Kronprinz (Schiff, 1867)

Panzerschiff der kaiserlichen Marine
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. November 2012 um 23:15 Uhr durch SteKrueBe (Diskussion | Beiträge) (Panzerung und Schutz: Ergänzung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die SMS Kronprinz war ein Panzerschiff der Kaiserlichen Marine. Es war das erste größere Panzerschiff, das seinerzeit noch die Marine des Norddeutschen Bundes in Dienst stellen konnte. Die 1866/67 in London gebaute Kronprinz wurde im Deutsch-Französischen Krieg und zeitweise für diplomatische Einsätze im Mittelmeer eingesetzt. Sie blieb bis 1892 im aktiven Dienst. Danach fand das Schiff bis zum Ende des Ersten Weltkrieges als Maschinenschulhulk Verwendung.

SMS Kronprinz
Die Kronprinz im Jahr 1876
Die Kronprinz im Jahr 1876
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp Panzerschiff
Klasse Einzelschiff
Bauwerft Samuda Brothers, London
Baukosten 6.287.000 Mark
Stapellauf 6. Mai 1867
Indienststellung 19. September 1867
Verbleib 1921 in Rendsburg abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 89,44 m (Lüa)
88,2 m (KWL)
Breite 15,2 m
Tiefgang (max.) 7,85 m
Verdrängung Konstruktion: 5.767 t
Maximal: 6.760 t
 
Besatzung 541 Mann
Maschinenanlage
Maschine 8 Kofferkessel
2-Zyl.-Dampfmaschine
indizierte
Leistung
Vorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
4.870 PS (3.582 kW)
Höchst­geschwindigkeit 14,7 kn (27 km/h)
Propeller 1 zweiflügelig Ø 6,5 m
Takelung und Rigg
Takelung Bark
Anzahl Masten 3
Segelfläche 1.980 m²
Bewaffnung
  • 2 × Rk 21,0 cm L/22
  • 14 × Rk 21,0 cm L/19 (insgesamt 1.656 Schuss)

später zusätzlich:

Panzerung
  • Gürtel: 76–124 mm auf 254 mm Teak
  • Batterie: 114–121 mm auf 254 mm Teak
  • Kommandoturm: 30–50 mm

Geschichte

Entwicklung und Bau

Der zu Beginn der 1860er Jahre einsetzende Bau von Panzerschiffen, beginnend mit der französischen La Gloire und der britischen HMS Warrior, und die ersten Einsätze gepanzerter Schiffe im Amerikanischen Bürgerkrieg veranlassten die Preußische Marine, 1863 selbst einen Monitor, die spätere SMS Arminius, bei der Londoner Werft Samuda Brothers zu bestellen, der im Jahr 1865 abgeliefert wurde.[1] Im selben Jahr kaufte die Marine zusätzlich das Panzerfahrzeug SMS Prinz Adalbert aus französischer Produktion, das sich jedoch als wenig brauchbar erwies.[2] Ein weiterer Ausbau der Flotte war notwendig, da sich die Marine mit den wenigen vorhandenen Einheiten nicht in der Lage befand, die preußische Küste zu verteidigen.[3] So legte die preußische Regierung ebenfalls im Jahr 1865 dem Landtag einen Flottenplan zur Abstimmung vor. Dieser sah vor allem den Bau weiterer Panzerschiffe vor, wurde jedoch abgelehnt.[4] Der Marinehaushalt wurde daraufhin am 4. Juli durch einen königlichen Erlass festgesetzt. In ihm waren 750.000 Taler für den Panzerschiffsbau enthalten. Mit diesen Mitteln plante das Marineministerium die Anschaffung von zunächst zwei Panzerfregatten. Dabei bevorzugte es den Bau im Ausland, da die deutschen Werften nicht als ausreichend erfahren erschienen. So wurde am 9. Januar 1866 in Frankreich ein gerade auf Kiel gelegtes Panzerschiff angekauft und später als SMS Friedrich Carl in Dienst gestellt.[5]

 
Panzerfregatte Kronprinz nach dem Stapellauf auf der Themse, Illustration aus Illustrirten Zeitung vom 1. Juni 1867

