Gerhard Schröder
Gerhard Fritz Kurt Schröder (* 7. April 1944 in Mossenberg-Wöhren, heute Stadtteil von Blomberg (Lippe), Kreis Lippe), genannt auch Gerd Schröder, ist ein deutscher Politiker (SPD) und war von 1998 bis 2005 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
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Politisches Amt: | Bundeskanzler |
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Amtszeit: | 27. Oktober 1998 - 22. November 2005 |
Geburtstag: | 7. April 1944 |
Partei: | SPD |
Beruf: | Rechtsanwalt |
Nach der Wahl von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin am 22.11.2005 legte Schröder am Tag darauf sein Bundestagsmandat nieder und schied aus der aktiven Politik aus. Nachrücker als Abgeordneter soll der 57-jährige SPD-Politiker Clemens Bollen aus Ostfriesland werden.
Leben
Jugend und Ausbildung
Gerhard Schröder wuchs als eines von fünf Kindern in einer Arbeiterfamilie auf und hat zusätzlich einen Halbbruder. Sein Vater Fritz Schröder ( * 12. September 1912), ein reisender Kirmesarbeiter, fiel als 32jähriger Panzerpionier nur wenige Monate nach der Geburt seines Sohnes am 4. Oktober 1944 in Rumänien.
Schröder besuchte von 1951 bis 1958 die Volksschule und machte anschließend bis 1961 eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann in einem Gemischtwarengeschäft in Lemgo. Während dieser Zeit spielte er als Mittelstürmer beim Fußballverein TuS Talle und erwarb sich dort den Spitznamen "Acker".
Berufliche Entwicklung
Von 1961 bis 1963 war Schröder Bauhilfsarbeiter und kaufmännischer Angestellter in Göttingen. Von der Wehrpflicht als einziger Sohn eines im Krieg Gefallenen befreit, holte er zwischen 1962 und 1964 in der Abendschule die mittlere Reife nach. Das Abitur machte er zwischen 1964 und 1966 in einem Kolleg des zweiten Bildungswegs in Bielefeld. Von 1966 bis 1971 studierte Gerhard Schröder Jura in Göttingen und schloss das Studium mit den Staatsexamina in den Jahren 1971 und 1976 ab. Noch im Jahre 1976 wurde er als Rechtsanwalt zugelassen und übte diesen Beruf von 1978 bis 1990 aus. In dieser Eigenschaft vertrat er auch das Ex-RAF Mitglied Horst Mahler. Von 1980 bis 1986 war Schröder Mitglied des Deutschen Bundestags. Nach den Landtagswahlen im Jahr 1986 wurde er Oppositionsführer im niedersächsischen Landtag, dem er bis 1998 angehörte. 1990 erreichte eine rot-grüne Parlamentsmehrheit unter Schröder die Mehrheit - er wurde zum Ministerpräsidenten Niedersachsens gewählt. In den Jahren 1994 und 1998 wurde er jeweils in seinem Amt bestätigt. Bis 1994 führte Schröder eine rot-grüne Koalition, danach regierte die SPD mit absoluter Mehrheit. In seiner Tätigkeit als Ministerpräsident war er vom 1. November 1997 bis 27. Oktober 1998 Präsident des Bundesrats. Im Jahre 1998 zog Schröder wieder in den Deutschen Bundestag ein und wurde zum 7. Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Im Jahre 2002 wurde er in diesem Amt bestätigt. Nach der Bundestagswahl 2005 endete sein Amt als Bundeskanzler am 18.10.05. Er blieb aber bis zur Wahl seiner Nachfolgerin geschäftsführend im Amt.
Die Tongji-Universität in Shanghai hat am 30. Dezember 2002 Gerhard Schröder den Ehrendoktortitel verliehen, im Juni 2003 nahm er den Ehrendoktor in Jura von der Petersburger Universität an, am 4. April 2005 wurde ihm der Ehrendoktor der juristischen Fakultät der Marmara-Universität, Istanbul verliehen und am 14. Juni 2005 wurde ihm der Ehrendoktor der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Göttingen verliehen.
