Intensivtransportwagen

Fahrzeug zum Transport von Patienten mit intensivmedizinischer Betreuung
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Ein Intensivtransportwagen (ITW) ist ein Fahrzeug des Rettungsdienstes und dient zur Verlegung von intensivpflichtigen Patienten zwischen Intensivstationen verschiedener Krankenhäuser.

Intensivtransportwagen des ASB Münster
Fahrzeugdaten
Besatzung: 1 Notarzt/-ärztin (Intensiv- mediziner/-in), 1 Fachkrankenpfleger/-in oder Krankenpfleger/-schwester mit Intensiverfahrung und gleichzeitiger Qualifikation als Rettungsassistent/-in, 1 Fahrer (oft ebenfalls Rettungsassistent/-in)
Verwendet bei: Besonders dringenden interklinischen Verlegungen v. Intensivpatienten
Ausstattung: DIN EN 1789 Typ C

Fahrzeuge

Als Fahrzeuge werden größere Fahrzeuge als im Notarztdienst (Notarztwagen, NAW) eingesetzt: Insbesondere werden üblicherweise längere Fahrgestelle eingesetzt. So kommen zum Beispiel in Bayern Transporter vom Typ Mercedes-Benz Vario mit langem Radstand zum Einsatz.

Geschichte

Noch in den 80er Jahren wurden Intensivpatienten, soweit sie aufgrund der bestehenden logistischen Systeme überhaupt transportfähig waren, mittels genormter Standardrettungsmittel wie Rettungswagen/ Notarztwagen oder Ambulanzhubschrauber unter intensivmedizinisch teils bedenklichen Umständen verlegt. Dies hat sich in den vergangen Jahren nicht zuletzt dank einer innovativer Medizin- und Fahrzeugtechnologie zum Positiven geändert. 1987 begann der Arbeiter-Samariter-Bund als erstes mit dem Interhospitaltransfer von Intensivpatienten. Er entwickelte aus einem Großraumbus ein sogenanntes „Intensivmobil“.

Ausrüstung

Datei:Itw-münster ausrüstung.jpg
Typische Ausrüstung eines ITW für eine Intensivverlegung

Der größere Innenraum bietet mehr Arbeitsraum für die Besatzung und ermöglicht es, die zahlreichen zusätzlich mitgeführten intensivmedizinischen Geräte, die das Fahrzeug zu einer rollenden Intensivstation machen, unterzubringen.

Dabei ist das Intensiv-Beatmungsgerät besonders zu erwähnen, das differenzierte Beatmungsmuster ermöglicht. Zum Einsatz kommen dabei Geräte vom Typ Servo 300 und Evita, die bei Bedarf über einen Akkusatz betrieben werden können und so Bett-zu-Bett-Verlegung mit kontinuierlichem Einsatz des Beatmungsgerätes ermöglichen. Dazu verfügen die Geräte über mobile Druckluft- und Sauerstoffflaschen.

Im Fahrzeug kann das Beatmungsgerät über einen 220V-Generator, beispielsweise eine Dynawatt-Anlage, der auf die Motorwelle geschaltet wird, über das Stromnetz betrieben werden. Druckluft kann von modernen ITW über eine sogenannte Air-Pump, einen Druckluft-Kompressor, bei Bedarf selbst erzeugt und in einem Drucklufttank im Fahrzeug gespeichert werden.

Zusätzlich verfügt ein ITW über einen Monitor zur Überwachung der Herzfrequenz mit einem Drei-Kanal-EKG, der Sauerstoffsättigung des Blutes über ein Pulsoxymeter, Möglichkeiten der nicht-invasiven (NIBP) und invasiven Blutdruckmessung sowie zur Messung des ZVD. Auch die Möglichkeit zur Kapnometrie besteht.

Teilweise werden auch NO-Vernebler und sogenannte Burn-Packs für Schwerstbrandverletzte vorgehalten.