Das zweite Schiff, die spätere Kronprinz, bestellte die Marine am 13. Januar 1866 bei Samuda Brothers auf der Isle of Dogs in London. Dabei übernahm sie einen Entwurf des britischen Konstrukteurs Edward James Reed für ein Zentralbatterieschiff.[6] Obwohl dieser den französischen Plänen der Friedrich Carl stark ähnelte und beide Schiffe in der zeitgenössischen Presse auch als Schwesterschiffe gesehen wurden,[7] handelte es sich tatsächlich bei beiden um Einzelschiffe.[8] Samuda Brothers legte den Neubau am 1. Februar 1866 auf Kiel. Der Stapellauf erfolgte am 6. Mai 1867 in Gegenwart des preußischen Gesandten in London, Albrecht von Bernstorff, dessen Fau die Taufe des Schiffes vornahm. Der Bau war dabei bereits weit fortgeschritten.[3] Bereits am 10. Januar 1867 war von König Wilhelm der Titel des Thronfolgers, Kronprinz, als Name für das Schiff festgelegt worden. Nur wenige Monate nach dem Stapellauf, am 6. August, begann die Werft mit ersten Probefahrten, während der auch Beamte des preußischen Marineministeriums anwesend waren. Die Kronprinz konnte am 19. September von der Werft übernommen und als erstes großes Panzerschiff der deutschen Marine offiziell in Dienst gestellt werden. Allerdings traf die Besatzung erst später in London ein, nachdem sie von der SMS Hertha nach Portsmouth gebracht worden war. Die Kronprinz konnte am 24. Oktober die Werft in Richtung Kiel verlassen und traf dort vier Tage später ein.[6] Nach weiteren Probefahrten, bei denen sich die Kronprinz als sehr gutes Seeschiff mit einer guten Manövrierfähigkeit erwies,[9] wurde das Schiff am 1. November wieder außer Dienst gestellt. Die anschließende Fertigstellung und Ausrüstung der Kronprinz zog sich – unter anderem wegen Lieferschwierigkeiten der Essener Firma Krupp, welche die Geschütze und Lafetten lieferte – bis zum Frühjahr 1869 hin.[6]

Einsatz

 
Lithografie der Kronprinz aus Illustrirten Zeitung vom 21. März 1868

In der Marine des Norddeutschen Bundes

Die Kronprinz wurde am 11. Mai 1869 wieder in Dienst gestellt.[6] Ab Anfang August gehörte sie zum unter Vizeadmiral Eduard Jachmann gebildeten Panzer-Übungsgeschwader, das neben der Kronprinz die Friedrich Carl und die als Flaggschiff dienende SMS König Wilhelm sowie den Aviso SMS Preußischer Adler umfasste. Die Kronprinz lief am 8. August nach England, um in einem dortigen Dock den Bewuchs am Schiffsboden entfernen zu lassen. Sie traf am 30. August in Kiel wieder mit dem Geschwader zusammen, das inzwischen für die folgenden Übungen um die SMS Niobe, die Schulschiffe SMS Hela und SMS Musquito, den Aviso SMS Grille und die Kanonenboote SMS Cyclop und SMS Scorpion verstärkt worden war. Bis zum 2. September führte das Übungsgeschwader unter dem Befehl des Prinzen Adalbert von Preußen Manöver in der Ostsee durch. Es wurde am 10. September aufgelöst[10] und die Kronprinz am 25. September außer Dienst gestellt.[6]

