Gefechtsübungszentrum Heer

zentrale Ausbildungseinrichtung des Heeres in Letzlingen auf dem Truppenübungsplatzes Altmark in der Colbitz-Letzlinger Heide
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Das Gefechtsübungszentrum Heer (Abkürzung: GefÜbZH) in Letzlingen ist Bestandteil des Gefechtsübungzentrums Truppenübungsplatz Altmark in der Colbitz-Letzlinger Heide. Leiter des GÜZ ist der Oberst Dieter Sladeczek.[1] Der Truppenübungsplatz Altmark zählt zu den großen Übungsplätzen. Er steht mit einer Ausdehnung von 232 km², nach Bergen und Grafenwöhr an dritter Stelle in Deutschland. Das Gefechtsübungszentrum Heer ist eines der Zentren des Heeres und direkt dem Heeresamt unterstellt. Das Zentrum ist eine Ausbildungseinrichtung zur Übung des Gefechts der verbundenen Waffen und zur Übung der Aufgaben im erweiterten Einsatzspektrum des Heeres. Es üben vor allem verstärkte Einsatzverbände des Heeres und auch Verbände ausländischer Streitkräfte.

Gefechtsübungszentrum Heer

internes Verbandsabzeichen

internes Verbandsabzeichen
Aufstellung 1995
Staat Flagge von Deutschland Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Logo des Heers Heer
Typ Zentrum des Heeres
Unterstellung Wappen des Heeresamts Heeresamt
Standort Gardelegen, Ortsteil Letzlingen
Führung
Kommandeur Oberst Dieter Sladeczek

Auftrag

Das Zentrum plant, führt und leitet die Gefechtsübungen, die unter Einsatzbedingungen und mehrtägig durchgeführt werden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden gesammelt und dienen der Weiterentwicklung von Führungs- und Einsatzgrundsätzen, Führungsstrukturen, Ausrüstung und Führungs- und Einsatzsystemen. Dazu arbeitet das Zentrum mit dem Heeresamt zusammen. Das Zentrum führt außerdem die einsatzvorbereitende Ausbildung durch.

Durchführung

An Übung teilnehmende Gefechtsfahrzeuge und Soldaten werden zu Übungszwecken mit AGDUS ausgestattet. Somit können auch für einzelnen Soldaten bis hinauf zum Kommandeur Brigade-Gefechtssimulationen dargestellt und nachverfolgt werden. Position, Bewegung, Beschuss/ Wirkungsgrad und Funkgespräche werden in einer Rechenleitzentrale aufgezeichnet. Dadurch besteht die Möglichkeit, vor allem dem Führungspersonal in einem eigens dafür vorgesehenen Kino nach Ablauf der Übung das Gefechtsgeschehen auf einem Kartenausschnitt des Übungsplatzes aufzuzeigen. Hierfür können die aufgezeichneten Daten auf einer Projektionswand zeitgenau wiedergegeben werden.

Geschichte

In frühen Jahren war das damals noch sehr bewaldete Gebiet für die Jagd des Kaisers und des Adels vorgesehen.

Die militärische Erschließung des Geländes begann 1934 durch das Dritte Reich und dessen Militär. Die in der Heide befindlichen Dörfer Schnöggersburg, Salchau und Paxförde mussten 1936 zwecks Anlage des Truppenübungsplatzes aufgegeben werden. Zur Zeit des Dritten Reiches wurde das Gelände als Erprobungsstelle für Artillerie- und Panzerabwehrwaffen, sowie von erbeuteten Waffen genutzt. Unter anderem wurde das größte jemals eingesetzte Geschütz Dora hier getestet, wofür sich die 30 Kilometer lange Schießbahn besonders eignete. Auf dem sogenannten „A-Platz“ wurde auch eine Kopie des Westwall-Festungswerks „Scharnhorst“ für Erprobungs- und Ausbildungszwecke errichtet.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges übernahmen 1945 die sowjetischen Streitkräfte das Areal, und nutzten es bis 1994 als Truppenübungsplatz. Aufgrund günstiger militärstrategischer Bedingungen wurde der Truppenübungsplatz von den Truppen der Sowjetarmee genutzt und weiter ausgebaut. Während dieser Zeit wurden rund 80 % des Waldes abgeholzt. Unter sowjetischer Führung wurde hier ein Waffen-/Munitionstestgelände der Roten Armee angelegt.

1994 hat die Bundeswehr den Truppenübungsplatz von den abrückenden russischen Streitkräften übernommen und von Munition beräumt. Die Beräumung wurde offiziell am 22. August 2007 beendet. Ab 1995 erfolgte der Aufbau des Zentrums inklusive einer 1999 errichteten neuen Kaserne in Letzlingen, die am 4. September 2007 in Altmark-Kaserne umbenannt wurde. Seit 2000 werden Lehrgänge von der Bundeswehr durchgeführt. Hierbei wird mit Simulationssystemen ohne scharfen Schuss von Verbänden bis zur verstärkten Bataillonsgröße geübt. Der Truppenübungsplatz wird heute an etwa 250 Tagen im Jahr genutzt und gilt als einer der modernsten der Welt. Der Truppenübungsplatz liegt größtenteils auf dem Gebiet der Hansestadt Gardelegen, die die Funktion der Garnisonsstadt übernimmt.

Einrichtungen

Auf dem Truppenübungsplatz befinden sich mehrere nachgebaute Dorf- und Stadtkulissen, die afghanischen und kosovarischen Ortschaften nachempfunden sind, wie Plattenhausen, Stullenstadt und Salchau im ehemaligen Ortskern von Salchau. Kurz vor ihrer Verlegung ins Ausland absolvieren Verbände hier ein letztes Training, das sie auf Einsätze vorbereitet. Übungen werden durchgeführt, bei denen der Kontakt mit der zivilen Bevölkerung, wie er bei Auslandseinsätzen üblich ist, geübt wird – mit eigenen Darstellungskräften simuliert. Neben der Bundeswehr bereiten sich im Gefechtsübungszentrum auch niederländische Streitkräfte auf Einsätze vor. Der Truppenübungsplatz verfügt darüber hinaus über einen Flugplatz mit einer 1700 Meter langen Graspiste.

Die Übungsstadt Schnöggersburg soll 2012 bis 2017 im Bereich der früheren gleichnamigen Ortschaft gebaut werden.[2] Das rund sechs Quadratkilometer große Übungsareal, Kosten etwa 100 Millionen Euro, soll mit über 500 Gebäuden und Hochhäuser, Straßen, U-Bahn-Tunnel, Kanalisation, Industriegebiet eine stadttypische Bebauung sowie einen 22 Meter breiten Fluss und ein Waldgebiet enthalten.[3] In der Übungsstadt sollen schon ab 2015 Gefechtsverbände mit bis zu 1500 Soldaten trainieren. Das geplante Übungsgelände ist in dieser Größe deutschlandweit einmalig.

Einzelnachweise

  1. "Ich melde mich aus der Altmark ab", Volksstimme vom 10. Mai 2012
  2. http://www.volksstimme.de/service/volksstimme.de_newsletter/823374_Altmark-Eine-neue-Stadt-fuer-100-Millionen-Euro.html
  3. Schöner schießen in „Schnöggersburg“. Spiegel online vom 20. Juni 2012, abgerufen am 5. August 2012

Koordinaten: 52° 26′ 36″ N, 11° 32′ 10″ O