Karriere in der SPD
Bereits 1963 trat Schröder in die SPD ein, 1971 wurde er Vorsitzender der Jungsozialisten (Jusos) im Bezirk Hannover und 1973 Mitglied der ÖTV. Von 1978 bis 1980 war er Bundesvorsitzender der Jusos. Im Jahre 1983 wurde Schröder Vorsitzender des SPD-Bezirks Hannover und war von 1986 bis 1998 Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl in Niedersachsen. Nach dem Rücktritt Oskar Lafontaines im März 1999 wurde er Parteivorsitzender der SPD. In dieses Amt wurde er im Herbst der Jahre 1999, 2001 und 2003 wiedergewählt. Im Jahre 2004 trat er vom Parteivorsitz zurück, Franz Müntefering wurde sein Nachfolger.
Privat
Schröder war mit Eva Schubach (1968-1971), Anne Taschenmacher (1972-1984) und Hiltrud "Hillu" Hensen (1984-1997) verheiratet. Im Jahre 1997 heiratete Schröder in vierter Ehe die 19 Jahre jüngere Journalistin Doris Köpf. Sie brachte die Tochter Klara in die Beziehung, deren Vater Sven Kuntze ein gutes Verhältnis zu den Schröders pflegt. Schröder selbst hat keine leiblichen Kinder. Im Jahre 2004 adoptierten Gerhard Schröder und seine Frau ein Mädchen aus Sankt Petersburg namens Viktoria. Die Familie wohnt im hannoverschen Zooviertel in einem Reiheneckhaus. Weiterhin steht Schröder in seiner Funktion als Bundeskanzler eine 55 m² große Wohnung in der oberen Etage des Kanzleramtes zur Verfügung.
Schröder bezeichnet sich selbst als Protestant. Er tritt aber nicht übermäßig religiös auf; so verzichtete er beispielsweise bei seinen Vereidigungen als Bundeskanzler 1998 und 2002 auf die Formel „so wahr mir Gott helfe“.
Familiäres Umfeld
Das Grab des Vaters Fritz Schröder liegt im Dorf Ceanu Mare im Kreis Klausenburg, Siebenbürgen, Rumänien. Es wurde von einer Schwester Gerhard Schröders aufgespürt. Ein Besuch des Grabes durch Gerhard Schröder wurde 2001 wegen der Terroranschläge in den USA aufgeschoben und fand am 12. August 2004 am Rande einer offiziellen Rumänienreise statt. Gerhard Schröder hat einen Halbbruder, Lothar Vosseler, und zwei weitere Halbgeschwister.
Arbeit als Bundeskanzler
Die rot-grüne Koalition
Nach dem Wahlerfolg der SPD bei der Bundestagswahl 1998 wurde Gerhard Schröder am 27. Oktober 1998 zum 7. Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Die Regierung wird von einer Koalition aus SPD und Bündnis90/Die Grünen gestellt. Schröder ist damit der dritte sozialdemokratische Kanzler der Bundesrepublik. Sein Regierungsstil wird, je nach politischer Einstellung, als pragmatisch oder populistisch, als sachorientiert oder visionslos eingestuft. Kennzeichnend für ihn sind seine darstellerischen Fähigkeiten bei Auftritten in den Medien.
Mit dem Amtsantritt Gerhard Schröders kam das erste Mal seit 16 Jahren wieder ein sozialdemokratischer Kanzler an die Macht. Unter anderem aufgrund der Tatsache, dass zum ersten Mal Vertreter der neuen sozialen Bewegungen an die Regierung gelangten, bürgerte es sich schnell ein, vom besonderen Projekt Rot-Grün zu sprechen, das einen Wandel in der politischen Kultur Deutschlands verkörpere.
Zu Anfang der Legislaturperiode erwies es sich als Problem der Regierungsarbeit, dass Schröder und sein Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine unterschiedliche Ansichten zu substanziellen wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen hatten. Die gegensätzlichen Auffassungen gipfelten in einem Machtkampf, in dessen Konsequenz Lafontaine bereits 1999 die Regierung verließ und sein Mandat als SPD-Vorsitzender aufgab. Daraufhin wurde Schröder Bundesvorsitzender seiner Partei und Hans Eichel Finanzminister.