Die nächste aktive Zeit begann für die Kronprinz am 30. April 1870. Bereits wenige Wochen später, am 17. Mai, musste das Panzerschiff gemeinsam mit der Cyclop die Friedrich Carl nach Kiel einschleppen.[6] Diese war, obwohl sich ein dänischer Lotse an Bord befand, auf dem Weg nach England bei Langeland im Großen Belt aufgelaufen. Die Friedrich Carl konnte sich mittels Warpanker selbst befreien, war jedoch manövrierunfähig, da bei dem Unfall ihr Propeller schwere Schäden erlitten hatte. Eine Reparatur des Propellers war in Deutschland nicht möglich, weshalb das Schiff von der Kronprinz von Kiel weiter nach Portsmouth geschleppt wurde.[11] Beide Schiffe trafen dort am 2. Juni ein. Während die Friedrich Carl an die Werft ging, lief die Kronprinz nach Plymouth weiter.[6] Dort lag bereits das angekaufte, ehemals britische Linienschiff SMS Renown vor Anker. Am 16. Juni erreichte zudem das Kanonenboot SMS Delphin und drei Tage später[12] König Wilhelm, Prinz Adalbert und die nicht völlig wiederhergestellte Friedrich Carl den Hafen. Das Übungsgeschwader, das am 1. Juli offiziell aus den Panzerschiffen gebildet wurde, blieb zunächst in Plymouth, da die König Wilhelm während der Fahrt durch die Nordsee einen Maschinenschaden erlitten hatte und zunächst repariert werden musste.[13] Am 22. Juni traten die Renown und die Delphin den Marsch nach Kiel an.[12] Die Panzerschiffe verließen Plymouth am 10. Juli und nahmen Kurs auf den Atlantik. Die Prinz Adalbert wurde unterdessen nach Dartmouth befohlen, da erste Gerüchte von einem drohenden Krieg mit Frankreich aufgekommen waren und genauere Informationen von der deutschen Botschaft in London erwartet wurden. Das Übungsgeschwader kehrte am Westausgang des Ärmelkanals um und nahm am 13. Juli die Prinz Adalbert wieder auf. Diese brachte die offizielle Kriegswarnung der Reichsregierung mit, woraufhin das Geschwader zügig in die Heimat zurückkehrte und dort am 16. Juli ankam.[14] Beim Marsch durch die Nordsee musste die Prinz Adalbert dabei von der Kronprinz in Schlepp genommen werden, da sie die Geschwindigkeit des Verbandes nicht halten konnte.[6]

Deutsch-Französischer Krieg

 
Vizeadmiral Eduard Jachmann, Befehlshaber des deutschen Panzergeschwaders im Deutsch-Französischen Krieg

Mit dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges wurden die vorhandenen Schiffe der Marine zur Küstenverteidigung in der Nord- und der Ostsee eingesetzt und erhielten verschiedene Liegehäfen zugewiesen. Die drei großen Panzerschiffe lagen auf der Außenjade, jedoch war von ihnen lediglich die Kronprinz voll einsatzfähig.[15] Nachdem am 5. August fälschlich zwei französische Panzerschiffe mit Kurs auf Dänemark in der Nordsee gemeldet wurden, unternahm Jachmann mit dem ihm unterstellten Panzergeschwader einen Vorstoß bis auf die Höhe des Limfjords, ohne dabei auf feindliche Schiffe zu treffen. Wenige Tage später erschien die französische Mittelmeerflotte unter dem Kommando von Vizeadmiral Martin Fourichon in der Deutschen Bucht. Fourichon kreuzte mit seinem aus acht Panzerschiffen sowie vier ungepanzerten Korvetten und Avisos bestehenden Verband vor der deutschen Küste und erklärte am 12. August offiziell deren Blockade.[16] Ein für diesen Tag geplanter Vorstoß der deutschen Schiffe unterblieb, da ihre Kommandanten, Ludwig Henk (König Wilhelm), Gustav Klatt (Friedrich Carl) und Reinhold Werner (Kronprinz), bei Vizeadmiral Jachmann gegen einen Angriff auf den überlegenen französischen Verband eintraten.[17] In der Folge lief Werner mit der Kronprinz jedoch mehrfach aus, um eigenständig gegen die Blockadeschiffe vorzugehen, geriet dabei aber in keine größeren Gefechte.[16] Am 11. September unternahm das Panzergeschwader einen Vorstoß bis nach Helgoland, traf dabei aber keine französischen Schiffe an. Diese hatten am Vortag von den Deutschen unbemerkt die Blockade beendet und sich nach Cherbourg zurückgezogen. Die deutschen Panzerschiffe lag jedoch weiterhin auf der Außenjade in Bereitschaft.[18]

