Risiko

Ereignis mit der Möglichkeit negativer Auswirkungen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. November 2005 um 17:45 Uhr durch Heinte (Diskussion | Beiträge) (ndR). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:BKH2 Risiko ist die kalkulierte Prognose eines möglichen Schadens bzw. Verlustes im negativen Fall (Gefahr) oder eines möglichen Nutzens bzw. Gewinns im positiven Fall (Chance). Was als Schaden oder Nutzen aufgefasst wird, hängt von Wertvorstellungen ab. Deshalb kann Risiko auch als Bedrohung eines Wertes für jemanden durch einen Sachverhalt (wie z. B. Naturereignisse) oder eine Handlung definiert werden. Da die Wertvorstellungen stark divergieren, sind auch die Risikosituationen sehr unterschiedlich. (Was für den einen Verlust ist, bedeutet u. U. für einen anderen einen Gewinn.) Ein Risiko ist die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines negativen Ereignisses (mathematisch) oder die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines negativen Ereignisses multipliziert mit dem finanziellen Ausmaß (BWL). Man kann Risiken aber auch aus dem Weg gehen. Hierfür existieren anspruchsvolle Konzepte in der Güntherlogik. Das Antonym zu "Risiko" ist "Sicherheit".

Allgemeines

In der Umgangssprache erscheint "Risiko" oft gleich bedeutend mit Gefahr ('gefühlte Gefahr'). Oft gibt es mehrere Risiken gleichzeitig, und ein Problem bei der Bewertung eines Risikos ist, dass es sich nicht nur um ein mögliches Ereignis handelt. Oft auch besteht die Tendenz, wesentliche Risiken zu vernachlässigen und nur das nächstliegende zu betrachten. Ist das Risiko so klein, dass es als vernachlässigbar betrachtet wird, so wird es oft "Restrisiko" benannt. Fehleinschätzungen von Risiken können jedoch immer auch zu sehr negativen Folgen (Katastrophen) führen. Zitat: "Wer wagt, gewinnt - außer er verliert".

Fehlinterpretation: Häufig fehlinterpretiert wird die chinesische Zeichenkombination für Risiko: Das chinesische Wort für Risiko besteht aus zwei Zeichen, die einzeln in Chance und Gefahr übersetzt werden können. Diese Kombination bezieht sich jedoch nicht auf Chance als günstige Gelegenheit (also nicht als positiver Gegensatz zur negativen Gefahr), sondern auf Chance als mathematischer Wahrscheinlichkeit; der Sinn der chinesischen Zeichenkombination wäre daher anstelle <chance und gefahr> eher mit <wahrscheinlichkeit der gefahr> zu übersetzen).

Risiko in der Statistik

In der Entscheidungstheorie bezeichnet Risikoaversion die Eigenschaft eines Entscheiders, dass dieser bei der Wahl zwischen mehreren Alternativen mit gleichem Erwartungswert, die Alternative mit dem geringstem Risiko bezüglich des Ergebnis bevorzugt.

Die Wahrscheinlichkeit ergibt sich aus dem Verhältnis der vermuteten Schadensfälle zu den insgesamt möglichen Fällen. So ist das Risiko mit einem Würfel eine 4 zu werfen, 1 von 6 bzw. 1 zu 5. Falls mit der 4 ein Verlust verbunden ist, entspricht dies der Gefahr, wird hingegen mit der 4 ein Gewinn erzielt, so spricht man von Chance (Chance nur im positiven Sinn). Gefahr und Chance sind hier also Komplementärbegriffe. Ersterer kalkuliert die Wahrscheinlichkeit eines Schadens bzw. Verlustes, letzterer die Wahrscheinlichkeit eines Nutzens bzw. Gewinns.