Die rot-grüne Koalition setzte den Atomausstieg sowie die Ökosteuer durch. Differenzen gab es bei den Themen Asylbewerber, Waffenexporte und Kosovo-Krieg. Innenpolitisch setzte die Regierung Schröder ihr so genanntes Wahlprogramm von „Innovation und Gerechtigkeit“ um: Modernisierung des Staatsbürgerschaftsrechts, Green-Card-Initiative, Haushaltskonsolidierung, Steuerreform, Rentenreform, verschiedene Initiativen für Bildung und Ausbildung (Jump, Schulen ans Netz, Dienstrechtsreform für Hochschullehrer), Umsteuern in der Landwirtschaftspolitik.
Nachdem das erste Regierungsjahr für die rot-grüne Koalition mit mehreren Niederlagen bei Landtags- beziehungsweise Europawahlen 1999 geendet hatte, konnte sich das Kabinett Schröder im Zuge der CDU-Spendenaffäre konsolidieren. Die vom Kanzler Schröder verkörperten Reformprojekte wurden nicht nur von der CDU, sondern wiederholt auch von linken Kritikern aus SPD und Grünen in Frage gestellt, denen die Reformen zu weit gingen, so dass Schröder mehrmals die Einheit der Koalition durch mehr oder weniger versteckte Rücktrittsdrohungen erzwingen musste.
Für Gerhard Schröder persönlich stand es im Vordergrund, die Arbeitslosigkeit zu senken, die aber weiter anstieg. Am 22. Februar 2002 reagierte die Bundesregierung, indem sie die Kommission „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ unter dem Vorsitz von Peter Hartz einsetzte. Ihre Aufgabe war die Entwicklung eines schlüssigen Gesamtkonzeptes zur Reform des deutschen Arbeitsmarktes.
Am 22. September 2002 errangen SPD und Grüne bei der Bundestagswahl 2002 eine knappe Mehrheit für eine Fortsetzung der Koalition unter Gerhard Schröder. Einige Monate vor der Wahl lagen CDU/CSU zusammen mit der FDP in Meinungsumfragen noch vor Rot-Grün. Als letztendlich wahlentscheidend wurden von Beobachtern vor allem zwei Faktoren herausgestellt: Einerseits die Flutkatastrophe, die kurz zuvor Ostdeutschland heimgesucht hatte, bei der Gerhard Schröder und andere Regierungspolitiker ihre Kompetenz in der Bewältigung von Krisen zeigen konnten. Andererseits der von der Bundesregierung abgelehnte Irak-Krieg, der von den USA geplant wurde.
Nach der Wiederwahl zum Bundeskanzler am 22. Oktober 2002 folgt eine Zeit, in der Schröder erneut konfliktreiche Reformvorhaben anstieß, etwa zur Gesundheitsreform. Am 6. Februar 2004 gab Schröder bekannt, dass er auf dem Sonderparteitag der SPD Ende März vom Parteivorsitz zurücktreten würde. Der bisherige Vorsitzende der SPD-Fraktion, Franz Müntefering, wurde zum neuen Vorsitzenden der SPD gewählt. Schröder rechtfertigte seine kurzfristig getroffene Entscheidung auf einer Pressekonferenz damit, sich „nun noch intensiver um Regierungsangelegenheiten kümmern“ zu können. Viele Beobachter sahen darin den Versuch, den mit den Reformvorhaben einhergehenden Rückgang in Meinungsumfragen aufzuhalten.
Die Gestaltungsfreiheit von Gerhard Schröders Regierung war dadurch eingeschränkt, dass CDU und FDP über eine Mehrheit im Bundesrat verfügen, aber wichtige Gesetze dessen Zustimmung bedürfen. Wiederholt konnte Schröder es durch Zugeständnisse erreichen, dass Länder, an deren Regierung die CDU beteiligt war, seine Regierungspolitik im Bundesrat unterstützten.