Die Kronprinz lief Mitte Dezember in Wilhelmshaven ein, um dort in einem Trockendock eine Bodenreinigung und eine Maschinenreparatur durchführen zu lassen. Die Arbeiten waren Mitte Januar 1871 beendet. Auf einen Vorschlag Werners hin erhielt die Kronprinz den Befehl, Cherbourg anzugreifen. Das Schiff sollte die dortigen Schleusentore zerstören, im Hafen befindliche Schiffe per Rammstoß versenken und die Forts beschießen.[19] Als Auslauftermin war der 3. Februar festgesetzt worden. An diesem Tag traf in Wilhelmshaven jedoch die Meldung des Waffenstillstandes ein und die Aktion gegen Cherbourg wurde abgesagt. Für ihren letzten Einsatz während des Krieges wurde die Kronprinz am 27. März 1871 herangezogen. Sie hatte bei Glückstadt die Verschiffung von insgesamt 20.000 französischen Kriegsgefangenen zu überwachen.[20]

In der Kaiserlichen Marine

Die Kronprinz verließ Wilhelmshaven am 30. April in Richtung Kiel. Von dort aus lief das Schiff nach Danzig weiter und brachte die SMS Thetis im Schlepp nach Kiel. Ein ähnlicher Einsatz erfolgte im Juni 1871, als die Kronprinz gemeinsam mit der Cyclop und der Preußischer Adler ein Schwimmdock von Swinemünde ebenfalls nach Kiel schleppte. Am 23. August erfolgte die vorübergehende Außerdienststellung des Schiffs.[20]

Knapp vier Monate später, am 19. Dezember 1871, kam die Kronprinz wieder in Dienst.[21] Sie sollte im Verband mit den Korvetten SMS Elisabeth, SMS Vineta, SMS Gazelle und SMS Augusta, den Kanonenbooten SMS Albatross und SMS Comet sowie der als Flaggschiff Vizeadmiral Jachmanns vorgesehenen Friedrich Carl nach Brasilien laufen, um diplomatischen Druck auf die brasilianische Regierung auszuüben. Diese weigerte sich, Matrosen der SMS Nymphe freizulassen, die im Oktober 1871 nach einer Schlägerei in Rio de Janeiro festgenommen worden waren. Die Reichsregierung ließ das Vorhaben fallen, als Brasilien den deutschen Forderungen entsprach.[22] Die Kronprinz wurde daher am 22. Januar 1872 wieder außer Dienst gestellt. Um das Schiff bei Bedarf zügig wieder in Betrieb nehmen zu können, blieb eine verkleinerte Stammbesatzung der Kronprinz zugeteilt, die aber nicht auf der Panzerfregatte, sondern an Land stationiert war. Ein solcher Bedarfsfall trat im November 1873 ein, als deutsche Schiffe vor der spanischen Küste im Einsatz waren. Sie sollten durch die Kronprinz verstärkt werden, weshalb Vorbereitungen zur Indienststellung getroffen wurden. Zu einem Einsatz kam das Panzerschiff jedoch nicht.[20]

 
Übungsgeschwader mit der Kronprinz, Friedrich Carl und Ariadne bei Danzig. Holzstich aus der Illustrirten Zeitung vom 26. September 1874

Die nächste Indiensthaltungsperiode der Kronprinz begann am 19. Mai 1874. Sie diente als Flaggschiff des Übungsgeschwaders unter Konteradmiral Henk, zu dem in diesem Jahr die SMS Ariadne, die Friedrich Carl und die Albatross gehörten. Die Schiffe führten zunächst einzeln, ab dem 6. Juni im Verband Übungen durch. Am 28. Juni lief das Geschwader zu einer Übungsfahrt in den Atlantik aus, um die Hochseefähigkeit der Schiffe zu testen. Dabei diente es vor der Isle of Wight dem deutschen Kronprinzenpaar für repräsentative Aufgaben.[20] Nach dem Willen Otto von Bismarcks sollte das Geschwader anschließend die baskische Küste anlaufen und dort Flagge zeigen, nachdem ein deutscher Kriegsberichterstatter im Baskenland erschossen worden war. Auf Befehl des Chefs der Admiralität, Albrecht von Stosch, kehrte der Verband jedoch in die Heimat zurück und erreichte am 29. Juli Kiel.[23] Lediglich die Albatross wurde nach Spanien entsandt und im Geschwader durch die Grille ersetzt. Im August unternahm der Verband Übungsfahrten in der Ostsee und wurde im Anschluss aufgelöst, die Kronprinz schließlich am 13. Oktober in Wilhelmshaven wieder außer Dienst gestellt.[20]

