Allerheiligen (Vöhrenbach-Urach)

Kirchengebäude in Vöhrenbach-Urach
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Allerheiligen (Vöhrenbach-Urach) ist die katholische Pfarrkirche des Vöhrenbacher Stadtteils Urach. Mit St. Martin in Vöhrenbach und St. Johann in Hammereisenbach-Bregenbach bildet sie die Seelsorgeeinheit Vöhrenbach im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Die Allerheiligen-Kirche von Südwest.
Friedhofsmauer mit oberen Zugang zur Treppe

Geschichte

Die Besiedelung des Tals der Urach, eines Zuflusses der Breg, wurde durch die Zähringer Herzöge vor allem seit Konrad I., Herzog von 1122 bis 1152, gefördert. Sie sicherten so die Straßenverbindung zwischen ihren Städten Freiburg im Breisgau und Villingen. Sie gründeten auch die Pfarrei, die wie der Ort selbst 1275 im Liber decimationis als „ura in decanatu Phoerron“, „Urach im Dekanat Pfohren“ erstmals erwähnt ist.[1] Zunächst waren die Zähringer die Patronatsherren, nach ihnen die sie 1218 beerbenden Grafen und Fürsten zu Fürstenberg, bis Urach 1806 mit dem größten Teil von deren Territorium an das Großherzogtum Baden fiel.

Der älteste Teil der Kirche, der Turm in seinen unteren Geschossen, geht auf die Gründungszeit zurück, 1150–1200. Dazu passt das Allerheiligen-Patrozinium. Auch das Kloster Allerheiligen im Schwarzwald wurde damals gegründet. Der kreuzgratgewölbte Chor entstand wohl um 1500. Während des Dreißigjährigen Krieges und der Reunionskriege des 17. Jahrhunderts litt der Bau Schäden. Unter den Pfarrern Christian Deuber (Pfarrer 1708–1744) und Johann Martin Ketterer (Pfarrer 1744–1790) wurde er gründlich erneuert. Der Turm wurde erhöht und erhielt seine Zwiebelhaube, der Chor seine Stuckdekoration, das Schiff die „bemalte, sehenswerte und seltene Tannenholzdecke“.[2], die Friedhofsmauer ihre heutige Form mit Aufgang und Ecknischen. Außerdem wurden die Wandmalereien, die Altäre und die Kanzel gefertigt, zumindest überwiegend, archivalisch gesichert, von dem Schreiner Xaver Stöhr, dem Bildhauer Matthias Faller, dem Fassmaler Johannes Menradt und dem Maler Johann Pfunner (1716–1788).[3] 1871, als es „von der Decke auf die hohen Strohzylinderhüte der Frauen“ tropfte,[4] und dann wieder 1979 bis 1982 wurde die Kirche restauriert.

Äußeres

Die Kirche liegt an einem Steilhang inmitten des ummauerten Friedhofs. Die talseitige Südmauer ist besonders mächtig und trug dazu bei, von einer „Wehrkirche“ zu sprechen – zu Unrecht, denn die Stärke der Mauer hat statische Gründe und die Kirche keine zur Verteidigung bestimmten Bauteile. Eine doppelläufige schmale, gedeckte Treppe durchbricht die Südmauer. An den zwei Ecken der Mauer bargen Pavillons – jetzt verlorene – Figurengruppen, eine Kreuzigung, und eine Ölberggruppe.[5]

Friedhofsmauer, Treppe, Pavillons, das Schiff mit seinen rundbogigen Fenstern, der in drei Seiten des Sechsecks schließende Chor, die Sakristei im Süden, die über einem kreuzgewölbten Beinhaus liegt, und der äußere Aufgang zur Kanzel im Norden sind mit Schindeln gedeckt. Der im Nordosten angebaute Turm besitzt im unteren, viereckigen Teil leicht zugespitzte Doppelfenster. Darauf ist das achteckige Glockengeschoss aufgesetzt, das von einer mächtigen Zwiebel, dem Wahrzeichen des Dorfs, bekrönt wird.

