übernahm den Kodex 1930 zunächst auf freiwilliger Basis; angesichts drohender Zensurgesetze von Seiten der Regierung wurde er jedoch ab 1934 zur Pflicht für Filmschaffende. Erst 1967 wurde er abgeschafft.


Geschichte

Vorgeschichte und Entstehung

Schon früh erkannten Drehbuchautoren, Regisseure und Filmproduzenten dass mit der filmischen Darstellung von Sex und Gewalt ein großes Publikum erreicht werden konnte (Sex sells).

So wurden in der Frühzeit des Kinos Vamps und sich gerne freizügig präsentierende Schauspielerinnen wie Mae West, Theda Bara und Jean Harlow zu Kassenmagneten und großen Leinwandstars. Namhafte Regisseure wie Howard Hawks, D. W. Griffith und Cecil B. DeMille hatten Erfolge mit Filmen, die Gewalt schonungslos darstellten.

Dies bescherte Hollywood aber auch den Ruf als Sündenpfuhl; das Medium Film wurde, besonders von religiösen und konservativen Menschen, als lasterhaft und Gewalt verherrlichend angesehen. Zunehmend verboten auch lokale Zensurbehörden in verschiedenen US-amerikanischen Bundesstaaten die Verbreitung solcher Filme.

Der Höhepunkt dieser Anti-Hollywood-Stimmung wurde Mitte der 1920er erreicht, als mehrere Skandale die Filmindustrie erschütterten:

  • 1922 wurde der Regisseur William Desmond Taylor erschossen in seiner Wohnung aufgefunden, in der Folge drangen intime (und zu jener Zeit schockierende) Details aus seinem Privatleben in die Öffentlichkeit, der Mord wurde jedoch nie aufgeklärt,

Den folgenden öffentlichen Aufschrei konnte nun auch die Politik nicht mehr überhören und so wurden im amerikanischen Kongress Stimmen laut, die ein nationales Zensurgesetz forderten.

Um dies zu verhindern und den beschädigten Ruf Hollywoods zu reparieren wurde 1922 die Motion Pictures Producers and Distributors Association gegründet. Vorsitzender wurde Will Hays, ein ehemaliger Wahlkampfmanager des republikanischen Präsidenten Warren G. Harding. Hays versprach, eine Sammlung moralischer Grundsätze zusammenzustellen, an die sich Filmemacher halten sollen.

1930 bis 1934 - Der Hays Code als Freiwillige Selbstkontrolle

Nach langer Vorbereitung veröffentlichte 1927 das Büro von Will Hays zunächst eine Liste von Don'ts (Tu das nicht!) und Be Carefuls (Sei vorsichtig) und am 31. März 1930 eine formelle Version dieser Liste, die nun den Namen Production Code trug.

Dies wurde von Filmemachern aber weitgehend ignoriert. Es fehlte schlichtweg ein Mechanismus zur Durchsetzung der Forderungen. Zudem befand sich das Land Ende der 1920er, Anfang der 1930er in einer großen Wirtschaftskrise (Great Depression) und die US-amerikanischen Filmemacher besannen sich auf das altbewährte Rezept von Sex und Gewalt um ihre Filme verkaufen zu können.

So fand sich, ironischerweise, nach der Einführung des Codes mehr Sex und Gewalt in Kinofilmen als zuvor.


Verschärfung und Durchsetzung des Codes

Mit dem Aufkommen und der steigenden Popularität von Tonfilmen und der oben erwähnten Verschlechterung der Situtation wurde ein Mittel zur effektiven Durchsetzung des Codes dringend benötigt.

Am 13. Juni 1934 wurde daher die Production Code Administration gegründet. Von nun an mussten alle neuen Filme von diesem Büro begutachtet werden. Stand der Film im Einklang mit den Forderungen des Codes so konnte er veröffentlicht werden. Bei Verstößen wurde eine Strafe von 25.000 US-Dollar fällig und - weitaus schlimmer - er durfte nicht in den MPPDA-Kinos anlaufen, zu denen die wichtigen Premieren-Kinos gehörten. Damit wurde der Hays-Code zum Standard für Filmschaffende in den USA. So wurden Szenen, die der Code als verboten oder gefährlich ansah, erst gar nicht gedreht.

Um diese Strafen zu umgehen wurden Drehbuchautoren und Regisseure aber auch sehr kreativ in der indirekten Darstellung von Sex- oder Gewaltszenen. Zum Beispiel ließ man Gewalttaten im Off stattfinden, der Geschlechtsakt wurde symbolisch dargestellt (Schnitt zu einem Zug, der in einen Tunnel einfährt etc.).


Das Ende des Codes

Das Ende des sogenannten klassischen Hollywoodkinos (Golden Age Of Hollywood) brachte auch das Ende des Hays-Codes. Das Kino musste nun einen neuen, gefährlichen Konkurrenten bekämpfen - das Fernsehen. Dessen Erfolg trug maßgeblich zu einem enormen Zuschauerschwund in den Kinos bei.

Eine weitere Gefahr drohte durch die nach dem 2. Weltkrieg wieder aufkommende ausländische Filmindustrie, die im Gegensatz zu Hollywood nicht an den Code gebunden war.

In den 1960ern brach die Herrschaft des Codes dann auch zusehends zusammen. Eine Gerichtsentscheidung wegen des Wortes Screw im Film Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (1966) bestätigte die juristische Nicht-Durchsetzbarkeit des Codes.

Zudem mussten die übermächtigen Studios wegen Verletzung von Kartellgesetzen einen großen Teil ihrer Kinos veräußern. Die Durchsetzung des Codes wurde damit unmöglich.

Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Präsidenten der MPAA, Jack Valenti, war es dann auch, den Hays Code 1967 abzuschaffen und ein Jahr später ein freiwilliges Bewertungssystem einzuführen, welches bis heute Bestand hat.

Siehe auch


Literatur