Frauenkirche (Dresden)

barocker Sakralbau in Dresden, Sachsen
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Die Frauenkirche in Dresden ist eine evangelisch-lutherische Kirche des Hochbarocks. Sie wurde von 1726 bis 1743 erbaut.

Die Frauenkirche im Oktober 2005 wenige Tage vor der Kirchweihe

Die Dresdner Frauenkirche gilt als eines der architektonisch reizvollsten Kirchengebäude Europas und als prachtvolles Zeugnis des protestantischen Sakralbaus. Der größte Sandsteinbau der Welt verfügte zugleich über die größte steinerne Kirchenkuppel nördlich der Alpen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde sie während der Luftangriffe auf Dresden 1945 zerstört. In der DDR blieb ihre Ruine erhalten und diente als Mahnmal. Nach der Wende begann 1994 der 2005 abgeschlossene Wiederaufbau, den Fördervereine und Spender aus aller Welt finanzieren halfen.

Am 30. Oktober 2005 fand in der Frauenkirche ein Weihegottesdienst und Festakt statt. Aus dem Mahnmal gegen den Krieg soll nun ein Symbol der Versöhnung werden.

Die Geschichte der alten Frauenkirche bis 1945

Der romanische Frühbau

Schon im 11. Jahrhundert wurde an der Stelle der heutigen Frauenkirche eine kleine romanische Kirche – vermutlich die älteste Kirche Dresdens – erbaut, die der Gottesmutter Maria geweiht war und folglich Zu unserer lieben Frauen hieß. Diese wurde im Mittelalter mehrfach umgebaut. In der Reformation fiel das Kirchengebäude an die nun lutherische Gemeinde der Stadt. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude baufällig und reichte für die wachsende Zahl der Gottesdienstbesucher nicht mehr aus.

Der barocke Kuppelbau George Bährs

 
Neumarkt mit Frauenkirche und Altstädter Wache auf einem Gemälde von Canaletto
 
Frauenkirche zwischen 1860 und 1890

Daraufhin beschloss der Rat der Stadt Dresden 1722, eine neue Kirche zu bauen. Er beauftragte den Architekten und Ratszimmermeister George Bähr mit der Planung. Diese dauerte vier Jahre, bis die Stadt am 26. Juni 1726 seinen Entwurf genehmigte. Am 26. August 1726 wurde der Grundstein gelegt, und bis 1743 entstand ein barocker Neubau, der vorwiegend aus Spenden der Dresdner Bürger finanziert wurde. Am 28. Februar 1734 wurde der Innenraum mit einer Festpredigt von Superintendent Valentin Ernst Löscher und Musik von Theodor Christlieb Reinhold geweiht. Am 27. Mai 1743, knapp fünf Jahre nach dem Tod George Bährs, vollendete der Aufsatz eines Kuppelkreuzes schließlich den Monumentalbau. Löscher hatte das Kreuz gegen die Pläne Bährs, der einen Obelisken (Pyramide) als Bekrönung vorgesehen hatte, und die Forderung Brühls, mit einem "A"-ähnlichen Obelisken die Herrschaft August des Starken zu symbolisieren, durchgesetzt.

Der Bau dauerte somit von 1716 bis 1743 (ca. 17 Jahre) und kostete 288.570 Taler, 13 Groschen und 64,4 Pfennige.

Die Dresdner Frauenkirche war damals schon der einzige protestantische Sakralbau des deutschen Barocks von europäischer Bedeutung. Der Zentralbau von Bähr trug eine ganz aus Naturstein gefertigte Kuppel. Die Dresdner Kuppel faszinierte jedoch außerdem durch ihre konkave Form im unteren Teil, die an eine Glocke erinnerte. Diese war einzigartig auf der Welt und brachte dem Gebäude den Namen „die Steinerne Glocke“ ein. Sie ruhte auf acht Pfeilern, die zu den Diagonalen etwas enger standen als zu den Hauptachsen und so eine Kreuzform andeuteten.