Ansonsten wird die typische Ausstattung eines NAW, teils in größeren Mengen oder mit zusätzlichen Alternativ-Produkten, vorgehalten: Das Fahrzeug verfügt damit zusätzlich zum Intensivrespirator über ein Notfallbeatmungsgerät, wie zum Beispiel einem Medumat Electronic, 12-Kanal-EKG mit integriertem wahlweise manuellen oder halb-automatischen Defibrillator mit Schrittmacheroption, beispielsweise Lifepack 12, zahlreiche Spritzenpumpen, Schaufeltrage, Vakuummatratze usw. Selbstverständlich sind auch Notfallkoffer an Bord. Die Ausrüstung ist sowohl für Erwachsenen als auch Kinder ausgelegt.

Auf den Rettungswachen stehen zusätzlich Transportinkubatoren bereit, die zur Verlegung schwerkranker Neugeborener genutzt werden können.

Personal

Die Besatzung besteht aus einem erfahrenen Intensivmediziner, einem Rettungsassistenten mit entsprechender Zusatzqualifikation und einem Fahrer, der häufig auch Rettungsassistent oder Intensivpfleger ist. Die meisten Organisationen beschäftigen im Intensivtransport Mitarbeiter, die zusätzlich auch Fachkrankenpfleger intensiv oder Anästhesie sind.

Die ITW werden von den Hilfsorganisationen betrieben. Sie stellen auch das nicht-ärztliche medizinische Personal. Die Ärzte werden von großen Universitätskliniken oder akademischen Lehrkrankenhäusern gestellt und verfügen über langjährige Erfahrung auf der Intensivstation.

In München zum Beispiel sind zwei ITW im Dienst, die beide vom Arbeiter Samariter Bund betrieben werden. Einer davon ist am städtischen Krankenhaus Neuperlach (akademisches Lehrkrankenhaus) stationiert, der andere am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Kliniken stellen dabei jeweils für "ihren" ITW den Arzt.

Einsätze

ITW werden hauptsächlich zur Verlegung zwischen Krankenhäusern herangezogen. Sie sind dabei auf der kurzen Distanz im Einsatz, die der Intensivtransporthubschrauber nicht sinnvoll übernehmen kann und auf der langen Distanz für Patienten, die im Hubschrauber nicht sinnvoll verlegt werden können oder für die der Einsatz eines Hubschraubers zu aufwändig wäre.

Aufgrund seiner Ausrüstung und der Qualifikation der Besatzung kann der ITW auch als Notarztwagen eingesetzt werden. Wegen der im Vergleich zum regulären Notarztdienst meist längeren Vorlaufzeiten wird diese Option jedoch seltener genutzt. Viele ITW sind im Bereich des Katastrophenschutzes beim Bundesinnenministerium gemeldet und führen daher auch BOS-Funk mit sich. Sie können so zum Beispiel auf Autobahnen durchaus als Helfer für den Erstangriff bei Unfällen eingesetzt werden. Der eigentliche Transport der Verletzten wird dann aber häufig von ortsansässigen, "geländekundigen" Rettungskräften übernommen.

Im Rettungsdienstbereich München können die beiden dort stationierten ITW auch Transporte zusammen mit der sogenannten Rettungszelle, einem Spezialcontainerfahrzeug der Berufsfeuerwehr München, das Krankenbetten aufladen kann, übernehmen.

In anderen Gegenden wird mit ITW-Fahrzeugen experimentiert, die unmittelbar mit dem Krankenbett beladen werden können. Man erhofft sich so, die für den Patienten belastenden Umlagerungsvorgänge zu ersparen. Allerdings ist in normalen Fahrzeugen das Platzangebot durch das sehr breite Krankenbett deutlich eingeschränkt, so dass die Versorgung des Patienten im Fahrzeug erschwert ist.

Kosten

Die Kosten für den Einsatz eines ITW tragen in der Regel die Krankenkassen. In einigen Bundesländern ist die Aufnahme des Intensivtransportwagen in das Rettungsdienstgesetz beantragt. In Bayern werden dem Betreiber des ITW die Betriebskosten über den Rettungszweckverband Bayern erstattet.