Nach der Niederlage der SPD bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen am 22. Mai 2005 erklärte Gerhard Schröder, er wolle so bald wie möglich Neuwahlen auf Bundesebene erreichen, da er die Grundlage für seine Politik in Frage gestellt sehe. Am 1. Juli 2005 stellte er im Bundestag die Vertrauensfrage: 151 Ja-Stimmen, 296 Nein, 148 Enthaltungen, damit war die notwendige Kanzlermehrheit nicht erreicht. In der Öffentlichkeit wurde es als in rechtlicher Hinsicht problematisch diskutiert, dass der Kanzler - ähnlich wie Helmut Kohl bei der Wende von 1982 - absichtlich in der Abstimmung unterliegen wollte.
Gerhard Schröder beantragte nach der Abstimmung bei Bundespräsident Horst Köhler die Auflösung des 15. Deutschen Bundestages. Köhler entsprach am 21. Juli nach eingehender rechtlicher Prüfung dem Antrag und setzte Neuwahlen für den 18. September 2005 an.
Am 25. August 2005 wies das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die Klagen zweier Bundestagsabgeordneter gegen die vorzeitige Auflösung des Bundestags und die Anberaumung von Neuwahlen am 18. September zurück.
Am 9. Juli 2005 wählte eine Landesdelegiertenkonferenz der niedersächsischen SPD Gerhard Schröder mit 99,5 % der Stimmen (191 von 192) zum Spitzenkandidaten der SPD Landesliste für die vorgezogenen Bundestagswahl.
In dieser Wahl erreichte die SPD 34,2 % der Stimmen und damit 222 von 614 Sitzen. Sie ist damit die zweitstärkste Fraktion im 16. Deutschen Bundestag. Die Grünen errangen 51 Sitze. Die rot-grüne Regierungskoalition verfügt somit über keine Mehrheit im 16. Deutschen Bundestag.
Für den Fall einer möglichen großen Koalition zwischen CDU/CSU und SPD beanspruchte Schröder zunächst entgegen der Tradition, nach der immer die stärkere Fraktion einer Koalition den Regierungschef stellt, das Amt des Bundeskanzlers weiterhin für sich, erklärte aber später indirekt seine Bereitschaft zum Verzicht auf eine Führungsrolle in einer neuen Regierung.
Gerhard Schröders Amt als Bundeskanzler endete mit dem 18. Oktober 2005, dem Tag der konstituierenden Sitzung des 16. Deutschen Bundestages, jedoch führte er dieses Amt auf Ersuchen des Bundespräsidenten weiter, bis der Bundestag am 22. November 2005 Angela Merke zur neuen Bundeskanzlerin gewählt hatte. Am 21. November 2005 kündigte Schröder an, sein Bundestagsmandat am 23. November 2005 niederzulegen; sein Nachrücker wäre Clemens Bollen. An der Wahl seiner Nachfolgerin, Dr. Angela Merkel wolle er zuvor noch teilnehmen.
Berater und Kommissionen
Der Regierungsstil Schröders zeichnet sich dadurch aus, dass er, insbesondere für seine Reformprojekte, auf eine Vielzahl von beratenden Gremien und Kommissionen neben im Grundgesetz dafür vorgesehenen Institutionen zurückgreift. Diese Kommissionen arbeiten meist sehr öffentlichkeitswirksam. Laut Schröder sollen sie dazu dienen, einen breiten Konsens der Experten bei den angestrebten Reformen sicherzustellen. Kritiker werfen ihm vor, damit grundlegende Mechanismen der Demokratie auszuhebeln. Befürworter hingegen stellen fest, dass diese Gremien und Kommissionen lediglich im Vorfeld von Gesetzesinitiativen aktiv sind und keinerlei Auswirkung auf den späteren Gesetzgebungsprozess haben, der genau wie bei allen anderen Gesetzen auch abläuft.
Zu den Kommissionen gehören das Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit, der nationale Ethikrat, die Weizsäcker-Kommission zur Zukunft der Bundeswehr, die Süssmuth-Kommission zur Zuwanderung nach Deutschland, die Kommission Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz-Kommission) und die Rürup-Kommission zur Zukunft der Sozialsysteme. Am 27. Juli 2005 kam eine weitere Kommission unter Vorsitz von Kurt Biedenkopf hinzu. Sie soll Vorschläge für eine Reform der Unternehmensmitbestimmung unterbreiten. Bemerkenswert ist, dass Schröder bevorzugt Mitglieder der CDU als Vorsitzende dieser Kommissionen bestellt, wohl damit die Ergebnisse auf eine möglichst breite Akzeptanz stoßen und eher durchsetzbar sind.
