Sudetendeutsche
Als Sudetendeutsche werden die ehemaligen deutschstämmigen Einwohner des Sudetenlandes zusammenfassend genannt, obwohl sie verschiedene deutsche Mundarten sprachen: im Norden mitteldeutsche (nordböhmische und schlesische) und im Süden und Südwesten oberdeutsche (bairische) Mundarten.
Die Sudetendeutschen wurden nach dem 2. Weltkrieg fast vollständig - so weit sie nicht selbst geflüchtet waren - vertrieben und ihre Heimat, wie nach dem Versailler Vertrag, der Tschechoslowakei wieder angegliedert. Die gewaltsame Vertreibung der Deutschen wurde nach Kriegsende durch die Benesch-Dekrete initiiert und von den Siegermächten geduldet. In einer Art Volkszornäusserung durch Gewalt, Mord und Totschlag verübte der aufgebrachte tschechische Pöbel Rache an wehrlose Menschen, Frauen wie Kinder - Rache für die Verbrechen der Nazis an Tschechen. Viele Sudetendeutsche bezahlten für ihre Herkunft mit dem Leben. Alle Vertriebenen verloren ihr Hab und Gut oder durften nur ganz wenige persönliche Gegenstände ohne Wertsachen mitnehmen. Auf ihrer Flucht wurden ihnen auch die letzten Habseeligkeiten noch all zu oft abgenommen.
Die Sudetendeutschen siedelten sich danach hauptsächlich in Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und in Österreich an. Einige sind in die DDR, in sonstige Länder oder nach Übersee ausgewandert. Die Sudetendeutschen haben sich danach in Vertriebenenverbände politisch organisiert. In den alljährlichen Treffen gedenken die Sudetendeutschen unter anderem ihrer alten Heimat.
Nur wenige Tausend Deutschsprachige wurden nach 1945 nicht vertrieben; allesamt Menschen, die auch tschechische Vorfahren (z. B. Vater deutsch, Mutter tschechisch und umgekehrt) und daher die Wahl zum Bleiben hatten. Fast 45 Jahre nach der Vertreibung kam um 1989 in der Tschechischen Republik die Wendezeit. Von den ehemaligen Bewohnern (meist im hohen Alter) und ihren Nachkommen kehrten nur wenige in die (frühere) Heimat zurück.
Das Verhältnis der Vertriebenen aus dem Sudetenland zu den Tschechen - und umgekehrt - ist bis heute angespannt und nicht vorurteilsfrei. Der Dialog zwischen den Nachbarn wird weiterhin durch Mißtrauen auf beiden Seiten erschwert. So werden die Benesch-Dekrete, die als Verstoß gegen die Menschlichkeit und als Verbrechen gelten, von den Tschechen bis heute nicht für ungültig erklärt.
weitere Literatur
- Peter Glotz, Die Vertreibung, Hamburg 2003.