Das Auswärtige Amt (abgekürzt AA) ist das Außenministerium der Bundesrepublik Deutschland und zuständig für die Außenpolitik sowie die deutsche EU-Politik.

Geschichte
Das Auswärtige Amt wurde 1870 als Behörde des Norddeutschen Bunds gegründet. Es wurde zunächst von einem Staatssekretär geleitet.
Zweites Kaiserreich
Im Deutschen Kaiserreich war das Auswärtige Amt ein Reichsamt, das sich federführend um die Außenpolitik kümmerte. Es entstand 1871 nach der Gründung des Kaiserreiches und hatte seinen Sitz in der Berliner Wilhelmstraße 76.
Das Reich übernahm das Auswärtige Amt vom Norddeutschen Bund in unveränderter Form als Reichsbehörde, die von einem Staatssekretär geleitet wurde. Obwohl das Auswärtige Amt nun als Behörde einer gesamtdeutschen Außenpolitik fungierte, behielten die deutschen Bundesstaaten ein beachtliches Maß an Eigenständigkeit in ihrer jeweils eigenen Außenpolitik. Bismarck prägte mit seiner Außenpolitik den weltweit guten Ruf dieses Amtes, durch seine Bündnispolitik wurde das Auswärtige Amt zu einer der meistbeachteten Behörden Deutschlands. Obwohl nach Bismarcks Entlassung unter Wilhelm II. die meisten außenpolitischen Entscheidungen vom Kaiser selbst getroffen wurden, behielt das Auswärtige Amt die Schlüsselfunktion in der Deutschen Diplomatie und stellte sogar eine gewisse Opposition gegen Wilhelms Zickzackkurs in der Außenpolitik dar.
Im Auswärtigen Amt gab es zunächst zwei Abteilungen, welche den beiden streng getrennten Laufbahnen Diplomat und Konsul entsprachen.
Abteilung I
Die erste Abteilung war die politische, die sich mit den Angelegenheiten der höheren Politik, Personalien, Generalia, Zeremonien, Ordenssachen, Etats, Kassensachen, Angelegenheiten der Schulen und Kirchen etc. beschäftigte. Leiter dieser Abteilung war ein Staatssekretär, der zugleich als ständiger Vertreter des Reichskanzlers im Auswärtigen Amt fungierte. Der Reichskanzler besaß die oberste Verantwortlichkeit in außenpolitischen Belangen, weswegen der Staatssekretär ihm gegenüber weisungsgebunden war. Stellvertreter des Staatssekretärs war wiederum ein Unterstaatssekretär.
Abteilung II
Die zweite Abteilung war für die Bearbeitung der Angelegenheiten des Handels, Verkehrs, Konsulatswesens, Staatsrechts, Zivilrechts, der Kunst und Wissenschaft, der Privatangelegenheiten Deutscher im Ausland und der Gegenstände, die das Justiz-, Polizei- und Postwesen, die Auswanderung, die Schiffsangelegenheiten, die Grenzsachen und Ausgleichungen mit fremden Staaten etc. betrafen, zuständig. Sie war dem Direktor des Auswärtigen Amtes unterstellt.
Einrichtung weiterer Abteilungen
1885 verlor die zweite Abteilung die Zuständigkeit für Rechtssachen, da eine neue Abteilung III als Rechtsabteilung aus der Taufe gehoben wurde. Fünf Jahre später folgte eine eigene Kolonialabteilung, die 1907 zum Reichskolonialamt wurde. Des Weiteren schuf man 1915 im Ersten Weltkrieg eine Abteilung IV, welche die Funktion einer Nachrichtenabteilung übernahm.
