Die S-Bahn Rostock ist eine S-Bahn in der mecklenburgischen Hansestadt Rostock. Sie besitzt drei Linien mit insgesamt fast 60 km Länge. Die Linien vom Hauptbahnhof nach Warnemünde und in den Seehafen verkehren innerhalb des Rostocker Stadtgebiets, eine dritte Linie führt in die südlich gelegene Stadt Güstrow. Es werden Wendezüge mit Doppelstockwagen und Dieseltriebwagen eingesetzt.
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S-Bahn Rostock | ||||||||||||||||||||||
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Linien
Verlauf
Westlich der Unterwarnow führt die Linie S1 von Warnemünde über die Neubaugebiete Lichtenhagen, Lütten Klein, Evershagen und durch die Industriegebiete Marienehe und Bramow über die Kröpeliner-Tor-Vorstadt zum Rostocker Hauptbahnhof, der sich in der Steintor-Vorstadt befindet (Kursbuchstrecke 181).
Die S2 beginnt ebenfalls in Warnemünde, folgt dem Streckenverlauf der Linie S1, fährt aber über den Hauptbahnhof hinaus in das südliche Umland Rostocks. Sie führt über Schwaan nach Güstrow (Kursbuchstrecke 182).
Die S3 überquert, vom Hauptbahnhof kommend, kurz vor dem Haltepunkt Rostock-Kassebohm die Warnow und tangiert östlich der Unterwarnow die Neubaugebiete Dierkow und Toitenwinkel. Sie endet am Bahnhof Seehafen Nord (Kursbuchstrecke 183).
Stationen und Fahrzeiten
Linie | Halte | Fahrzeit | Bahnhöfe |
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10 | 21 min. | Warnemünde – Warnemünde Werft – R.-Lichtenhagen – R.-Lütten Klein – R.-Evershagen – R.-Marienehe – R.-Bramow – R. Holbeinplatz – R. Parkstraße – Rostock Hauptbahnhof | |
17 | 54 min. | Warnemünde – Warnemünde Werft – R.-Lichtenhagen – R.-Lütten Klein – R.-Evershagen – R.-Marienehe – R.-Bramow – R. Holbeinplatz – R. Parkstraße – Rostock Hauptbahnhof – Papendorf – Pölchow – Huckstorf – Schwaan – Mistorf – Lüssow – Güstrow | |
6 | 18 min. | Rostock Hauptbahnhof – R.-Kassebohm – R.-Dierkow – R. Hinrichsdorfer Straße – R.-Toitenwinkel – R. Seehafen Nord |
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Aktueller Linienverlauf
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Rostock Hbf, Endstation für die S1 und S3
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Blick in beide Richtungen am Haltepunkt Lütten Klein
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Bahnhof Warnemünde, die S1 und S2 enden hier
Geschichte
Auf der Strecke zwischen dem Rostocker Hauptbahnhof und dem Seebad Warnemünde gab es schon lange einen dichten Vorortverkehr. Tariflich wurde er bereits seit 1923 durch preiswerte Tagesrückfahrkarten begünstigt. Die vorübergehende Streichung dieser Angebote führte 1953 zu Protesten der Arbeiter der Warnowwerft, so dass wenige Wochen später wieder die alten Tarife in Kraft traten.[1] Mit dem in den 1960er Jahren begonnenen Bau von Neubausiedlungen entlang dieser Strecke wuchs die Bedeutung dieser Relation. Die bestehende Strecke über Schmarl lag einerseits für das älteste und größte dieser Neubaugebiete, Lütten Klein zu weit abseits, andererseits waren weitere Neubaugebiete auf der Trasse geplant. In den 1960er Jahren war zunächst eine Trassenführung westlich der Stadtautobahn nach Warnemünde erwogen worden, wegen des hohen Bauaufwandes wurden diese Pläne jedoch nicht weiterverfolgt.[2] Stattdessen begann 1968 der Bau einer Trasse östlich neben der Stadtautobahn. Zunächst wurde am 12. Juli 1970 eine Stichstrecke von Bramow nach Lütten Klein eröffnet, um das Wohngebiet mit der Innenstadt und dem Hafengebiet zu verbinden. Von Bramow bis Evershagen befand sich das Gleis neben dem Streckengleis nach Warnemünde in der Lage des ehemaligen zweiten Gleises. An diesem Tag gingen auch, angelehnt an die Tarife anderer Stadtbahnen, tarifliche Vereinfachungen in Kraft. Eine Fahrt von Rostock nach Warnemünde kostete einheitlich 50 Pfennig, für kürzere Strecken zahlte man den normalen Tarif der Deutschen Reichsbahn.[1]
Die Strecke nach Lütten Klein wurde in den folgenden Jahren nach Norden verlängert und südlich des Haltepunktes Warnemünde Werft wieder in die alte Strecke eingeführt. Mit Fertigstellung dieser Neubaustrecke erfolgte 1974 der offizielle Start als S-Bahn (heutige Linie S1) und der bisher unregelmäßige Verkehr wurde vertaktet. Die alte Strecke über den Bahnhof Schmarl wurde stillgelegt.
