Dmitri Anatoljewitsch Medwedew
Dmitri Medwedjew (* 14. September 1965 in Leningrad) ist ein russischer Politiker. Er wurde am 14. November 2005 vom Staatspräsidenten Wladimir Putin zum Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten Russlands ernannt.
Biographie
Politische Ämter
Medwedjew studierte noch zu Sowjetzeiten Recht an der Leningrader Staatsuniversität. 1987 machte er sein Examen, promovierte 1990 in Zivilrecht und schlug zunächst die Hochschullaufbahn ein. Bis zum Jahr 1999 lehrte er an der Juristischen Fakultät seiner Heimatstadt. Daneben beriet er in der ersten Hälfte der 1990er Jahre das Komitee für Auswärtiges beim Petersburger Bürgermeisteramt, das vom späteren Staatspräsidenten Wladimir Putin geleitet wurde.
Im Jahr 1999 wechselte er nach Moskau. Als Putin von Boris Jelzin zum Ministerpräsidenten ernannt wurde, übernahm Medwedjew das Amt des Stellvertretenden Leiters des Regierungsapparats.
Mit der Übernahme des Präsidentenamtes durch Putin im Januar 2000 wechselte Medwedjew dann in die Präsidialadministration, deren Stellvertretender Leiter er wurde. Im Präsidentschaftswahlkampf Anfang 2000 leitete er den Wahlkampfstab Putins.
Im Juni 2000 stieg er zum Ersten Stellvertretenden Leiter der Präsidialadministration auf. Er wurde für Putins Tagesplanung und für die Koordination von Regierung und Präsidialverwaltung verantwortlich. 2001 betraute ihn Putin mit der Durchführung der Reform des öffentlichen Dienstes.
Am 30. Oktober 2003 wurde er Leiter der Präsidialadministration. Am 14. November 2005 löste Präsident Putin Medwedjew als Leiter der Präsidialverwaltung ab und ernannte ihn zum Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten.
In seinem neuen Amt soll Medwedjew nach dem Willen von Putin insbesondere für Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen, im Wohnungswesen und in der Landwirtschaft zuständig sein.
Medwedjew wird als möglicher Nachfolger Putin gehandelt, der im Jahre 2008 laut Verfassung nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren kann. Er gilt als führender Vertreter der Fraktion der „Liberalen“ im Kreml, die oft in einem gewissen Gegensatz zu den als „Silowiki“ bezeichneten Vertretern der Interessen von Geheimdienst, Staatsanwaltschaft, Militär und Polizei gesehen wird.
Ämter in der Wirtschaft
Neben seiner Tätigkeit in der Präsidialverwaltung ist Medwedjew seit Juni 2000 im Aufsichtsrat des führenden russischen Erdgaskonzerns Gasprom, an dem der russische Staat beteiligt ist. Seit dem 28. Juni 2002 ist er Vorsitzender des Gasprom-Aufsichtsrats.
In dieser Funktion ergaben sich 2004/2005 zwischen Medwedjew und dem stellvertretenden Leiter der Präsidialverwaltung, Igor Setschin, der zugleich Aufsichtsratschef des staatlichen Ölkonzerns Rosneft ist, Auseinandersetzungen. Gasprom wollte im Zuge der Zerschlagung des Ölkonzerns Jukos des Oligarchen Michail Chodorkowski Juganskneftegas, die wichtigste Ölproduktionsgesellschaft des Jukos-Konzerns, übernehmen, um so einen wichtigen Schritt auf dem Wege von einem Erdgaskonzern zu einem breit diversifizierten Energiekonzern zu tun. Schließlich erhielt aber Rosneft Yuganskneftegas und konnte so von einem vergleichsweise kleinen Ölproduzenten zu einem der führenden Ölproduzenten werden. Gasprom kam allerdings wenig später im Sommer 2005 durch den Kauf des Ölkonzerns Sibneft des Oligarchen Wiktor Abramowitsch seinem Ziel auch deutlich näher. Medwedjew wirkte auf diese Weise an führender Stelle bei „Entprivatisierung“ der russischen Energiewirtschaft mit.