XLR
XLR ist ein Industriestandard für elektrische Steckverbindungen. In der professionellen Beschallungs- und Tonstudio-Technik werden XLR-Steckverbinder für analoge Mikrofon- und Lautsprecher-Signale sowie digitale AES/EBU-Audiosignale und DMX-Steuersignale verwendet. Sie sind von mehreren Herstellern verfügbar und von der physischen Ebene in dem internationalen Standard IEC 61076-2-103 normiert.[1] Die einheitliche Kontaktbelegungen für den Bereich der Audiotechnik ist in der Spezifikation AES-14 der Audio Engineering Society festgelegt.[2]

Ausführungen
XLR-Steckverbinder gibt es in drei- bis siebenpoliger Ausführung und in verschiedenen Schutzklassen nach VDE.
Der dreipolige XLR-Steckverbinder stellt in der professionellen Tontechnik die Standardverbindung für analoge Audioleitungen dar, insbesondere bei symmetrischer Signalübertragung. Auch für Lautsprecherleitungen wird er gern verwendet, jedoch zunehmend vom Speakon-System verdrängt.
Die Norm für die Übertragung von DMX-Steuersignalen sieht den fünfpoligen XLR-Steckverbinder als Standard vor; häufig (gerade bei günstigeren Geräten) werden jedoch auch hier dreipolige Steckverbinder eingesetzt, die außerdem den Vorteil bieten, bei Bedarf mit Mikrofonkabeln verlängert werden zu können (sofern Mikrofonkabel mit ausdrücklicher Eignung für digitale Signale zum Einsatz kommen).
Vierpolige XLR-Steckverbinder werden beispielsweise zur Stromversorgung von Videokameras und deren Zubehör eingesetzt. Diese werden als Mini-Version auch bei Headsetmikrofonen verwendet, insbesondere zum Anschluss des Mikrofones an einen Funksender. Für denselben Zweck gibt es auch dreipolige Mini-XLR-Steckverbinder, die Shure unter dem Namen TRQ verwendet.
Belegung
Ansicht Kontaktseite | ||||||
Pin | symmetrisch | unsymmetrisch | Lautsprecherkabel | |||
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1 | Signalmasse | Abschirmung und Signalmasse | negative Ader (–) | |||
2 | positive Signalader, „heiß“ (+) | Signalader | positive Ader (+) | |||
3 | negative Signalader, „kalt“ (–) | mit Pin 1 verbunden | unbelegt (offen) |
Die Pinbezeichnungen 1, 2, 3 sind in die Kunststoffhalterung eingeprägt. In der Nähe von Pin 2 liegt außerdem eine Führungsnase.
Üblicherweise werden in der Technik Steckverbinder mit hervorstehenden Kontaktstiften als Stecker bezeichnet und diejenigen mit entsprechenden „Löchern“ als Buchsen. Abweichend davon spricht man bei XLR-Steckverbindern allerdings meist von „männlichen“ (engl. male) und „weiblichen“ (engl. female) Steckern und bezeichnet die Einbauversionen beider Geschlechter als „Buchsen“.
Bei Audioverbindungen sind signalabgebende Anschlüsse stets männlich, signalempfangende Anschlüsse stets weiblich ausgeführt. So ist der typische Mikrofoneingang am Mischpult weiblich, ein Mikrofon hat als Ausgang einen männlichen Steckverbinder am Gehäuse. Standard-XLR-Anschlusskabel haben ein männliches und ein weibliches Ende und lassen sich damit aneinanderreihen.
Ausnahmen in Form weiblicher Ausgänge gibt es gelegentlich bei Lautsprecheranschlüssen, weil dort unter Umständen berührgefährliche Spannungen anliegen können (die Stifte des männlichen XLR-Verbinders liegen zwar innerhalb des Steckergehäuses, können jedoch mit einer Fingerspitze berührt werden).
Bauformen
Bei den XLR-Einbauverbindern gibt es zwei unterschiedliche Bauformen. Bei der mittlerweile üblichen D-Bauform sind die Gehäusedurchbrüche für männliche und weibliche Verbinder gleich, was bei der Fertigung vorbereiteter Einbaubleche ein großer Vorteil ist. Bei der älteren P-Bauform sitzen bei der männlichen Ausführung die Befestigungsbohrungen platzsparend direkt ober- und unterhalb der Steckeröffnung; die weibliche Ausführung sieht ähnlich wie in der D-Bauform aus, ist jedoch etwas in die Höhe gezogen.