Am 14. Dezember 1985 wurde der elektrische Betrieb auf der Rostocker S-Bahn aufgenommen. Im Berufsverkehr verkehrten Wendezüge aus drei vierteiligen Doppelstockeinheiten, die bis zur Elektrifizierung mit der Baureihe 118, danach mit der Baureihe 243 (heute 143) bespannt waren.
Die Strecke zum Rostocker Überseehafen galt damals nicht als S-Bahn, auch wenn alle Fahrten dorthin von und nach Warnemünde durchgebunden waren. Erst 1987 wurde der S-Bahn-Tarif zum Überseehafen eingeführt[1] Die offizielle Bezeichnung "S-Bahn" für die Züge zum Seehafen wurde erst nach 1990 eingeführt.
Von 1982 an verkehrten mehrere S-Bahn-Züge aus Warnemünde nach Rostock weiter zum Düngemittelwerk in Poppendorf. Diese Züge galten als reine Berufsverkehrszüge und standen nicht in den öffentlichen Fahrplänen. 1992 wurden diese Züge eingestellt.
In den 1990er Jahren ging das Verkehrsaufkommen im Berufsverkehr zurück, da die meisten großen Betriebe Personal abbauten oder ganz geschlossen wurden und die Wohngebiete entlang der S-Bahn-Strecken Einwohner verloren. Der 7,5-Minuten-Takt im Berufsverkehr wurde auf einen 10-Minuten-Takt ausgedünnt und die Zuglängen nach und nach bis auf Garnituren aus drei Doppelstockwagen verkürzt.
Ebenfalls seit den 1990er Jahren werden die Nahverkehrszüge von Güstrow nach Rostock als S-Bahn bezeichnet und durchgehend nach Warnemünde geführt.
Planungen mit dem Ziel, das S-Bahn-System Rostock mit der Straßenbahn der Stadt zu einem Stadtbahnsystem zu verknüpfen, wurden im Jahre 2007 aufgegeben.
Fahrzeugeinsatz
Auf den Linien S1 und S2 verkehren lokbespannte Doppelstock-Wendezüge mit der Baureihe 143, zwei modernisierten Doppelstockwagen der Reichsbahnbauart und einem Neubau-Doppelstock-Steuerwagen. Zu besonderen Anlässen können die Züge auf eine maximale Länge von sechs Wagen (Steuerwagen, fünf Mittelwagen) verlängert werden. Alle Züge verfügen über erste und zweite Wagenklasse. Außerdem sind die Wagen mit dem DB-üblichen Schriftzug „S-Bahn Rostock DB“ gekennzeichnet. Zwischen Rostock und Warnemünde verkehren die Züge im Tagesverkehr im 15-Minuten-Takt, der im Berufsverkehr auf einen 10-Minuten-Takt verdichtet wird. Auf der S3 fahren die Züge im Stundentakt, auf der S2 montags bis freitags stündlich und am Wochenende alle zwei Stunden.
Auf der Linie S3 werden seit 2003 Dieseltriebwagen eingesetzt. Damalige Begründung war, dass die Strecke ab Rostock Seehafen Nord bis zum Fährterminal verlängert werden soll und dort keine Oberleitung vorhanden ist. Außer der Absichtserklärung der Verlängerung ist allerdings noch nichts weiteres geschehen. Die Dieseltriebwagen fahren weiterhin unter der vorhandenen Oberleitung. Wegen der geringen Auslastung reicht die Kapazität der Triebwagen aus. Aufgrund der Störanfälligkeit der Baureihe 642, verkehren hier vor allem werktags auch Triebwagen der Baureihe 628.
