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Fred Halliday war ein irischer Schriftsteller und Politikwissenschaftler auf dem Feld der Internationalen Beziehungen. Besondere Schwerpunkte seiner akademischen und publizistischen Tätigkeit waren die Islamische Welt und der Ost-West-Konflikt, nach dessen Ende vor allem die Beziehungen zwischen dem Westen und der Islamischen Welt.

Leben

Frederick Halliday (* 22. Februar 1946 in Dublin, † 26. April 2010 in Barcelona) wuchs als Sohn des englischen Kaufmanns Arthur Halliday und der Irin Rita Halliday (geborene Finigan) in Irland und England auf.

akademische Laufbahn

Nach dem Besuch privater Schulen in Dundalk und Ampleforth (North Yorkshire) studierte er am Queen's College der Universität Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaft und erwarb dort 1967 den Bachelor. Später setzte er seine Studien an der School of Oriental and African Studies der Universität London fort. Seine Dissertation zu den Außenbeziehungen der Volksrepublik Jemen begann er 1969 an der London School of Economics (LSE), der abschließende Doktorgrad wurde ihm dort jedoch erst 1985 verliehen. Von 1973 bis 1985 gehörte er dem internationalen Think-tank Transnational Institute an.

1983 begann er seine Tätigkeit als Dozent an der LSE, bevor er dort 1985 eine Professur für Internationale Beziehungen übertragen bekam, die er bis 2008 ausfüllte. Von 2000 bis 2002 war er parallel dazu Gründungsdirektor des Zentrums für Menschenrechtsstudien an der LSE. 2002 bis 2003 musste er seine Arbeit krankheitsbedingt stark einschränken. Ab 2004 lebte er teilweise in Barcelona. 2008 verließ er seinen Lehrstuhl an der LSE und nahm ein Angebot der katalonischen Forschungsstiftung (ICREA) an, als forschender Professor am Institut für Internationale Studien Barcelona (IBEI) tätig zu werden. Der LSE blieb er weiterhin verbunden, so auch als er als langjähriger Kenner der libyschen Regierung früh vor der engen Zusammenarbeit mit der Gaddafi-Stiftung warnte, aus der sich später der größte Skandal der Geschichte der renommierten Hochschule entwickelte.

Als ein Verfechter des Gedankens, dass in einer globalisierten Welt Fremdsprachenkompetenz für das gegenseitige Verstehen über kulturelle Grenzen hinweg unabdingbar sei, beherrschte er rund zwölf Sprachen fließend, darunter Arabisch, Persisch, Deutsch, Französisch, Russisch und Spanisch. Seit 1965 bereiste er den Nahen und Mittleren Osten ausführlich, erkundete dabei jedes Land zwischen Afghanistan und Marokko, und hielt in den meisten davon Vorlesungen. Er traf sich mit vielen der wichtigsten politischen, militärischen und religiösen Führer der Islamischen Welt.

publizistische Tätigkeit

Parallel zu seinen Studien hatte er sich zunächst in der Studentenbewegung politisch engagiert und entwickelte sich zu einem prominenten journalistischen Kommentator innerhalb des linken Spektrums in Großbritannien. Seine erste Buchveröffentlichung hatte er 1969 als Herausgeber von Schriften des 1967 verstorbenen intellektuellen Mentors der Neuen Linken, Isaac Deutscher. Von 1969 bis 1983 war er Mitglied des Redaktionsbeirates der damals marxistisch ausgerichteten Zeitschrift New Left Review.

Halliday schrieb Kolumnen für die Internet-Plattform openDemocracy und für La Vanguardia, die größte Tageszeitung Kataloniens. 2002 wurde er zum Mitglied der British Academy gewählt. Seit 1977 schrieb er für den Middle East Report des Middle East Research and Information Project (MERIP) in Washington. Während seiner Londoner Zeit trat er häufig in diversen Sendungen der BBC auf, und gab in mehreren Fremdsprachen Interviews. Als sein größtes akademisches Vorbild bezeichnete er den französischen Historiker und Orientalisten Maxime Rodinson (1915–2004). Er veröffentlichte mehr als zwei Dutzend Bücher, von denen viele in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Seine Fachartikel erschienen in zahlreichen Sammelbänden und wissenschaftlichen Zeitschriften.

Privates

Halliday war zwischenzeitlich mit der feministischen Soziologin Maxine Molyneux verheiratet, mit der er einen Sohn hatte. Fred Hallidays Bruder ist der Historiker Jon Halliday.