Direktoren der Kolonialabteilung | |||
Nr. | Name | Amtsantritt | Ende der Amtszeit |
---|---|---|---|
1 | Friedrich Richard Krauel | 1890 | 1890 |
2 | Paul Kayser | 1890 | 1896 |
3 | Oswald Freiherr von Richthofen | 1896 | 1898 |
4 | Gerhard von Buchka | 1898 | 1900 |
5 | Oscar Wilhelm Stübel | 1900 | 1905 |
6 | Ernst Fürst von Hohenlohe-Langenberg | 1905 | 1906 |
7 | Bernhard Dernburg | 1906 | 1907 |
Weimarer Republik
In der Weimarer Republik hatte das Auswärtige Amt den Status eines Ministeriums. Ihm stand ein Minister vor. Es ging 1919 aus dem Auswärtigen Amt des Deutschen Kaiserreichs hervor, das lediglich eine Reichsbehörde war, deren Staatssekretär gegenüber dem Reichskanzler weisungsgebunden war. Zudem besaß das Reich nun die Alleinverantwortlichkeit für die Außenpolitik. Der Name der Behörde wurde jedoch aus positiver Tradition beibehalten ("Amt"). Besonders Gustav Stresemann prägte den Charakter der Deutschen Außenpolitik in der Weimarer Republik und setzte Bismarcks Tradition in großen Teilen fort.
Nationalsozialismus
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Auswärtige Amt gleichgeschaltet und diente Hitler - als angesehenes und traditionsreiches deutsches Ministerium - für die Vorbereitung seines Angriffskrieges.
Nach Ende des 2. Weltkrieges dauerte es eine Weile, bis es 1951 in der Bundesrepublik wieder seine Arbeit aufnahm.
Bundesrepublik Deutschland
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 und der Zurückerlangung der außenpolitischen Souveränität 1951 gründete man das Amt in Bonn wieder und behielt seinerseits den Namen. Damit bekannte sich die Behörde in der Bundesrepublik - als nach eigener Ansicht mit dem Deutschen Reich identischer Staat - eindeutig zu ihrer Tradition und Kontinuität bis hin zu Bismarck.
In der DDR vertrat das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten die Außenpolitik der dortigen Regierung.
Wie in vielen anderen Bundesbehörden auch, fehlte es in der Nachkriegszeit zunächst an qualifizierten Mitarbeitern, sodass 1968 noch 520 Personen bereits seit der NS-Zeit im AA als Beschäftigte tätig waren.
Das Auswärtige Amt heute
Das Auswärtige Amt hält auf seiner offiziellen Netzpräsenz Informationen über die Außenpolitik Deutschland, sowie umfangreiche Informationen zu allen Staaten der Welt parat. Es dient damit als Behörde, die dem Bürger direkt zugänglich ist. Seinen Sitz hat es im historischen Zentrum Berlins, am Werderschen Markt, unweit dem früheren DDR-Außenministerium.
Amtsinhaber und damit Bundesaußenminister ist seit 2005 Frank-Walter Steinmeier (SPD) (siehe auch Bundesregierung). Der Bundesaußenminister ist häufig gleichzeitig Vizekanzler; diese Verknüpfung ist verfassungsrechtlich aber nicht geboten (sie galt nicht: 1949 - 1966, 1982, 1992 - 1993, seit 2005), zumal die Position des "Vizekanzlers" nach dem Grundgesetz nicht formal mit Rechten ausgestattet ist; im Kabinett wird lediglich ein Minister mit der Vertretung des Bundeskanzlers betraut.
Organisation
Neben der Zentralstelle des Auswärtigen Amtes in Berlin gibt es Auslandsvertretungen in der ganzen Welt. Aufgabe der Zentralstelle ist es laut Website, als "zentrale Schaltstelle der deutschen Diplomatie, in der außenpolitischen Analysen und Konzeptionen sowie konkrete Handlungsanweisungen für die deutschen Auslandsvertretungen erarbeitet werden", zu fungieren. Die Auslandsvertretungen -- also Botschaften und Konsulate werden dort als "Augen, Ohren und Stimme" Deutschlands bezeichnet.
Außenminister
Konrad Adenauer und Helmut Schmidt übten das Amt in Personalunion mit dem des Bundeskanzlers aus. Hans-Dietrich Genscher bekleidete es sowohl unter einer SPD- als auch unter einer CDU-Kanzlerschaft.
