Gertrud Scholtz-Klink, geborene Treusch (* 9. Februar 1902 in Adelsheim (Baden); † 24. März 1999 in Bebenhausen) war Reichsfrauenführerin im Dritten Reich.
Sie trat 1928 in die NSDAP ein und war seit 1930 Leiterin der NS-Frauenschaft (NSF). Am 1. Januar 1934 wurde sie Leiterin des weiblichen Arbeitsdienstes (Reichsarbeitsdienst (RAD)), am 24. Februar 1934 Reichsführerin der NSF und des Deutschen Frauenwerkes (DFW). In dieser Funktion stand sie auch dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) vor. Seit November 1934 führte sie den Titel "Reichsfrauenführerin". Die Reichsfrauenführerin unterstand der Reichsleitung der NSDAP. Zwischen 1945 und 1948 konnte sie als Maria Stuckebrock in der Nähe des Schlosses Bebenhausen bei der Fürstin zu Wied untertauchen, bis sie erkannt wurde.
1950 wurde sie in einem Spruchkammerverfahren als Hauptbelastete der NS-Diktatur eingestuft und verlor alle bürgerlichen Ehrenrechte. Noch in ihren Memoiren 1978 bewertete sie nationalsozialistische Ideen positiv. Gertrud Scholtz-Klink war dreimal verheiratet und hatte fünf Kinder.
Aus der seit 1920 bestehenden Ehe mit ihrem ersten Mann Eugen Klink, NSDAP-Bezirkleiter in Offenburg entstammen 4 Kinder. Nach dem Tode Klinks im Jahre 1930 während einer Parteiveranstaltung engagierte sie sich stark in der NSDAP. Zwischen 1932 und 1938 war sie mit dem Arzt Günther Scholtz verheiratet. Nach der Scheidung von Scholtz folgte 1940 die Ehe mit dem SS-Obergruppenführer Dr. August Heißmeyer, Chef des SS-Hauptamtes und Inspekteur der nationalpolitischen Erziehungsanstalten, der 1979 verstarb.
Siehe auch
Biotafel
- 1902
9. Februar: Gertrud Treusch wird in Adelsheim geboren. Ihre Familie ist evangelisch und entstammt dem Kleinbürgertum. Ihr Vater ist Bezirksgeometer. Gertrud Treusch hat noch zwei Brüder. Einer davon wird später im persönlichen Stab des „Reichsführers-SS" Heinrich Himmler dienen.
- 1904
Die Familie Treusch zieht nach Eberbach am Neckar um.
- 1908–1912
Gertrud Treusch besucht die Grundschule in Eberbach.
- 1910
Gertrud Treuschs Vater stirbt.
- 1912–1918
Die Familie zieht nach Mosbach. Gertrud Treusch besucht das dortige Gymnasium und erlangt die mittlere Reife. Danach lebt sie noch anderthalb Jahre bei ihrer Mutter.
- 1921
9. April: Gertrud Treusch heiratet den Schweizer Hauptlehrer Eugen Klink (geboren 9. April 1894). Das Ehepaar zieht nach Altenheim um.
- 1925–1929
Gertrud Klink zeigt noch wenig Interesse an der Politik. Ihr Mann, der noch nicht in die NSDAP eingetreten ist, besucht jedes Jahr die Parteitage in Nürnberg.
- 1929
Sie nimmt als Zuschauerin an ihrem ersten NSDAP-Parteitag teil.
- 1930
1. März: Sie schreibt sich zusammen mit ihrem Mann bei der NSDAP ein (Mitgliedsnummern: Gertrud Klink 210 782, Eugen Klink 210 783). Sie wird badische Gauleiterin des DFO, der zu der Zeit unter der Leitung Elsbeth Zanders stand.
- 1931
Gregor Strasser löst alle konkurrierenden nationalsozialistisch orientierten Frauenverbände auf und gründet die NSF als einzige Frauenorganisation der Partei. Gertrud Klink übernimmt die Führung in Baden.
- 1932
März und Oktober: Sie nimmt an zwei Kongressen der Gaufrauenschaftsleiterinnen in München und Berlin teil und lernt Paula Siber kennen.
- 1933
Gertrud Scholtz-Klink wird Referentin für Frauenverbände im badischen Innenministerium und Arbeitsdienstführerin für Baden, Württemberg und die Pfalz.
- 1934
1. Januar : Sie zieht nach Berlin um, da sie von Reichsarbeitsführer Hierl als Arbeitsdienstführerin für das Reich nach Berlin berufen wird. Sie hat das Amt bis 1936 inne, obwohl sie sich zunächst nur ein Jahr in Berlin aufhalten will.