Die Außenmauern bildeten einen annähernd quadratischen Grundriss, der vom halbrunden Chor durchbrochen wurde. Die Treppentürme in den Ecken dienten als Widerlager für die Kuppel und führten zu Emporen zwischen den Pfeilern. Vor dem Chor lag eine doppelte geschwungene Freitreppe mit einem Lesepult in der Mitte, dahinter ein monumentaler Barockaltar, der vom Orgelprospekt gekrönt wurde. Die Kanzel schwebte am linken Pfeiler über der Freitreppe. Die Bänke innerhalb des Kuppelraums waren konzentrisch auf einen Punkt zwischen Lesepult und Altar ausgerichtet, die sie zwischen und hinter den Pfeilern umschließenden Bänke auf die Raummitte. Das betonte den schon in der Architektur angelegten doppelten Schwerpunkt von Raumzentrum und Chor zusätzlich. Die Proportionen, die sehr hohen Pfeiler und hohen, schmalen Fenster erinnerten an gotische Kathedralen.

Die Frauenkirche hatte eine Gesamthöhe von 91,23 Meter. Sie war 41,96 Meter breit und 50,02 Meter lang.

Die Kuppel begann in einer Höhe von etwa 40 m, und die Laterne – der Kuppelaufsatz – öffnete sich in luftiger Höhe von 62 Metern über dem Neumarkt von Dresden. Die aus sächsischem Sandstein gemauerte Steinkuppel hatte unten einen Außendurchmesser von 26,15 Metern und oben von circa 10 Metern. Sie wog etwa 12.000 Tonnen und hatte die größte Spannweite nördlich der Alpen.

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Nach dem Luftangriff auf Dresden durch britische und amerikanische Bomber in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 brannte die Frauenkirche vollständig aus. Sie war durch keine Sprengbombe getroffen worden, befand sich jedoch mitten im Stadtzentrum, wo der Feuersturm und die Brandhitze am stärksten wüteten. Zudem war in ihren Kellern ein Filmarchiv untergebracht. Die Filme bestanden damals aus Zelluloid, das leicht brennbar war und dabei enorme Hitze erzeugte. Einige der Filme konnten jedoch bei der archäologischen Trümmerberäumung im Vorfeld des Wiederaufbaus fast unversehrt geborgen werden, wodurch der Einfluss des Filmarchivs auf die Entwicklung der Brandhitze inzwischen fraglich ist.

Am 15. Februar um 10 Uhr morgens konnten die ausgeglühten Innenpfeiler die Last der gewaltigen Gewölbekonstruktion nicht mehr tragen. Das Gebäude brach donnernd in sich zusammen. Ein Ereignis, das in seiner Symbolkraft für viele Dresdner die vorangegangenen Zerstörungen noch übertraf. Ein riesiger Trümmerberg lag da, wo einmal die Kirche war. Nur die Umfassungsmauern des Chors bis zum Hauptgesims und ein Rest des nordwestlichen Eckturms standen noch. Teile des von Johann Christian Feige geschaffenen Altars wurden durch das herabtropfende Zinn der schmelzenden Orgel konserviert und überdauerten die Zeiten unter dem Schuttberg. Diese konservierten Reste wurden beim Wiederaufbau in den neuen Altar integriert. Die Spuren der Zerstörung wurden dabei, der Erinnerung wegen, bewusst belassen.

Mahnmal gegen den Krieg in der DDR

Nach dem Krieg wurden auf Initiative des damaligen Landeskurators Hans Nadler erste Untersuchungen zum Wiederaufbau durchgeführt. 850 Steine wurden inventarisiert und eingelagert. Doch die großflächige Trümmerberäumung in der Dresdner Innenstadt im Sinne neuen sozialistischen Städtebaus zerschlug die Hoffnungen auf einen Wiederaufbau schnell. Der Versuch der Behörden, den Trümmerberg 1962 zu Gunsten einer Parkfläche zu beseitigen, scheiterte. Es kam zu Protesten aus der Bevölkerung, außerdem fehlte das dazu nötige Geld. Der Trümmerberg wurde mit Rosen bepflanzt. Unterdessen waren längst zwei Drittel der geborgenen Steine für die Befestigung des Elbufers anderweitig verbaut worden.