Am 14. März 2003 stellte Schröder sein Reformprojekt Agenda 2010 vor, das angesichts der Globalisierung wirtschaftlichem Wachstum und damit einem höheren Beschäftigungsstand dienen sollte. Befürworter aus den Industrieverbänden, aber auch viele von den Industrieverbänden unabhängige Stimmen, loben die Schritte in die richtige Richtung und den Mut zu unpopulären Maßnahmen, während Kritiker vor allem eine zögerliche Umsetzung der Vorschläge bemängeln - für die die Opposition im Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat mitverantwortlich zeichnete - da sie keine „echten Reformen“ darstellten und die notwendigen Strukturmaßnahmen vermissen ließen. Kritik am Projekt kam nicht nur von CDU und FDP, sondern auch von den Gewerkschaften und vom linken Flügel der SPD, der von massivem Sozialabbau sprach, bei entscheidenden Abstimmungen jedoch deutlich in der Minderheit blieb.
Außenpolitik
Zu Schröders außenpolitischen Aktivitäten gehören die Unterstützung der Errichtung des Internationalen Strafgerichtshofs, die Verabschiedung des nationalen Aktionsplans Menschenrechte, die Entschuldungsinitiative, begonnen auf dem G7-Gipfel 1999 in Köln, die weltweite Aufstockung der Entwicklungshilfe (Einigung auf dem G8-Gipfel in London: Erhöhung der Entwicklungshilfe um 50 Milliarden US-Dollar jährlich bis 2010).
Unter Schröder beteiligte sich Deutschland am Kampf gegen den Terrorismus und gegen Menschenrechtsverletzungen. Dies geschah z. B. in Form mehrerer NATO-Einsätze der Bundeswehr, welche die ersten Kampfeinsätze unter deutscher Beteiligung nach dem Zweiten Weltkrieg darstellten. Einheiten der Luftwaffe beteiligten sich am Kosovo-Krieg gegen Jugoslawien (heute: Serbien und Montenegro) und Heereseinheiten wurden in Afghanistan aktiv. Die Koalition begründete dies mit dem Ende des Kalten Krieges, welches eine Neuausrichtung deutscher Außenpolitik notwendig mache. Die Position Deutschlands in der Welt müsse sich „normalisieren“, auch Deutschland müsse für die Sicherheit in der Welt „Verantwortung tragen“. Der Kosovo-Krieg führte zu Protesten in der Bevölkerung und wurde von Protestierenden als völkerrechtswidrig und als die entsprechenden Artikel des Grundgesetzes verletzend betrachtet (Verbot des Angriffskrieges).
Einen möglichen Angriff auf den Irak im 3. Golfkrieg lehnte die Regierung, auch im Falle eines möglichen Beschlusses der UN, jedoch strikt ab. Die Nichtbeteiligung am Krieg wurde begründet mit dem fehlenden Mandat der Vereinten Nationen und dem fehlenden Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Angesichts des in diesen Zeitraum fallenden Wahlkampfes zur Bundestagswahl 2002 wurde Schröder diese Maßnahme jedoch von Kritikern als populistisches Wahlkampfmanöver vorgehalten, insbesondere, weil Rot-Grün zu diesem Zeitpunkt in Meinungsumfragen hinter Schwarz-Gelb zurücklag. Schröders Antikriegspolitik, auch verbunden mit unzureichender Information von Deutschlands Bündnispartnern, führte zu großen Spannungen mit der amerikanischen Regierung und Kritik an Deutschland in großen Teilen der amerikanischen Öffentlichkeit, obwohl Deutschland seinen Nato-Verpflichtungen nachkam und das deutsche Nato-Personal, das ständig in AWACS-Flugzeugen der NATO Luftraumsicherungen durchführt, nicht abzog. Unmittelbar nach dem Terroranschlag des 11. September 2001, der erstmals in der Geschichte der NATO zur Ausrufung des "Bündnisfalls" führte, hatte Schröder seine „uneingeschränkte Solidarität“ mit den USA erklärt. Kritiker halten diese Erklärung entweder für zu weitgehend oder halten sie für reine Rhetorik, Befürworter meinen, dass Schröder die gemeinsame internationale Betroffenheit in den Vordergrund stellte, um George W. Bush von spontanen und unüberlegten Vergeltungsschlägen abzuhalten. Die Position der Bundesregierung im 3. Golfkrieg wurde von einer eindeutigen Mehrheit in der deutschen Bevölkerung gestützt, was auch in zahlreichen Demonstrationen zum Ausdruck kam.