16. Februar: Gertrud Scholtz-Klink wird die Führung der gesamten Frauenarbeit angeboten. Sie lehnt zunächst ab.
21. Februar: Erich Hilgenfeldt beruft eine Versammlung aller Leiterinnen der NSV ein und teilt seine Absicht mit, das DFW beizubehalten und Gertrud Scholtz-Klink mit der Leitung der NSF zu beauftragen.
22. Februar: Gertrud Scholtz-Klink wird zur Führerin von NSF und DFW, zur Stellvertreterin im Amt für Frauenschaft bei der Obersten Leitung der Politischen Organisation und zur Leiterin des Deutschen FAD ernannt. Ihre Aufgabe ist nun, die gesamte Organisation der Frauenarbeit zu verwalten. Gertrud Scholtz-Klink beginnt sofort mit der Neuorganisation der NSF. Sie will die Frauenangelegenheiten unter einheitliche Führung bringen.
1. Juni: Ihr wird die Führung der Frauen im DRK übertragen. 9. Juli: Gertrud Scholtz-Klink erhält die Leitung des Frauenamtes in der DAF.
8. September : Sie hält ihre erste Rede auf dem Parteitag in Nürnberg in ihrem Amt als NSF-Führerin.
November: Sie wird vom „Führer" zur „Reichsfrauenführerin" ernannt. Ihr Vorgesetzter wird Rudolf Heß.
- 1936
Gertrud Scholtz-Klink wird in die Strafkammer der DAF berufen.
Sie wird anlässlich des Muttertags in den Ehrenführerring des Reichsbundes der Kinderreichen berufen.
9. November : Sie wird mit dem „Goldenen Ehrenzeichen" der NSDAP ausgezeichnet.
- 1937
Gertrud Scholtz-Klink erfährt von der Existenz der Konzentrationslager.
Sie wird Mitglied in der Akademie für deutsches Recht.
Sie wird mit dem goldenen HJ-Parteiabzeichen ausgezeichnet.
Januar: Reise nach Kopenhagen.
Juni: Reise nach Stockholm.
- 1938
Januar–April: Gertrud Scholtz-Klink intensiviert ihre Propagandaarbeit in Österreich. Umorganisation des DRK, Schaffung eines Verbindungsamtes zur NSF. Scholtz-Klink wird Chefin des Amtes III im Präsidium des DRK.
- 1939
28. Februar–3. März: Gertrud Scholtz-Klink besucht Italien und wird von Mussolini empfangen. 7.–10. März: Gertrud Scholtz-Klink besucht London.
- 1940
8. August: Die „Reichsfrauenführerin" besucht Frankreich.
23. August : Sie besichtigt mit Generaloberin Böttger und SS-Obergruppenführer Heißmeyer das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück.
- 1941
24.–28. April: Italienreise. Kundgebungen mit den Deutschen in Mailand, Florenz und Rom.
- 1942
12. Mai: Die „Reichsfrauenführerin" übernimmt die Leitung der deutschen Frauen in den besetzten Gebieten.
- 1944
Mai: Gertrud Scholtz-Klink wird mit dem „Goldenen Mutterkreuz" ausgezeichnet. Ende 1944/Anfang 1945: Sie hält im Erzgebirge ihre letzte Rede.
- 1945
Nach der Auflösung ihrer Dienststellen schließen sich Scholtz-Klink und Heißmeyer mit einigen Soldaten und ehemaligen Mitarbeitern der Reichsfrauenführung und einigen Schülern in der NAPOLA in Spandau zusammen. Von diesem Stützpunkt aus nehmen sie am letzten Kampf um Berlin teil.
23. April : Die Nachricht, die „Reichsfrauenführerin" habe sich umgebracht, verbreitet sich europaweit.
26./27. April: Scholtz-Klink gelingt die Flucht aus dem Stützpunkt. Sie versucht mit ihrem Mann die Reichskanzlei zu erreichen, um Hitler zu unterstützen. Das Vorhaben misslingt, und sie müssen im Funkhaus unterschlüpfen.
29./30. April: Scholtz-Klink dementiert angeblich per Funk die Nachricht von ihrem Selbstmord. Während der Flucht wird Scholtz-Klink verwundet, mit ihrem Mann von den Russen verhaftet und in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager in der Nähe von Magdeburg interniert. Nach einigen Tagen werden sie entlassen.