So blieb der Trümmerberg mitten im Stadtzentrum von Dresden zu Zeiten der DDR über 40 Jahre lang als Mahnmal, ähnlich der Ruine der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, erhalten. Viele überlebende Dresdner gedachten hier ihrer bei den Bombenangriffen ums Leben gekommenen Angehörigen, für die es oft keine Gräber gab.

Die DDR erklärte die Kirchenruine 1966 offiziell zum Mahnmal gegen den Krieg. Der Tag der Zerstörung Dresdens wurde fortan zu staatlich gelenkten Gedenkdemonstrationen an der Ruine genutzt. Am 13. Februar 1982 riefen Dresdner Christen erstmals zum stillen Gedenken gegen den Krieg an den Trümmern der Frauenkirche auf. Dieser Aufruf führte in den 1980er Jahren zu Zusammenkünften von Gruppen der DDR-Bürgerrechts- und Friedensbewegung an jedem 13. Februar an der Ruine, um stumm des Krieges zu gedenken. Versuche staatlicher Stellen, diese Treffen zu verhindern, hatten kaum Erfolg.

Die Sächsische Landeskirche plante in dieser Zeit eine Konservierung der Ruine, die als Versöhnungsdenkmal erhalten bleiben sollte. Die Unterkirche sollte eine Ausstellung über die Geschichte der Frauenkirche aufnehmen und gleichzeitig als "Raum der Stille" dienen. Die staatliche Forderung, die Kirche mit Westgeldern wieder aufzubauen, lehnte die Landessynode der Sächsischen Landeskirche ab.

Der Wiederaufbau nach der Wende

Am Reformationstag 1989 setzte ein „Offener Brief“ von Günter Voigt an den Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens Johannes Hempel mit dem Gedanken, den Wiederaufbau neu zu bedenken, ein wichtiges Zeichen. Aus einem Kreis gleichgesinnter Dresdener Bürger heraus, der sich im November 1989 traf, entstand der „Ruf aus Dresden“, den der Pfarrer Karl-Ludwig Hoch formulierte. Der Aufruf ging am 12. Februar 1990 in die Welt.

Die Idee eines Wiederaufbaus des Gotteshauses nahm nun immer konkretere Formen an. Aus der Folgewirkung des Aufrufes wurde die „Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche in Deutschland e. V.“ gegründet, deren Kommission unter Beteiligung einiger prominenter Dresdner wie Ludwig Güttler das Konzept für einen archäologischen Wiederaufbau entwickelte, fortan entscheidende Überzeugungsarbeit für den Wiederaufbau leistete (anfangs gab es nur zehn Prozent Befürworter) und Spenden sammelte. 1991 wurde die „Stiftung für den Wiederaufbau Frauenkirche“ gegründet, die den gesamten Wiederaufbau leitete. Am 18. März 1991 beschloss die sächsische Landessynode den Wiederaufbau der Frauenkirche.

1994 war es soweit: Der Grundstein der neuen Frauenkirche wurde gelegt. 1996 begann der eigentliche Wiederaufbau; der Baumeister war Eberhard Burger. Der Wiederaufbau wurde im Herbst 2005 abgeschlossen. Er vollzog sich viel rascher als ursprünglich erwartet, da das Spendenaufkommen alle Erwartungen bei weitem übertraf. Entgegen der ursprünglichen Planung wurde die äußere Form der Frauenkirche schon im August 2004 und nicht erst wie geplant im Jahre 2005 wieder hergestellt.

Von Anfang an gab es auch Kritik am Vorhaben durch Architekten und Historiker, da dieses aufgrund der massiven Kriegsschäden eher einen Neubau bedeutete. Die Konstruktion sowie die technische Ausstattung seien keineswegs zeitgenössisch, sondern entsprächen vielmehr moderner Technologie. So verlaufen in der Kirche z.B. nun 85 Kilometer Elektroleitungen und 7,7 Kilometer Heizleitungen. Die Klimaanlage kann 40.000 Kubikmeter Luft pro Stunde bewältigen. Insofern habe die "Neue Frauenkirche" zwar einen historisierenden Mantel, sei jedoch nicht mehr als eine Replik des verlorenen ursprünglichen Baus, vergleichbar z.B. mit der Berliner Kommandantur bzw. den Plänen zum Neubau des Stadtschlosses in Berlin. Befürworter betonen dagegen den Symbolwert des Wiederaufbaus und dessen Finanzierung aus hauptsächlich privaten Spenden.