Auch im Jahr 1875 gehörte die Kronprinz wieder zum Übungsgeschwader. Die Rolle des Flaggschiffs übernahm die König Wilhelm. Ab dem 3. Juni fanden Übungen in der westlichen Ostsee, später in der Danziger Bucht statt.[24] In Swinemünde starb am 25. Juli der Kommandant der Kronprinz, Kapitän zur See Paul Grapow, infolge eines Herzinfarktes.[20] Das Übungsgeschwader kehrte im August nach Kiel zurück und hielt, verstärkt durch weitere Schiffe, eine Parade vor Kaiser Wilhelm I. ab.[24] Am 15. Oktober endete für die Kronprinz die Indiensthaltungsperiode.[21]

 
Die Kronprinz im Sturm auf der Nordsee. Holzstich aus der Illustrirten Zeitung vom 7. April 1877

Die Indienststellung im Jahr 1876 erfolgte am 1. Mai. Die Kronprinz war wieder für den Dienst im Übungsgeschwader vorgesehen. Die unruhige Lage im Osmanischen Reich nach Ausbruch des Aprilaufstandes und die Ermordung des deutschen und des französischen Konsuls in Thessaloniki am 6. Mai führten am 15. Mai zum Berliner Memorandum, einem Abkommen über die territoriale Integrität des Osmanischen Reiches zwischen Deutschland, Russland und Österreich-Ungarn, dem sich auch Frankreich und Italien anschlossen. In dessen Folge forderte von Bismarck die Entsendung eines Panzerschiffgeschwaders in das Mittelmeer. Am 22. Mai liefen daher die Kronprinz, die Friedrich Carl, die SMS Kaiser und die SMS Deutschland sowie die SMS Pommerania unter dem Kommando von Konteradmiral Karl Ferdinand Batsch aus Wilhelmshaven aus. Über Plymouth, Gibraltar und Valletta erreichten die Schiffe am 25. Juni Thessaloniki, wo sich Schiffe aus allen Unterzeichnerstaaten des Berliner Memorandums und auch britische Einheiten aufhielten. Am 23. August kehrten die beiden Schiffe der Kaiser-Klasse in die Heimat zurück, während die Kronprinz und die Friedrich Carl noch im Mittelmeer blieben.[25] Am 20. Dezember trat die Kronprinz die Heimreise an.[20] Dabei geriet sie am Abend des 30. Januar 1877[26] in der Deutschen Bucht in einen schweren Sturm. Im hohen Wellengang der Nordsee legte sich das Schiff weit über, erlitt starke Wassereinbrüche und verlor sowohl den Kutter[27] als auch den Klüverbaum. Am 31. Januar erreicht die Panzerfregatte Wilhelmshaven, wo sie bis zum Herbst 1877 repariert wurde.[20]

Die Kronprinz war in den Jahren 1879, 1881 und 1882 während des Sommers in Dienst und gehörte jeweils dem Übungsgeschwader an. Die Manöver verliefen jeweils ohne besondere Vorkommnisse.[20] Während der Übungen des Jahres 1883 stattete der neue Chef der Admiralität, Generalleutnant Leo von Caprivi, dem Verband einen ersten Besuch ab. Zudem fanden erstmals auch Übungen der Panzerschiffe mit Torpedos statt.[28] Nach dem Ende der Manöver wurde die Kronprinz am 27. September 1883 in die Reserve versetzt.[21]