Die kartesianische Wahrscheinlichkeit setzt die vermuteten zu den möglichen Fällen ins Verhältnis und liegt somit zwischen Null und Eins. Für obiges Bsp. beträgt sie   . Oft besteht das Risiko in einem Schaden oder einem Verlust. Das negative Ereignis des einen kann durchaus von Nutzen für den anderen sein.

Risiko in der Entscheidungstheorie

Die Entscheidungstheorie differenziert das Verhalten eines Entscheiders im Angesicht einer Risiko-Situation.

  • Risikoaversion oder Risikoscheu bezeichnet die Eigenschaft eines Entscheiders, dass dieser bei der Wahl zwischen mehreren Alternativen mit gleichem Erwartungswert (= Eintrittswahrscheinlichkeit x Nutzenhöhe) die Alternative mit dem geringstem Risiko bezüglich des Ergebnisses - und damit dem niedrigsten Gewinn - bevorzugt. Der risikoscheue Entscheider bevorzugt also einen möglichst sicheren Gewinn, auch wenn dieser klein ausfällt.
  • Risikoneutralität bedeutet, dass ein Entscheider bezüglich des Risikos indifferent ist. Das heißt, dass er seine Entscheidung allein anhand des Erwartungswertes trifft und das bloße Risiko nicht in seine Entscheidung mit einbezieht.
  • Risikosympathie oder Risikofreude bezeichnet die Eigenschaft eines Entscheiders, dass dieser bei der Wahl zwischen mehreren Alternativen mit gleichem Erwartungswert die Alternative mit dem höchsten Risiko bezüglich des Ergebnisses - und damit auch dem höchsten Gewinn - bevorzugt. Der risikofreudige Entscheider bevorzugt einen möglichst hohen Gewinn, auch wenn unsicher ist, ob er ihn bekommt.

Risiko in der Ingenieurwissenschaft

Sicherheitsingenieure bezeichnen mit "Risiko" das Produkt von "Eintrittswahrscheinlichkeit" mal "Ereignisschwere" bzw. "Schadensausmaß"; hier treten schwierige Ermittlungs- und Quantifizierungsprobleme auf (vgl. Vulnerabilität) und erfordern ein qualitatives Verfahren zur Risikoabschätzung.

D.h.: Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit * Schadensausmaß

Die Eintrittswahrscheinlichkeit bezeichnet dabei die Chance, daß ein Ereignis innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls eintritt. So bedeutet z.B. 0.001/Jahr, daß mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1000 damit zu rechnen ist, daß ein Schadenereignis eintritt.

Die Einheit des Schadensausmaßes hängt von jeweiligem Sachgebiet ab. Es können finanzielle Werte sein ($), aber auch Tote oder der Totalverlust eines Flugzeuges. Selbstverständlich läßt sich letztendlich jedes Schadensausmaß in Geld bewerten, aber das ist ein anderes Thema.

Risiko in der Soziologie

Die Soziologie unterscheidet meist 'berechenbare' "Risiken" von nicht berechenbaren "Gefahren".

Risiko in der Wirtschaftswissenschaft

In der Betriebswirtschaftslehre werden Risiken als "Wagnisse" quantifiziert (und sind dann "kalkulatorische Kosten"), Chancen als Nutzenkalkulationen.

Risiko in der Wirtschaft bezeichnet Unsicherheit im Sinne der Abweichungen, die sowohl positiv als auch negativ gegenüber der jeweiligen Bezugsgröße sein können.

  • Risiken vor dem Entscheidungszeitpunkt (tE)
    • Entscheidungsrisiko
      • rechenökonomische Risiken
      • Die Entscheidungen werden unter Unsicherheit getroffen. Man trifft in tE eine Entscheidung, wobei Abweichungen vom Erwartungswert des Ergebnisses möglich sind.
    • Ergebnisrisiko:

Risiko im Sinne einer Ergebnisunsicherheit als Folge einer risikoverbundenen Entscheidungssituation

    • Opportunitätrisiko

Risiko, dass eine andere Entscheidung günstiger gewesen wäre.