Finanzierung

Trotz zwischenzeitlicher Geldknappheit konnte der Wiederaufbau ohne Unterbrechungen ausgeführt werden. Neben den Spendensammlungen der „Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche e. V.“ und der „Stiftung Frauenkirche“ brachte der sogenannte von der Dresdner Bank initiierte Stifterbrief in Werten zwischen 250 und 10.000 Euro mit einem Spendenvolumen von etwa 75 Millionen Euro den Durchbruch für die finanzielle Absicherung des Wiederaufbaus. 31 Millionen Euro steuerte die Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche in Deutschland bei. Als Zeichen der Versöhnung sammelte der britische „Dresden Trust“ unter Vorsitz von Allan Russell in Großbritannien mehr als einer Mio. Euro an Spenden.

Der deutschstämmige US-amerikanische Nobelpreis für Physiologie oder Medizin Günter Blobel stellte einen beträchtlichen Teil seines Preisgeldes für den Wiederaufbau zur Verfügung. Der Dresdner Trompeter Ludwig Güttler sammelte mit Konzerten Spendengelder. Die Dresdner Bank spendete 1997 fünf Millionen D-Mark für die Innenkuppel.

So konnten rund zwei Drittel (etwa 100 Millionen Euro) der Baukosten in Höhe von 179 Millionen Euro aus Spenden finanziert werden. Den restlichen Anteil von 65 Millionen Euro stellte die Stadt Dresden, der Freistaat Sachsen und der Bund zur Verfügung.

Abtragen des Trümmerhaufens

Für den Wiederaufbau wurde ab 1993 der Trümmerhaufen Stein für Stein abgetragen und alle noch brauchbaren Trümmersteine vermessen, katalogisiert und eingelagert. Aus der Lage im Trümmerberg und mit teilweise extra für diese Aufgabe erstellten Geo-Computerprogrammen konnte bei vielen Steinen der ursprüngliche Platz im Gemäuer ermittelt werden. Aus den Trümmern konnten über 8000 Stücke geborgen und davon 3539 Stücke in die Außenfassade eingebaut werden.

Die Unterkirche

Bevor man mit dem Wiederaufbau des eigentlichen Kirchengebäudes begann, wurde die Unterkirche wiedererrichtet. So konnte man schon vor der Eröffnung des fertigen Kirchenbaus Räumlichkeiten für Gottesdienste, Führungen und Konzerte schaffen. Die Weihe der Unterkirche fand am 21. August 1996 statt.

Im tiefsten Punkt der Frauenkirche, im Scheitelpunkt des kreuzförmigen Tonnengewölbes, befindet sich ein Altarstein aus schwarzem irischen Kalkstein. Geschaffen wurde er von Anish Kapoor, einem in Großbritannien lebenden Künstler mit jüdischer Mutter und indischem Vater. Damit ist der Altarstein der erste Altar in einem deutschen Gotteshaus, der von einem jüdischen Künstler gestaltet worden ist.

In der Unterkirche befand sich seit der Weihe der Unterkirche auch das Nagelkreuz, das vom Bischof von Coventry als Zeichen der Versöhnung übergeben wurde. Seitdem gehört die Frauenkirche zur internationalen Nagelkreuzgemeinschaft. Seit der Weihe der Frauenkirche steht das Kreuz auf dem Altar der Hauptkirche.

Der Steinbau

 
Katalogisierte Steine, 1999.
 
Altes und neues Steinmaterial

Beim Wiederaufbau wurden die katalogisierten Steine teilweise wiederverwendet (43 Prozent der Original-Bausubstanz). Sogar einige große Fundstücke konnten im Ganzen wieder an ihren ursprünglichen Platz gehoben werden. Die Reste des Eckturms und des Chors wurden ebenfalls in den Bau integriert. Alleine diese damals stehengebliebenen Ruinenteile machen 34 Prozent der Gesamtmasse aus.