Die letzte Dienstzeit als aktives Kriegsschiff begann für die Kronprinz am 1. Oktober 1891. Entgegen der bisherigen Praxis wurde das Manövergeschwader in diesem Jahr nicht im Herbst aufgelöst, sondern blieb auch während des Winters im Dienst. Das Geschwader unternahm im Winter eine Fahrt nach Schottland und Norwegen.[29] Während der Manöver im August und September 1892, die mit 19 Schiffen und 28 Torpedobooten durchgeführt wurden, kam die von Alfred Tirpitz ausgearbeitete neue Flottentaktik zur Anwendung.[30] Die Kronprinz blieb bis zum 4. Oktober 1892 im Dienst. An diesem Tag wurde sie in Wilhelmshaven letztmals außer Dienst gestellt.[29]

Verbleib

Die Kronprinz sollte 1894 auf Befehl Wilhelms II. gemeinsam mit der Friedrich Carl an die Germaniawerft verkauft, von dieser modernisiert und dann an China weiterverkauft werden. Die Einnahmen sollten dem Kreuzerneubau zugute kommen. Die notwendige Zustimmung des Reichstages erschien jedoch sehr unwahrscheinlich, da sich China im Krieg mit Japan befand und ein kriegsführender Staat nicht mit Kriegsgerät beliefert werden sollte. Zudem waren beide Schiffe völlig überholt. Auch nach einer Modernisierung wären sie selbst für Ostasien zu langsam gewesen. Das Vorhaben unterblieb daher.[29]

In den folgenden Jahren blieb die Kronprinz ohne Verwendung. Am 22. August 1901 erfolgte schließlich ihre Streichung aus der Liste der Kriegsschiffe. Das Schiff diente nach einem entsprechenden Umbau ab dem 1. August 1902 als Hulk für die Maschinisten- und Heizerausbildung.[29] Am 3. Oktober 1921 kaufte schließlich eine Bonner Firma die Kronprinz für 5.000.000 Mark und ließ sie anschließend in Rendsburg abwracken.[9]

Technik

Die Kronprinz besaß einen in Quer- und Längsspantenbauweise ausgeführten Eisenrumpf. Dieser war durch Querschotten in neun wasserdichte Abteilungen unterteilt und besaß auf 43 Prozent seiner Länge einen Doppelboden, um eine höhere Sinksicherheit zu erhalten.[9] Das Panzerschiff war insgesamt 89,44 m lang, wobei die Konstruktionswasserlinie 88,2 m maß, und 15,2 m breit. Die Konstruktionsverdrängung wurde beim Bau amtlich mit 5.480 t angegeben, tatsächlich lag sie bei 5.767 t. Das einsatzbereite Schiff verdrängte insgesamt 6.760 t und verfügte dann über einen Tiefgang von 7,85 m vorn und 7,45 m achtern.[31]

Eine elektrische Ausrüstung erhielt das Panzerschiff erst zu Beginn der 1880er Jahre. Dazu gehörten auch drei Generatoren mit einer Gesamtleistung von 30 kW. Das Bordnetz arbeitete mit einer Spannung von 65 V.[9]

Antriebsanlage

Die Kronprinz verfügte über eine dampfgetriebene Maschinenanlage. Zur Dampferzeugung befanden sich acht Kofferkessel mit einer Gesamtheizfläche von 1.688 m² an Bord. Diese besaßen jeweils vier Feuerungen, erzeugten einen Dampfdruck von 2 atü und waren auf zwei hintereinanderliegende Kesselräume verteilt. Die zweizylindrige Dampfmaschine mit einfacher Dampfdehnung war liegend in einem separaten Maschinenraum untergebracht und leistete 4.870 PSi. Sie trieb über eine Welle den zweiflügeligen Propeller mit einem Durchmesser von 6,5 m an.[9] Die Maschine ermöglichte der Kronprinz eine Höchstgeschwindigkeit von 14,7 kn und übertraf damit deutlich die konstruktiv geforderten 13,5 kn. Das Panzerschiff führte als Brennstoff maximal 646 t Kohle mit und konnte mit diesem Vorrat eine Strecke von 3.220 sm mit einer Geschwindigkeit von 10 kn zurücklegen.[31]