Inneres

Das schlichte, um Wetterfestigkeit bemühte Äußere birgt eine reiche Ausstattung im Stil von Barock und Rokoko. Über das Schiff wölbt sich eine hölzerne, kassettierte Tonne, deren Felder auf blauem Grund weiße und goldene Ornamente tragen, unterbrochen durch Querbänder mit abweichendem Dekor und in der Mitte einem in Brauntönen gehaltenen Bild der Heiligen Familie. Stuck ziert den Chorbogen, und im Chor verbirgt der Stuck mit Kartuschen und Akanthus das Kreuzgewölbe und die Spitzbögen der Fenster. Spitzbogige Pförtchen führen links in den Turm und rechts in die Sakristei.

An den Seitenwänden des Chors erinnern Bilder des heiligen Wolfgang von Regensburg und des heiligen Johannes des Täufers an Nachbarpfarreien in Schollach[6] und Bregenbach, die früher zu Allerheiligen in Urach gehörten. Im Deckenfresko des Chors wird Maria in den Himmel aufgenommen; die Szene umgebend zeigen Grisaillen Mariensymbole aus der Lauretanischen Litanei.

Der Hauptteil des Hochaltars besteht aus dem Tabernakel, einem Gemälde und zwei Schnitzfiguren, deren jede von zwei blaugrünen Säulen flankiert wird. Darüber schwingt sich zwischen Voluten, nach oben schmäler werdend, der Oberteil hoch. Auf dem Tabernakel liegtdas Buch mit den sieben Siegeln und darauf das Lamm Gottes. In Pfunners signierten Hauptbild verehren „alle Heiligen“ die Dreifaltigkeit. Links steht zwischen den Säulen der heilige Ulrich von Augsburg, über dem eine Putte als sein Attribut einen Teller mit zwei Fischen, rechts steht zwischen den Säulen der heilige Konrad von Konstanz, über dem eine Putte als sein Attribut einen Kelch hält. Im Oberbild strahlt das Auge Gottes. In einer Kartusche zwischen Haupt- und Oberbild ist „IN OMNIBUS SANCTIS HONOR ET GLORIA“ zu lesen, „Allen Heiligen Ehre und Ruhm“. Die blaugrüne Architektur oberhalb der goldenen Kapitelle der vier Säulen umpielen vir Putten Fallers und seine goldenen Blüten, Blätter und Rocaillen.

Die beiden Seitenaltäre sind gleich aufgebaut. Der Hauptteil besteht über einem großen Tafelreliquiar aus einem Gemälde und zwei Schnitzfiguren, daneben je einer Säule. Der Oberteil besteht aus einem kleineren Gemälde zwischen Voluten.

Der linke Seitenaltar ist ein Dreikönigsaltar. Die Heiligen Drei Könige, eigentlich die drei Μάγοι, Weisen, reisten nach dem Matthäus-Evangelium von fern nach Betlehem (MtEU). Weit reisten auch die Schwarzwälder Glas- und Uhrenhändler, und sie waren es vielleicht, die mit der Stiftung des Altars um Schutz baten.[7] In Pfunners signiertem Hauptbild leuchtet der Stern von Betlehem über dem Stall, in dem einer der drei Weisen dem Kind Gold schenkt. Die beiden anderen Weisen hat Faller geschnitzt; der rechte ist, wie traditionell, als Mohr gegeben. Malerei und Schnitzwerke sind genau aufeinander abgestimmt. Im Oberbild unterrichtet die heilige Anna ihre Tochter Maria. Zwischen Haupt und Oberbild steht in einer Kartusche „VENITE ADOREMUS“, „Kommt, lasst uns anbeten“.

Der rechte Seitenaltar ist

Literatur

  • Walter Fauler: Urach im Schwarzwald. Die Geschichte einer Talgemeinde. Geiger-Verlag, Horben am Neckar 1996. ISBN 8-89570-247-1.

Enzelnachweise

  1. Freiburger Diözesan-Archiv Band 1, S. 1–303.
  2. Internetseite Vöhrenbach-Urach.
  3. Fauler 1996, S. 83–84.
  4. Fauler 1996, S. 89.
  5. Brunner und von Reitzenstein 1985.
  6. St. Wolfgang Schollach auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit Friedenweiler-Eisenbach
  7. Fauler 1996, S. 79–81.