Nur bei dem komplizierten Kuppelbau (steinerne Glocke) konnten aus Statikgründen ausschließlich neue Sandsteine zum Einsatz kommen. Die Steine der Kuppel sind einer besonders starken Belastung ausgesetzt. Da die alten Sandsteine beim Brand einer hohen Hitze ausgesetzt waren, wollte man hinsichtlich ihrer Stabilität kein Risiko eingehen.

Durch die schwarze Patina der alten Steine (natürliche Färbung des Sandsteines durch Oxidation des enthaltenen Eisens) und den neuen hellen Sandstein wird das Gebäude in den ersten Jahren wie ein großes Puzzlespiel aussehen. Die neuen Steine der Frauenkirche werden jedoch mit der Zeit nachdunkeln und sich dann von den Originalsteinen nicht mehr unterscheiden.

Zwei versteckte stählerne Ringanker und ein verstecktes Stahlgerüst tragen nun die Kirche anstelle der damaligen Konstruktion. Die Stahlelemente können zur Not auch ausgetauscht werden, da sie zugänglich gebaut wurden.

Dank moderner Fertigungsmethoden konnten die Sandsteinblöcke der Pfeiler millimetergenau zugesägt werden. Und mit Konstruktionsprogrammen aus dem Flugzeugbau wurde die Geometrie der 560 unterschiedlichen Sandsteinplatten des Kuppelanlaufs ermittelt. Dies war sinnvoll, denn die Kräfte, die von der Kuppel abgeleitet werden müssen sind sehr groß und verursachten schon in der alten Frauenkirche immer wieder Risse. Zwischen 1938 und 1942 wurden diese zum letzten Mal behoben.

Für die Kuppel gab es an den Universitäten Dresden und Karlsruhe zwei Jahre lang ein eigenes Forschungsprogramm. Beispielsweise waren neue Mörtelmischungen notwendig, denn Stein ist nur bedingt geeignet den Regen abzuhalten. Ursprünglich war bereits im 18 Jahrundert ein Kupferdach geplant, nur aus Kostengründen kam es dann zur steinernen Glocke.

Wetterschutzdach

Um einen möglichst schnellen und reibungslosen Wiederaufbau zu ermöglich, entschied man sich für ein Wetterschutzdach, welches mit in die Höhe wachsen konnte. So musste nach dem Erreichen einer bestimmten Bauphase das Wetterschutzdach mehrfach um einige Meter hydraulisch angehoben werden. Dieses Verfahren wurde speziell für den Bau der Frauenkirche entwickelt. Es ermöglichte, bei jedem Wetter und auch im Winter mit dem Bau fortzufahren.

Die Silbermann-Orgel

Eine originalgetreue Rekonstruktion der alten Orgel Johann Gottfried Silbermanns aus dem Jahr 1736 mit 43 Registern und 3 Manualen war nicht möglich, da die alte Orgel im Laufe der Zeit nicht nur siebenmal modifiziert sondern auch beim Brand im Kirchinneren 1945 völlig zerstört wurde und die genauen Baupläne Silbermanns nicht überliefert worden sind. Ein Nachbau noch existierender Silbermann-Orgeln war nicht sinnvoll, weil sie der jeweiligen Akustik der Kirchinnenräume angepasst wurden. Daher kam man zu folgender Lösung: Nach Bild- und Fotovorlagen wird die Orgelempore dem zerstörten Original nachempfunden, wie es die Restauratoren auch mit dem restlichen Kirchinnenraum gemacht haben. Die drei ursprünglichen Manuale werden den überlieferten Klängen der einzelnen Orgelpfeifen entsprechend rekonstruiert. Hinzu kommt ein viertes Manual, das wahlweise hinzugeschaltet werden kann und in der Lage ist, „moderne“ Musik zu spielen. Damit ist Orgelliteratur gemeint, die von neuen Registern – also Klängen einzelner Orgelpfeifen – Gebrauch macht, die sich im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt haben, insbesondere auf Grund der deutsch-romantischen und französisch-romantischen Orgeltradition. Solche Orgelmusik wäre mit den alten, ursprünglichen Silbermann-Orgelregistern nicht spielbar gewesen. Das führte zu dem Missverständnis, für die Frauenkirche sei eine moderne Orgel geplant, in der Folgezeit besser bekannt als „Orgelstreit“. Da die Ausschreibung für den Orgelbau lief, war es der „Stiftung für den Wiederaufbau der Frauenkirche“ rechtlich nicht gestattet, sich zum Orgelbau zu äußern. Folglich konnten auch falsche Presseberichte nicht berichtigt werden. Mit der Auftragsvergabe an die Straßburger Orgelmanufaktur Daniel Kern wurde der Orgelstreit beendet. Die neue Orgel hat 67 Register und 4 Manuale und wurde im September 2005 fertig gestellt.