Zusätzlich zur Maschinenanlage besaß die Kronprinz auch eine Takelage. Sie war als dreimastige Bark mit einer Segelfläche von 1.980 m² geriggt.[9] Die Masten bestanden aus Eisen und waren hohl. Sie dienten gleichzeitig als Ventilatoren für das Schiffsinnere. Die Unterrahen bestanden aus Stahlblech.[7] Im Verlauf der Dienstzeit wurden die Masten gekürzt und die Segelfläche verringerte sich auf 1.409 m². Die beiden Schornsteine des Schiffs waren versenkbar, um den Segelbetrieb nicht zu behindern.[9]

Für seine Tätigkeit als Maschinenschulhulk erhielt das Schiff 1901 von der Kaiserlichen Werft in Kiel eine neue Kesselanlage. Die Kronprinz besaß fortan jeweils zwei Zylinderkessel sowie Wasserrohrkessel der Bauarten Dürr und Thornycroft. Zudem wurde einer der drei Masten entfernt.[9]

Bewaffnung

Ursprünglich war für die Kronprinz eine Bewaffnung mit 32 72-Pfünder-Kanonen vorgesehen. Sie erhielt jedoch 16 Ringkanonen des Kalibers 21,0 cm. Zwei davon besaßen 22 Kaliberlängen und eine Reichweite von 5,9 km, die anderen verfügten nur über 19 Kaliberlängen und schossen 5,2 km weit. Für diese Geschütze waren insgesamt 1.656 Schuss Munition vorrätig.[9] Der Großteil der Geschütze stand im Batteriedeck, jeweils eines war drehbar auf dem Vorschiff und dem Heck des Schiffes aufgestellt.[3] Diese beiden Geschütze waren auch als Jagd- beziehungsweise Rückzugsgeschütze gedacht.[7]

Bis zum Jahr 1883 erhielt das Panzerschiff als zusätzliche Bewaffnung sechs Hotchkiss-Revolverkanonen des Kalbers 3,7 cm sowie fünf Torpedorohre mit 35 cm Durchmesser. Diese waren über der Wasserlinie angebracht, eines im Heck, zwei im Bug und je eines an jeder Seite. Die Kronprinz führte nominell zwölf Torpedos mit.[9]

Als weitere Waffe ist der für Panzerschiffe dieser Zeit typische, zum Rammsporn verstärkte Vorsteven zu sehen. Bei der Kronprinz war er durch eine Blechverkleidung abgedeckt, auf der sich auch der Bugspriet abstützte.[9]

Panzerung und Schutz

Die Kronprinz war mit einer schmiedeeisernen Panzerung versehen, die von Brown in Sheffield zugeliefert wurde.[32] Der Gürtelpanzer war maximal 124 mm stark. Im vorderen Schiffsbereich ging er auf 114 mm, im achteren auf 76 mm zurück.[9] Der Panzer reichte dabei von ca. 1,83 m (6 Fuß) unter der Wasserlinie bis zum Hauptdeck.[3] Die Batterie war vorn und achtern mit 114 mm, mittig mit 121 mm Panzermaterial geschützt. Das Schmiedeeisen war dabei jeweils auf einer 254 mm dicken Schicht Teakholz aufgeschraubt. Im Laufe der Jahre erhielt die Kronprinz zudem einen gepanzerten Kommandoturm, dessen seitlicher Stahlpanzer 50 mm stark war. Seine Decke war mit 30 mm Stahl ausgestattet. Von 1885 bis 1897 hatte die Kronprinz zudem Torpedoschutznetze an Bord. Sie sollten das im Hafen stillliegende Schiff vor einem Angriff mit Torpedos schützen.[9]

Besatzung

Die Besatzung der Kronprinz hatte eine Sollstärke von insgesamt 541 Mann. Sie setzte sich aus 33 Offizieren und 508 Unteroffizieren und Mannschaften zusammen.[9] Üblicherweise befehligte ein Stabsoffizier im Rang eines Kapitäns zur See das Schiff.[21]