Weitere außenpolitische Maßnahmen waren die Erhöhung der Mittel im Kampf gegen AIDS von 20 Millionen Euro im Jahr 1998 auf 300 Millionen Euro im Jahr 2004 sowie eine Bewilligung von 500 Millionen Euro Hilfe nach der Tsunami-Katastrophe.
Schröder als "Medienkanzler"
Es wird Gerhard Schröder von einigen Medien und seinen politischen Gegnern zugeschrieben, dass er zu Beginn seiner ersten Amtszeit im Februar 1999 die Ansicht geäußert habe, zum Regieren brauche er "BILD, BamS und Glotze“. Wie kein Kanzler vor ihm, verließe sich Schröder demnach auf seine Wirkung in den Medien und seine hohe öffentliche Popularität, die in den Meinungsumfragen immer weit vor der seiner Partei liegt.
Während viele seine Ausstrahlung als besonders charismatisch empfinden, halten ihm seine Kritiker vor, er versuche durch gezielte Schlagwortbildung wie Neue Mitte, Aussagen wie Basta! oder die so genannte Politik der ruhigen Hand sein Bild in der Öffentlichkeit zu beeinflussen.
Kurz nach der Wahl zum Bundeskanzler 1998 fiel Schröder durch die für sozialdemokratische Politiker bis dahin angeblich unüblichen Zurschaustellung von Luxus (teure Anzüge, Zigarren) und Auftritten in der populären ZDF-Unterhaltungssendung Wetten dass..? (20. Februar 1999) und der Seifenoper GZSZ (Ausstrahlungsdatum: 22. Juni 1998) auf. Wegen seines vergleichsweise guten Verhältnisses zur Wirtschaft wurde er vor allem in seiner ersten Amtsperiode von den Medien gern als der „Genosse der Bosse“ bezeichnet, inzwischen ist diese Bezeichnung in den Medien eher unüblich.
Schröder erhielt den Deutschen Medienpreis 2000 in Baden-Baden.
Im März 2004 belegte Schröder die Bild-Zeitung und andere Erzeugnisse des Axel-Springer-Verlags allerdings mit einem Interview-Boykott, weil sie nach seiner Ansicht zu einseitig über die Regierungsarbeit berichteten. Diese werteten den Boykott als Einschränkung der Pressefreiheit.
Nach der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 äußerte Schröder offensiv Kritik an der Berichterstattung der Medien vor der Wahl. Für diese Äußerungen wurde er unter anderem vom Deutschen Journalistenverband kritisiert.
Schirmherrschaften
Als Prominenter stellt sich Gerhard Schröder des öfteren auch als Schirmherr zur Verfügung. Aktuell hat er für die vom 26. August bis zum 17. September 2006 in Deutschland stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Menschen mit geistiger Behinderung die Schirmherrschaft übernommen.
Siehe auch
Literatur
- Vorlage:PND
- Béla Anda/Rolf Kleine: Gerhard Schröder - Eine Biographie. München 2002, ISBN 3-548-36387-3
Weblinks
- Gerhard Schröder (Parteivorstand der Sozialdemokratischen Partei)
- Regierungserklärung des Bundeskanzlers vom 11. November 1998
- Heribert Prantl, Adieu, Kanzler! - Er war Deutschland ("Süddeutsche Zeitung", 21.11.2005)
- Schröder legt Bundestagsmandat nieder (FAZ.NET, 21.11.2005)
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Personendaten | |
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NAME | Schröder, Gerhard Fritz Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland |
GEBURTSDATUM | 7. April 1944 |
GEBURTSORT | Mossenberg-Wöhren, heute Stadtteil von Blomberg (Lippe), Kreis Lippe |