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Wendezug der S-Bahn Rostock (rechts) in Warnemünde Werft
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Triebzug der Baureihe 642 als S3
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Wagen der S-Bahn Rostock in Aushilfe im Bahnhof Berlin Alexanderplatz
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Steuerwagen der S-Bahn Rostock auf der S2 in Mistorf
S-Bahn Rostock ab 9. Dezember 2012
Im Jahre 2009 schrieb das Land Mecklenburg-Vorpommern den Betrieb auf dem Teilnetz „Warnow“ aus, zu dem neben der Rostocker S-Bahn auch die Linien Wismar – Rostock – Tessin, (Bad Doberan) – Rostock – Graal-Müritz und Wismar – Ludwigslust gehören. DB Regio Nordost gewann die Ausschreibung und bleibt Betreiber der Rostocker S-Bahn und wird auch die Linie Rostock – Laage – Güstrow übernehmen.[3][4] Ab Fahrplanwechsel 2012 wird diese Linie zum S-Bahn-Netz ergänzt und als S3 geführt. Weiterhin bedienen dann alle Linien den Abschnitt Warnemünde – Rostock Hauptbahnhof. Zwischen Rostock und Warnemünde werden die Züge in der Hauptverkehrszeit alle 7,5 Minuten und in der Nebenverkehrszeit alle 15 Minuten verkehren, auf den übrigen Abschnitten alle 60 Minuten.
Im Gegensatz zu den ersten Angaben, wird die neue Linie S3 in Rostock Hbf., nach Information der Deutschen Bahn, aus betrieblichen Gründen gebrochen, so dass diese Linie in 2 Teile verkehren wird (Warnemünde - Rostock Hbf. und Rostock Hbf. - Güstrow über Laage (Meckl)).
Mitte Mai 2012 bestätigte das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern, dass die zukünftige Linie S4 zum Rostocker Seehafen nicht eingeführt werden soll, sondern der Personenverkehr zum Seehafen zum 9. Dezember 2012 komplett abbestellt wird. Aus der Rostocker Stadtverwaltung kam Widerspruch hierzu, hier spricht man sich für eine Verlängerung der S-Bahn zum Fähranleger im Überseehafen aus.[5]
Ab Dezember 2012 werden alle Linien mit fabrikneuen, fünfteiligen Elektrotriebwagen Bombardier Talent 2[6] gefahren, welche die alten Doppelstockwendezüge (S1 und S2) und Dieseltriebwagen (S3) ersetzen werden.
Linie | Halte | Strecke |
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10 | Warnemünde – Warnemünde Werft – R.-Lichtenhagen – R.-Lütten Klein – R.-Evershagen – R.-Marienehe – R.-Bramow – R. Holbeinplatz – R. Parkstraße – Rostock Hauptbahnhof | |
17 | Warnemünde – Warnemünde Werft – R.-Lichtenhagen – R.-Lütten Klein – R.-Evershagen – R.-Marienehe – R.-Bramow – R. Holbeinplatz – R. Parkstraße – Rostock Hauptbahnhof – Papendorf – Pölchow – Huckstorf – Schwaan – Mistorf – Lüssow – Güstrow | |
19 | Warnemünde – Warnemünde Werft – R.-Lichtenhagen – R.-Lütten Klein – R.-Evershagen – R.-Marienehe – R.-Bramow – R. Holbeinplatz – R. Parkstraße – Rostock Hauptbahnhof – Kavelstorf – Scharstorf – Kronskamp – Laage – Subzin-Liessow – Plaaz – Mierendorf – Priemerburg – Güstrow |
Literatur
- Lothar Schultz & Josef Temmen: Die S-Bahn Rostock–Warnemünde. Kenning, 1. Auflage 2004, ISBN 3-933613-69-8.
Weblinks
- Verkehrsverbund Warnow
- Rostocker Straßenbahn AG
- www.Stadtbahn-Rostock.de - Erläuterungen und Konzepte
Einzelnachweise
- ↑ a b c Lothar Schultz, Josef Temmen, Die S-Bahn Rostock – Warnemünde, Verlag Kenning 2004, ISBN 3-933613-69-8, S. 28/29 Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „st28“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Lothar Schultz, Josef Temmen, Die S-Bahn Rostock – Warnemünde, Verlag Kenning 2004, ISBN 3-933613-69-8, S. 13
- ↑ Aktuelle Pressemitteilungen - Mecklenburg-Vorpommern: Das Regierungsportal
- ↑ Aktuelle Pressemitteilungen - Mecklenburg-Vorpommern: Das Regierungsportal
- ↑ Schlotmann streicht auch in Rostock, Warnow Kurier, 5. April 2012
- ↑ DB-Konzern - 104/2010