Die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) ist eine fleischfressende Pflanze in der Familie der Sonnentaugewächse (Droseraceae). Die Gattung Dionaea ist monotypisch, das heißt sie hat nur eine Art.
Venusfliegenfalle | ||||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Dionea muscipula | ||||||||||||||
Sol. ex J. Ellis 1768 |
Etymologie
Der Name Venusfliegenfalle sowie der botanische Name Dionaea muscipula verweist Nelson / McKinley zufolge auf die Ähnlichkeit der Blätter mit dem weiblichen Genital.
Beschreibung
Wurzeln und Rhizom
Die Primärwurzel der Venusfliegenfalle stirbt bald nach der Keimung ab zugunsten einiger faseriger Adventivwurzeln. Das Wurzelsystem dient hauptsächlich der Verankerung der Pflanze im Untergrund und zur Wasseraufnahme; für die Nährstoffversorgung sind die Wurzeln nahezu bedeutungslos.
Ungefähr 10 - 15 Zentimeter unterhalb der Erdoberfläche befindet sich das Rhizom der Pflanze, aus dem sie bei oberirdischer Zerstörung wieder austreibt.
Blätter / Fallen
Die Venusfliegenfalle ist eine außergewöhnliche Pflanze, die bei Reizung ihr Fangblatt schnell zusammenklappen kann, um Insekten (v. a. Fliegen) und Spinnen, zu fangen.
Die Fallen sind recht aufwendig gebaut. Beim genaueren Hinsehen kann man auf jeder Fläche drei Haare erkennen, diese dienen dazu, bei Berührung ein Reizsignal zu senden. Um missverständliche Reize von Beute zu trennen, müssen entweder zwei Haare gleichzeitig berührt werden oder eines im Abstand von bis zu 30 Sekunden. Dann schnappt die Falle zu.
Die Öffnung bzw. Schließung der Falle funktioniert nicht über Muskelzellen wie bei Tieren, sondern stets über Wachstum. Jedesmal wenn sich die Falle schließt, wird sie größer. Werden die Fühlborsten in bestimmten Abständen gereizt, so schließt sich die Falle. Dazu hat die Pflanze 2 Möglichkeiten kombiniert. Zum einen wird die Zellmembran der dort ansässigen stark vakuolisierten Zellen depolarisiert und es strömt Wasser aus. Durch den Turgordruck und zusätzlichem Wachstum (Druckentspannungstheorie) klappt die Falle zu. Wachstum findet nur an den Außenseiten der Basis statt.
Durch die Abgabe von Flüssigkeit der Zellen im oberen Bereich des Stiels wechselt dieser von konvexer in konkave Stellung um und schließt somit automatisch die Falle. Durch die langen weißen Borsten am Rand sind die Insekten gefangen und ein Entkommen ist somit unmöglich. Nach dem Zuklappen überprüfen nun Protein-Rezeptoren, ob die gefangene Beute nützlich ist. Erst nachdem die Rezeptoren einen Reiz weitergegeben haben, dass die Beute zu verdauen ist, wird die Falle versiegelt. Aus kleinen Drüsen kommen jetzt Verdauungssekrete heraus und verdauen somit die gefangenen Insekten, übrig bleiben unverdauliche Reste wie Chitinpanzer, Beine etc. Diese werden nach dem Öffnen der Falle vom Regen oder Wind aus der Falle "gespült". Die Verdauung kann je nach Größe der Beute bis zu einigen Tagen andauern. Erst dann öffnet sich die Falle erneut und ist nach 24 Stunden wieder einsatzbereit, jedoch nur maximal sieben mal, dann stirbt das Blatt mit der Falle ab. Auch aus anderen Gründen sterben Fallen ab, deshalb bildet die Pflanze ständig neue Blätter aus.