Die Innenkuppel

Die acht Gemälde in der Innenkuppel (die Evangelisten Lukas, Matthäus, Markus und Johannes sowie Bildnisse der christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung und Barmherzigkeit) wurden ursprünglich im Jahre 1734 vom italienischen Theatermaler Giovanni Battista Gronegeschaffen.

Ein erster Rekonstruktionsversuch schlug fehl, der Evangelist Johannes geriet zu bunt. Das Bild wurde abgeschlagen, die Fläche neu verputzt. Nach langem Auswahlverfahren bekam daraufhin der Maler Christoph Wetzel und der Restaurator Peter Taubert den Auftrag, die Kuppel mit biblischen Geschichten möglichst originalgetreu ausmalen.

Als Vorlage wurden Dias aus dem Jahre 1943 verwendet. Es war allerdings unklar inwieweit diese Dias von Farbstichen beeinträchtigt sind, ferner waren einige der Gemälde bereits früher schon ausgebessert worden. Christoph Wetzel studierte deswegen andere erhaltene Bilder des Barockmalers Grone um sich in diesen hineinversetzen zu können.

Die Glocken

Durch die Glockengießerei A. Bachert in Bad Friedrichshall (Baden-Württemberg) wurden für die Frauenkirche sieben neue Glocken (mit den Namen Jesaja, Johannes, Jeremia, Josua, David, Philippus und Hanna) gegossen. Aufgrund zu groß geratener Teile der Glockenzier war bei sechs der sieben Glocken der Ton unrein, so dass ein erneuter Glockenguss der Fa. Bachert in Karlsruhe erforderlich war. Über den Werdegang des Glockengusses gibt es zusätzliche Informationen bei der Glockengießerei Bachert.

Die Gedächtnisglocke Maria ist die einzige erhaltene der vier Glocken, die die Frauenkirche bis zum Zweiten Weltkrieg hatte. Sie wurde im Jahr 1518 in Freiberg gegossen. 1926 wurde sie an die Kirche der Landesanstalt Hubertusburg veräußert und entging so der Zerstörung. Später hing sie in weiteren Kirchen in Wermsdorf und Dittmannsdorf. 1998 kehrte die Glocke nach Dresden zurück, wo sie in einem provisorischen Holzturm neben der Frauenkirche hing. Zusammen mit den sieben neuen Glocken bildet sie nun ein einzigartiges achtstimmiges Geläut, das fünfte in der wechselvollen Geschichte der Frauenkirche. Es erklang erstmals am Pfingstsonnabend 2003.

Jede der acht Glocken hat einen Namen und eine Funktion, die mit dem der Bibel entlehnten Namen korrespondiert. Die größte Glocke „Jesaja“ (Friedensglocke) sowie die drei kleinsten Glocken, „David“ (Gebetsglocke), „Philippus“ (Taufglocke) und die kleine „Hanna“ (Dankglocke), hängen im Treppenturm C. Die restlichen Glocken namens „Johannes“ (Verkündigungsglocke), „Jeremia“ (Stadtglocke), „Josua“ (Trauglocke) und „Maria“ (Gedächtnisglocke) sind in der Glockenstube im Treppenturm E untergebracht.

