Hammerklavier

Tasteninstrumente, deren Saiten durch Hämmer angeschlagen werden; heute als Abgrenzung der historischen von modernen Klavieren
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. November 2005 um 10:04 Uhr durch Qpaly (Diskussion | Beiträge) (mein Review, Schritt 2: Arbeit am Text). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Hammerklavier bezeichnet man heute die historischen ersten Bauformen des heutigen Klaviers, die im 18. Jahrhundert aufkamen.

Andere Bezeichnungen bzw. Bauform-Varianten sind Fortepiano, Pian e Forte, Hammerflügel, Quer-Hammerflügel, Pyramidenflügel.

Das Instrument gab der „Hammerklavier-Sonate“ op. 106 von Ludwig van Beethoven den Namen.

Merkmale

Die Hämmer der Anschlagmechanik sind bei Hammerklavieren nicht mit Filz, sondern mit Leder oder anderen Materialien überzogen; der Rahmen ist nicht aus Metall, sondern aus Holz gefertigt. Hammerklaviere erlauben im Unterschied zum modernen Klavier nur eine verhältnismäßig geringe Lautstärke. Grundsätzlich war aber bereits beim frühesten Hammerklavier – im Unterschied zum Cembalo – eine Anschlagsdynamik gegeben.

Insgesamt unterscheidet sich der Klang des Hammerklaviers deutlich vom Klang moderner Klaviere. Er ist „trockener“ und in den verschiedenen Lagen deutlich unterschiedlich; während dieses von an den modernen Klavierklang gewöhnten Hörern zunächst als unausgeglichen empfunden werden kann, macht es doch den besonderen Reiz des Hammerklaviers aus.

Viele Hammerklaviere des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts verfügen über besondere Klangeffekte, die über Pedale oder Kniehebel eingeschaltet wurden; z. B. erzeugten zwischen Hämmer und Saiten schiebbare Papierstreifen schnarrende Klangfarben, die erst im 20. Jahrhundert wieder mit präpariertem Klavier erzielt wurden.

Geschichte

Als Erfinder des Hammerklaviers gilt Bartolomeo Cristofori, der um 1700 erste Exemplare fertigte. Für die Weiterentwicklung des Hammerklaviers war vor allem Gottfried Silbermann (1683–1753) bedeutend, der nicht nur einer der berühmtesten Orgelbauer seiner Zeit, sondern auch innovativ im Bau besaiteter Tasteninstrumente (Cembalo, Clavichord, Hammerklavier) tätig war.

Häufig ist bei Klaviermusik des 18. Jahrhunderts offen gelassen, auf welchem Tasteninstrument sie auszuführen ist. Zum einen war es lange Zeit den Komponisten in der Regel nicht so wichtig, zum anderen standen gerade Cembalo und Hammerklavier lange Zeit in Konkurrenz, die es Verlegern und Komponisten geraten erscheinen ließ, auf eine genaue Festlegung zu verzichten, um keine Kunden zu verlieren. Ein Kuriosum ist diesbezüglich das Doppelkonzert für Cembalo, Hammerklavier und Orchester von Carl Philipp Emanuel Bach, in dem die beiden Instrumente ausdrücklich aufeinandertreffen.

Die veränderten Klangideale am Ende des 18. Jahrhunderts führten dann aber schnell zum Aussterben des Cembalos, während das Hammerklavier technisch immer weiter in Richtung des modernen Klaviers entwickelt wurde. Lediglich in England wurden Cembali noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut, die als Besonderheit ein Pedal zur Registerschaltung und manchmal eines zur Betätigung eines Schwellers aufweisen, da man auf diesen späten Cembali (v. a. Jacob und Abraham Kirkman) analog zum Pianoforte auch unterschiedliche Lautstärken erzeugen wollte.

Anfang des 19. Jahrhunderts machte die Entwicklung des Hammerflügels große Fortschritte, insbesondere wurde der Tonumfang vergrößert was die Belastung des nach wie vor aus Holz bestehenden Rahmens vergrößerte. Mit den ersten Flügeln von Erard, die einen metallenen Rahmen verwendeten ist die Zeit des Hammerklaviers vorbei. Diese Klaviere lassen sich bereits als frühe Entwicklungsstufen des modernen Klaviers verstehen.

In den letzten Jahrzehnten erfuhr das Hammerklavier eine Neuentdeckung im Rahmen der Historischen Aufführungspraxis. Inzwischen gibt es von den Solowerken und Klavierkonzerten J. S. Bachs, C. P. E. Bachs, Mozarts und anderer Komponisten des Zeitalters Aufführungen und CD-Einspielungen mit Hammerklavieren, die das andersartige, den Intentionen der Komponisten weitgehend entsprechende Klangbild herausstellen.

Bekannte Hersteller von Hammerklavieren

im 18. und frühen 19. Jahrhundert

heute

  • Fa. Neupert, Bamberg
  • Christoph Kern, Staufen im Breisgau


Siehe auch: Klavier, Cembalo, Clavichord, Tangentenklavier