Staatsminister im Auswärtigen Amt
bis 1974: Parlamentarische Staatssekretäre
Staatsminister | |||
Name | Amtsantritt (Jahr) | Ende der Amtszeit (Jahr) | Partei |
---|---|---|---|
Gerhard Jahn | 1967 | 1969 | SPD |
Ralf Dahrendorf | 1969 | 1970 | FDP |
Karl Moersch | 1970 | 1974 | FDP |
Hans Apel | 1972 | 1974 | SPD |
Hans-Jürgen Wischnewski | 1974 | 1976 | SPD |
Klaus von Dohnanyi | 1976 | 1981 | SPD |
Hildegard Hamm-Brücher | 1976 | 1982 | FDP |
Peter Corterier | 1981 | 1982 | SPD |
Alois Mertes | 1982 | 1985 | CDU |
Jürgen W. Möllemann | 1982 | 1987 | FDP |
Lutz Stavenhagen | 1985 | 1987 | CDU |
Irmgard Adam-Schwaetzer | 1987 | 1990 | FDP |
Helmut Schäfer | 1987 | 1998 | FDP |
Ursula Seiler-Albring | 1990 | 1994 | FDP |
Werner Hoyer | 1994 | 1998 | FDP |
Ludger Volmer | 1998 | 2002 | Bündnis 90/Die Grünen |
Günter Verheugen | 1998 | 1999 | SPD |
Christoph Zöpel | 1999 | 2002 | SPD |
Hans Martin Bury | 2002 | 2005 | SPD |
Kerstin Müller | 2002 | 2005 | Bündnis 90/Die Grünen |
Gernot Erler | 2005 | heute | SPD |
Günter Gloser | 2005 | heute | SPD |
Beamtete Staatssekretäre im Auswärtigen Amt
Staatssekretäre | |||
Name | Amtsantritt (Jahr) | Ende der Amtszeit (Jahr) | Partei |
---|---|---|---|
Walter Hallstein | 1951 | 1958 | CDU |
Hilger van Scharpenberg | 1958 | 1961 | |
Karl Carstens | 1960 | 1966 | CDU |
Rolf Lahr | 1961 | 1969 | |
Klaus Schütz | 1966 | 1967 | SPD |
Georg Ferdinand Duckwitz | 1967 | 1970 | |
Günther Harkort | 1969 | 1970 | |
Sigismund Freiherr von Braun | 1970 | 1973 | |
Paul Frank | 1970 | 1974 | FDP |
Hans-Georg Sachs | 1973 | 1975 | |
Walter Gehlhoff | 1974 | 1977 | |
Peter Hermes | 1975 | 1979 | |
Günther van Well | 1977 | 1981 | |
Hans Werner Lautenschlager | 1979 | 1984 | |
Berndt von Staden | 1981 | 1983 | |
Andreas Meyer-Landrut | 1983 | 1987 | |
Jürgen Ruhfus | 1984 | 1987 | |
Jürgen Sudhoff | 1987 | 1990 | |
Hans Werner Lautenschlager | 1987 | 1993 | |
Dieter Kastrup | 1990 | 1995 | |
Jürgen Trumpf | 1993 | 1994 | |
Hans-Friedrich von Ploetz | 1994 | 1998 | CDU |
Peter Hartmann | 1995 | 1998 | |
Gunther Pleuger | 1998 | 2002 | |
Wolfgang Ischinger | 1998 | 2001 | |
Jürgen Chrobog | 2001 | 2005 | |
Klaus Scharioth | 2002 | heute | |
Georg Boomgaarden | 2005 | heute |
Anschrift
Adresse | Postanschrift |
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Auswärtiges Amt Werderscher Markt 1 10117 Berlin |
Auswärtiges Amt 11013 Berlin |
Telefon 030-5000-0
Notruf (außerhalb der Dienstzeiten) 030-5000-2000
Telefax 030-5000-3402
Siehe auch
Literatur
- Jens Ruppenthal: Die Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt der Weimarer Republik. In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hg.) „... Macht und Anteil an der Weltherrschaft.“ Berlin und der deutsche Kolonialismus. Unrast-Verlag. Münster 2005, ISBN 3-89771-024-2
Weblinks
- Offizielle Website
- Ludwig Biewer, Überblick über die Geschichte des Auswärtigen Amtes (PDF-Format)
- 3D Rekonstruktion des historischen Gebaeudes
- Das Auswärtige Amt im Dritten Reich