Das Paar Heißmeyer arbeitet acht Wochen lang bei einer Familie in Leitzkau. Gertrud arbeitet im Haus, ihr Mann in der Landwirtschaft. Hier erhalten sie falsche Papiere unter den Namen „Heinrich und Maria Stuckenbrock" Sie versuchen nach Süddeutschland zu gelangen.
August Heißmeyer wird wegen einer Verletzung in ein Krankenhaus eingeliefert.
28. September : Dank der Vermittlung der Fürstin zu Wied meldet sich Gertrud Scholtz-Klink als Maria Stuckenbrock in Bebenhausen (Tübingen) an. Hier werden sie, ihr Mann und ihr letztes Kind untergebracht. Sie leben von Heimarbeiten und Waldarbeit. 1946
31. Januar: „Heinrich und Maria Stuckenbrock" bekommen zwei neue Identitätskarten. 1948
28./29. Februar: Die Sûreté (französische Besatzungspolizei) verhaftet das Paar.
14. April : Gertrud Heißmeyer wird vom Mittleren Französischen Militärgericht in Reutlingen der Prozess gemacht. Sie wird wegen Führung einer falschen Identität zu 18 Monaten Haft verurteilt.
8. Juli : Sie füllt den Fragebogen für das Entnazifizierungsverfahren aus. 1949
13. August: Sie wird aus dem französischen Militärgefängnis entlassen. Sie genießt die Amnestie des Generals König.
17. November : Gertrud Heißmeyer wird sieben Stunden lang vor der Spruchkammer in Tübingen verhört. Sie wird als Hauptschuldige eingestuft und u.a. zu 18 Monaten Internierungslager verurteilt. Die Strafe gilt aber als schon verbüßt.
- 1950
Zahlreiche Protestschreiben aus Parteien und Vereinen werden wegen der zu milden Strafe für die ehemalige „Reichsfrauenführerin" an die Spruchkammer in Tübingen gesandt.
4. Mai : Das Revisionsurteil gegen Gertrud Heißmeyer wird gesprochen.
August: Die Eheleute Heißmeyer reichen ein Gnadengesuch ein.
- 1951
April: Gertrud Heißmeyer wird ein Aufschub ihrer Internierungshaft gewährt.
- 1974
Gibt ihr erstes Interview nach 30 Jahren.
- 1978
Veröffentlicht ihre Memoiren beim Grabert Verlag in Tübingen.
- 1979
16. Januar: Tod von August Heißmeyer
- 1999
24. März: Stirbt in Bebenhausen.
Angesichts der zahlreichen falschen Angaben und Fehlinformationen über die privaten Lebensumstände von Gertrud Scholtz-Klink nicht nur in wissenschaftlichen Arbeiten, sondern vor allem auch in Internet-Artikeln und Lexika, werden hier noch einmal die wichtigsten Fakten zusammengetragen:
- 1930
30. März: Eugen Klink stirbt an einem Herzinfarkt während einer Kundgebung in Gutach im Schwarzwald. Gertrud Klink erbt 3000 RM aus dem Nachlass ihren Mannes und zieht mit der Mutter nach Ellmendingen um.
- 1932
20. August: Gertrud Klink heiratet den Landarzt Günther Scholtz. Er ist auch in der Partei tätig (Ortsgruppenleiter in Ellmendingen).
- 1937
Sie läßt sich von ihrem Mann Günther Scholtz scheiden.
- 1940
6. Dezember : Sie heiratet August Heißmeyer (geboren 11. Januar 1897). Es ist ihre dritte Ehe.
- 1944
Juni: Geburt des letzten Kindes von Scholtz-Klink. Es kommt im Juni in einem Bunker der Charité in Berlin zur Welt
Gertrud Scholtz-Klink hatte also fünf leibliche Kinder aus zwei Ehen. Die oft in Lexika und Internet erwähnte Zahl von elf Kindern kommt dadurch zustande, daß August Heißmeyer sechs eigene Kinder aus erster Ehe in die mit Scholtz-Klink brachte.
Quelle: Massimiliano Livi: Gertrud Scholtz-Klink: Die Reichsfrauenführerin, Lit-Verlag Münster, 2005
Literatur
- Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München 1997
- Massimiliano Livi: Gertrud Scholtz-Klink: Die Reichsfrauenführerin, Lit-Verlag Münster, 2005 ISBN 3-8258-8376-0
Weblink
Personendaten | |
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NAME | Scholtz-Klink, Gertrud |
KURZBESCHREIBUNG | Reichsfrauenführerin im Dritten Reich |
GEBURTSDATUM | 9. Februar 1902 |
GEBURTSORT | Adelsheim (Baden) |
STERBEDATUM | 24. März 1999 |
STERBEORT | Bebenhausen |
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