Bedeutung und Herkunft der Bezeichnung
Der XLR-Steckverbinder wurde ursprünglich von der US-amerikanischen Firma Cannon (heute ein Teil von ITT) entwickelt. Für die Verwendung als Mikrofonsteckverbinder wurden die damals verhältnismäßig kleinen Rundsteckverbinder der Cannon-X-Serie mit einem Schnappverschlusses versehen und als Cannon-XL vertrieben (L = Latch). Später wurden bei Cannon die weiblichen Steckverbinder mit einer Resilient-Polychloropren-Mischung gefüllt und als Cannon XLR (R = Resilient) bezeichnet. Dieser Steckverbinder wurde so populär, dass man ihn auch nur Cannon plug nannte, und die Nachbauten übernahmen die XLR-Bezeichnung, obwohl sie tatsächlich die XL- und nicht die XLR-Steckverbinder kopierten.
Die Verwendung als symmetrische Audioverbindung wurde in der US-amerikanischen Norm EIA RS-297-A spezifiziert.
Die Bezeichnung XLR hat also auch nichts mit der Pinbelegung zu tun. Im englischen Sprachgebrauch gibt es allerdings eine Merkregel für die Reihenfolge der Pins, die sich an den Buchstaben orientiert:
- 1 eXternal oder Xcreen für Screen (außen, Schirmung = Masse)
- 2 Live oder Line (Signal = heiß)
- 3 Return (Rückleiter = kalt)
Der Vorläufer des XLR-Steckverbinders war in der europäischen Tontechnik der Tuchelstecker, den es in zwei sehr unterschiedlichen Ausführungen gibt, deren kleinere (Kleintuchel) sich von den DIN-Audioverbindungen für Heimanwendung lediglich durch robustere Ausführung und Schraubarretierung unterscheidet. Die Pinbelegung von XLR- und DIN-Steckverbinder unterscheiden sich allerdings.
Vorteile gegenüber Klinken-Verbindungen
Der Vorteil von XLR-Steckverbindungen ist, dass das Signal beim Einstecken nicht – wie bei Klinken-Steckverbindungen – kurzzeitig mit Masse verbunden wird. XLR-Steckverbindungen sind zudem in der Regel verriegelbar und trittsicher ausgeführt.
Ein weiterer Vorteil vor allem gegenüber dem Klinkenstecker liegt darin, dass die Kontaktflächen weitaus weniger stark verschmutzen, da sie nicht mit anderen Gegenständen oder Hautflächen in Berührung kommen.
Ebenso wird das metallene XLR-Steckverbindergehäuse im Allgemeinen nicht mit der Signalmasse verbunden, damit keine durch Berührung eingeschleppten Spannungen zu Störungen führen. Das Steckverbindergehäuse wirkt also nur als Faradayscher Käfig ohne Bezug zur Signalmasse. Am Gehäuse eines Metall-Klinkensteckers liegt aber zwingend immer die Abschirmung an. Um bei komplexen Verkabelungen oder mehreren über den Schutzleiter geerdeten Geräten Erdschleifen zu vermeiden, kann an einem Ende eines Kabels ein Kunststoffsteckverbinder eingesetzt werden. Die Abschirmung wird so nur einseitig angeschlossen.
Beim XLR liegt die Kontaktbuchse 1 der weiblichen Steckverbinder und weiblichen Buchsen im Vergleich zu 2 und 3 etwas weiter vorn („voreilend“). Beim Einstecken wird daher zuerst die Masse-Verbindung hergestellt, was Brummstörungen vermeidet.
Für symmetrische Verbindungen werden in aller Regel XLR-Steckverbinder verwendet. Zwar kann auch mit einem dreipoligen „Stereo“-Klinkenstecker eine symmetrische Verbindung hergestellt werden, doch ist das in der Praxis nur in Patch-Bays und Rack-intern üblich.
Einzelnachweise
- ↑ Connectors for electronic equipment - Part 2-103: Circular connectors - Detail specification for a range of multipole connectors (type 'XLR'), engl.
- ↑ AES Standard AES14-1992 (r2009): AES standard for professional audio equipment — Application of connectors, part 1, XLR-type polarity and gender, engl.