  • Risiken nach dem Entscheidungszeitpunkt
    • Handlungsrisiken
    • Plan- und Abweichungsrisiko
    • Bindungsrisiko
  • Risiken, die zu allen Zeiten existieren
    • Existenzrisiko


Risikomanagement

Man kann sich gegen wirtschaftliche Risiken (in der Betriebswirtschaftslehre: "Wagnisse") auch versichern (Versicherung). Unter Risikomanagement versteht man den planvollen Umgang mit Risiken.

Das Risiko lässt sich minimieren, wenn man bestimmte Bedingungen einhält, beispielsweise den Arbeitsschutz, vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahmen, Materialeigenschaften, Höchstgeschwindigkeiten. Außerdem kann man durch geeignete Ressourcenverteilung das Risiko eines Verlustes minimieren. (Beispiel: Verteilte Aktienfonds minimieren das Risiko des Totalverlustes, reduzieren aber auch die Wahrscheinlichkeit eines Höchstgewinnes. Speicher für Nahrungsmittel reduzieren die Wahrscheinlichkeit von Nahrungsmittelengpässen, bergen aber die Gefahr eines Verlustes durch Schädlinge die sich an den Lagern gütlich tun.)

siehe auch Diversifikation#Anlagediversifikation, Moral Hazard, Adverse Selection, Risikoaversion


Literatur

Bücher

  • Peter L. Bernstein: Wider die Götter - Die Geschichte von Risiko und Risikomanagement von der Antike bis heute. München: Gerling Akademie Verlag 1997, 475 S.
  • Mathias Schüz (Hrsg.): Risiko und Wagnis. Die Herausforderung der industriellen Welt. Bd. 1 und 2, Pfullingen 1990, 753 S.
  • Mathias Schüz: Werte - Risiko - Verantwortung. Dimensionen des Value Managements. München 1999, 213 S.
  • Otto-Peter Obermeier: Die Kunst der Risikokommunikation. München 1999, 211 S.
  • Romeike/Finke (Hrsg.): Erfolgsfaktor Risiko-Management ISBN 3-409-12200-1
  • DeMarco, Lister: Bärentango ISBN 3-446-22333-9
  • Proske, Dirk: Katalog der Risiken - Risiken und ihre Darstellung. ISBN 3-00-014396-3, Dresden, 2004

Aufsätze

  • Ortwin Renn: Grundsätzliche Möglichkeiten zur Risikoabschätzung und Risikobewertung. Gefahrstoffe - Reinhaltung Luft 65(9), S. 383 - 386 (2005), ISSN 0949-8036
  • Krämer, Walter, Prof. Dr.: Hysterie als Standortnachteil, oder: Deutschland, eine Republik der Panikmacher? Vortrag über Risikowahrnehmung auf der Jahrestagung Kerntechnik 2005, atw - Internationale Zeitschrift für Kernenergie, L/3 - Oktober 2005, S. 570 - 575, ISSN 1431-5254

Downloads

  • Sitt: Dynamisches Risiko Management ISBN 3-8244-0734-5,Download
  • Locher, Mehlau, Hackenberg, Wild: Risikomanagement in Finanzwirtschaft und Industrie, Download
  • Koller: Wissensrisiken - Risiken aus Sicht des Wissensmanagements, [1]
  • Krämer, Walter, Prof. Dr.: Hysterie als Standortnachteil, oder: Deutschland, eine Republik der Panikmacher? (Real Player Video, DSL, ca. 134 MB / Modem/ISDN, ca. 10MB), Vortrag über Risikowahrnehmung auf der Jahrestagung Kerntechnik 2005

Siehe auch

Chance, Gefahr, Katastrophe, SWOT-Analyse, Katastrophensoziologie, Risikogesellschaft, Risikoforschung, Risikotypen, Rückversicherung, Versicherung, Kosten, Irgc, Entscheidung unter Unsicherheit, Risky-shift