Die Liebenburg war eine mittelalterliche Burganlage in Liebenburg in Niedersachsen, von der heute nur noch einzelne Teile, wie Wehrtürme und Abschnitte der Ringmauer, vorhanden sind. Die noch erhaltenen Teile sind ab den 1990er Jahren aufwändig saniert worden. Die Burganlage, die im Laufe der Jahrhunderte durch Kriegseinwirkungen stark beschädigt war, ließ der Fürstbischof des Hildesheimer Hochstifts Clemens August 1750 abreißen. An ihrer Statt errichtete er ein nicht vollendetes barockes Lust- und Jagdschloss mit Schlosskapelle, das sich heute in Privatbesitz befindet.
Baubeschreibung
Die Burganlage lag in erhöhter Lage auf einem Bergsporn am Osthang des Salzgitter-Höhenzuges. Heute sind heute noch wenige Teile der Anlage vorhanden. Dazu zählt der mächtige Hausmannsturm außerhalb der Anlage, ein Wehrturm der Ringmauer sowie der Sockel eines Wehrturms und Abschnitte der Ringmauer vorhanden. Der Hausmannsturm wurde zwischen 1290 und 1302 errichtet. Da er zunehmend verfiel, war er ab den 1970er Jahren lange Zeit abgesperrt worden und ist seit der Sanierung 1991 wieder zugänglich. [1] Der Flankierungsturm als markanter Wehrturm an der Ringmauer ist 1290 errichtet worden ist. Er ist bei einer Totalsanierung in den 1990er Jahren mit einem modernen Flachdach versehen worden. Er wird heute als Veranstaltungsobjekt genutzt. [2] Der Schulmeisterturm ist ein früherer Wehrturm an der Ringmauer, von dem nur noch der Sockel vorhanden ist. Seit seiner Teilsanierung im Jahre 2002 dient er als Aussichtsplattform über den Ort die Umgebung. [3] Im Jahre 20005 wurden Teile der einst mächtigen Ringmauer saniert. Dabei wurde bei Baggerarbeiten ein unterirdischer Geheimgang mit 2,2 m Höhe und 0,7 m Breite freigelegt, der aus der Burg herausführt. Ein zugemauerter Abzweig führte vermutlich zum außerhalb gelegenen Hausmannsturm und diente der Versorgung der Turmbesatzung. [4]
Geschichte
Um das Jahr 1292 ließ Bischof Siegfried II. von Hildesheim die ursprünglich als „Levenborch“ bezeichnete Anlage erbauen. Die Burg schützte das Hochstift Hildesheim an seiner östlichen Grenze gegen die Herzöge von Braunschweig. 1366 kam die Burg als Pfandbesitz an die Stadt Braunschweig, der sie als Stützpunkt des Handelsweges nach Goslar diente. Im weiteren 14. und 15. Jahrhundert saßen auf der Burg Adlige als Pfandsitzer. Darunter waren unter anderem Angehörige der Familien von Schwicheldt und von Cramm. Die in der Hildesheimer Stiftsfehde nicht in Mitleidenschaft gezogene Liebenburg kam 1523 an Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel. Er versteckte 1541/1542 seine Geliebte Eva von Trott mit ihren drei jüngsten Kindern auf der Burg, die hier ihr neuntes Kind gebar.
1542 zogen Truppen des Schmalkaldischen Bundes auf der Liebenburg ein, die das Braunschweiger Land besetzt und den Herzog vertrieben hatten. 1547 kehrte der Herzog in sein Land wieder zurück. 1552 eroberte Graf Vollrad von Mansfeld die Burg und hielt sie für kurze Zeit besetzt. Während des Dreißigjähriger Krieg war die Liebenburg das Hauptquartier Wallensteins. Zu starken Zerstörungen kam es 1633 beim Eindringen schwedischer Truppen. Die kaiserliche Besatzung hatte die Burg über Nacht überraschend verlassen, vermutlich durch den 2005 entdeckten, unterirdischen Gang. 1641 nahmen kaiserliche Truppen die Burg wieder ein. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges kam die Burg 1643 durch einen Friedensvertrag an das Hochstift Hildesheim zurück, das der ursprüngliche Erbauer der Anlage war.
Die Bausubstanz der Burg hatte durch die zahlreichen kriegerischen Ereignisse über die Jahrhunderte gelitten. Daraufhin ließ der Hildesheimer Fürstbischof Clemens August ab 1750 die Burg abreißen und zwischen 1754 und 1760 an ihrer Stelle ein barockes Lust- und Jagdschlosses mit Schlosskapelle errichten. Die Anlage konnte nicht fertig gestellt werden, da 1756 der Siebenjährige Krieg ausbrach. Aus Geldmangel wurde nur der Westteil fertig. Im 19. Jahrhundert hatten das Amt Liebenburg und das Amtsgericht ihren Sitz im Schloss. Während das Amt 1885 aufgelöst wurde, blieb das Amtsgericht bis zu seiner Verlegung 1959 nach Salzgitter im Schloss. Heute befindet sich das Barockschloss mit der katholischen Schlosskirche Mariä Verkündigung in Privatbesitz. Seit 1974 ist es Wohn- und Wirkungsstätte des Künstlers Gerd Winner. [5]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hausmannsturm
- ↑ Flankierungsturm
- ↑ Schulturm
- ↑ Alter Burggang
- ↑ Liebenburg ernennt Winner zum Ehrenbürger in Braunschweiger Zeitung vom 7. November 2011
Koordinaten: 52° 1′ 9,9″ N, 10° 25′ 21,2″ O