Digital Multimedia Broadcasting

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. November 2005 um 00:11 Uhr durch VL (Diskussion | Beiträge) (Bewertung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

DMB (Digital Multimedia Broadcasting) bezeichnet ein digitales Daten- und TV-Übertragungssystem für Mobilgeräte (z.B. Handys) via Satellit (S-DMB) oder terrestrisch (T-DMB).

Technik

Technisch gesehen erweitert DMB den Hörfunk-Standard DAB um audiovisuelle und interaktive Inhalte. Für Video kommt dabei H.264, für Audio BSAC oder AAC+ und für interaktive Inhalte das Binary Format for Scenes (BIFS) zum Zuge. Eine zusätzliche Fehlerkorrektur sorgt für eine hohe Übertragungssicherheit im mobilen Einsatz. Es ist eine Datenrate von ca. 1 Mbit/s möglich, was zur Übertragung von vier bis fünf TV-Programmen in einem DAB-Ensemble ausreicht.

Anders als etwa DVB-H basiert DMB nicht auf dem IP. Dadurch wird einerseits der Protokoll-Overhead von IP eingespart aber andererseits können die Dienste nicht einfach über andere Übertragungswege angeboten bzw. andere Dienste über DMB-Netze übertragen werden, weil eine spezielle Anpassung nötig ist. IP-basierte Dienste können natürlich über DAB gesendet werden (das ist dann aber nicht mehr DMB in seiner jetzigen Form). Ein Beispiel dafür ist BT-Livetime in England. Im Projekt Digital Extended Broadcasting soll dagegen durch eine IP-basierten Lösung für DAB eine standardisierte Schnittstelle für DAB, DVB-H und UMTS/MBMS spezifiziert werden.

Einsatz

Die DAB-Abdeckung in Deutschland beträgt ca. 80 %, wobei das existierende Angebot bisher nur von wenigen Nutzern angenommen wurde. DMB als Erweiterung von DAB könnte die Kundenakzeptanz steigern und damit die getätigten Investitionen in DAB rechtfertigen. Allerdings müssten in diesem Fall DAB-Dienste zumindest teilweise abgeschaltet werden. Denkbar wäre unter anderem ein Einsatz im Auto, da über DAB jetzt schon Verkehrsdaten übertragen werden. DMB-Empfänger können in der Regel auch DAB decodieren können. DAB wird weiterhin als reiner Audio-Service erhalten bleiben und die heutigen DAB-Empänger können weiterhin verwendet werden.

Nokia, Siemens, Motorola, Sony-Ericsson, DIBCOM und Microsoft (XBOX!) setzen ausschließlich auf DVB-H, während SAMSUNG, LG, Perstel und andere vor allem auf DMB setzen. Auf der IFA 2005 konnten bereits ca 18 DMB-Empfänger gezeigt werden.

Im dritten Quartal 2005 ging der kommerzielle S-DMB-Service in Südkorea in Betrieb. In den ersten drei Wochen wurden bereits 100.000 Empfänger verkauft, es gibt bereits über 170.000 Nutzer. Gegen Ende 2005 geht im Raum Seoul T-DMB in den Regelbetrieb und für 2006 ist die flächendeckende Ausstrahlung von sechs Programmen geplant.

Bewertung

  • DAB ist für 1.5 MHz Bandbreite vorgesehen, über welche etwa 1 Mbit/s Nutzdaten übertragen werden können. Das genügt für 3-5 TV-Programme pro Ensemble. DVB-H nutzt dagegen eine Bandbreite von 5,6,7 oder 8 MHz und kann entsprechend mehr Daten übertragen. Bei DVB-H wird zudem eine effizientere Codierung eingesetzt, so daß damit etwa 30 TV Programme in einem Ensemble übertragen werden können.
  • Der Stromverbrauch der DMB- und DVB-H-Endgeräte ist sehr unterschiedlich. Während DMB durchschnittlich ca 150 mW benötigt, liegt der Steomverbrauch bei DVB-H derzeitig beiu rund 400 mW. (Ref. NTL Präsentastion Seite 10 unter "Diverse Verghleiche"
  • Sowohl DAB als auch DVB-T nutzen OFDM, womit sogenannte SFNs möglich sind (Single Frequency Network), die im Gegegensatz zu MFNs (Multi Frequency Networks) die selbe Frequenz in benachbarten Zellen erlauben. Theoretisch können solche Netze unbegrenzt große Zellen haben, aber zumindest eine landesweite Zellgröße erscheint praktikabel.
  • Die Spezifikation von DAB/DMB schließt mit verschiedenen Modi den Einsatz von 30 MHz bis 3 GHz ein. Frequenzzuweisungen für DAB sind aber bestenfalls in Band III-V und im L-Band zu erwarten.
  • Sowohl DAB als auch DVB-H sind (je nach Übertragungsmodus) mobiltauglich. Empfangseigenschaften im Vergleich zu DVB-H (insb. in Gebäuden) hängen im Wesentlichen von der zugewiesenen Frequenz und der (umstrittenen) Sendeleistung ab und nicht von der Funktechnologie.
  • Rein technische Vergleiche zwischen DMB und DVB-H sind irreführend, weil regulatorische und wirtschaftliche Randbedingungen für die Zukunft beider Technologien ausschlaggebend sind. Solange digitaler Rundfunk auf DAB (Radio) und DVB-T (Fernsehen) aufbaut, werden beide Techniken als jeweilige Erweiterung für mobilen Rundfunkempfang eine Zukunftsperspektive haben.