Blüte und Frucht
Die Pflanze bildet im Frühjahr einen überaus langen Stängel aus, der verhindert, dass Bestäuber selbst in die Fallen gelangen und verdaut werden. Dieser Stängel trägt mehrere weiße Blüten mit fünf, nicht überlappenden Petalen. Die Pflanze ist gelegentlich selbstbefruchtend, die sich ausbildenden länglichen Samenkapseln enthalten reichlich Samen, diese sind licht- und kaltkeimend.
Lebenszyklus
Im Herbst beendet die Pflanze ihre Aktivität und geht in die Winterruhe, zu erkennen an der Ausbildung sehr kleiner Blätter mit winzigen Fallen. Im Frühjahr treibt die bedingt winterharte (maximal -5°C, in Einzelfällen -10°C Tiefsttemperatur) Pflanze wieder aus.
Verbreitung
Die Pflanze ist ausschließlich in den Hochmooren der nordamerikanischen Bundesstaaten North und South Carolina beheimatet, in einem Umkreis von rund 100 Kilometer um die Stadt Wilmington. In Nordwestflorida ist sie naturalisiert.
Habitat
Die Venusfliegenfalle bedarf dauerfeuchter, sonniger und offener Standorte auf nährstoffarmen, sandigen Böden bei Temperaturen, die im Winter bis zu -10°C und im Sommer bis -40°C reichen. Im Sommer kommt es regelmäßig zu Buschfeuern, die zwar die Pflanzen oberirdisch zerstören, sie treibt aber anschließend aus dem tiefliegenden Rhizom wieder aus und findet in der gelichteten Vegetation ideale Bedingungen vor. Ein längeres Ausbleiben der Feuer führt zur Überwucherung der Venusfliegenfalle durch die umgebende Vegetation und schlußendlich zu ihrem Absterben durch Lichtmangel.
Gefährdung und Status
Die Venusfliegenfalle war lange Zeit in ihrem Bestand gefährdet, zum einen durch die Zerstörung ihres Lebensraumes (Trockenlegung zu Bauzwecken), vor allem aber von den 50er bis in die 70er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts durch kommerzielle Absammlungen. Erst mit der Unterschutzstellung unter den North Carolina Plant Protection and Conservation Act und der nachfolgenden weltweiten Massenproduktion der Pflanze in Laboren konnte der Sammeldruck von der Art genommen werden. Heute geniesst die Pflanze den besonderen Status einer "Special Concern Not Endangered or Threatened Plant Species" (zu deutsch ungefähr: "Unbedrohte und ungefährdete Pflanzenart von besonderer Bedeutung"), auch international ist sie geschützt, seit 1992 weltweit durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (Anhang II), seit 1997 in der EU durch EC Reg. 338/97, 2000 wurde die Art durch die IUCN als "Vulnerable" auf die Rote Liste gesetzt. Zwar wird durch diese Schutzmaßnahmen ein Wiederaufflammen der Sammlungen verhindert, durch den unveränderten Siedlungsdruck und die Bekämpfung von Buschfeuern ist die Zahl der Pflanzen aber weiter rückgängig.
Bereits 1969 wurde südlich von Wilmington der Carolina Beach State Park gegründet, dessen besonderer Schwerpunkt die dort heimischen Karnivorenarten sind, neben Sonnentau, Fettkräutern, Schlauchpflanzen und Wasserschläuchen gilt der besondere Augenmerk eben der Venusfliegenfalle.
Verwendung
Die Venusfliegenfalle ist eine der meistkultivierten Karnivoren überhaupt, sie sind beliebte Zierpflanzen und selbst in Baumärkten oder Supermärkten erhältlich.
Literatur
- Diels, Ludwig: Droseraceae, in Engler, A. (Hrsg.): Pflanzenr. 4, 112 : 109, 1906
- Nelson, E. C.; McKinley, D. L.,: Aphrodite's Mousetrap, Aberystwyth, 1990, ISBN 0-86314-176-5
- Barthlott, Wilhelm; Porembski, Stefan; Seine, Rüdiger; Theisen, Inge: Karnivoren, Stuttgart, 2004, ISBN 3-8001-4144-2