Das Turmkreuz

Das alte Original-Turmkreuz hatte Johann Georg Schmidt hergestellt. Am 1. Juni 1993 wurde dieses so genannte Kuppelkreuz in den Trümmern der Frauenkirche wieder gefunden. Da es schwer beschädigt war, wurde es beim Wiederaufbau durch ein neues mit vergoldetem Strahlenkranz ersetzt. Alan Smith, ein Londoner Kunstschmied und Sohn eines der englischen Piloten, die Dresden bombardiert hatten, schuf das acht Meter hohe Kreuz (Wert 500.000 Euro). Es wurde mit Spenden des „Dresden Trust“ aus Großbritannien finanziert. Im Februar 2000 wurde das neue Kreuz aus Anlass des 55. Jahrestages der Zerstörung vom Schirmherr des Dresden Trust Herzog von Kent übergeben und konnte bis zu seinem Aufsetzen besichtigt werden. Am 22. Juni 2004 wurde es als „Versöhnungskreuz“ zum Zeichen der Freundschaft zwischen Großbritannien und Deutschland in Anwesenheit von 60.000 Zuschauern auf die Kuppel gesetzt. Damit wurde nach über 59 Jahren die historische Silhouette der Stadt Dresden wieder hergestellt.

Coventry und der letzte Stein

Das Versöhnungskreuz ist nicht die einzige Beziehung zu England. Schon 1956-1962 hatten deutsche Spendengelder dazu beigetragen, die am 14. November 1940 bombardierte Kathedrale von Coventry wieder aufzubauen. Dabei wurden – im Gegensatz zu Dresden und entsprechend dem damaligen Zeitgeist – die Kirchenreste durch einen Neubau ergänzt.

Am 13. April 2004 wurde der letzte Stein der Hauptkuppel der Frauenkirche eingesetzt, der Steinbau gilt damit als abgeschlossen. Am 22. Juni 2004 wurde die mit Kupfer beschlagene Holzkonstruktion der Turmhaube mit dem vergoldeten Kreuz auf die Laterne über der Steinkuppel aufgesetzt. Damit ist das frühere äußere Aussehen wiederhergestellt, die Frauenkirche hat nun die endgültige Höhe von 91,24 Metern und ist weithin als Dresdner Wahrzeichen sichtbar.

Letzte Arbeiten vor der Eröffnung

Beim Innenausbau wurden die Bemalung und der Einbau des Gestühls abgeschlossen. Im Frühsommer 2005 wurde die von dem Straßburger Orgelbauer Daniel Kern gefertigte Orgel mit insgesamt 4873 Orgelpfeifen installiert. Die Aussichtsplattform in 67 m Höhe, von der aus man einen Ausblick auf das Elbpanorama und auf die Innenstadt hat, konnte am Dienstag, dem 1. Februar 2005 für Besucher geöffnet werden. Anlässlich des 60. Jahrestags der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 2005 wurde der Innenraum zum stillen Gedenken geöffnet.

Abschluss des Wiederaufbaus: Feierliche Weihe

Am 30. Oktober 2005 wurde die Frauenkirche wieder geweiht und damit ihrer künftigen Bestimmung als Gotteshaus übergeben. Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl weihte mit seinen beiden Vorgängern zunächst den Taufstein, die Kanzel und schließlich die Kirche insgesamt. Im Rahmen der Zeremonie wurden auch die liturgischen Gegenstände wieder in die Kirche gebracht. Der Weihgottesdienst fand mit 1700 geladenen Gästen in der Kirche und tausenden Besuchern auf dem Kirchplatz statt. Nach dem gottesdienstlichen Teil hielt Bundespräsident Horst Köhler die Festansprache, in der er auf die Frauenkirche als Symbol für bürgerliche Freiheit und die deutsche Einheit hinwies. Landesbischof Jochen Bohl dankte anschließend den Verantwortlichen für den Wiederaufbau und den Mitwirkenden. Namentlich dankte er zunächst Hans Nadler stellvertretend für diejenigen, die diesen Festakt nicht mehr erleben durften. Sodann dankte er vor allem dem Baudirektor Eberhard Burger und dem Trompetenvirtuosen Ludwig Güttler.

Bildergalerie des Wiederaufbaus

Literatur

  • Helfricht, Jürgen: Die Dresdner Frauenkirche. Eine Chronik von 1000 bis heute. – Husum 4. Auflage 2005 ISBN 3-89876-122-3
  • Helfricht, Jürgen: Dresden & seine Kirchen. – Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2005 ISBN 3-37402-261-8
  • Stiftung Frauenkirche Dresden: Kirchenführer Frauenkirche Dresden. - Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2005 ISBN 3-374-02334-7

Siehe auch

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