Halliday verstarb im April 2010 an Krebs.

Literatur von Fred Halliday

  • Arabia without Sultans, Penguin 1974, Nachdrucke 1975, 1979; Übersetzungen auf Ital., Jap., Pers., Arab., Türk.
  • Iran: Dictatorship and Development, Penguin 1978, Nachdrucke 1979; Übersetzungen auf Jap., Norw., Schwed., Deutsch, Span., Türk., Arab., Pers., Chin.
  • Mercenaries in the Persian Gulf, Russell Press, 1979. Übersetzung auf Persisch.
  • Soviet Policy in the Arc of Crisis, Institute for Policy Studies, Washington, 1981: auch erschienen als Threat from the East? Penguin 1982; Übersetzungen auf Jap., Franz., Arab.
  • The Ethiopian Revolution, mit Maxine Molyneux, Verso, London 1982.
  • The Making of the Second Cold War, Verso, London 1983, reprinted 1984, 1986, 1988. Übersetzungen auf Deutsch, Pers., Span., Jap.
  • Aspects of South Yemen's Foreign Policy 1967–1982 (PDF, 72 KB, 347 Seiten), Dissertation, LSE, 1985.
  • State and Ideology in the Middle East and Pakistan, herausgegeben von Fred Halliday und Hamza Alavi, Macmillan, 1988.
  • Cold War, Third World, Radius/Hutchinson, 1989. In den USA erschienen als From Kabul to Managua, Pantheon, 1989. Übersetzungen auf Arab. und Jap.
  • Revolution and Foreign Policy: the Case of South Yemen, 1967–1987, Cambridge University Press, 1990.
  • Arabs in Exile, The Yemeni Community in Britain, I.B. Tauris, 1992, überarbeitete Version: Britain's First Muslims, I.B.Tauris, 2010.
  • Rethinking International Relations, Macmillan, 1994. Übersetzungen auf Jap., Span. and Port.
  • From Potsdam to Perestroika, Conversations with Cold Warriors, BBC News and Current Affairs Publications, 1995.
  • Islam and the Myth of Confrontation, I.B. Tauris, 1996. Übersetzungen auf Arab., Pers., Türk., Indones., Poln., Span.
  • Revolution and World Politics: The Rise and Fall of the Sixth Great Power, Macmillan,1999. Übersetzung auf Türkisch.
  • Nation and Religion in the Middle East, London: Saqi Books, 2000. Übersetzung auf Arabisch.
  • The World at 2000: Perils and Promises, Palgrave, 2001. Übersetzungen auf Griechisch and Türkisch.
  • Two Hours That Shook the World. 11 September 2001, Causes and Consequences, London: Saqi, 2001. Übersetzungen auf Arabisch, Schwedisch.
  • The Middle East in International Relations. Power, Politics and Ideology. Cambridge: Cambridge University Press, 2005. Übersetzungen auf Italienisch, Polnisch.
  • 100 Myths About the Middle East. London: Saqi Books, 2005. Übersetzungen auf Arab., Ital., Türk., Port. und Span.
  • Political Journeys: The openDemocracy Essays London: Saqi Books. 2011. (Sammlung von Kolumnen bei openDemocracy aus den Jahren 2004 bis 2009)
  • Shocked and Awed: How the War on Terror and Jihad have Changed the English Language., London: I.B.Tauris, 2011. (mit letzten Korrekturen und Ergänzungen nach seinem Tod)
  • Caamano in London: The Exile of a Latin American Revolutionary. London: Institute for the Study of the Americas, University of London. 2011.
  • Political Journeys: The openDemocracy Essays. London: Saqi Books, 2011.
  • (als Herausgeber und Autor des Vorworts) Russia, China and the West 1953–1966, von Isaac Deutscher, OUP 1969, Penguin 1970. Übersetzungen auf Serbokroatisch, Deutsch.
  • (als Übersetzer und Autor der Einführung) Marxism and Philosophy von Karl Korsch, NLB 1970.

in deutscher Sprache veröffentlicht

  • Iran. Analyse einer Gesellschaft im Entwicklungskrieg., Berlin: Rotbuch 1979, 316 Seiten, ISBN 3880222037.
  • Frostige Zeiten. Politik im Kalten Krieg der 80er Jahre., Frankfurt: Neue Kritik 1984, ISBN 3801501930.
  • (als Herausgeber und Autor des Vorworts) Zwischen den Blöcken. Der Westen und die UdSSR nach Stalin. von Isaac Deutscher, Hamburg 1982.