Tschalga

bulgarischer Musikstil
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Popfolk (bulgarisch попфолк) oder Tschalga (чалга) ist die bulgarische Variante einer seit den 1980er Jahren aufkommenden, länderübergreifenden Musikrichtung, die unter verschiedenen Namen Verbreitung findet (Ex-Jugoslawische Nachfolgestaaten: Turbo-Folk, Rumänien: Manele, Albanien: Tallava, Griechenland: Laiko, Türkei: Arabesk). In Bulgarien ist Popfolk seit den 1990er Jahren die erfolgreichste Form der populären Musik. Charakteristisch ist ein "Kiuchek" genannter, synkopierter Rhythmus, eine meist elektronische Musikproduktion mit solistischen Instrumentalpassagen sowie Melodien und Einflüsse sowohl traditioneller bulgarischer Musik als auch anderer musikalischer Stilrichtungen des Balkans, arabischer und türkischer Musik sowie Musik der Roma). Das Hauptthema vieler Songs sind die Liebe oder verletzte Gefuehle, aber es handelt auch von Alltagsthemen. Das Themenkreis der Lieder bildete sich im Klima des wirtschaftlichen und politischen Wandels der 1990er Jahre heraus. Schliesslich sind manche Songs jedoch provokativ(z.B.es handelt um Sex, oder es wird zu viel Haut in den Clips gezeigt, oder ihren Textinhalt ergibt wenig Sinn), deshalb wurden sie auch stark kritisiert. Dennoch stellt Chalga bzw. Popfolk auch eine Gegenbewegung dar zu nationalistischen (auch von offizieller Seite geäußerten) Kulturvorstellungen und wirkt somit auch als Institutionskritik. Grenzübergreifende Kollaboration, Integration von Roma und Homosexuellen, Akzeptanz von Crossdressing und offenes Bekenntnis zur Gleichwertigkeit kultureller Einflüsse sind Charakteristika einer tatsächlich gelebten Toleranz.

Bekannte Vertreterinnen des Genres sind Ivana (Ивана), Desi Slava (Деси Слава), Emilia (Емилия Вълева), Preslawa (Пρеслава), Anelija (Анелия), Marija (Мария), Gloria (Глория) und Sofi Marinowa (Софи Маринова). Einer der populärsten männlichen Interpreten ist Azis (Азис).

Das wichtigste bulgarische Popfolk-Label Payner (Пайнер) begann als Vertrieb von Musikkassetten. Heutzutage handelt es sich um ein großes mittelständisches Unternehmen, dass bereits vor dem Wandel der westlichen Musikindustrien auf 360-Grad-Auswertung, also Kontrolle der gesamten Verwertungskette setzte. So sind bei Payner die Künstler, Produzenten und Autoren unter Vertrag, das Unternehmen organisiert Vertrieb und Verkauf von CDs in eigenen Läden, betreibt den Musikkanal Planeta Payner (Планета Пайнер), eine Kette von Musikclubs in ganz Bulgarien und organisiert neben regulären Auftritten Tourneen, die regelmäßig Stadien in mehreren Städten füllen.

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