Kommandanten

19. September bis 16. November 1867 Kapitän zur See Ludwig Henk
11. Mai bis 25. September 1869 Korvettenkapitän Reinhold Werner
30. April 1870 bis 25. August 1871 Kapitän zur See Reinhold Werner
19. Dezember 1871 bis 22. Januar 1872 Kapitän zur See Reinhold Werner
19. Mai bis 13. Oktober 1874 Kapitän zur See Paul Grapow
19. Mai bis Juli 1875 Kapitän zur See Paul Grapow
Juli bis 15. Oktober 1875 Kapitän zur See Otto Livonius
1. Mai 1876 bis 15. Februar 1877 Kapitän zur See Otto Livonius
5. Mai bis 27. September 1879 Kapitän zur See Alfred Stenzel
3. Mai bis 2. Oktober 1881 Kapitän zur See Ditmar
2. Mai bis 26. September 1882 Kapitän zur See Ditmar
1. Mai bis 27. September 1883 Kapitän zur See Philipp von Kall
1. Oktober 1891 bis Januar 1892 Kapitän zur See Otto Diederichsen
Januar bis Oktober 1892 Kapitän zur See Hugo von Schuckmann

Literatur

  • Gröner, Erich / Dieter Jung / Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote. Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8, S. 25 f.
  • Hildebrand, Hans H. / Albert Röhr / Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 5: Schiffsbiographien von Kaiser bis Lütjens. Mundus Verlag, Ratingen o. J., S. 163–167 (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).
Commons: SMS Kronprinz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 1: Geschichtlicher Überblick. Schiffsbiographien von Adler bis Augusta. Mundus Verlag, Ratingen o. J., S. 261 (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).
  2. Gröner/Jung/Maass: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 1, S. 24.
  3. a b c d Die preußische Panzerfregatte Kronprinz. In: Illustrirte Zeitung. Nr. 1248. Leipzig 1. Juni 1867, S. 369. (Onlineversion der BSB)
  4. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 1, S. 55f.
  5. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 3: Schiffsbiographien von Elbe bis Graudenz. Mundus Verlag, Ratingen o. J., S. 105 f. (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).
  6. a b c d e f g h Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 164.
  7. a b c Die norddeutsche Panzerfregatte Kronprinz. In: Illustrirte Zeitung. Nr. 1290. Leipzig 21. März 1868, S. 198. (Onlineversion der BSB)
  8. Gröner/Jung/Maass: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 1, S. 25f.
  9. a b c d e f g h i j k l m n Gröner/Jung/Maass: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 1, S. 26.
  10. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 114f.
  11. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 3, S. 106f.
  12. a b Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 2: Schiffsbiographien von Baden bis Eber. Mundus Verlag, Ratingen o. J., S. 222 (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).
  13. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 115f.
  14. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 116.
  15. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 117.
  16. a b Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 120.
  17. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 134.
  18. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 121.
  19. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 164f.
  20. a b c d e f g h i Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 165.
  21. a b c d Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 163.
  22. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 3, S. 107.
  23. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 166f.
  24. a b Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5. S. 125.
  25. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 4: Schiffsbiographien von Greif bis Kaiser. Mundus Verlag, Ratingen o. J., S. 233 f. (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).
  26. Hildebrand/Röhr/Steinmetz benennen das Datum mit dem 28. Januar, vgl. Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 165.
  27. Die Panzerfregatte Kronprinz im Sturm. In: Illustrirte Zeitung. Leipzig 7. April 1877.
  28. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 4, S. 233.
  29. a b c d Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 5, S. 166.
  30. Hildebrand/Röhr/Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 2, S. 22.
  31. a b Gröner/Jung/Maass: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 1, S. 25.
  32. J. F. von Kronenfels: Das schwimmende Flottenmaterial der Seemächte. Eine kurzgefasste Beschreibung der wichtigsten europäischen, amerikanischen und asiatischen Kriegsschiffe der neueren und neuesten Zeit. A. Hartleben's Verlag, Wien. Pest. Leipzig 1881 (S. 80-82).

Vorlage:Link GA