Ruth St. Denis, geborene Ruth Dennis, (* 20. Januar 1879 in Newark, New Jersey; † 21. Juli 1968 in Hollywood) war eine us-amerikanische Tänzerin, Choreographin und Pädagogin.
Biografie
Theosophie und "Amerikanischer Transzendentalismus" prägten Ruth St. Denis breits in frühen Jahren. Später setzte sie sich auch mit Buddhismus, Christian Science, Vedanta und den Lehren von Léonide Oupensky auseinander. Ersten künstlerischen Unterricht bekam sie durch ihre Mutter, die sie nach der Methode von François Delsarte unterrichtete. Dieses Delsarte-System bildete weitgehend die Basis ihrer Tanztechnik. Bei Karl Marwig lernte sie spanischen Tanz, Ballett bei Ernestina Bossi und Spitzentanz bei Marie Bonfanti. Mit 15 Jahren begann sie ihre Laufbahn zunächst als Skirt Dancer in Wjorth's Familiy Theatre and Museum und trat dann in verschiedenen anderer New Yorker Theatern wechselweise als "spanische Tänzerin", "Highkicker" oder als akrobatische Tänzerin auf.
David Balasco engagierte sie im März 1900 für ein Gastspiel seinen Stückes "Zaza" in London. Sie spielte die nächsten vier Jahre in seinen Produktionen wie "Madame Du Barry" und "The Auctioneer". Ein Zigarettenplakat als Göttin Isis beeindruckte sie nachhaltig und inspirierte sie 1906 zu ihrer ersten Tanzschöpfung "Radha, Dance of the five senses", die sie am 28. Januar 1906 im New York Theatre erstmals präsentierte. Im gleichen Jahre entstanden "The Incense" und "The Cobras". Ihr erster und einziger Europa-Aufenthalt behann im Sommer 1906 im Londoner Aldwych Theatre. Auguste Rodin zeichnete sie während ihres Gastspiels im Pariser Théâtre Marigny.
Große Erfolge feierte sie besonders in Berlin (Komische Oper und Wintergarten) und in Wien, wo Hugo von Hofmannsthal über sie seinen Essay "Die unvergleichliche Tänzerin" veröffentlichte. Am 9. Februar 1908 zeigte sie dort im "Ronacher Palast" ihre neuen Tänze "The Yogi" und "The Nautch". Im Sommer 1909 kehrte sie nach New York zurück und unternahm die erste von zahlreichen wiederkehrenden Amerika-Tourneen.
Ihr abendfüllende Tanzproduktion "Egypta" wurde am 12. Dezember 1910 im New Amsterdam Theatre in New York uraufgeführt. 1913 schuf sie die japanischen Tanzdramen"O-Mika" und "Bakawali" nach Erzählungen von Lafcadio Hearn. 1914 heiratete sie den zehn Jahre jüngeren ehemaligen Theologiestudenten Ted Shawn und gründete mit ihm 1915 in Los Angeles die Denishawn Tanzschule.
Beide verband das Interesse am religiösen Tanz. Eine ihrer gemeinsamen Unternehmungen war "Dance Pageant of Egypta, Greece and India" (1916). Ihr Einfluß auf den modernen Tanz in Amerika festigte sich nachhaltig durch ihre Schülerinnen Martha Graham, Doris Humphrey und Charles Weidmann. Der Einfluß der Denishawn Schule auf das frühe amerikanische Kino ist unverkennbar. Fas alle Studios in Hollywood sandten ihre Stars zu Denishawn. Ruth choreographierte u.a. persönlich die babylonischen Tänze in David Griffiths Monumentalfilm "Intolerance".
Mit ihrem Ensemble unternahmen beide 1925/26 eine große Tournee in den Fernen Osten. Neben den Gruppenstücken kreierte Ruth weiterhin Solotänze wie "The Spirit Of The Sea", "White Jade", "Angkor-Vat". Nach der Auflösung von Denishawn (1931) wurden Madonnendarstellungen wie "Masque of Mary" (1934) ihr Thema. Sie veröffentlichte 1932 ihren Gedichtband "Lotus Light" und 1939 erschien ihre Biografie "An Unfinished Life".
Zusammen mit La Meri (Russel Meriwether Hughes) gründete St. Denis ihre - dem orientalischen Tanz verpflichtete - "School of Natya". Der Tanzkritiker Walter Terry bezeichnete Ruth als "the first lady of American Dance".
1942 zog sie nach Hollywood. In den 40er und 50er Jahren filmte Phillip Baribault mehrere Tänze. Ihre letzte Vorstellung gab sie im Mai 1966 mit "Incense" im Orange Coast College in Kalifornien. Sie starb am 21. Juli 1968 in Hollywood.
Werke
- Lotus light. Poems, Houghton Mifflin, New York 1932
- Radha. An East Indian idyl, a Hindoo play in one act without words, New York 1905
- Unfinished life. An autobiography, Dance Horizons, New York 1939
- Weisheit kommt tanzend. Tanz, Spiritualität und Körper, Santiago-Verlag, Goch 2002, ISBN 3-9806468-7-4
Literatur
- Susan Brady (Hrsg.): After the dance. Documents of Ruth Saint Denis and Ted Shawn, Theatre Library Assoc., New York 1996, ISBN 0-932610-17-X
- Brygida M. Ochaim, Claudia Balk: Variéte-Tänzerinnen um 1900. Vom Sinnenrausch zur Tanzmoderne, Ausstellung des Deutschen Theatermuseums München 23.10.1998–17.1.1999., Stroemfeld, Frankfurt/M. 1998, ISBN 3-87877-745-0
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Denis, Ruth St. |
ALTERNATIVNAMEN | Dennis, Ruth |
KURZBESCHREIBUNG | Tänzerin, Choreographin und Pädagogin |
GEBURTSDATUM | 20. Januar 1879 |
GEBURTSORT | Newark (New Jersey), New Jersey |
STERBEDATUM | 21. Juli 1968 |
STERBEORT | Hollywood |